Joey Kelly

Der Körper wird hysterisch.

Extremsportler Joey Kelly über seinen 900 Kilometer langen Deutschlandlauf, körperlichen Ausnahmezustand, Essen aus dem Mülleimer und das Leben in der Öffentlichkeit

Joey Kelly

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Herr Kelly, waren Sie heute Morgen schon joggen?
Kelly: Ja. Ich treibe jeden Tag Sport. Das Wetter ist mir dabei ganz egal.

Wie geht es Ihnen, wenn Sie mal mehrere Tage keinen Sport treiben? Sind Sie dann unausgeglichen?
Kelly: Vor anderthalb Jahren wurde ich am Knie operiert und musste acht Wochen pausieren. In dieser Zeit habe ich an Gewicht zugenommen, habe Kondition verloren, und war auch sonst weniger leistungsfähig und ziemlich unausgeglichen. Durch Sport hat man definitiv eine höhere Lebensqualität. Bewegung und Sport gehören für mich zum Menschsein dazu, so schafft man sich die Basis für eine gute Gesundheit. So lange ich kann werde ich sportlich aktiv bleiben. Es müssen dann nicht bis ins hohe Alter die großen Wettkämpfe sein, aber ich will auch mit 60 oder 70 Jahren zumindest noch einen Halb-Marathon schaffen.

In der modernen Gesellschaft scheint die Bewegung heute oft zu kurz zu kommen. Immer mehr Kinder leiden bereits an Übergewicht. Wie sehen Sie das?
Kelly: Wenn ich an die Generation meines Vaters denke, er ist 1930 geboren – damals war Sport Luxus, die Leuten hatten gar keine Zeit dafür. Die Männer haben in der Fabrik oder auf dem Feld gearbeitet. Sie waren körperlich fit, aber natürlich war die Medizin noch nicht so weit wie heute. Nahrungsmäßig gab es damals auch nicht diesen Überfluss. Heute nehmen die Menschen viel mehr Zucker und Kalorien zu sich: Cola, Chips und Mc Donalds – das mögen ja besonders Kinder und Jugendliche sehr gerne. Für meinen Vater gab es das nicht. Heute gibt es ja sogar den Lieferservice, der einem das Essen nach Hause bringt.

Ein Problem ist auch, dass sich die Berufsabläufe verändert haben. Die Menschen nehmen immer mehr Kalorien zu sich, bauen sie aber nicht ab, wenn sich die Arbeit größtenteils nur am PC im Büro abspielt…
Kelly: Das ist richtig. Heute wird in Fabriken auch viel weniger körperlich gearbeitet. Was früher per Hand gemacht wurde, übernehmen heute Maschinen, um möglichst schnell viel Ware produzieren zu können. Es ist aber auch heute nicht alles nur schlecht. Die Leute können sich durch das Internet besser über Gesundheit informieren als damals. Jeder weiß inzwischen, dass 30 Kilo Übergewicht für die Gesundheit nicht gerade förderlich sind, man Bluthochdruck und einen zu hohen Cholesterinwert bekommen kann, und auch Rücken und Gelenke darunter leiden. Sport ist in meinen Augen aber keine Kostenfrage. Man muss nicht ins Fitnesscenter gehen. Ich trainiere das ganze Jahr über draußen, auch bei minus zehn Grad. Dann ziehe ich mir zwei Jacken an und los geht’s.

Sie haben sich immer wieder extremen Temperaturen ausgesetzt, sind durch das kalifornische Death Valley gelaufen, hunderte Kilometer nonstop bei bis zu 50 Grad Celsius. Mit ZDF-Moderator Markus Lanz  haben Sie an einem Wettlauf zum Südpol teilgenommen. Welchen Reiz üben diese extremen Bedingungen auf Sie aus?
Kelly: Das ist seit 15 Jahren meine Leidenschaft. Es interessiert keinen, ob ich dieses Jahr wieder im Death Valley gelaufen bin, nur um meine Zeit zu verbessern, aber ich mache das für mich persönlich. Wenn man unter 48 Stunden läuft, bekommt man so einen Stahlgürtel, und den hatte ich nicht. Ein Freund von mir hat zwei Stück. Das hat mich tierisch genervt. Deswegen bin ich dieses Jahr wieder angetreten, und habe meine Zeit tatsächlich verbessern können. Jetzt habe ich auch so einen Gürtel.

In erster Linie wollen Sie also sich selbst etwas beweisen, nicht unbedingt der Öffentlichkeit?
Kelly: Es gibt sicher einfachere Wege, um Aufmerksamkeit zu bekommen. (lacht) Ich könnte jedes Wochenende zu irgendwelchen VIP-Veranstaltungen gehen, und mich auf dem roten Teppich präsentieren, nach dem Motto: „Sind wir nicht alle schön und toll?“ – aber das ist nicht meine Welt. Da fliege ich lieber im März nächsten Jahres zu einem Ultra-Marathon nach Russland, und laufe 250 Kilometer bei minus 30 Grad durchs Eis. Ich habe keine Zeit für diese ganzen Promi-Partys. Ich habe eher Mitleid mit den Kollegen, die nur auf diese Weise auf sich aufmerksam machen können. Ich meine, wo ist da das Fundament? Das Fundament muss doch Leistung sein. Ich kann mich aber auch so nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen. Mein Ego ist toll, ich bin oft genug im Fernsehen, aber meistens eben in Verbindung mit meinem Sport.

Im Oktober 2011 ist Ihr Buch „Hysterie des Körpers“ erschienen. Sie sind von Wilhelmshaven in Ostfriesland bis zur 2.962 Meter hohen Zugspitze gelaufen, haben draußen unter einer Plane übernachtet, und sich nur von dem ernährt, was die Natur zu bieten hat. Was war die größte Herausforderung bei dieser Tour?
Kelly: Der Aspekt, dass man eine Distanz von 900 Kilometern und 8000 Höhenmetern hat, das Schlafen in der freien Natur, nur mit einer Plane ausgerüstet, die nächtliche Kälte, die einem zu schaffen macht, der Mangel an Nahrung – da kam alles zusammen. Ich habe am Tag etwa 6000-8000 Kalorien verbrannt, aber nur 400 Kalorien zu mir genommen, und das auch nur wenn ich Glück hatte. Das Gute daran war: Mein Körper wurde komplett entschlackt und entgiftet.

Und warum der Titel „Hysterie des Körpers“?
Kelly: Der Körper wird irgendwann hysterisch. Er schreit nach Brot, nach Zucker, nach Cola, nach Bier, aber man sagt: Nee, es gibt nur Wasser vom Bach und Äpfel vom Baum, die noch nicht mal reif sind. So ein Apfel hat zwar 50 Kalorien, aber wenn ich sechs davon esse, kriege ich Durchfall. Es war wirklich ein Hungermarsch. Nach achtzehn Tagen hatte ich 15 Kilo abgenommen. Auch mental war das sehr hart. Du bist in Deutschland, nur ein paar Stunden von zu Hause entfernt, könntest jederzeit aussteigen, hättest deine Ruhe, ein Dach über dem Kopf, einen vollen Kühlschrank – und dann besiegst du doch den inneren Schweinehund, obwohl du ständig an Tankstellen und Imbiss-Buden vorbeikommst. Dieser Lauf durch Deutschland war für mich eine größere Herausforderung, als all die Wüstenläufe und der Südpol zusammen. Ich war oft nicht sicher, ob ich es wirklich schaffen würde. Dein Knie schwillt an, und du überlegst, was du tun kannst. Eine Woche im Wald ausruhen? Nein, das würde man nicht überleben. Also muss es weitergehen. Als ich dann aber Augsburg hinter mir hatte, wusste ich: Ich schaffe das. Und ich habe es geschafft.

Auf Ihrem Weg haben Sie auch Essensreste gegessen, die Sie auf dem Weg gefunden haben. Wie viel Überwindung hat Sie das gekostet?
Kelly: Überhaupt keine. Ich hatte so viel Kohldampf, dass ich dachte, ich würde sterben. Der Körper hat nur so noch nach Futter geschrien, und aus Verzweiflung habe ich dann auch alte Pizzareste aus dem Mülleimer gegessen. Ich habe mit der Kelly Family viele Jahre auf der Straße gearbeitet, und hab mich oft gefragt: Wie können Obdachlose Essensreste aus dem Mülleimer nehmen? Das war mir ein Rätsel. Wie verzweifelt muss man sein? Jetzt habe ich es selbst erlebt. Ich habe Mülltonnen durchforstet, und mich über das kleinste Stück Brot riesig gefreut.

An einer Straße haben Sie einen toten Hasen entdeckt und ihn gebraten. Das muss ein komisches Gefühl gewesen sein…
Kelly: Das war so am zwölften Tag, ich war also schon ziemlich weit. Ich glaube, dass der Hase frisch überfahren worden war, denn er war noch warm. Ich hatte damit kein Problem. Wir haben früher lange Zeit in Spanien gelebt, und auch da Hasen geschlachtet. Ich weiß also wie man einen Hasen zum Braten präpariert. Aber natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, ob der Hase krank war. Da er direkt an der Straße lag, war die Wahrscheinlichkeit aber nicht sehr hoch, dass er zufällig umgekippt ist. Ich habe das Fleisch abends am Lagerfeuer gut durchgebraten. Es hat gut geschmeckt, und mir bis heute nicht geschadet. Am nächsten Tag hatte ich Kraft ohne Ende. (lacht)

Der Survival-Experte Rüdiger Nehberg legte 1981 auf seinem Deutschlandmarsch rund 1000 Kilometer zurück. Er ernährte sich ebenfalls nur von dem, was er in der Natur fand. Im Vorfeld haben Sie ihn persönlich getroffen. Wie haben Sie die Begegnung erlebt?
Kelly: Ich bin ein großer Nehberg-Fan. Er ist eine wirklich tolle Persönlichkeit. Ich fand es faszinierend, dass er damals unter ähnlichen Bedingungen diesen Marsch absolviert hat. Er hat mir gezeigt, auf was man achten sollte. Wir haben zusammen in seinem Wald unter einer Plane geschlafen. Ich habe von ihm gelernt, wie man am besten trockenes Holz findet, wie man so eine Plane als Zelt aufstellt, wie man fließendes Wasser erkennt, halt solche Kleinigkeiten. Ohne die Tipps von Nehberg hätte ich diese Tour wahrscheinlich nicht geschafft.

Hat er Ihnen bereits zum Erfolg gratuliert?
Kelly: Nehberg hat nach der Tour etwas zu mir gesagt, was mich sehr geehrt hat. Er meinte: „Joey, wenn ich nochmal so eine Tour machen sollte, wärst du der Erste, den ich fragen würde, ob er mitkommt.“ Auch seine Frau hat mir erzählt, wie begeistert er von mir ist. Nehberg ist mittlerweile 76 Jahre alt und noch immer topfit. Der Typ ist der Wahnsinn.

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Ich hatte so viel Kohldampf, dass ich dachte, ich würde sterben. Der Körper hat nur so noch nach Futter geschrien, und aus Verzweiflung habe ich dann auch alte Pizzareste aus dem Mülleimer gegessen.

Joey Kelly

Rüdiger Nehberg hat in einem Interview mit uns erzählt, dass er sich auf seinen langen Touren nie einsam gefühlt hat, weil es in der Natur immer etwas zu entdecken gab. Wie sind Sie mit Gefühlen der Einsamkeit umgegangen?
Kelly: Für mich war es am Anfang sehr schwer, weil es einfach neu war. Klar, bei so einem Wüstenlauf bist du auch viel alleine, aber es herrscht immer eine Wettkampfstimmung. Du hast Gegner, du hast Verpflegungsstellen; eine Zeit, die läuft; eine Route, die gesteckt ist – das sind ganz andere Bedingungen, als bei diesem Deutschlandlauf. Wenn du so lange allein bist, hast du vor allem viel Zeit, um über alles nachzudenken. Alles, was sonst so wichtig ist und schnell erledigt werden muss, wird unwichtiger. Du lernst wieder ganz andere Werte zu schätzen: Dass du in Deutschland, in Europa lebst; dass du frei bist, nicht im Krieg lebst, diese ganzen Elemente. Nach ein paar Tagen habe ich mich nicht mehr einsam gefühlt.

Sie sind 900 Kilometer durch Deutschland gelaufen. Welche neuen Seiten haben Sie an Ihrer Heimat entdeckt?
Kelly: Ich kenne Deutschland ziemlich gut, fast jede Stadt und jeden kleineren Ort. Aber ich muss sagen: Am besten hat mir  Bayern gefallen. Die Landschaft ist sehr reizvoll. Die Orte sind alle so schön, und in jedem Ort gibt es einen Brunnen. Da steht dann zwar „Kein Trinkwasser“ dran, aber wenn du großen Durst hast, schmeckt das Wasser wie Gold. Wenn du das mit Norddeutschland oder Westfalen vergleichst, ist das wirklich der Wahnsinn. Du läufst durch Friesland, alles ist flach, wenige Menschen, dann läufst du durch Westfalen und siehst viele leerstehende und zerfallene Häuser, ein bisschen wie in manchen Gegenden in Mecklenburg-Vorpommern. In Westfalen habe ich ein Haus entdeckt, da stand: „Haus zu verschenken. Grundstück zu verkaufen.“. Du denkst dir: Das gibt’s doch gar nicht! In Bayern stand nicht ein Haus zum Verkauf, und alles war schön gepflegt. Dieser Kontrast hat mich überrascht.

Um nochmal auf die Öffentlichkeit zurückzukommen: Das RTL-Magazin „stern-TV“ hat Sie in Abständen immer wieder auf der Tour besucht, und eine mehrteilige Dokumentation gedreht. Warum haben Sie sich, neben dem Buch, für diese mediale Begleitung entschieden?
Kelly: Ich arbeite mit „stern-TV“ schon seit dreizehn Jahren sehr gut zusammen, und lasse mich zu vielen Events begleiten. Ich halte „stern-TV“ für eines der seriösesten Magazine im deutschen Fernsehen. Das ist für mich eine wirklich gute Plattform. Ich habe ja bei allen Wettkämpfen und Events einen Fotografen oder ein Kamerateam dabei. Das ist zunächst einmal nur für mich, zu dokumentarischen Zwecken, aber dann versuche ich es auch in den Medien zu platzieren, allerdings auch nur da, wo es für mich Sinn macht.

Der Wunsch nach Öffentlichkeit ist schon da, aber nicht um jeden Preis und immer in Verbindung mit dem Sport?
Kelly: Ich bin ein Profi. Ich habe jahrelang das Management der Kelly Family geleitet. Ich weiß schon, wie man Sachen, die gut sind, in den richtigen Formaten platziert. Die mediale Öffentlichkeit ist für mich zunächst ein Mittel zum Zweck. Ich nehme weltweit an Events teil, und die kosten natürlich entsprechend Geld. Der Deutschlandlauf war sehr günstig, da habe ich nur Geld für die Plane ausgegeben, vielleicht 9 Euro. Aber wenn man nach Russland oder in die USA fliegt, da entstehen erhebliche Kosten.

Sie brauchen Öffentlichkeit und Medien also auch, um Ihren Sport zu finanzieren?
Kelly: Nein, das nicht. Ich habe genug Geld. Ich habe von klein auf mit meinen Sachen immer viel Geld verdient. Das ist bis heute so.

Aber sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, sich nur noch auf den Sport zu konzentrieren – das würde für Sie nicht in Frage kommen?
Kelly: Man sollte immer ehrlich bleiben, sich nicht verstellen. Wenn man erstmal anfängt eine Rolle zu spielen, die man selber nicht ist, sollte man sich vielleicht auch andere Sachen suchen. Aber so lange ich gesund bin, es mir Spaß macht und nicht nervt, werde ich auch weiter in der Öffentlichkeit stehen.

War Geld war für Sie je der größte Motor, um zu arbeiten?
Kelly: Nein, aber ich bin auch keiner, der das Geld vergisst.

Was bedeuten Ihnen teure Statussymbole?
Kelly: Ich bin kein Luxusmensch. Auf keinen Fall. Zu meinen Events fliege ich auch nie in der Business Class. Wenn man mich dort einbucht, sage ich: Bucht mich da aus, ich fliege lieber Economy! Ich brauche auch keine teuren Statussymbole. Mein Geld gebe ich lieber mal für einen schönen Urlaub mit meiner Familie aus.

Vor dem Sport standen Sie viele Jahre mit der Kelly Family in der Öffentlichkeit. Ihr Vater ist mittlerweile seit neun Jahren tot, jedes Familienmitglied hat sich eigene Projekte vorgenommen. Wie würden Sie ihr jetziges Verhältnis zu den anderen Familienmitgliedern beschreiben?
Kelly: Mit den meisten eigentlich ganz gut. Sicher, mit den einen oder anderen versteht man sich phasenweise vielleicht weniger gut, der Kontakt wird weniger, aber das ist bei uns wahrscheinlich nicht anders, als bei anderen Familien auch. Jeder hat andere Interessen, und man hat die Verbindung durch die gemeinsame Musik nicht mehr, dieses intensive Zusammenleben. Man merkt: Okay, man tickt nicht mehr gleich. Doch im Großen und Ganzen ist das okay. Mit manchen Geschwistern telefoniere ich sogar jede Woche.

Zur Weihnachtszeit stand ein Teil der Kelly Family wieder auf die Bühne. Paddy, Patricia, Kathy und Paul Kelly waren mit „Stille Nacht- eine musikalische Weihnachtsgeschichte“ auf großer Deutschland-Tournee. Auch Sie waren bei einigen Auftritten dabei. Was hat Ihnen das bedeutet?
Kelly: Gar nichts. Ursprünglich hatte ich das gar nicht vor. Eine meiner Schwestern war bei fünf Terminen verhindert, ein anderer konnte nicht einspringen, und in solchen Momenten helfe ich halt aus. Ich finde es schön, dass ein Teil meiner Geschwister wieder gemeinsam auf der Bühne stand, und vor allem, dass Paddy dabei war. Er war sechs Jahre in einem französischen Kloster, was ich persönlich immer schade fand. Natürlich, das war seine eigene Entscheidung, aber er ist ein begnadeter Musiker, schreibt gute Songs und hat eine tolle Stimme. Ich persönlich bin kein guter Musiker, und war es auch nie.

Sie haben schon öfter betont, dass die Musik nie Ihre größte Leidenschaft war…
Kelly: Das ist richtig. Ich habe das mit der Familie mitgemacht, weil das einfach so war. Wir sind alle mit Musik aufgewachsen. Mein Vater war streng, man musste Musik lernen. Man wollte dann nicht der Einzige sein, der keine Musik macht. Im Endeffekt hat es mir aber auch viel gebracht. Es war eine tolle und verrückte Zeit. Wir haben fast zwanzig Jahre auf der Straße musiziert. Später hatten wir so viel Erfolg, wie man als Musiker in Europa überhaupt nur haben kann. Dann war es irgendwann vorbei, und jeder hat sein Ding gemacht. Das ist völlig okay so.

Haben Sie Ihrem Vater für die strenge Erziehung im Nachhinein jemals Vorwürfe gemacht?
Kelly: Nein, das habe ich nicht. Ich kann meinem Vater nicht das Wasser reichen. Was er da gestemmt hat, mit dem wenigen, was meine Eltern hatten, da sage ich einfach nur: Chapeau! Er hatte immer einen wahnsinnigen Mut. Mein Vater hat ohne Angst gelebt. Das ist heute selten, wo viele Menschen Angst um ihre Zukunft haben. Auch Geld war für meinen Vater nicht wichtig, sondern eher langweilig. Ich glaube, genau deswegen hat er später auch so viel Geld verdient. Wenn du etwas leidenschaftlich machst, dann wirst du erfolgreich sein. Das sehe ich ja an mir: Alles was ich mache, mache ich sehr intensiv, und habe Erfolg damit. Ich bin aber auch jemand, der mit Zahlen arbeiten kann, das habe ich im Management meiner Familie gelernt. Ich habe meine Möglichkeiten und Chancen immer genutzt.

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