Mrs. Nova, geben Sie eigentlich gerne Interviews?
Nova: Früher fand ich es richtig grausam, Interviews zu geben. Heute macht mir das aber manchmal richtig Spaß, auch wenn es definitiv nicht zu meinen Lieblingsgeschäften gehört. Ab und zu lerne ich sogar etwas dabei. Ich versuche es so zu sehen, dass ich einfach ein lockeres Gespräch führe, mit jemandem, der hoffentlich auch Musikfan ist.
Wenn man an den Anfang Ihrer Biographie schaut: Sie haben lange Zeit mit Ihrer Familie auf einem Boot gelebt, danach kamen Sie auf eine richtige Schule, hatten aber Probleme, mit den anderen Schülern in Kontakt zu treten. Waren Sie eine eher verschlossene Person?
Nova: Auf dem Boot habe ich von meinem zehnten bis zum 15. Lebensjahr gewohnt. Und ich glaube, das ist im Leben eine entscheidende Zeit, wo du sozial geprägt wirst. Auf dem Boot war ich nur mit meiner Schwester zusammen und andere Freunde hatten wir nicht. Als ich dann wieder auf eine Schule kam, fühlte ich mich sehr entfremdet, ich war auch sehr scheu. Ich wusste nicht, worüber ich mit den Leuten reden sollte, weil ich nicht in derselben Kultur wie sie aufgewachsen war. Aber ich denke, das ist auch der Grund, warum ich angefangen habe, Musik zu machen, weil die Musik zu meinem einzigen Freund wurde. Gitarre habe ich immer dann gespielt, wenn ich mich alleine fühlte.
Also haben Sie schon früh angefangen, über Musik kommunizieren.
Nova: Ja, Musik ist der große "Kommunikator", Musik hat diese unglaubliche Kraft, die Leute miteinander zu verbinden. Deswegen finde ich es ja auch so traurig, dass die Musik immer kommerzieller wird. Weil viele Künstler einfach vergessen, dass es bei Musik vor allem um Kommunikation geht. Sie werden gezwungen, kommerziell zu sein, einfache Popsongs zu schreiben – das ist kein guter Weg, Musik zu machen.
Können Sie konkret erklären, wie ein Musiker kommerziell wird?
Nova: Das passiert ja sehr schnell/leicht. Ich selbst habe bei Plattenfirmen die Erfahrung gemacht, dass ständig Mitarbeiter rausgeschmissen werden. In dem Moment, wo du einen Plattenvertrag unterschreibst, hast du noch Leute, die an deine Musik glauben, du machst ein Album, alles wunderbar. Aber in der Zeit bis zu deinem zweiten Album werden all diese Leute gefeuert, und durch andere ersetzt. Die aber kommen nicht unbedingt mit dir klar, sie mögen vielleicht gar nicht deine Musik, oder verstehen sie nicht – aber sie müssen Hits rausbringen, damit sie ihren Job nicht verlieren. Also versuchen sie dich dazu zu bringen, Hits zu schreiben oder mit einem Produzenten zu arbeiten, der solche Hits schreibt, einen Remix macht usw. Mir ist das bei meinem Album "South" passiert, da habe ich mich von der Plattenfirma sehr gebeutelt gefühlt, weil sie einfach nur daran interessiert war, dass ich Hits singe.
Und wenn du dann ein Album machst, dass so weit von dir weg ist, wo du aber eigentlich Songs für geschrieben hast, die dir persönlich sehr wichtig sind … Mich hat das sehr deprimiert, Führungskräfte in der Plattenfirma zu haben, die sich in meinen kreativen Prozess einmischen. Das war dann auch der Punkt, wo ich mich entschieden habe, unabhängig zu werden. Ich wollte keinen Vorgesetzten haben, der mir sagt, dass ich Musik für’s Radio machen soll.
Und meinen Sie, Ihrem Album "South" ist dieser kommerzielle Druck anzuhören?
Nova: Ja, ich bin nicht glücklich mit dem Album, es hat seine Seele verloren und seinen Fokus. Und es gibt auf dem Album Songs, die sehr überproduziert sind.
Wenn heute ein Musiker einen Vertrag bei einer großen Plattenfirma unterschreibt, weiß er dann nicht auch, dass er für den großen Scheck seine Unabhängigkeit sehr wahrscheinlich aufgeben muss?
Nova: Also, da gibt es ja verschiedene Plattendeals. Ich denke zum Beispiel, dass jemand wie Britney Spears von vornherein nicht ihr Herz und ihre Seele in die Musik packen und tiefgründige Songs schreiben wollte. Sie wollte ein Star werden, ein Popstar.
Aber auf der anderen Seite gibt es auch Songwriter, die einfach nur gute Musik machen wollen – und auch davon leben wollen. Ich möchte ja auch von meiner Musik leben können und keinen anderen Job haben müssen, ich möchte, dass Musik mein Leben ist. Aber ich will diesen Ausverkauf nicht …
… worauf sich aber viele Musiker einlassen, um eben berühmt zu werden.
Nova: Ja, manche machen das, das stimmt.
Könnten Sie denn sagen, was kommerzielle Musik eigentlich definiert? Was macht Musik kommerziell?
Nova: Eine Plattenfirma hat halt eine bestimmte Vorstellung davon, was sich im Radio spielen lässt und was nicht. Sie wollen etwas eingängiges, sie wollen etwas mit den heute angesagtesten Beats – in Ideen anderer Leute herumpfuschen, um damit Geld zu machen. Deren Intention besteht nicht allein aus der Absicht, Musik zu machen. Aber wenn du etwas mit der Intention machst, es zu verkaufen, dann betrügst du die Leute, dann verrätst du, was es bedeutet, ein Künstler zu sein und du selbst kannst dir nicht länger treu sein. Das ist für mich kommerziell.
Aber warum verkaufen sich bestimmte Songs gut und andere weniger gut?
Nova: Das ist ein ganzer Kreislauf. Kinder hören Radio und das Radio hat sich für den oder den Song entschieden … Ich meine, wissen Sie eigentlich, wie korrupt das Radio in den USA ist? Sie kriegen da einen Song nicht gespielt, bevor deine Plattenfirma dem Sender-Chef einen Urlaub in Rio oder ein bisschen Kokain spendiert hat – was auch immer. Da spielt die Musik keine Rolle mehr, sondern nun noch das Geld. Das finde ich so deprimierend an der dortigen Musikindustrie, deshalb mag ich Europa auch viel lieber, weil es hier noch "organischer" abläuft. Natürlich läuft in Europa im Radio auch viel kommerzielle, oberflächliche Musik. Aber es gibt noch eine natürlichere Haltung zur Musik, die Industrie ist hier noch nicht so sehr konzerngesteuert und es gibt in Europa eine größere Akzeptanz für alternative Musik, für Songwriter wie mich.
Ihre aktuelle Lebenssituation erscheint mir geradezu ideal: Sie leben weit weg auf einer Insel, haben nicht viel um sich herum, ein Kind, Sie können auf Tour gehen, Musik machen, wann Sie wollen …
Nova: Ja, aber wissen Sie, ich bin in diesem Geschäft auch schon 12 Jahre. Und ich habe 10 Jahre davon auf Tour verbracht. Ohne Pause. Die ersten fünf Jahre bin ich noch mit einem kleinen Transportwagen getourt, in dem ich auch geschlafen habe, nachdem ich in diesen vielen, kleinen Clubs gespielt habe. Damit bin ich jetzt fertig, ich will das auch nicht mehr das ganze Jahr lang machen. Deshalb habe ich mich entschieden, an einem ruhigeren Ort zu leben und zwischendurch auf kurze Tourneen zu gehen. Im Moment konzentriere ich mich dabei auf Europa, weil ich auch nicht mehr daran interessiert bin, die ganze Welt zu bereisen, das ist mir zu anstrengend.
Aber ist Ihre Lebenssituation auch so ideal, wie es nach außen hin scheint?
Nova: Ich denke, gar nichts ist ideal. Wenn man ein Kind hat, ist das auch harte Arbeit, aber es ist auch das Beste, was ich je erlebt habe, es gab noch nie so etwas Fantastisches in meinem Leben. Und was die Bermudas betrifft, ja, das ist ein sehr schöner Ort zum Leben, aber die Hälfte des Jahres ist es auch sehr stürmisch und feucht – wir sind eine sehr kleine Insel mitten im Atlantischen Ozean, da ist es nicht so warm wie in der Karibik.
Und die Menschen auf den Bermudas?
Nova: Das ist wie eine große Gemeinschaft, du kennst deine Nachbarn … Das habe ich ja zum Beispiel in London vermisst. Ich habe dort viele Jahre in einem Apartment-Haus gelebt und kannte meine Nachbarn nicht. Du kannst dort mit jemandem die gleiche Wand teilen und trotzdem weißt du nicht, wer es ist. Diese enge Gemeinschaft wie auf den Bermudas habe ich in London sehr vermisst und nach einer Weile habe ich großes Heimweh gehabt, auch nach meiner Familie und dem Meer.
Es gibt im Internet eine Website mit dem Titel "The Heather Nova CD Project", wo es den Initiatoren darum ging, von Fans gesungene Versionen Ihrer Songs zu sammeln und sie Ihnen eines Tages in Form einer CD zu überreichen.
Nova: Ja, ich habe davon gehört, aber die CD habe ich bisher nicht bekommen. Trotzdem, die Idee finde ich sehr süß.
Aber wie fühlt sich das für Sie an, wenn andere Leute Ihre Lieder singen?
Nova: Das ist doch schön. Wenn du einen Song veröffentlichst, oder auf der Bühne singst, dann setzt du ihn dadurch in die Welt, du teilst ihn mit Leuten. Und wenn dann jemand selbst diesen Song singen will, finde ich das großartig.
Es gibt also keinen Song, wo Sie sagen würden, der ist Ihnen zu persönlich als dass ihn jemand anderes singen sollte?
Nova: Songs sind sehr persönlich, wenn du sie schreibst. Aber die Natur des Songschreibens ist, dass du die Erfahrung teilst, was es bedeutet, Mensch zu sein. Manchmal musst du tief in deine dunklere Hälfte eindringen, was nicht so angenehm ist. Aber du musst das tun, um ein guter Songwriter zu sein. Weil da geht es um die wahren, die interessanten Dinge, und es ist nicht immer einfach, diese mit anderen zu teilen. Also, du kannst einen sehr persönlichen Song schreiben, aber wenn du ihn singst, ist er ein Geschenk für die Leute. Und die können damit machen, was sie wollen: sie können ihn singen, ihn sich anhören. Wenn ich das nicht wollte, warum würde ich dann sonst einen Song auf einer Platte veröffentlichen?
Und gibt es Songs, die Sie geschrieben haben, aber nicht veröffentlichen?
Nova: Ja, natürlich.
Weil Sie sie nicht teilen wollen.
Nova: Ja, weil das etwas Privates ist.
Und um genau diese Songs zu hören, müsste man Sie auf den Bermudas antreffen …
Nova: Nein, ich würde diese Songs auch nie vor Leuten singen, denen ich nicht vertraue. Es gibt in meinen Songs auch keine Details, von denen ich nicht will, dass die Leute sie erfahren. Ich bin schon so sehr ehrlich mit den Gefühlen und Emotionen in meinen Songs, aber ich nenne zum Beispiel keine Namen von Leuten in meinen Songs, ich offenbare keine Dinge, die mich selbst verletzten könnten.
Aber gab es schon mal Personen, die sich in Ihren Songs wiedererkannt haben?
Nova: Vielleicht. Aber ich rede mit den Leuten nicht darüber.
Ihr Kind, hört es schon viel Musik?
Nova: Ja, er hört viel Musik, er war auch mit im Studio, als wir das Album aufgenommen haben. Das war cool für ihn, dabei zu sein, die Instrumente haben ihn beeindruckt und er liebte das Schlagzeug. Ich denke, er wird ein Schlagzeuger werden (lacht). Nein, er kann natürlich machen, was er will.
Aber wie wichtig ist Musik Ihrer Meinung nach beim Großziehen eines Kindes?
Nova: Musik und Kreativität sind natürliche und spontane Dinge. Und Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, diese Dinge zu erforschen. Ich denke, jede einzelne Person ist kreativ, es ist nur so, dass manche nicht die Chance bekommen, ihre Kreativität zu erforschen. Ich find es gut, dem Kind eine Harmonika zu geben, ein Schlagzeug oder ein Klavier, was auch immer – und ihm zu helfen, wenn es das Instrument lernen will. Man sollte das Kind aber auch nicht zwingen, weil eben nicht jeder ein Musiker werden will. Kreativität kann sich auf ganz verschiedene Weise äußern. Du kannst zeichnen, malen, schauspielern, schreiben … Es gibt nur halt auch den Fall, dass ein Kind diese Chance nie bekommen hat oder man ihm gleich gesagt hat, es sei nicht kreativ. Dann wird das Kind langsam erwachsen und denkt tatsächlich, es sei nicht kreativ. Aber jede einzelne Person auf diesem Planeten ist kreativ, Kreativität ist eine Gabe der Natur.
Nur macht nicht jeder aus der Kreativität seinen Beruf.
Nova: Was gut ist, weil wir brauchen ja auch Leute, die Ärzte werden usw. Aber trotzdem, du kannst Klempner sein, aber als Person trotzdem noch kreativ sein, nach hause gehen und ein Gedicht schreiben, oder so.
Und könnte jeder ein Songwriter sein?
Nova: Das weiß ich nicht, aber ich denke, Kreativität ist eine Sache, die man von Natur aus hat.
Wann kam denn bei Ihnen der Punkt, wo Sie sich darüber im Klaren waren, Ihre Karriere auf Kreativität aufzubauen?
Nova: Ich wusste schon sehr früh, dass ich mich dabei wohl fühlte, kreativ zu sein, Bilder zu malen, Lieder zu singen. Aber bis ich auf’s College kam wusste ich nicht, was ich später machen würde. Dann habe ich so viele Songs geschrieben, dass ich mir dachte: ok, ich will es versuchen. Es gibt keinen anderen Beruf, den ich mir vorstellen könnte, der mir so viel Freude bereitet. Und als Songwriterin kann ich etwas abgeben, an die Welt. Songs schreiben, das kann ich wirklich am besten, nicht anderes kann ich genauso gut.
Wissen Sie eigentlich, wie viele Songs Sie bisher geschrieben haben?
Nova: Also, wenn Sie die veröffentlichten meinen, etwa 100. Geschrieben habe ich aber weitaus mehr. Wenn ich ein Album aufnehme, dann schreibe ich für gewöhnlich 20-30 Songs und suche mir dann 10 bis 12 für das Album aus. Und die meisten der Songs, die ich nicht nehme, habe ich heute schon vollständig vergessen.
Aber Sie schreiben all die Songs erst in dem Moment, wo Sie wieder ein Album machen wollen?
Nova: Ja, und danach schreibe ich vielleicht für ein Jahr nicht. Für ein Album gebe ich mir etwa vier Monate Zeit und in der Zeit schreibe ich. So funktioniert für mich der kreative Prozess. Ich möchte mir auch Zeit behalten, in der ich nicht schreibe, weil ich glaube, das ist gut für deinen Kopf, einfach Leben zu "sammeln" und in dieser Zeit die Dinge einfach laufen zu lassen.
Und wenn Sie dann doch auf einmal eine gute, neue Melodie im Kopf haben?
Nova: Dafür habe ich dann ein Diktiergerät. Und wenn es dann wieder Zeit ist, zu schreiben, dann ist das so als wenn du die Türen wieder öffnest und die Songs herauslässt. Du musst dann aber auch bereit sein, einem Faden zu folgen, du musst einer Idee folgen können, solange sie frisch ist, in deinem Kopf. Wenn ich aber auf Tour bin, dann habe ich keine Zeit dafür, mich hinzusetzen und das zu tun. Du bist ja auf Tour nie allein, sondern in einem Tourbus mit 10 anderen Leuten …
Was hat Sie bisher mehr inspiriert? Das Leben auf den Bermudas oder das Leben on Tour?
Nova: Alles. Leben überhaupt inspiriert mich. Das kommt aus meinem Innenleben heraus, von Geschichten, Dingen, die ich so erlebt habe – und das kann wirklich alles sein, die simpelsten Dinge. Manchmal bedeutet Songwriting, einfach die alltäglichste Sache zu nehmen und daraus die Schönheit und die Magie herauszuziehen und das in einen Song zu verwandeln.
Viele Leute, die in Ihre Konzerte kommen, verbinden persönlich sehr viel mit Ihrer Musik – treffen Sie manchmal Fans, und wie läuft das ab?
Nova: Ja, das tue ich. Ich treffe oft Leute backstage, ich bekomme auch sehr viele Briefe, die ich versuche, zu beantworten. Die Leute teilen sehr viel mit mir, wenn sie meine Musik hören und sie erzählen mir dann ihre eigenen Geschichten und wie die Musik sie erreicht hat – ich schätze das sehr. Viele haben mir auch schon erzählt, dass meine Songs ihnen durch eine sehr schwierige Zeit ihres Lebens hindurch geholfen haben.
Welche Musik hat Ihnen denn in schwierigen Lebenssituationen geholfen?
Nova: Neil Young hat mich durch eine Menge Situationen durchgebracht, als ich noch jünger war. Und ich kann mich sehr gut an den Tracey Chapman-Song "Fast Car" erinnern: als ich 22 Jahre war und in dieser fürchterlich beleidigenden Beziehung steckte – da gab mir dieser Song Inspiration und die Hoffnung, wieder frei zu werden.
Sagen Sie, Ihr letztes Album "Storm" wurde nicht in den USA veröffentlicht, oder?
Nova: Nur über iTunes.
Ich las, dass Sie sich selbst auch viel Musik über iTunes besorgen.
Nova: Ja, es gibt auf den Bermudas halt auch nicht so viele gute Plattenläden.
Und gefällt Ihnen diese digitale Form?
Nova: Klar, warum nicht? Der Song kommt schließlich genauso aus deiner Hifi-Anlage, das ist genau das Gleiche. Es gibt natürlich Puristen, die sich nur CDs kaufen, ich bin das aber nicht. Die Technologie ist definitiv mein Freund. Als es daran ging, meine neue Platte abzumischen, musste ich nach Hause zu meinem Kind. Aber ich wollte das den Produzenten nicht ganz alleine machen lassen, deshalb hatte ich Lautsprecher in meiner Küche, und über eine schnelle Internetverbindung kam die Musik in meine Küche. Und das war wirklich genauso gut, als wenn ich im Studio gewesen wäre, weil er mir die Ergebnisse vorspielen konnte und ich mit ihm reden konnte, dass er die Gitarre zurücknimmt, die Stimme hervorhebt usw. – fantastisch! Ich konnte auf den Bermudas sein und meine Platte abmischen.
Das Album klingt tatsächlich sehr gut produziert.
Nova: Ja, wobei ich nicht hoffe, dass es überproduziert ist, nicht dass es zu poliert, zu glatt klingt. Weil ich mag es, die Musik ein bisschen rau und grob zu belassen.
Sie würden also nicht sagen, dass die Technologie Ihre Musik zu sehr beeinflusst hat.
Nova: Die Technologie ist ein Werkzeug, heute genauso wie früher das analoge Tonbandgerät ein Werkzeug war. Es spielt keine Rolle, welche Werkzeuge du benutzt, es geht nur darum, wie du sie benutzt und dass du nicht zum Sklaven dieser Werkzeuge wirst. Ich bin kein Sklave der Technologie aber natürlich benutze ich sie. Das ermöglicht mir die Sachen zu tun, die ich tun muss.
Was ist mit dem Internet?
Nova: Ja, das benutze ich sehr viel.
Es stehen natürlich auch sehr viele Dinge über Sie im Internet. Interessiert Sie das?
Nova: Ich versuche, mich davon fern zu halten und mir viele Dinge gar nicht erst anzuschauen. Weil, das kann auch verstörend sein. Ich mache es manchmal und ich habe von meinen Fans auch schon Dinge erfahren, zum Beispiel welche Songs sie am liebsten mögen, was mir bei der Zusammenstellung meiner Konzertprogramme hilft. Aber wenn du dir diese Seiten zu oft anguckst, kann das sehr unheimlich werden. Denn das sind natürlich auch die Leute, die auf bestimmte Weise am kritischsten mit dir sind. Ich will mir das nicht zu viel anhören, weil ich mir meine Art vom Musikmachen erhalten will – ich schreibe Musik für mich selbst. Ich schreibe Musik, weil ich sie einfach schreiben muss, und nicht für mein Publikum.
Sie schenken dem Publikum Ihre Songs, haben Sie vorhin gesagt.
Nova: Ja, aber ich will nicht nur Musik machen, um jemandem zu gefallen. Da besteht noch ein großer Unterschied.
Wenn Sie jemand fragt, einen bestimmten Song von einem Ihrer vielen Alben zu singen, fällt Ihnen dann sofort der Text ein?
Nova: Nicht immer. Wenn ich auf der Bühne stehe und jemand bittet mich um einen Song von einem früheren Album, dann fallen mir manchmal nicht alle Akkorde und Texte ein.
Und gibt es auch Songs, die Sie nie wieder spielen werden?
Nova: Ja, die gibt es. Weil sie in Zeiten entstanden sind, die ich nicht wieder "besuchen" will.