Herr Hack, Sie tragen seit vielen Jahren Verantwortung bei Fußballvereinen, erst bei Ihrem Heimatverein TSV Vestenbergsgreuth, seit der Fusion mit den Fürthern im Jahr 1996 bei der SpVgg Greuther Fürth. Wie sind Sie dazu gekommen?
Hack: Meine Verantwortung in Vestenbergsgreuth begann schon 1974, vor 38 Jahren. Ich habe früher Fußball gespielt und wollte Profi werden, aber da kam dann leider ein Schädelbasisbruch dazwischen. Eines Tages hat mein Onkel zu mir gesagt: „Wir haben gestern im Wirtshaus einen Fußballverein gegründet, und du musst da mitmachen!“ Und schon war ich Trainer und Manager und verantwortlich für alles. Ich hab einen Platz gebaut – das war damals noch ein Sandplatz – die Torstangen und Netze gekauft, die Spielberechtigung beim Bayerischen Fußballverband eingeholt und Trikots und Fußballschuhe angeschafft. Dass man für so eine Unternehmung auch eine Philosophie und eine Strategie braucht, wusste ich da noch nicht. Wir haben in unserem kleinen Dorf einfach angefangen, Fußball zu spielen.
Es ist also eher die Liebe zum Fußball als die wirtschaftliche Herausforderung, die Sie angetrieben hat und immer noch antreibt?
Hack: Ja, natürlich ist es vor allem die Liebe zum Fußball. Und das waren damals einfach wunderschöne Zeiten. Ich war jung verheiratet, und meine Frau und die Spielerfrauen haben am Sportplatz Brötchen und Getränke verkauft. Aber auch wenn ich inzwischen ein älterer Herr geworden bin, ist das bei mir und meiner Familie bis zum heutigen Tag so geblieben. Meine Frau backt auch jetzt noch den Kuchen für die Pressekonferenz. Wir leben den Fußball und er war, ist und bleibt hoffentlich noch lange ein wichtiger Teil unseres Lebens. Es kommen aber auch noch meine persönlichen Eigenschaften dazu. Ich bin Sternkreiszeichen Jungfrau…
Und das bedeutet?
Hack: Ich bin sehr penibel. Ich hatte einfach immer das Bedürfnis, etwas, was nicht gut ist, jeden Tag und jedes Jahr besser zu machen.
Sie haben als Präsident der SpVgg Greuther Fürth gerade die erfolgreichste Saison seit Ihrem Amtsantritt erlebt, Ihr Verein ist endlich aufgestiegen. Wenn Sie eine Bilanz der vergangenen 16 Jahre Ihrer Präsidentschaft ziehen, wie sieht die aus? Was war die schwierigste Entscheidung, die Sie treffen mussten?
Hack: Eine der schwierigsten Entscheidungen war sicherlich die, unser Heimrecht aufzugeben und im Frankenstadion zu spielen, als wir im ersten Jahr im DFB-Pokal als Gegner den 1. FC Nürnberg hatten. Weil ich gespürt habe, wie weh ich den Menschen damit tue. Da kommt ein neuer Präsident aus Vestenbergsgreuth und macht etwas, was man eigentlich nicht machen darf. Er verlegt das erste Spiel ins Stadion des Lokalrivalen. Aber diese Entscheidung war einfach einem Grundsatz von mir geschuldet, der für mein ganzes Leben gilt: Das Schicksal des Ganzen muss sich über das Schicksal des Einzelnen stellen. Und es war einfach so, dass wir diese Einnahmen unbedingt brauchten, weil die wirtschaftliche Situation viel schlechter war, als ich es zum Zeitpunkt der Fusion geahnt habe. Dieser Schritt war so hart, dass ich, als ich auf der Tribüne nach dem Spiel den Menschen erklärt habe, warum wir nach Nürnberg mussten, sogar Polizeischutz bekommen habe.
Und was waren Ihre schönsten Momente?
Hack: Wir mussten ja erst wieder ein Verein werden, über den man draußen voller Respekt spricht, der sich von seiner Losermentalität befreit und ein vernünftiges Selbstwertgefühl entwickelt. Deshalb war die Eröffnungsveranstaltung am 26.02.1996, wo ich das Konzept unserer Fusion vorgestellt habe, ein wichtiger Moment für mich, weil ich da gespürt habe, dass die Menschen sich von meiner Vision mitreißen lassen. Und dann natürlich mein erstes Treffen mit Henry Kissinger, woraus sich über die Jahre eine Freundschaft entwickelt hat.
Der ehemalige US-Außenminister ist ja in Fürth geboren. Wie haben Sie sich kennengelernt?
Hack: Ich bin damals nach New York geflogen, ohne einen Termin bei ihm zu haben. Aus fünf Minuten schnell Hallo sagen, sind eineinhalb Stunden geworden. Dann bin ich mit einem Grußwort von Kissinger an unsere Fans wieder heimgeflogen. Und überall, wo der Mann ist, sagt er, das Wichtigste ist ihm unser Verein. Es hat viele solcher Momente gegeben, wo ich immer wieder gespürt habe, wie stark die Kraft und die Wirkung des Fußballs sein kann.
Wenn Sie jetzt zurückblicken, was war Ihrer Meinung nach der Hauptgrund, weshalb die Spielvereinigung in den letzten Jahren so oft knapp am Aufstieg vorbeigeschrammt ist?
Hack: Es gibt keine Hauptursache. Alle Fachleute, die sich mit Fußball beschäftigen, haben jedes Jahr gesagt, dass es unglaublich ist, mit so schlechten Rahmenbedingungen, so wenigen finanziellen Mitteln immer wieder vorne mit dabei zu sein. Man könnte also auch sagen, dass wir in der Erwartungshaltung der Menschen einfach die Messlatte zu hoch gesetzt haben, weil wir für unsere Möglichkeiten viel zu erfolgreich waren (lacht).
Wie haben Sie die schlechten Rahmenbedingungen ausgehebelt?
Hack: Ein wichtiger Teil unseres Konzeptes war immer, uns über junge Spieler zu definieren, die wir erstklassig ausbilden, um sie dann transferieren zu können. Aber obwohl wir unsere besten Spieler immer wieder verkaufen mussten, weil wir das Geld brauchten und wir uns ja nie über große Zuschauereinnahmen freuen konnten, ist es uns gelungen, immer ganz nah dran zu sein.
Trotzdem betrug die Wartezeit bis zum Aufstieg von der Zweiten in die Erste Liga 15 Jahre…
Hack: Um aufsteigen zu können, brauchst du auch Spieler mit einer gewissen Erfahrung, Spieler, die nervenstärker sind, die diese kleinen zwei Prozent abrufen können, wenn’s drauf ankommt. Und die hatten wir ganz einfach mit den jungen Spielern und der Zusammenstellung unserer Mannschaft meistens nicht. Also habe ich immer gesagt, wir können nur jedes Jahr unserer Philosophie treu bleiben und immer wieder neu anfangen. Und irgendwann einmal werden wir für so viel Beharrlichkeit, für so viel Fleiß auch belohnt werden. Aber dann muss alles passen, so wie im letzten Jahr.
Was macht für Sie die SpVgg Greuther Fürth aus?
Hack: Unser Vereinsspruch heißt: Tradition, Heimat, Zukunft. Die große, lange Tradition dieser SpVgg Fürth habe ich immer ganz hoch gehalten. Wir gehen mit unserer tollen Geschichte verantwortungsvoll um. Sie ist unser Fundament. Wir brauchen aber auch eine Heimat, und die drückt sich darin aus, hier zu Hause zu sein, hier hin zu gehören. Und dieses Dahingehören bedeutet auch ein Stückchen anders zu sein, nicht damit wir anders sind, sondern weil wir anders sind. Unter Zukunft verstehe ich, dass Menschen, die tüchtig sind, die Chance kriegen müssen, sich entwickeln zu können. Und dass wir hier wie eine Familie zusammenarbeiten, rücksichtsvoll miteinander umgehen, aber auch kritisch sind, zu Fehlern stehen, Fehler machen, wieder neu aufstehen. Ich glaube, meine wichtigste Aufgabe ist nicht, Präsident und Geschäftsführer zu sein, sondern der erste Arbeiter, der das alles vorlebt.
Spieler und Verantwortliche haben im Frühjahr spontan gemeinsam mit den Fans in einer Fürther Kneipe den Aufstieg gefeiert. Glauben Sie, die Spielvereinigung wird in der Ersten Bundesliga ein Verein zum Anfassen bleiben?
Hack: Wir als Verein: ja. Aber ich weiß natürlich nicht, was bei den Spielern passiert, wenn wir auch mal häufiger verlieren. Wir werden ja jetzt auch im sportlichen Bereich Situationen erleben, wie wir sie vorher nicht hatten. Das Zweite ist: Wie geht ein Spieler mit dem Thema um, dass in diesem Geschäft möglicherweise noch mehr zu verdienen ist? Wenn ein Agent kommt und fragt: „Wieviel kriegst du hier? – Woanders kannst du das Doppelte haben.“ Was macht der dann, wie verhält er sich, was entsteht daraus, wenn wir im Frühjahr den Zusammenhalt brauchen, um die Klasse zu erhalten? Es wird eng für uns, da machen wir uns überhaupt nichts vor. Nur mit den Tugenden, über die wir gesprochen haben, nur mit dieser Geschlossenheit als ganzer Verein und als Mannschaft, haben wir eine Chance. Wie groß die Geschlossenheit ist, wenn Abwerbungen kommen, welche Spieler bereit sind, für diesen Verein zu leben und alles zu geben – das weiß ich nicht, das wird die größte Herausforderung sein.
Zwei wichtige Spieler, Publikumsliebling Stephan Schröck und Torschützenkönig Olivier Occean, haben den Verein in der Sommerpause bereits verlassen. Occean spielt in der kommenden Saison bei Eintracht Frankfurt, Stephan Schröck bei der TSG Hoffenheim. Hätten Sie sich von den beiden etwas mehr lokale Verbundenheit gewünscht?
Hack: Ich muss einfach respektieren, dass es im Profigeschäft so läuft. Stephan Schröck war ja sehr viele Jahre bei uns, das war wirklich ein Junge von uns. Doch auch so jemand fragt sich, wenn der Vertrag ausläuft, irgendwann mal: „Was ist mein nächster Schritt? Dass ich in Fürth bleibe, wo ich mich wohlfühle und große Anerkennung bekomme?“ Oder sagt er sich: „Ich will mal was Neues machen, ich will zu einem Verein gehen, wo ich deutlich mehr Geld verdienen kann als hier.“ Diese Gemengelage wird sich immer wieder ergeben.
Zu Occean kann ich sagen, er ist ein Berufsfußballspieler, wird 31 Jahre alt und kann, wenn’s gut geht, noch zwei, drei Jahre spielen. Da geht er logischerweise dahin, wo er am meisten Geld bekommt. Auch wenn das den Fans, die dann von „Söldner“ sprechen, nicht gefällt. Damit muss man einfach leben. Vor solchen Situationen werden wir als kleiner Verein immer stehen.
Bisher haben Sie alle Spieler entweder ablösefrei verpflichten können oder einen vergleichsweise geringen Preis für sie gezahlt. Olivier Occean hat Sie z.B. vor einem Jahr nur 200.000 Euro gekostet. Wie oft mussten Sie schon der Versuchung widerstehen, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, weil Sie oder der Trainer einen Spieler unbedingt wollten?
Hack: Diesen Druck haben wir gerade ständig. Wir wollen ja eine Mannschaft haben, die wettbewerbsfähig ist. Das war jetzt, vor dem Saisonstart in die Bundesliga, eine Herausforderung, wie ich sie noch nie erlebt habe. Weil ganz klar ist, dass die Spieler, die wir wollten, ein Vielfaches an Gehalt oder Transfer kosten, als das, was wir ausgeben können. Aber egal wie teuer ein Spieler ist: Es gibt im Fußball keine Garantie, dass ein eingekaufter Spieler sofort für uns die Tore macht. Da können wir ausgeben, was wir wollen. Wir müssen einfach im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen, Spieler in einer hohen Qualität oder mit einem hohen Potenzial zu finden. Diese Aufgabe hat mich jetzt drei Wochen umgetrieben. Denn ich habe ja auch einen eigenen Anspruch und will nach Möglichkeit nur Personalentscheidungen treffen, hinter denen ich auch persönlich stehe. Ich hätte schon vor Wochen zwei oder drei Stürmer in der Öffentlichkeit präsentieren können. Aber ich muss davon überzeugt sein, dass es funktionieren kann.
Sie haben den Verein in den letzten Wochen in einigen Teilen umstrukturiert, auch weil Manager Rachid Azzouzi die Spielvereinigung verlassen hat, um künftig für den FC St. Pauli zu arbeiten. Seine wichtigsten Aufgaben – vor allem was die Vorbereitung von Spielerverpflichtungen angeht – haben Sie übernommen. Bedeutet das nicht eine immense Mehrbelastung für Sie?
Hack: Es war ja auch schon vorher meine Aufgabe, Spieler zu verpflichten. Nur war das in der Zweiten Liga viel einfacher. Wenn ich da einen Spieler geholt habe, war meistens klar, dass der über uns nach oben kommen wollte. Aber uns jetzt für die Bundesliga zu verstärken, hat für mich bedeutet, in der halben Welt herumzufliegen. Und nicht nur herumzufliegen, sondern von zu Hause aus auch noch die Vorbereitungen zu treffen, nach innen und nach außen, dass es überhaupt zum Abschluss kommen kann. In den meisten Fällen hängen da ja auch noch zwei, drei Berater dran, die aus unterschiedlichen Ländern kommen, und dann haben Sie eine Gemengelage, die ist sensationell (lacht).
Auch wenn wir uns keine großen Stars leisten können, sind wir sehr wohl in der Lage, Stars zu machen.
Nebenbei sind Sie ja auch noch in der Führungsspitze eines weltweit agierenden Unternehmens…
Hack: Ja, aber da muss man Prioritäten setzen. In den letzten Wochen hatte ganz klar der Fußball die Priorität, weil wir ja hier auch noch ein Stadion umbauen und erstligatauglich machen. Das ist gerade noch eine chaotische Baustelle, auf der Tag und Nacht und auch an den Wochenenden gearbeitet wird, damit wir rechtzeitig fertig werden. Momentan ist es schon ganz schön dick. Aber wir wollten das ja so. Wir wollten in die Erste Liga und wir freuen uns auch darauf. Deshalb müssen wir noch mehr leisten.
Haben Sie denn zwei Handys – eines für den Verein und eines für Ihr Unternehmen?
Hack: Ja, klar, das sind zwei verschiedene Dinge. Wenn das Vereinshandy tagsüber klingelt, dann schaue ich da auch bei meinen Besprechungen drauf. Und wenn es nicht dringend ist, dann lasse ich es einfach klingeln, damit ich meinen geschäftlichen Dingen nachgehen kann. Dafür gibt’s dann mal wieder zwei Stunden, wo nur Sport gemacht wird. Oft verlangt das die Aktualität, das kann man sich nicht immer aussuchen. Die Themen und die Probleme im Fußball wechseln ja zum Teil dreimal innerhalb einer Stunde.
Neben diesen sportlichen Unwägbarkeiten mussten Sie sich in den letzten Wochen ja auch noch mit anderen Problemen auseinanderzusetzen, z.B. mit dem Streit um die Stadionnamensrechte und der Serverpanne beim Dauerkartenverkauf. Haben Sie damit gerechnet, dass beim Aufstieg in die Erste Liga so viel über Sie hereinbricht?
Hack: Ich habe, als wir diese Tage des Feierns und des Aufsteigens so richtig miteinander genossen haben, zu meiner Frau gesagt: „Ich will jetzt nicht daran denken, was auf mich zukommt. Genießen wir einfach diese paar Tage. Was da auf mich persönlich und auf uns alle zukommt, das können wir sowieso nicht einmal annähernd erahnen.“ Und genauso und noch ein bisschen schlimmer ist es geworden (lacht).
Woher nehmen Sie die Kraft und Energie, um solche Stressphasen und Belastungssituationen wie in den letzten Wochen und Monaten durchzustehen?
Hack: Ich weiß es nicht, aber ich muss sagen, die letzten vier, fünf Wochen waren schon extrem. Da war ich an einem Punkt angelangt, wo meine Frau gesagt hat: „Man kann dich gar nicht mehr ansprechen.“ Es ist ja nicht nur der Druck von außen, sondern auch der von innen. Ich muss alles immer wieder in die Balance bringen, damit alle positiv gestimmt sind. Wenn dann von allen Seiten nur Negatives, nur Sorgen kommen, nur scheinbar unüberbrückbare Probleme, dann musst du aufpassen. Interessanterweise ist dann, wenn ein wichtiger Spieler verpflichtet ist, mit einem Schlag die Öffentlichkeit ruhig, die Presse auch, die Mannschaft und das Umfeld sind zufrieden. Wie wenn ein Knoten durchgeschlagen ist und alles löst sich auf. Bestimmte Entscheidungen haben Wirkungen, die sind enorm.
Eine solche Entscheidung war die für einen neuen Stürmer. Jeder wollte ja wissen, wer für Occean kommt.
Hack: Nicht nur, dass das jeder wissen wollte. Du selber weißt ja auch, du bist noch nicht so weit, dass du in die Bundesliga starten kannst. Du musst noch etwas tun, aber du musst es richtig tun. Dann hängen oft die Dinge an einem seidenen Faden. Und da nicht die Nerven zu verlieren, ruhig zu bleiben, nach außen hin Gelassenheit zu zeigen, obwohl du selber vielleicht gar nicht so gelassen bist, das ist nicht leicht. Aber das müssen ja viele andere Menschen auch, die in der Verantwortung stehen. Echte Verantwortung tragen ist einfach mehr als nur arbeiten und mehr als nur irgendeine Entscheidung treffen.
Sie haben für die erste Bundesligasaison das Mittelfeld und den Sturm verstärkt…
Hack: Ja, wir haben mit Tobias Mikkelsen einen Mittelfeldspieler geholt, der Meister in Dänemark war. Und der auch in den Planungen des dänischen Nationaltrainers für die Zukunft eine große Rolle spielt. Dieser Spieler will in die Bundesliga, er bringt schon viel mit, kann aber noch besser werden. Und er spielt von der Seite her und steht für Dynamik und Geschwindigkeit. Das Spiel wird ja in der Ersten Liga viel schneller werden als in der Zweiten, die wir doch deutlich dominiert haben.
Was hat bei den beiden neuen Stürmern Djiby Fall und Franck Ohandza den Ausschlag gegeben?
Hack: Unser neuer Stürmer durfte nicht irgendein Stürmer sein, sondern es musste ein Spieler sein, der kopfballstark ist, mit dem Rücken zum Tor spielen kann, Bälle auflegen kann, keine Angst im Strafraum hat und der auch von den Seiten her gut bedient werden kann. Von seiner Statistik her musste klar sein, dass er in der Lage ist, auch in der Ersten Liga Tore zu machen. Fall ist so einer. Und Franck Ohandza beobachte ich schon lange, über einen guten Bekannten, der in Afrika lebt. Ohandza war schon damals herausragend, ist dann erstmal nach Thailand gegangen und hatte im Mai einen Wadenbeinbruch. Da war mir klar, dieser Spieler darf uns jetzt nicht entgehen, und darum haben wir ihn ausgeliehen mit einer Option für die Zukunft. Wir werden ihn während der Reha über das Training in der U23 an die Bundesliga heranführen. Er ist also nicht sofort im Kader der Lizenzmannschaft, kann aber von seinen Möglichkeiten her in ein paar Monaten sehr gut dazustoßen.
Mit welchem Argument konnten Sie Djiby Fall letztendlich überzeugen, nach Fürth zu kommen? Er hätte ja in der kommenden Saison mit dem KSC Lokeren in der Europa League spielen können.
Hack: Ich habe ihn ja, als ich in Belgien war, live gesehen und gespürt, das ist er, das könnte genau der sein, den wir brauchen. Und dann musste ich zusehen, dass ich mit ihm persönlichen Kontakt kriege und alle Emotion und alle Leidenschaft reinbringe, damit seine Augen glänzen. Danach habe ich ihn alle zwei Stunden kontaktiert, um diese Beziehung weiterzuentwickeln. Das war die Voraussetzung dafür, dass ich überhaupt im Verein weitergekommen bin, denn der wollte ihn ja unter keinen Umständen hergeben. Am Ende konnten wir uns gottseidank einigen. Auch weil die in Lokeren noch einen Stoßstürmer haben und der Trainer nur mit einem Stoßstürmer spielen will.
Die Mannschaft, mit der Sie in die Erste Liga starten, ist jung und weitgehend bundesligaunerfahren. Auch der neue Kapitän Mergim Mavraj ist acht Jahre jünger als sein Vorgänger Thomas Kleine. Sie setzen also weiterhin auf das Team als Ganzes statt auf Stars…
Hack: Die Aufstiegsmannschaft hat unser Vertrauen, aber wir haben durch unsere Neuzugänge die Leistungsdichte vergrößert. Jeder, den wir dazugeholt haben, verbessert den Kader insgesamt. Und auch wenn wir uns keine großen Stars leisten können, sind wir sehr wohl in der Lage, Stars zu machen.
Welche Rolle spielt dabei Trainer Mike Büskens?
Hack: Zunächst einmal waren wir sehr froh, dass er den Vertrag verlängert hat und dass seine Familie damit leben kann, dass er wieder ein Jahr von ihr getrennt ist. Und ansonsten ist ganz klar: Mike Büskens ist der Vater des Aufstiegs und der Vater dieser Mannschaft. Er hat mit dieser Mannschaft unendlich viel erreicht, er hat sie stärker gemacht. Und er ist der Mann, an den jeder einzelne Spieler und die ganze Mannschaft glaubt, an den wir alle glauben.
Ältere Spieler wie Gerald Asamoah, Thomas Kleine oder Milorad Pekovic sind wahrscheinlich wegen ihrer Bundesliga-Erfahrung sehr wichtig…
Hack: Wegen ihrer Erfahrung insgesamt, nicht nur wegen der in der Bundesliga. Das sind Führungsspieler, die die Jungen lenken und mit auf den Weg nehmen. Ob Asamoah jetzt spielt oder nicht, er wird für diese Mannschaft immer eine ganz erhebliche Bedeutung haben. Das gilt auch für Thomas Kleine und Milorad Pekovic. Das sind einfach Vorbilder, das sind Profis durch und durch. Und davon profitieren die Jungen – auch jeden Tag im Training.
Was ist Ihr persönliches Saisonziel?
Hack: Dass ich mich viel mehr freuen kann als dass ich Sorgen habe. Und dass es uns am Ende gelingt, in der Bundesliga zu bleiben, denn das wird für Fürth noch schwerer sein als der Aufstieg. Das wissen wir, aber wir wissen auch, was wir können. Und deshalb gehen wir vertrauensvoll dieses Abenteuer Erste Liga an. Ich hoffe, dass unser frühes Ausscheiden im DFB-Pokal das größte Lehrgeld war, das wir in dieser Saison zahlen müssen.
Die Spielvereinigung stand ja in der letzten Saison erstmals im DFB-Pokal-Halbfinale, jetzt ist sie in der ersten Runde ausgeschieden. Wie bewerten Sie dieses frühzeitige Pokal-Aus, auch im Hinblick auf das Bundesligadebüt?
Hack: Die Niederlage in Offenbach tat weh. Sie ist für uns vor allen Dingen wirtschaftlich sehr, sehr bitter. Viele Maßnahmen für die Fortentwicklung unserer Infrastruktur können wir uns jetzt nicht leisten. Sportlich war es ein Denkzettel. In der Ersten Bundesliga können wir nur mit den Tugenden, die uns im Aufstiegsjahr stark gemacht haben, bestehen. Die heißen Leidenschaft, Begeisterung, einer für den anderen.
Was ist für Sie der größte Unterschied zwischen der Ersten und Zweiten Bundesliga?
Hack: Die Erste Bundesliga ist eine ganz andere Welt. Alles ist schneller und hektischer, wir spüren ja jetzt schon die neue Dynamik und den größeren Druck im ganzen Verein. Das hat mit all dem, was in den Jahren vorher war, schon nichts mehr zu tun, obwohl wir noch kein einziges Bundesligaspiel gemacht haben.
Sie haben schon erzählt, dass Henry Kissinger einer der größten Fans der Spielvereinigung ist. Er hat angekündigt, zum Saisonstart nach Fürth zu kommen. Wird er gleich beim ersten Heimspiel gegen den FC Bayern München im Stadion sein?
Hack: Nein, beim ersten Spiel gegen die Bayern wird er nicht da sein, aber er wird sehr bald kommen. Da sind wir gerade noch im Kontakt mit ihm, und wenn das klar ist, geben wir das auch bekannt.
Sind denn sonst irgendwelche Attraktionen für dieses denkwürdige Spiel geplant?
Hack: Das Attraktive sind doch die Bayern! Da wollen wir gar nicht drumherumreden. Für uns ist das der erste von 34 Feiertagen.
Ihre Firma, die Martin Bauer Group, handelt ja unter anderem mit diversen Teesorten. Gibt es einen Tee, den Sie Ihren Profis für das Bundesligadebüt empfehlen würden?
Hack: Nein, wir haben keinen Zaubertrank im Programm.