Hallo Kalle, seit kurzem hat deine Sendung "7 Tage 7 Köpfe" Sommerpause – du auch?
Nicht ganz, ich hab bis Juli noch einige Termine. Ich bastle gerade an einem Album, was zum Tourneestart – ich bin im September auf Tour – herauskommen soll.
Ein Jubiläumsalbum, in Hinblick auf deinen anstehenden 50. Geburtstag?
Nein, das hat eigentlich nichts mit dem Geburtstag zu tun.
Aber kannst du uns was zum Album verraten?
Ja, ich arbeite jetzt mit Leuten zusammen mit denen ich witziger Weise schon früher zusammengearbeitet habe, was mich richtig freut. Zum Beispiel mit Erich Firch, ein hervorragender Autor, der unter anderem für Wolfgang Petry schreibt, viel Kabarett und Comedy gemacht hat und auch ein hervorragender Leadvocal-Produzent ist, ein Autor wie man ihn braucht. Für das Album schreibe ich aber zum Teil auch selber, allerdings ist es da heutzutage nicht immer so einfach auf den Punkt zu kommen, was gute Lieder angeht. Ich hoffe wir werden mit dem Album etwas einmaliges zustande bringen. Ich bin vor allem sehr gespannt auf die Musik, da wir kaum Elektronik dabei haben sondern stattdessen eine Live-Combo, eine mit Pfiff. Im Vergleich zu früher, wo ich auch selber produziert habe, ist das etwas neues für mich.
Die Arbeit im Team ist dir lieber?
Wenn gute Leute mit dabei sind hab ich das sehr gerne. Ich hab immer schon gerne Teamarbeit gemacht, wie auch bei "7 Tage 7 Köpfe". Das wir bei der Sendung so ein Team sind ist auch ein Garant für den Erfolg. Die Leute können wirklich spüren, dass wir sieben Jecken richtig Spaß miteinander haben und nicht untereinander konkurrieren. Und der Spaß geht auch hinter den Kulissen weiter?
Ja, wenn wir uns freitags vor der Sendung treffen, dann hocken wir da und sind alle sehr gespannt, wer was mitbringt und in die Sendung einbringt. Wir haben vor, während und nach der Sendung eine Menge Freude und ich glaube, dass das dazu beiträgt, dass "7 Tage 7 Köpfe" seit einigen Jahren die erfolgreichste Comedysendung im deutschen Fernsehen ist.
CDs aufzunehmen, ist das für dich ein Ausgleich zum TV-Job?
Ja, es ist eben ein völlig anderes Metier, eine andere Form des Ausdrucks. Ich mache ja schon seit längerem Musik und habe auch Lieder in meinem Bühnenprogramm. Jetzt kommt bei mir die große Freude hinzu, mit Könnern zusammenzuarbeiten, mit guten Musikern.
Live-Musik ist dir lieber als die Elektronik?
Ja, moderne Technik in Ehren, aber ich würde grundsätzlich alles gerne mit Musikern live einspielen.
Aber du scheinst auch ein bisschen ein Technikfreak zu sein, wenn man auf deine neue Homepage guckt.
Ja, da muss natürlich Technik her ohne Ende. Die Homepage hat Rolf Zwirner auf der Basisidee von Horst Gläser, einem Grafiker in Köln, ausgearbeitet. Mit Rolf Zwirner habe ich schon vor 20 Jahren Musik gemacht, nun hat er sich seit einigen Jahren in das Metier Internet reingekniet. Ich hatte vorher eine ziemlich starre Homepage, das war eine HTML-Seite mit den nötigen Informationen. Und wir dachten, das könnte man auch etwas spannender machen und seit Februar diesen Jahres bastelt der Rolf mit Leib und Seele an der Homepage. Er hat alle Figuren entworfen und was mir viel Freude macht ist, dass wir eine Basis geschaffen haben auf der wir die Seite weiterentwickeln können. Auf Kalles bunten Seiten werden viele verschiedene Dinge möglich sein.
Bist du denn oft im Internet?
Oft wäre übertrieben. Aber gerade eben zum Beispiel habe ich das heutige Kinoprogramm nachgeguckt. Ich finde das Internet gigantisch und unersetzlich, egal ob man jetzt eine Brille kaufen oder eine Reise buchen will. Wir haben sogar schon per Internet eingekauft. Wir hatten kein Bock zum Supermarkt zu gehen und Kisten zu schleppen, da hat uns Edeka alles nach Hause gebracht. Auch wenn der Goldrausch bei den Internetleuten im Moment etwas vorüber zu sein scheint glaube ich, dass ist das Ding der Zukunft, auch wenn es noch so viel Mist im Netz gibt. Mist gibt’s ja überall, im Kiosk liegen ja genauso jede Menge Schrott-Zeitungen…
…und im Fernsehen läuft auch die ein oder andere Schrott-Sendung.
Ja, im Fernsehen auch, aber die Geschmäcker sind ja verschieden und ich sag mir, was man nicht mag, soll man nicht gucken. Ich gucke auch eher selten Fernsehen. Ich bin ein Filmfreak und gehe oft ins Kino. Ab und zu schalt ich mal eine spezielle Sendung ein, aber ansonsten halte ich mich ziemlich raus aus dem Fernsehen.
Guckst du nicht viel Comedy?
Ich gucke meine eigene Sendung, inzwischen aber gar nicht mehr so oft, anfangs habe ich noch jede Sendung aufgezeichnet.
Hast du Lieblingskomiker?
Ja, aber das sind nicht unbedingt die zeitgemäßen. Am liebsten schaue ich wirklich Loriot oder Mr. Bean oder auch Dick und Doof.
Welches Thema würde in einer aktuellen Sendung von "7 Tage 7 Köpfe" vorkommen?
Bestimmt der Erfolg der beiden Schumacher-Brüder in Montreal, das ist ja auch gigantisch. Ich bin zwar kein Formel1-Freak, aber die beiden sind mir sympathisch. Seit ihren Kindertagen hängen die mit ölverschmierten Händen an den Motoren, das finde ich jeck. Ein weiteres Thema wäre bestimmt, dass Berlin demnächst einen schwulen Bürgermeister haben könnte, das wäre ja mal etwas Neues.
Wie würde die Sendung gerade mit diesem Thema umgehen? Boulevardzeitungen reißen sich ja geradezu um solche Themen.
Da gibt es in unserer Sendung alle Bandbreiten. Ich glaube, dass das Schwulsein natürlich ein großes Thema sein könnte, aber viel mehr sollte doch interessieren, was in Berlin für Schindluder getrieben wurde, Schieberei von Milliarden ohne Ende. Da werden Gelder einfach vergeudet aber die Medien wechseln vom Thema Politik zu so einer privaten Angelegenheit, ob man nun homo- oder heterosexuell ist, das finde ich merkwürdig. Aber vielleicht ist das auch normal. Man interessiert sich ja mehr für Schröders Bruder als für die Rentenpolitik. Und anstatt an den Schwarzgeldsumpf bei Helmut Kohl in der CDU zu denken, schaut man, ob die Braut von seinem Sohn ein weißes Hochzeitskleid oder ein cremefarbenes anhatte.
Da müsst ihr auch bei "7 Tage 7 Köpfe" den Gewohnheiten des Publikums gerecht werden.
Ja natürlich, weil sonst hätten wir vielleicht nicht dieses große Publikum. Aber wieso kümmert man sich jetzt um die Homosexualität von Klaus Wowereit, man sollte doch lieber fragen, wie die Stadt Berlin wieder auf die Beine kommt in diesem Finanzdesaster und man sollte sich überlegen, dass man einen schwulen Bürgermeister genauso wählen kann, wenn er denn nicht so ein Schindluder treibt, wie die anderen das getan haben.
Wo nimmst du die Inspiration her für deine Figur Hein Spack – triffst du solche Leute ab und zu?
Ja, man trifft solche Leute in Verwandtschaft und Bekanntschaft. Und ich muss sagen, so ein bisschen habe ich vom dem Hein Spack tatsächlich auch in mir. Er ist im Grunde eine sehr tragische Figur, der kloppt zwar alles raus was er denkt und brüllt rum, weiß aber von allem nur die Hälfte. Er ist quasi ein Trottel, aber er geht nach vorne und sagt seine Meinung. Viele Leute halten ja nur die Schnauze. Aber Hein Spack steht andauernd vor seiner Wohnung auf der Strasse und sagt, "pass mal auf du dumm sau, so geht das nicht…" . Für mich hat der etwas Südländisches, da wird auf der Strasse ja auch viel Mist erzählt.
Traust du dich immer alles zu erzählen?
Nein, aber manchmal wünsche ich mir, ich könnte nach vorne an die Front gehen und sagen, was mir nicht passt. Aber das kann man nicht immer. Die Umstände spielen ja immer eine Rolle und wen man vor sich hat. Oft ist man dann diplomatisch, man taktiert. Aber der Spack macht das alles nicht, er geht rabiat nach vorne und fällt dabei auch auf die Schnauze, weil er einen Haufen Mist erzählt.
Du bist demnächst unterwegs im Norden Deutschlands auf der Kieler Woche. Familienurlaub?
Ja, das bietet sich geradezu an. Die Kieler Woche ist ja das größte Sommerfest im Norden Europas, wirklich gigantisch mit 3 Millionen Leuten – das habe ich vorher nicht gewusst. Das Münchner Oktoberfest ist ja schon gigantisch aber in Kiel ist das ist ja doppelt so groß. Und für Kinder haben die dort eine Spiellinie, die sich im Laufe der Woche entwickelt, das muss enorm sein, meine kleine Tochter ist jetzt schon richtig gespannt.
Du warst ja vorher noch nie da, was zieht dich jetzt hin nach Kiel?
Also prinzipiell sag ich, immer wenn es geht, raus aus dem Haus. Es ist immer gut, wenn man mal andere Dinge sieht. Und für einen Rheinländer ist Norddeutschland auch immer eine neue Erfahrung (lacht). Ich bin ab und zu in Norddeutschland gewesen, aber in Kiel war ich noch nie und auf der Kieler Woche noch gar nicht. Ich glaube, ich werde da mit offenem Mund und hängendem Kinn durch die Gegend latschen.
Gibt es da vielleicht einen Kindheitstraum vom Seemann?
Mein Opa war Seemann, aber ich selber habe nie davon geträumt. Ich werde zum Glück nicht seekrank, ich hab da schon einiges erlebt. Ich habe mal Kabarett auf einem Kreuzfahrtschiff gespielt, auf der Ostsee bei Windstärke 12. Und von den 300 Gästen wollten wirklich 270 sterben, die waren alle so dermaßen seekrank. Da hab ich aber noch gepflegt ein Bierchen getrunken. Ich mag Wasser und bin auch gerne im Wasser. Das Meer mag ich enorm, ich kann einfach nur davorstehen und staunen.
Verreist du weit weg in deinen Ferien?
In Spanien haben wir uns jetzt ein Domizil zugelegt. In Deutschland ist das Wetter immer ein Handicap. Wenn man wüsste, dass in Deutschland von April bis Oktober die Sonne scheint, dann würde ich mir hier etwas zulegen.
Wie fühlst du dich mit deinen bald 50 Jahren?
Zeitlos. Wenn wir jetzt demnächst die CD aufnehmen, dann wird das Musik sein, die mir aus dem Herzen und aus dem Bauch kommt. Da kann es natürlich sein, dass ich mit 50 Jahren schon ein bisschen ‚out of order‘ bin und vielleicht den Zeitgeist nicht mehr treffe, das weiß ich nicht. Aber ich werde mich nicht verbiegen und immer nur gucken, was gerade angesagt ist. Man muss eine gewisse Beharrlichkeit besitzen. Wenn ich die nicht hätte, wäre ich nicht da angekommen, wo ich heute stehe. Ich war ja lange Jahre nicht so erfolgreich wie heute. Aber dennoch habe ich gelebt, habe Bühne und Radio gemacht, bin getingelt…
Was sind für dich die persönlichen Höhepunkte?
Ich habe ja Anfang der 80er Musikbücher geschrieben. Da habe ich geschuftet wie ein Wahnsinniger, sieben Bücher waren das, eine Gitarrenschule ein Akkordeonbuch und Liederbücher – davon habe ich gelebt, das war eine Station in meinem Leben, ein Höhepunkt. Ich habe dann in Köln 1978 mit zwei Freunden das Atelier-Theater gegründet, was es heute immer noch gibt und ein richtig tolles Kleinkunsttheater geworden ist. Da gibt es einige kleine und große Höhepunkte. Jetzt steht als Nächstes eine Fernseh-Serie an, was wieder etwas neues sein wird und vielleicht mache ich eines Tages einen Kinofilm, vielleicht holen wir ja mal den Oscar – wer weiß.
Denkst du, der größte Höhepunkt in deinem Leben steht dir noch bevor?
Nein, so würde ich das nicht sagen. Es ist immer der Moment, der Augenblick für mich wichtig. Ich glaube, dass diese vergangenen Erlebnisse alles in sich große Höhepunkte waren. Und "7 Tage 7 Köpfe" ist nach wie vor sehr aktuell für mich. Wenn ich da nur hingehen würde wegen Popularität und Kohle, das würde nicht lange gut gehen. An so einem Denken ist glaube ich "RTL Samstag Nacht" gescheitert. Man sollte nicht immer nur berechnend an eine Sache herangehen. Da verliert man schnell die Lust.
Du warst Ende der 60er Jahre Polizist.
Ja, bis Anfang der 70er und ich habe damals auf der falschen, eben auf der anderen Seite gestanden. Ich habe damals in Köln die legendäre Amerika-Haus-Demo mitgemacht, das war richtig furchtbar, das weiß ich heute noch. Das war richtig fies.
Da sind wohl insbesondere dieses Jahr bei dir Erinnerungen wach geworden, oder?
Ja, im Nachhinein kann man immer gut urteilen. Heute über das Gestern oder das Morgen zu reden ist immer einfacher als heute über die Gegenwart zu sprechen. Damals habe ich etwas gemacht und ich war mir damals vieler Dinge nicht bewusst, die ich mittlerweile gelernt habe. Daher sollte man es auch mit Vorsicht betrachten, wenn man über die Vergangenheit redet. Ich sah mich damals plötzlich irgendwo stehen, wie eine Marionette, wie jemand, dem man eine Uniform und Helm angezogen hat, dem man einen Knüppel in die Hand gegeben hat und dem man gesagt hat: "wenn irgendeiner von den Demonstranten den Arm hochhebt, dann aber drauf". Das war ganz merkwürdig, sehr mechanisiert, das war nicht ich.
Das Leben ist ein Comic, welche Comic-Figur bist du?
Ich wäre mit Sicherheit meine eigene Comic-Figur, die es ja mittlerweile auf meiner Homepage gibt, der kleine bunte Kalle. Eigentlich möchte ich nur die sein. Die hat auch der Rolf entworfen, und dass sie gerade in meinem 50.Lebensjahr entstanden ist, finde ich sehr witzig. Das würde ich gerne ausbauen, und würde die Figur gerne Geschichten erzählen lassen. Irgendwann werden sich dann andere Figuren hinzugesellen und es werden neue Geschichten entstehen.
war jez nich so geil… aber naja