(Left Boy hat bei der Autorisierung knapp die Hälfte seiner Aussagen zurückgezogen, siehe Anmerkung am Ende des Interviews.)
Ferdinand, du bist direkt nach der Schule mit 18 nach New York gezogen. Warum ausgerechnet dorthin?
Sarnitz: Weil New York für mich immer ein Traumziel war. Es ist der Ort, wo die Besten der Besten in allen kreativen Bereichen zu finden sind – und dort wollte ich halt hin. Ich wollte neue Anregungen, Inspirationen, und Verbündete, finden. Zuhause kannte ich niemanden, mit dem ich Musik machen konnte.
Und die Musik, die du heute machst, hätte in Wien so nicht entstehen können?
Sarnitz: Die Musik entsteht meistens dort wo ich die inspiration habe. Das kann überall sein. In Italien, Marokko und natürlich auch Wien.
Was war für dich in New York die größte Herausforderung?
Sarnitz: Zum ersten Mal alleine zu leben. Diese Einsamkeit hat meine Musik damals sehr geprägt. Wie ich nach meinem ersten Jahr in New York nach Wien zurück kam wusste ich das ich mich ändern musste.
Was war das Problem?
Sarnitz: Ich habe mir gedacht, es wäre viel einfacher, den kreativen Kreis zu finden, den ich mir erhofft hatte. (Große Teile der Antwort wurde gestrichen)
Mir fällt spontan nun so gar kein Rapper aus dem deutschsprachigen Raum ein, der in die USA gegangen ist und dort Musik macht.
Sarnitz: Falco? Hätte in Amerika produzieren können aber wollt nicht.
Aber war das Rap?
Sarnitz: Man hat ihn nicht unter Rap verbucht, aber was er gemacht hat, ist eigentlich Deutsch-Rap. Und er hat in den USA mit „Amadeus“ einen Nr.1-Hit gehabt.
Ich fühle mich in der deutschen Sprache nicht zuhause.
Du singst inzwischen ja nur noch auf Englisch. Wie kam es dazu?
Sarnitz: Ich hatte seit meiner Kindheit eine wunderbare philippinische Nanny namens Fe, die mit mir nur Englisch gesprochen hat. Meine Mutter hatte darauf bestanden, dass ich eine zweite Sprache lerne. Zuerst war ich in der Maternelle, dem Französischen Kindergarten. Weil ich dort so unglücklich war bin ich dann nach einem Jahr in die AIS, die amerikanische Schule gegangen wo ich mich von Anfang an wohl fühlte. Mit 14 hab ich für zwei Jahre überhaupt aufgehört Deutsch zu sprechen und mit Familie und Freunden nur noch Englisch.
Warum das?
Sarnitz: Ich konnte mich im Deutschen nicht so gut ausdrücken. Wenn ich heute Deutsch spreche übersetze ich die Dinge im Kopf aus dem Englischen. Ich träume, denke und mache alles in Englisch.
Könntest du sagen, worauf es dir bei deinen heutigen Rap-Texten ankommt?
Sarnitz: Das sind Texte die in dem Moment entstehen. Es hat damit zu tun, wie der Beat auf mich einwirkt, es hat mit meiner Stimmung zu tun und den Erfahrungen, die ich mache.
Auf „Permanent Midnight“ sind von mir Liebeslieder, Angstlieder, Partylieder… – ein Mix aus all dem, was ich in den letzten vier Jahren erlebt habe. An manchen Liedern habe ich vier Jahre herumgefeilt.
Du verwendest hier und da auch Vokabular wie „Fuckin Bitch“ oder rappst über ein „Closet full of hoes“. Mit welcher Intention?
Sarnitz: Bitch ist ein geniales Wort weil man so viel Verschiedenes damit ausdrücken kann. Es kann ein Mädchen sein, das einem nichts bedeutet oder auch eins das einem viel bedeutet aber einen verletzt hat. Arbeit kann auch eine Bitch sein, also schwierig oder umständlich.
Aber setzt du Wörter wie „Bitches“ und „Hoes“ dann bewusst ein, oder kommt das in deinen Texten vor, weil das im HipHop einfach so ‚dazugehört‘?
Sarnitz: Antwort wurde gestrichen
Wer waren musikalisch deine Vorbilder?
Sarnitz: Slug von Atmosphere war ein wichtiges Vorbild für mich und Daft Punk. (Große Teile der Antwort wurden gestrichen)
Was ist mit deutschsprachigem Rap?
Sarnitz: Habe ich auch gehört, Afrob oder Freundeskreis.
Aber Wortspiele auf Deutsch…
Sarnitz: Nein, das ist einfach nicht so meins. Ich fühle mich in der deutschen Sprache nicht zuhause. Wobei ich tatsächlich mal ein Lied auf Deutsch geschrieben hab für das deutsche Fußball-Team.
Das deutsche?
Sarnitz: Ja, in Österreich hat man leider keine aufregenden Sportarten, für die man sich einsetzen kann. Skispringen vielleicht, aber das interessiert mich nicht so. Das deutsche Fußball-Team ist mir einfach richtig sympathisch. Allerdings haben sie damals dann im nächsten Spiel leider gegen Spanien verloren. Insofern war es dann auch schnell vorbei mit dem Lied.
Dein Vater hat früher auch sehr viel getextet. Seid ihr ein gutes Team?
Sarnitz: Antwort wurde gestrichen
War es dir wichtig, dich von der Musik, die dein Vater früher gemacht hat, abzugrenzen?
Sarnitz: Antwort wurde gestrichen
Gab es da so eine Art Geheimhaltungsstrategie?
Sarnitz: Antwort wurde gestrichen
Wie blickst du heute auf dein Elternhaus, darauf, wie du aufgewachsen bist?
Sarnitz: Antwort wurde gestrichen
Wie ist dein Verhältnis zu Österreich?
Sarnitz: Ich bin dort aufgewachsen ich versuche aber ein Weltbürger zu sein. (Großteil der Antwort wurde gestrichen)
Beherrscht du den Wiener Schmäh?
Sarnitz: Nein, ich habe den nicht. Das ist sozusagen ein Gesamtwerk, als Person diesen Schmäh zu haben.
Hat dein Englisch einen bestimmten Akzent?
Sarnitz: Antwort wurde gestrichen
Wie schätzt du deine Chancen auf dem amerikanischen Musikmarkt ein?
Sarnitz: Das kann man allerdings nicht wirklich planen, das ergibt sich einfach.
Wie siehst du heute die Musikindustrie: Eher Haifischbecken oder Goldfischglas?
Sarnitz: Ich kriege davon kaum etwas mit, ich sitze in meinem Zimmer, mache mein Ding, arbeite an meinen Plänen und ziehe die dann durch. Ich beschäftige mich nicht damit, was rundherum in der Musikindustrie passiert.
Ich habe mein eigenes Label und damit haben wir die Rechte in Deutschland und Frankreich an Warner Music gegeben, in England an Atlantic… Wir haben die exklusiven Rechte für verschiedene Länder verkauft, damit die Plattenfirmen sich dort für ihre Territories damit engagieren.
Klingt sehr professionell. Wer weiß, ob Falco seinerzeit auch schon so unterwegs war…
Sarnitz: Puh… Falco war auf einem ganz anderen Level, er war ja relativ bald ein Weltstar. Und ich würde auch keine Parallelen ziehen wollen zwischen mir und ihm.
Dann zum Schluss noch eine Frage zu zwei anderen österreichischen Weltstars. Wer hat in den USA mehr bewirkt: Mozart oder Arnold Schwarzenegger?
Sarnitz: (lacht) Mit Sicherheit Mozart. Weltweit. Schwarzenegger ist in den USA vielleicht vom Namen her bekannter. Aber manche Musikstücke von Mozart, auch wenn den Leuten dazu nicht der Name des Komponisten einfällt, so wissen sie doch, dass sie es kennen. Und es beeinflusst sie.
Anmerkung: Ferdinand Sarnitz hat bei der Autorisierung 45 Prozent des Interviews ersatzlos gestrichen. Beim Interview hatte er u.a. Fragen zu seinem prominenten Vater ausführlich beantwortet (das Interview fand auf einem Keith Haring-Vorhang statt, den André Heller zur Verfügung gestellt hatte). Sämtliche Passagen zu André Heller wurden dann von Ferdinand Sarnitz gestrichen. Der Grund ist unklar, denn im Januar 2014 erschien im „Kulturspiegel“ ein Doppel-Interview mit Sarnitz und seinem Vater. Sarnitz hat weiterhin Passagen zu seinem Akzent, seinen Texten, zu seiner Heimat und zu seinen Vorbildern gestrichen. Mehrfach versuchten wir, die Streichungen rückgängig zu machen, Sarnitz lehnte es jedoch ab, mit uns darüber zu kommunizieren. Wir bedauern dies. Unser Standpunkt zur Autorisierung findet sich hier.
Also ich liebe ihn.
Warum macht sich eigentlich gerade so ein B-Promi in die Hose? Mit dem ganzen Wind um sein divenhaftes Verhalten bzw. die gestrichenen Antworten erweist man ihm allerdings einen viel zu großen Gefallen.
dieser autorisierungswahn in deutschland ist echt der wahnsinn. wenn mr. sarnitz doch so ein weltbuerger ist, wie er vorgibt zu sein, warum streicht er dann massiv antworten auf fragen raus, die er ja erstmal kein problem hatte zu beantworten (eine praxis, die es so nur in deutschland gibt)? es ist ein virus, dass celebs und agenturen immer mehr denken, dass presse ein dienstleister fuer sie ist. und viele medien spielen mit und lassen sich vor den pr-wagen spannen. auch wenn die gestrichenen saetze wahrscheinlich nur belanglosigkeiten beinhalten, finde ich gut, dass man – wie planet interview das macht – hier auch mal aufzeigt, wie der hase laeuft. von diesem beispiel kann man ableiten, wie qualitaet und vollstaendigkeit viele veroeffentlichte interviews ist.
Dass nur in Deutschland Interviewpartner versuchen Einfluß auf Gespräche und veröffentlichte Aussagen zu bekommen stimmt natürlich nicht. Das ist überall der Fall. Auch wenn es den typisch deutschen Autorisierungsprozess in vielen Ländern nicht gibt: auch dort wird schon im Vorfeld gesagt, was man fragen darf und was nicht. Trotzdem ist es richtig, dass man den Leser immer mehr deutlich machen müsste, wie Interview und andere jounalistische Texte zustandekommen.