Henry Maske

Nicht jeder kann siegen – aber das Ziel sollte man haben.

Ex-Boxer Henry Maske über sein Engagement für benachteiligte Kinder und Jugendliche, Herausforderungen in der Jugendarbeit und seine Kino-Rolle als Max Schmeling.

Henry Maske

© Monique Wüstenhagen/HMS

Herr Maske, Sie engagieren sich mit Ihrer Stiftung seit Jahren für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Was treibt Sie an?
Maske: Irgendwann habe ich damit angefangen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich mich hier einbringen kann. Junge Leute haben auf mich sehr positiv reagiert, ich hatte das Gefühl, dass ich bei denen ein ganz gutes Standing habe und sie mich respektieren. In den Folgejahren habe ich aufgrund meiner Arbeit auch gesehen, dass es wichtig ist, sich in diesem Bereich zu engagieren, dass es viele machen, aber noch viel zu wenige. Und durch diese Erfahrungen, die ich in diesen Jahren gemacht habe, habe ich irgendwann auch eine persönliche Motivation entwickelt, was ganz Eigenes zu machen. Denn früher habe ich andere Projekte finanziell unterstützt, jetzt haben wir etwas ganz Eigenes.

Was sind denn die größten Herausforderungen, denen Sie in der Jugendarbeit begegnen?
Maske: Im Grunde genommen ist jede Person, jeder junge Mensch für sich eine Herausforderung, weil man die Möglichkeit haben muss, ihn zu erreichen. Denn erst wenn man ihn erreicht, hat man die Chance oder eine Grundlage dafür, mit ihm zu arbeiten, Vertrauen aufzubauen und dabei zu entwickeln.

Es heißt, dass man durch Boxen gut innere Aggressivität abbauen kann. Was sonst kann man vom Boxen lernen?
Maske: Gut, ich hatte nie die Situation für mich selber, dass ich Aggressionen abbauen musste. Und auch deswegen bin ich nicht zum Boxen gegangen. Mag sein, dass der ein oder andere motiviert durch diese Haltung zu dieser Sportart kommt. Das ist aber auch wunderbar, egal aus welchen Gründen. Was unser Sport fördert, ist definitiv Fairness, ist definitiv Teamwork, auch wenn man bei uns Einzelkämpfer ist. Es ist definitiv auch die Haltung, sich selbst zu hinterfragen und zu begreifen, dass man doch nicht alles kann, dass man doch für etwas arbeiten muss, dass man auch mit Niederlagen zurechtkommt, dass es sich lohnt zu kämpfen, dass man seinen Gegner respektiert, dass man ihn auch sportlich fair behandelt und dass nur faire Siege wirklich wert sind.

Können Sportvereine dann Jugendliche vor dem Absturz in die Kriminalität bewahren?
Maske: Mit Sicherheit. Kriminalität durch junge Leute, die möglicherweise das Werteverhältnis überhaupt nicht mehr vorhanden haben, ist sicher ein Ergebnis aus vielen Dingen. Sport im Allgemeinen ist eine wunderbare Grundlage, um Leute zu beschäftigen, Leute zu begeistern und zu motivieren, Leute einfach zu packen am Ehrgeiz, am Ego, und ihnen auch Wege aufzuzeigen, dass es sich lohnt, erfolgreich sein zu wollen. Denn Siegen ist etwas ganz Tolles. Nicht jeder kann siegen – aber das Ziel sollte man haben.

Wo sehen Sie die Gründe für Jugendgewalt und Jugendkriminalität?
Maske: Da gibt es unzählige Gründe. Ich glaube, das wichtigste ist, dass diese jungen Leute, die irgendwann in diese Richtung marschieren, nie das Gefühl hatten, dass sie irgendjemandem ganz wichtig waren.

Nun zu einem anderen Thema. Sie verkörpern demnächst in einem Kinofilm von Uwe Boll den Boxer Max Schmeling. Glauben Sie denn, dass Sie dieser Rolle als Schauspiel-Laie gerecht werden können?
Maske: Ich glaube, dass es natürlich eine Aufgabe ist, die nicht leicht ist. Aber dem nahe zu kommen, dem Menschen, den ich selbst glücklicherweise auch kennen lernen durfte, den ich sehr, sehr schätze, und der natürlich eine ausgesprochen große Persönlichkeit war, dieser Herausforderung werde ich mich stellen.

Zitiert

Jeder junge Mensch für sich eine Herausforderung.

Henry Maske

Sehen Sie Parallelen zu Max Schmeling?
Maske: Parallelen, das ist natürlich ganz schwierig. Eine Parallele wäre: Wir haben beide geboxt und Erfahrungen gemacht mit Siegen oder Niederlagen, das ja. Aber ich glaube, es gibt große Unterschiede aufgrund der Zeiten, in der wir lebten. Es gibt Gemeinsamkeiten, glaube ich, in der Einstellung zu unserem Sport, wie wir unsere Gegner betrachtet haben und wir unseren Sport betrachtet haben und ich glaube damit auch das Leben. Wobei es definitiv nachzuweisen wäre, denn der Bursche war fast 100 Jahre alt, ich heute fast Mitte 40, so alt zu werden und das Leben so zu meistern wie er, steht noch in großem Maße vor mir.

Viele halten Uwe Boll, der ja durch die Verfilmung von Videospielen bekannt wurde, für einen der schlechtesten Regisseure in der Branche. Was qualifiziert Uwe Boll dazu, einen Film über Max Schmeling zu machen?
Maske: Die Frage kann ich als solche gar nicht beantworten. Ich weiß, dass Herr Boll von einigen Leuten auch kritisch betrachtet wird. Fakt ist aber, dass, und das ist mein Eindruck, er sich mit dem Thema gerade sehr beschäftigt, dass es ihn sehr interessiert auch als selbst praktizierenden Sportler und Boxer und ich habe ein Stück weit Vertrauen, so ich es kann. Denn, Sie haben es ja gesagt, ich bin auch nur ein Laie und kann sicherlich vieles nicht einschätzen. Das muss aber nicht zwingend die schlechteste Vorraussetzung sein.

Sie waren bereits Olympiasieger und Amateur-Weltmeister, bevor Sie Profi wurden. War Ihnen der Rummel um Ihre Person in den Medien denn als Profi eigentlich immer so Recht?
Maske: Was heißt Rummel. Ich meine, Öffentlichkeit ist ja auch eine Sache, die provozieren wir. Wenn wir sie nicht hätten, wären wir nicht erfolgreich beziehungsweise wenn wir keinen Erfolg hätten, hätten wir diese Resonanz nicht. Erfolg wollte ich immer haben. In dem was ich tat, wollte ich gut sein. Und das eine bringt das andere mit sich. Und ich glaube, wir beide, sowohl die Öffentlichkeit als auch ich, sind in der Vergangenheit sehr gut miteinander zurechtgekommen.

Aber was motiviert Sie generell, immer wieder in der Öffentlichkeit zu stehen? Sie könnten sich doch auch zur Ruhe setzen, zurücklehnen, einfach nur das Leben genießen und die Öffentlichkeit völlig außen vor lassen…
Maske: Es geht ja hier nicht darum, dass ich die Öffentlichkeit suche, sondern eher darum dass ich Öffentlichkeit brauche, wenn es um meine Stiftung geht, das ist ja ganz klar. So, und dann brauche ich Argumente, warum ich in der Öffentlichkeit bin. Das ist ja alles ein Kreislauf. Ich habe so eine Einstellung: Wenn ich irgendwann einmal A gesagt habe, dann muss ich auch B sagen. Ich habe hier zu dieser Stiftung A gesagt vor über acht Jahren und dieses B wird permanent sich wiederholen.

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