Hi Jimi, insbesondere die Techno-Szene hat dich vor ein paar Jahren einem breiten Publikum bekannt gemacht, denken wir an "Take me Baby" zurück. Wie stehst du heute zur Techno-Szene?
Da gibt es nicht viel zu sagen, ich habe mich schon völlig von der Techno-Szene distanziert. Und ich muss sagen, dass ich in der Techno-Szene, seit es sie gibt, keine großartige Entwicklung erkennen kann. Ich hatte mit Techno 1994 angefangen und schon damals sah alles nicht besonders gut aus. Ich beschäftige mich nun mehr mit harmonischer, organischer Musik und werde auch in Zukunft viel mit Live-Musikern oder einem Orchester zusammenarbeiten.
Gehst du denn ab und zu noch auf einen Rave?
Nein, ich höre auch überhaupt kein Techno mehr, das ist mir auf die Dauer zu monoton, zu langweilig.
Und DJ-ing?
Nein, betreibe ich auch nicht mehr. Ich kann mich zwar noch an ein lustiges Set in Hamburg erinnern, aber inzwischen finde ich, das ist einfach verschwendete Zeit.
Ist man als DJ nicht auch ein Künstler?
Kann schon sein, das hängt natürlich davon ab, was du als DJ machst. Wenn ich an die Techno- oder House-Szene denke, da benötigt man nicht gerade viel Können, oder? Da würde ich schon eher DJs im HipHop-Bereich als Künstler bezeichnen, die nicht nur einfach mixen müssen, sondern auch mit dem jeweiligen MC harmonieren müssen und auf ihn reagieren müssen.
Dein Album "Out of of Nowhere" scheint so auch ganz ein Zeichen eines frustrierten Jimi Tenors an die Techno-Szene zu sein.
Ja, "Out of of Nowhere" ist einfach eine persönliche Message von mir. Was andere Musiker tun ist mir letzten Endes egal. Mir jedenfalls ist Techno zu einfach, zu primitiv. Man kann doch mehr machen als den Computer spielen zu lassen. Ich hab über die Jahre verschiedene Instrumente spielen gelernt, so etwas finde ich als Musiker enorm wichtig. Ich glaube jeder Mensch ist fähig zu mehr, als nur den Computer an- und auszumachen.
Du hast klassische Musik sogar studiert.
Ja, aber ich war ein schlechter Student, richtig schlecht. Das lag aber auch daran, dass die Musik, mit der ich mich im Studium beschäftigen sollte, einfach schon viel zu abgegriffen war und langweilig. Ich hab schon als Junge viel mehr moderne Klassik gehört, mehr diese abstrakten Stücke, aber die wurden nun mal kaum unterrichtet und man hörte sie auch nur selten in Konzertsälen.
Was hältst du von Projekten wie "Reich Remixed", bei dem DJs ihre Versionen von Werken des Komponisten Steve Reich mixten, wie DJ Spooky zum Beispiel?
Spooky macht sowieso mit allen möglichen Leuten irgendwelche Projekte. Aber ich bin auf jeden Fall für solche Projekte, man sollte immer experimentieren, neue Gebiete erschließen. Nur finde ich die Musik von Steve Reich für so etwas schon ein bisschen zu simpel, sehr trockenes Zeug eben. Und beim Techno spielt ja vor allem die enorme Lautstärke, die Wiederholungen und der hämmernde Rhythmus eine große Rolle, die versetzen dich in einen besonderen Zustand, eben der Grundgedanke bei Techno. Der scheitert aber bei der klassischen Musik an der geringen Lautstärke, das nimmt dem Techno seine Wirkung.
Du wirst oft als Allround-Talent bezeichnet – wie würdest du dich denn bezeichnen?
Ich würde mich als absoluten Durchschnittsmenschen bezeichnen – in jeder Beziehung.
Du hast vor in Zukunft auch Filmmusik zu schreiben – was können wir erwarten?
Meine Filmmusik wird wahrscheinlich sehr obskur und komisch werden. Sie wird sich auf jeden Fall abheben von den alltäglichen Hollywood-Musiken, die mag ich nicht besonders. Da höre ich schon eher die Musik zu Filmen von Tarkowsky, Musik von Penderecki. Die Musik zu "Planet der Affen" von Jerry Goldsmith gefällt mir auch ziemlich gut, die ist ganz schön unheimlich. Und als ich neulich was von Bernard Herrmann gehört habe, habe ich tatsächlich gemerkt, dass der sich ganz schön auffällig bei Strawinsky bedient hat.
Das Leben ist ein Comic – welche Comic-Figur bist du?
Also, Captain America wäre ich wohl nicht oder auch nicht Warrior Nun. Ich wäre wahrscheinlich Gaston, der belgische Comic-Held, der den ganzen Tag nur faul im Büro rumsitzt.