Heather Graham

Die Amerikaner sind immer ein bisschen sensibel, wenn es um Sex im Kino geht.

Schauspielerin Heather Graham über ihre Rolle in "Der Super-Guru", den Umgang mit Sex im amerikanischen Kino und wieso der Super-Guru wohl kaum in Indien über die Leinwand tanzen wird

Heather Graham

© UIP

Mrs. Graham, in "Der Super-Guru" sehen wir Sie das erste Mal sehr viel tanzen. War denn die Vorbereitung auf den Film harte Arbeit?
Graham: Oh, es war schon immer mein Traum in einem Musik- beziehungsweise Tanzfilm mitzuspielen. Wir haben dafür zwei Wochen geübt – und ich muss sagen, es war großartig. Es hat auch Spaß gemacht, auf Hindi zu singen und ein paar indische Tänze zu lernen.

Und Sie hatten damit keine Schwierigkeiten?
Graham: Schon, aber wir sind ja auch keine Profis, wir können es also nur so gut machen, wie es eben geht. Vor allem wir Frauen haben bei den Dreharbeiten viel zu kichern gehabt.

In "Der Super-Guru" bricht der Inder Ramu von seiner Heimat auf in die USA und wird dort ein umjubelter Sex-Guru. Was sagt Ihrer Meinung nach so eine Story über die Amerikaner aus?
Graham: Ich finde, der Film zeigt, in welchen Klischees wir Amerikaner oft denken. Ramu kommt aus Indien, wir denken also sofort, er muss deswegen unheimlich spirituell sein, aber er ist es wie jeder andere auch. Er will Erfolg, bekannt und reich sein. Ich hoffe, dass der Film mit einer gewissen "wir-sind-alle-gleich" Botschaft beim Zuschauer ankommt. Daisy von Scherler Mayer, die Regisseurin, hat mit uns viel über Toleranz gesprochen, und schließlich ist da ein Song auf dem Film-Soundtrack, der sagt, dass die Erde die vielen verschiedenen Menschen und Kulturen braucht, damit sie sich weiterdrehen kann – so denke ich auch.

Visuell ist der Film teilweise sehr stark durch Bollywood beeinflusst. Haben Sie sich Bollywood Filme vorher angeguckt?
Graham: Ja, ein paar und die fand ich sehr lustig, vor allem die Musikszenen haben mir sehr gefallen. Genial, sehr fröhlich und romantisch, sehr übertrieben aber enorm witzig.

Wird man den "Super-Guru" später auch in Indien sehen können?
Graham: Nein, ich denke, dass man den Film in Indien nicht zeigen wird. Dafür geht das Thema wohl ein bisschen zu weit, das wäre zu riskant. Die Bollywood Filme, die ich bisher gesehen habe, sind ja sehr unschuldig und keusch. Es wird viel gekichert, es gibt auch Küsse – aber Sex?

Glauben Sie, es wäre vielleicht auch zu riskant, den Film in Indien in die Kinos zu bringen, weil er zeigen will, dass ein Inder nur als Sex-Guru in den USA Erfolg haben kann?
Graham: Nein, das ist doch der ganze Witz an dem Film, dass die Amerikaner oft einen beschränkten Blick für andere Kulturen haben, darüber macht sich der Film lustig. Ich denke, im Gegenteil, es ist eine große Sache, ein amerikanischer Film mit einem indischen Hauptdarsteller, das öffnet für die Zukunft die Tür zu weiteren solchen Projekten.

Was meinen Sie, haben Sie durch die Arbeit an "Der Super-Guru" über Indien gelernt, erfahren?
Graham: Hm (lange Pause). Ich war schon immer in dieser Kultur interessiert und wollte auch schon immer mal nach Indien fahren. Aber ich glaube, ich habe durch den Film nichts über die indische Kultur gelernt.

Obwohl sich der ganze "Super-Guru" um einen Sexpriester dreht, will der Film ohne Sexszenen auskommen. Warum eigentlich?
Graham: Also, die Amerikaner sind immer ein bisschen sensibel, wenn es um Sex im Kino geht. Wenn das nun aber das zentrale Thema ist, dann muss man das für die Leute weniger offensiv und nicht provokativ umsetzen. Der Film handelt von Sex, es wird darüber geredet und er hat dabei auch eine gute Botschaft – aber er ist nicht anstößig.

Im Film jobben Sie ja als Pornodarstellerin. Was hatten Sie persönlich vor Ihrer Schauspielkarriere für Jobs?
Graham: Ich war mal Platzanweiserin beim Hollywood Bowl und habe auch mal Papiere in einer Arztpraxis sortiert. Aber bis zu meinem 17. Lebensjahr hatte ich sowieso keine Jobs, und danach konnte ich mein Leben schon sehr bald vom Schauspiel finanzieren.

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Der Witz an dem Film ist doch, dass die Amerikaner oft einen beschränkten Blick für andere Kulturen haben - darüber macht sich der Film lustig.

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Sie leben abwechselnd in Los Angeles und New York, wodurch unterscheiden sich die beiden Städte für Sie?
Graham: Es gibt Dinge, die mag ich mehr in New York und es gibt welche, die mag ich mehr in L.A. New York ist aufregender, es laufen dort viel mehr verschiedene Menschen herum – und mein Appartement ist super! In L.A. habe ich schon sehr lange gelebt, die Stadt kenne ich sehr gut. Es ist ruhiger und friedlicher in L.A.

Sie haben als Schauspielerin einen sehr eigenen Sinn für Humor, wo, denken Sie, liegt das Geheimnis?
Graham: Vielleicht ist das meine Persönlichkeit, an der das liegt. Ich versuche echt zu sein, ehrlich. Und ich versuche, mich nicht zu ernst zu nehmen. Das habe ich in den letzten Jahren gelernt, einfach alle Dinge nicht so ernst zu nehmen.

"Der Super-Guru" ist auch ein Film über das Berühmtwerden in den USA – was denken Sie, muss man also tun, um im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" berühmt zu werden?
Graham: Ich weiß es nicht. Ich denke jedenfalls, wenn man einen Traum hat und an diesen Traum glaubt … Nein, man kann nicht immer genau das bekommen, was man sich erwünscht. Aber wenn du es versuchst, wirst du auf jeden Fall einen Teil davon erreichen. Natürlich gibt es Dinge, die sind einfach Schicksal. Ich kenne mittlerweile so viele talentierte Schauspieler und Schauspielerinnen, die aber bis heute keinen Erfolg haben. Es hängt viel davon ab, was du aus der Situation zu machen weißt, in der du gerade steckst. Und es ist auch immer eine Mischung aus Talent und Glück.

Ihr persönlicher Lebenstraum, ist der bereits wahr geworden?
Graham: Ja, in gewisser Hinsicht ist der schon komplett wahr geworden, in manchen Angelegenheiten allerdings noch nicht.

Wie erreichen Sie denn Ihre Ziele?
Graham: Ich glaube an mich, und daran, dass ich die Dinge, die ich machen will, bewältigen kann, auch wenn ich mich gerade nicht so fühle. Und wenn ich kritisiert werde, an der ein oder anderen Stelle nicht gut war, dann weiß ich, dass nächste Mal wird besser.

Kämpfen Sie für Ihre Träume?
Graham: Ich denke, dass man als Schauspielerin immer irgendwie kämpfen muss. Man kann immer kritisiert werden, die Leute können immer wieder Kritikpunkte finden – das muss man sich dann anhören und weiterkämpfen.

Vor kurzem hat Jodie Foster angefangen, ihre eigenen Filme zu produzieren, viele andere Schauspielerinnen machen es ihr nach. Glauben Sie, dass die Frauen in Hollywood mittlerweile mächtiger geworden sind?
Graham: Ich kann nur sagen, dass ich das sehr hoffe. Aber auch wenn man sich heute einen Film anguckt, sind immer noch sehr viel mehr Männerrollen als Frauenrollen drin. Und noch wenigere Rollen gibt es für ältere Frauen. Das ist bedauerlich und ich hoffe, dass sich das bald ändert.

War es für Sie anders mit einer Regisseurin zu arbeiten als mit einem Regisseur?
Graham: Zum Teil, Daisy hat eine Vorstellung und die will sie durchsetzen, da unterscheidet sie sich nicht besonders von männlichen Kollegen. Es sind mehr die Gespräche am Rande der Dreharbeiten, wo man sich dann eben unter Frauen unterhalten kann. Und das ist manchmal wirklich angenehmer.

Welche Filmrolle, würden Sie sagen, verkörpert Sie am besten?
Graham: Oh, da fällt mir keine ein. Ich kann nur sagen, mein absoluter Lieblingsfilm ist "Harold and Maude", mehr nicht.

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