Frau Makatsch, mit Ihrem Lebensgefährten Max Schröder haben Sie gerade eine CD mit Kinderliedern aus dem „Großen Liederbuch“ des Diogenes Verlag aufgenommen, darunter „Bruder Jakob“, „Hänschen klein“ und „O du lieber Augustin“. Haben Sie zu den Liedern eine persönliche Beziehung?
Makatsch: Ja, das habe ich! Gerade zu dem Liederbuch habe ich einen Bezug. Es kam in den 70er Jahren auf den Markt, mit den Illustrationen von Tomi Ungerer und natürlich hatten wir es auch bei uns im Haushalt. Mein Vater hat immer viel Gitarre gespielt, und dabei haben wir auch die Lieder aus dem Liederbuch gesungen. Ich habe mich auch immer besonders an den Illustrationen von Tomi Ungerer erfreut. Als ich das Buch mal wieder aufschlug, jetzt, so viele Jahre später, kamen gleich ganz viele Erinnerungsfluten auf mich zu.
Und die Idee zur CD…
Makatsch: Die kam vom Diogenes-Verlag. Die sind auf uns zugekommen, also auf mich in erster Linie, und haben vage gefragt, ob ich bei der Jubiläumsausgabe des Liederbuches, welches seit 35 Jahren im Diogenes-Verlag verlegt wird, musikalisch mitwirken würde. Da ich eben diese Verbindung zu dem Liederbuch habe, fand ich die Idee grundsätzlich gut. Ich habe mir überlegt, wie man die Lieder angehen könnte, so dass sie etwas mit mir zu tun haben. Und ich das auch vor mir vertreten kann, dass ich so „konservatives“ Liedgut intoniere (lacht). Ich habe Max gefragt, ob er sich das vorstellen könnte. Das konnte er, der Diogenes-Verlag auch und so kam es dann zustande.
„Die Gedanken sind frei“ fällt als politisches Lied ein wenig aus dem Rahmen. Wieso ist es enthalten?
Makatsch: Weil es im Buch ist. Aber stimmt, wir haben da schon eine Selektion gemacht. Wir haben es genommen, weil wir es für ein gutes Lied halten. Weil es das Spektrum erweitert und ein bisschen wegführt von „Grün, grün, grün, sind alle meine Kleider“. Und weil es den Kindern noch ein bisschen revolutionäres Gedankengut mitgibt.
Haben Sie sich vorher Nenas Kinderlieder-CD „Komm, Lieber Mai“ von 1991 angehört? Und würde es Sie stören, wenn man Sie jetzt mit Nena vergleicht?
Makatsch: Überhaupt nicht. Ich finde, es wäre eine Ehre, mit ihr in einer Reihe genannt zu werden, weil sie eine etablierte Pop-Sängerin ist, damit habe ich kein Problem. Ich finde, sie hat das gut gemacht, in ihrer Art, das zu singen. Es ist Nena und das hört man auch sofort.
Ich kenne auch den Produzenten der Platte, Jens Kuphal – mit ihm habe ich die Hilde-Platte produziert, so schließt sich der Kreis. Aber wir haben die CD nicht wirklich als Inspiration oder als etwas Gegenteiliges betrachtet, sondern einfach mal reingehört, was Nena da so gemacht hat.
Die Arrangements auf „Die schönsten Kinderlieder“ klingen frisch, wirken souverän und tragen deutlich die Handschrift von Max Schröder. Ist es diese Diskrepanz zwischen klassischem Liedgut und zeitgemäßer Umsetzung, die als „Childrens Music“ aus Amerika herübergeschwappt ist?
Makatsch: Wie meinen Sie das jetzt?
Im Begleitschreiben Ihrer Plattenfirma wird zum Beispiel auf die amerikanische Alternative-Band „They Might Be Giants“ verwiesen, als Initiatoren dieser „Childrens Music“.
Makatsch: Ich glaube, Max hat sich das nicht als Vorbild genommen. Er hat sich glaube ich vorgenommen Musik zu machen, die ihm gefällt und sich ein paar CDs auf den Tisch gelegt, um zu hören, was er da gerne machen möchte, wo er stilistisch hin will. Er hat ja auch nicht nur eine Richtung eingeschlagen, sondern sich ein ziemlich breites Spektrum erlaubt. Ich glaube, Max geht da relativ intuitiv vor, so dass er das, was das Lied in ihm anschlägt, in der Musik umsetzen kann. Er kommt eben aus diesen Kreisen der Indie-Musik und natürlich ist da auch amerikanische Indie-Musik dabei, das spiegelt sich darin wieder. Aber es lag zum Beispiel auch die Platte „Rubber Soul“ der Beatles bei ihm auf dem Tisch, das geht also auch noch weiter zurück.
Wie wichtig ist Ihnen Hausmusik oder die Vermittlung von klassischen Kinderbüchern an Ihre eigenen Kinder?
Makatsch: Bei uns wird jetzt nicht so wahnsinnig viel Hausmusik gemacht, aber wir singen schon, während Autofahrten, und wenn es mal langweilig wird. Ich denke es ist erst mal gut, wenn die Kinder überhaupt singen, egal, ob sie Pipi Langstrumpf singen, oder „Wenn ich ein Vöglein wär'“. Es ist schön, wenn dadurch so ein kollektiver Pool von Liedern, Märchen, Büchern oder Geschichten entsteht, auf den die Kinder dann untereinander zurückgreifen können. Es sollte etwas Verbindendes darin stecken, Generationen verbinden, aber auch die Kinder untereinander. Ich denke, die Lieder haben schon irgendwie Bestand. Man kann ja sehen, dass da eine Freude in den Kindern entsteht, wenn sie merken, dass über ein Lied Konsens herrscht.
Ich denke es ist erst mal gut, wenn die Kinder überhaupt singen, egal, ob sie Pipi Langstrumpf singen, oder "Wenn ich ein Vöglein wär'".
Wie stehen Sie heute zur Berichterstattung über Ihre Person, z.B. wenn ein Magazin Sie und Herrn Schröder zum schicksten Promipaar kürt…
Makatsch: Ach, das ist mir egal, damit habe ich ja nichts zu tun. Aber ich rede nicht detailliert über unser Privatleben. Ich möchte nicht auf Spielplätzen von Paparazzi fotografiert werden.
Ist es nicht auch eine Art von Respektsbekundung, wenn die Geburt des zweiten Kindes eine Meldung wert ist? Muss man das als erfolgreiche Schauspielerin in Deutschland nicht einfach aushalten?
Makatsch: Nein, das sehe ich gar nicht so. Ich bin Schauspielerin und Mutter. Beides ist für mich total zu trennen. Es gehört zu meiner Arbeit über Filme, die ich drehe und Projekte, die ich mache zu sprechen. Dazu gehören aber nicht meine Kinder.
Es ist also eine freie Entscheidung, ob man sich auf den Boulevard begibt und Teil davon wird, oder nicht?
Makatsch: Ehrlich gesagt glaube ich schon, dass man darüber bis zu einem gewissen Grad entscheiden kann, ja. Wenn jemand meint, uns zu einem schicken Paar wählen zu müssen, dann kann er das ja gerne machen. Aber sobald ich da aktiv mitwirken soll, würde ich mich gerne zurückziehen.
Ist es für Sie ein Luxus oder eine moralische Grundvoraussetzung, sich Schauspielrollen, Hörbücher und Musikprojekte nach der inhaltlichen Relevanz aussuchen zu können?
Makatsch: Das kann man natürlich nur bedingt. Man kann es sich aussuchen, aus einer gewissen Anzahl von Möglichkeiten, aber eben nicht aus allen Möglichkeiten. Je weiter sie gesteckt sind, desto privilegierter fühlt es sich natürlich an. Aber ja, es war von je her eine Voraussetzung, für das was ich mache. Vielleicht ist es aber so, dass man in den heutigen Zeiten die Parameter etwas anders steckt. Aber natürlich habe ich schon eine Grundhaltung, der ich versuche nahe zu bleiben.
Spielt die Altersfrage des Publikums für Sie dabei eine Rolle? Würden Sie in einem FSK-18-Film mitspielen?
Makatsch: Ich weiß gar nicht, was der beinhalten muss, damit er diese Auszeichnung bekommt. Wenn es ein interessantes Projekt wäre, würde es mich aber nicht davon abhalten. Wenn es ein interessanter Film wäre, der an Grenzen geht, die dann dieses Prädikat, oder wie man das nennt, erfordern, würde das nicht grundsätzlich dagegen sprechen.
Ab welchem Alter würden Sie Ihren Kindern erlauben, alle Ihre Filme zu sehen, oder gibt es dabei Ausnahmen?
Makatsch: Ich hoffe, dass meine Kinder erstmal ganz lange noch kein Fernsehen gucken.