Kevin Hart, in Ihrem neuen Film „Die Trauzeugen AG“ bieten Sie einen Trauzeugen-Service für Bräutigame an, die keine wirklichen Freunde haben. Können Sie da aus eigenen Erfahrungen berichten?
Kevin Hart: Nun, auch ich musste das erst lernen. Als ich das erste Mal gebeten wurde, Trauzeuge zu sein, hat mir vorher niemand erklärt, was zu meinen Pflichten gehört. Ich habe meinen Freund zum Essen eingeladen, plötzlich fragte er: Was kommt als nächstes? Ich meinte nur: „Sag Du’s mir.“ „Du hast nichts vorbereitet?“ „Nein. Du hast mir gesagt, dass ich das tun soll“. Ich hatte keine Ahnung, dass ich für ein ganzes Event verantwortlich war, dass ich seine Freunde einzuladen hatte, um einen ordentlichen Junggesellenabschied zu feiern.
Was haben Sie aus diesem Fehlschlag gelernt?
Hart: Das wichtigste für einen Trauzeugen ist es, dem Bräutigam am Tag der Hochzeit allen Ärger vom Hals zu halten. In der Nacht davor geht es noch um Spaß, um das Feiern mit alten Freunden, darum, sich an gemeinsame Zeiten zu erinnern und dem Bräutigam das Gefühl zu geben, dass er sich richtig entschieden hat. Du willst nicht mit ansehen müssen, wie dein Freund vor dem Altar stehen steht und plötzlich Zweifel bekommt.
Unterscheidet sich das von den Aufgaben einer Trauzeugin?
Hart: Eigentlich nicht. Kalte Füße sind kein Mythos, die gibt es wirklich. Und als Trauzeugin musst du die Braut in dem Gefühl bestätigen: Dies ist dein perfekter Tag. Auch wenn er es vielleicht gar nicht ist, auch wenn man vielleicht Probleme in der Beziehung aufziehen sieht, man muss dafür sorgen, dass das große Drumherum, von den Farben der Tischdecken bis zu den Blumen einfach perfekt ist. Wenn sie verheiratet wird, soll sie sich fühlen, als würde ihr Traum wahr werden.
Ich bin nicht so der Privatsphären-Typ.
Sie sind mit dem Top Model Eniko Parrish verlobt…
Hart: Ja, und wir werden heiraten, in etwa ein bis eineinhalb Jahren. Das hoffe ich zumindest.
Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Hart: Ich werde Ihnen sagen, warum das ein perfekter Tag werden wird: Ich werde nichts mit ihm zu tun haben. Ich werde einfach da sein. Die Planung einer Hochzeit ist ein Prozess, in dem ein Mann nur verlieren kann. Du kannst nichts richtig machen. „Liebling, was gefällt dir besser, das oder das?“ „Das da!“ „Warum?“ „Einfach so.“ „Aber wir könnten auch das hier nehmen.“ „Klar, gefällt mir auch. Nehmen wir.“ „Aber warum?“ (lacht) Als Mann habe ich nichts weiter zu tun, als die Schecks zu unterschreiben. Sagt mir was es kostet, ich zahle.
Ist das nicht ein recht konservatives Rollenverständnis?
Hart: Ein kluger Mann versteht und akzeptiert, dass er eine Frau niemals komplett verstehen kann. Versuche nicht, dieses Puzzle zu lösen. Du wirst es nicht können. Letztlich sind Männer und Frauen eben doch verschieden. Wenn man das anerkennt, hilft das einer Beziehung ungemein. Ich als Mann bin in unserem Haushalt eher der Typ auf dem Rückzug. Wenn meine Freundin einen Streit anfangen will sage ich: „Okay, Du hast Recht!“ Das macht dein Zuhause zu einem sehr viel glücklicheren Ort.
Und Sie sind ganz sicher, dass Sie heiraten wollen?
Hart: Absolut. Ich komme nicht mehr drum rum. Wir sind jetzt seit sechseinhalb Jahren zusammen, es ist also an der Zeit. Ich wollte mich verloben. Sich dann noch dem Druck zu heiraten zu entziehen ist, als würde man einen Hund vom Beißen abhalten wollen. Auf Dauer geht das nicht.
Das klingt als hätte sie Ihnen den Antrag gemacht.
Hart: Nein nein, das war ich.
Möchten Sie erzählen, wie der Antrag aussah?
Hart: Es war schon eine große Sache. Es war an ihrem 30. Geburtstag, ich war eigentlich gerade mitten in den Dreharbeiten zu „Ride Along 2“ und habe ihr aber eine Überraschungs-Geburtstags-Party ausgerichtet.Wir haben uns in einem Restaurant verabredet, das ich vorher extra für sie umdekoriert hatte. Es wurde zu einer Art Ausstellung über ihre ersten 30 Jahre, an den Wänden hingen ihre Kinderfotos und so weiter. In dem Restaurant gab es einen Vorhang, als der aufging standen dahinter ihre Familie und ihre Freunde. Ich hatte sie alle einfliegen lassen, 40 Leute. Nach dem Dinner kam dann der Geburtstagskuchen und das war der Moment wo ich um ihre Hand angehalten habe. Das war sehr schön.
… und klingt ziemlich romantisch.
Hart: Ich bin tatsächlich ein romantischer Typ. Es hat nur eine Weile gedauert, bis ich soweit war. Ich war schon einmal verheiratet und wurde geschieden. Um noch einmal von vorne anzufangen, um mich dazu zu bringen, mich auf eine zweite Runde einzulassen, muss man schon eine sehr sehr besondere Frau sein. Sie hat das geschafft.
Haben Sie in Ihrer ersten Ehe etwas für die zweite Ehe gelernt?
Hart: Auf jeden Fall. Ich war damals 22, sehr unerfahren und wollte noch viel erleben. Ich hatte Angst, etwas zu verpassen. Es war nicht so, dass diese Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war aber vom Ende her gesehen war sie das vielleicht doch. Ich habe damals einfach noch nicht verstanden, was eine Ehe wirklich ist. Ich bin nun 35, ein erwachsener Mann und alt genug, meine Fehler und Irrtümer einzugestehen. Ich übernehme volle Verantwortung dafür, dass es mit meiner ersten Ehe nicht geklappt hat. Und auch nur deshalb können wir immer noch Freunde sein. Wir haben zwei wunderbare Kinder, sie ist eine tolle Mutter, aber mit uns hat es einfach nicht funktioniert und ich musste es beenden, damit etwas neues entstehen konnte.
Was ist das Geheimnis einer perfekten Beziehung?
Hart: Man muss einander Raum geben. Es muss möglich sein, dass sie auch mal ihre eigenen Wege geht und dass das für mich in Ordnung ist. Dann trifft man sich wieder. Beziehungen, in denen man nur als Paar und nicht auch als Individuum existiert, kommen mir nicht wirklich gesund vor. Bei uns ist es allerdings so, dass meine Arbeit mir genug Zeit für mich selbst gibt. Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, gehöre ich nur ganz meiner Freundin. So ist es eben im Leben.
Noch eine andere Frage: Wie steht es um die Zukunft der Hollywoodkomödie?
Hart: Die Zukunft der… wie meinen Sie das?
In den letzten zehn Jahren dominierten erst Adam Sandlers oft eher kindische Filmen voller Pups-Witze, dann mischte Judd Apatows das klassische Coming-Off-Age-Drama mit Stand-up-Comedian-Humor und Romantic Comedy. Was kommt danach?
Hart: Was Judd Apatow gemacht hat, war in der Tat ziemlich großartig. Er hat bewiesen, dass man aus dem echten Leben, von echten Menschen sehr witzig erzählen kann, wenn man es nur richtig macht. Er hat dem Zuschauer etwas gegeben, womit sie sich identifizieren können, sodass das Publikum am Ende nicht nur über irgendetwas, sondern auch über sich selbst lachen kann. Aber ansonsten kann ich nur von mir und meiner eigenen Zukunft reden. Ich selbst bin langsam dabei, weltweit erfolgreich zu werden. Mit meinen Live-Programmen scheine ich in der Lage zu sein, nahezu jeden auf der Welt zum Lachen zu bringen.
Wie funktioniert das?
Hart: Wer auf diesem internationalen Level erfolgreich sein will, muss sehr breit in seinen Themen und allgemein genug sein, damit jeder sich mit dir und deinen Themen identifizieren kann. Das funktioniert, in dem ich das so mache, wie Judd Apatow. Es geht bei mir um Situationen aus dem echten Leben, um Dinge, von denen Menschen nicht nur denken: Das ist reiner Slapstick, sondern: Ja, genauso ist es, ich kenne das. Und die beste Mittel, um diese Reaktion zu erreichen ist: Ehrlichkeit. Du musst ehrlich gegenüber deinem Lebensstil sein, ehrlich im Bezug auf das, was Du tust.
Sie machen sich also selbst zu Ihrem eigenen Thema.
Hart: Genau. Für die Stand-up-Comedy hat das bis jetzt sehr gut funktioniert. Und das liebe ich so sehr an diesem neuen Film. Er heißt zwar „Die Trauzeugen AG“, aber eigentlich geht es um Freundschaft. Es geht um die Beziehung dieses einsamen Bräutigams, der keine Freunde hat und diesen Typen, der für Geld so tut, als wäre er sein Freund. Eigentlich ist das mein erster Film, der auf dieser universalen Ebene wirklich funktioniert. Drumherum gibt es alle möglichen Gelegenheiten für Gags die mal mehr mal weniger über die Stränge schlagen, aber im Kern geht es eben um Freundschaft. Wenn man sich auf solche universellen Kernthemen konzentriert, kann man international auch auf lange Sicht sehr erfolgreich sein.
Ist es für jemanden, der sich selbst in seiner Kunst exponiert nicht besonders schwer, die Grenze zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit zu ziehen?
Hart: Ich bin nicht so der Privatsphären-Typ. Ich hatte eine Scheidung, ich bin ein Vater, ich bin ein zukünftiger Ehemann. Wenn ich mit meinen Kindern und meiner Verlobten zusammen bin, dann gehöre ich nur ihnen. Wenn ich aber draußen auf der Straße bin, mache ich nicht auf unnahbar. Wer mich auf der Straße erkennt, „Hi!“ sagen und ein Foto machen will, soll das tun. Schließlich sind das auch die Leute, die mich unterstützen, die mir meinen Erfolg ermöglichen.
Sie haben weit über 18 Millionen Fans auf Facebook. Es dürfte also häufig vorkommen, dass Sie auf der Straße erkannt und angesprochen werden.
Hart: Aber diese Beziehung muss man pflegen. Man kann den Menschen nicht den Rücken zukehren. Wenn man diesen Kontakt du den Menschen, zum normalen Leben verliert, wird auch die eigene Kreativität darunter leiden. Bin ich noch lustig? Funktioniert dieser Witz? Solche Fragen können in einer abgeschotteten „Privatsphäre“ nicht beantwortet werden.