Magdalena Schaffrin

Der Druck auf die Konzerne ist größer geworden.

Die Gründerin des "Green Showroom" der Berliner Fashion Week Magdalena Schaffrin über grüne Mode, faire Arbeitsbedingungen, H&M, Textilsiegel und Nachhaltigkeit

Magdalena Schaffrin

© Andreas Strauss

Frau Schaffrin, auf Ihrer Webseite liest man den Begriff „Entschleunigung“ in Bezug auf Mode. Was ist damit gemeint?
Magdalena Schaffrin: Entschleunigung steht hinter dem Begriff „Slow-Fashion“. Da geht es darum, qualitativ hochwertige und lange haltbare Kleidungsstücke zu entwickeln, die nicht schon nach wenigen Wochen verbraucht sind. Es bedeutet, weniger und langsamer zu konsumieren.

Und das Gegenteil wäre „Fast-Fashion“?
Magdalena Schaffrin: Ja, „Fast-Fashion“ versucht die Menschen so zu erziehen, dass sie innerhalb kurzer Zeit möglichst viel konsumieren. Das sind oft große Konzerne, die sehr häufig neue Kollektionen rausbringen, man geht in den Laden und entdeckt jede Woche ein neues Teil. Dazu kommt, dass Trends äußerst schnell umgesetzt werden können. Das dauert 14 Tage, dann hängt das schon im Laden. Dem gegenüber steht Slow-Fashion, da passt man sich den Wetter-Saisons an. Es ist ja ganz klar, dass man für die verschiedenen Wetterlagen verschiedene Kleidung braucht.

Sie haben zu Beginn Ihrer Karriere in der Modebranche ein Trainee-Programm bei H&M absolviert. Was waren Ihre Aufgaben?
Magdalena Schaffrin: Ich habe als Design-Assistentin bei H&M in Stockholm gearbeitet, vor allem in der Sportswear.

Haben Sie auch einen Einblick in die Produktionskette bei H&M bekommen?
Magdalena Schaffrin: Nein, davon bekommt man nichts mit. Der Job des Designers ist es ja erstmal, die Gestaltung zu machen. Die Designer sitzen in einem zentralen Gebäude in Stockholm und arbeiten eng mit den Einkäufern zusammen. Die sitzen im gleichen Büro und stehen mit den Produktionsstätten in Kontakt. Sie handeln auch die Preise aus.

Haben Sie einmal eine Produktionsstätte besucht?
Magdalena Schaffrin: Nein. Wenn man als Designer dort arbeitet, fährt man durchaus in die Produktionsländer, um Produzenten anzuschauen und mit denen abzusprechen, was möglich ist. Aber als Trainee macht man das nicht. Die Produktionsketten von H&M zu durchblicken ist sowieso relativ komplex, das schafft ja H&M fast selber nicht. Die arbeiten mit vielen Zulieferern zusammen, die auch wieder viele Unteraufträge vergeben, von denen H&M manchmal selbst gar nichts weiß.

2009 haben Sie bei der Berliner Fashion Week den „Green Showroom“ ins Leben gerufen, inzwischen betreuen Sie im Auftrag der Messe Frankfurt auch die „Ethical Fashion Show Berlin“. Wie kam es, dass Sie sich der nachhaltigen Modeproduktion zugewendet haben? Hatte das auch mit Erfahrungen bei H&M zu tun?
Magdalena Schaffrin: Nein. Wobei die Idee, sich mit nachhaltiger Mode beschäftigen zu wollen, dort ein bisschen gewachsen ist. Die Erfahrung bei H&M zu sein, war eigentlich eine ziemlich gute. Aus der Perspektive des Designs ist es spannend, weil man sehr viel Neues in sehr kurzer Zeit entwickeln muss. Aber mir wurde klar, auch wenn es ein schöner Arbeitsplatz ist, dass das mit meiner inneren Haltung nicht zusammengeht. Das liegt vielleicht auch an meiner Erziehung: Meine Eltern haben immer sehr darauf geachtet, dass wir umweltbewusst leben. Und so habe ich diese Haltung entwickelt: Ich möchte meine Arbeit mit meinem inneren Wertesystem verbinden. Gleichzeitig wollte ich mich nicht von der Mode abwenden, weil ich Modedesignerin bin und mein Herz dafür schlägt, wie auch für die Umwelt und für die Menschen, die involviert sind.

Was genau läuft denn falsch bei konventioneller Kleidungsproduktion?
Magdalena Schaffrin: Viel, vor allem in der Produktionskette. Dort setzt man auch bei eco-fairer Mode meist zuerst an. Angefangen beim Material, den Fasern über die Weiterverarbeitung, das Spinnen, Weben oder Stricken bis hin zur Konfektion und Veredelung. In der ganzen textilen Kette spielen ökologische und soziale Aspekte eine Rolle, wobei die ökologischen variieren, je nachdem mit welchem Material man es zu tun hat. Grob geht es um den Einsatz von Pestiziden und Insektiziden, den Wasserverbrauch und die eingesetzten Chemikalien. Zum Beispiel werden beim Anbau von Bio-Baumwolle keine giftigen Pestizide und Insektizide eingesetzt, sondern natürliche Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Außerdem wird sie von Hand geerntet, während die Pflanzen in der konventionellen Baumwollproduktion mit Chemikalien entlaubt und dann die Blüten maschinell geerntet werden. Durch die schweren Maschinen verdichtet sich der Boden. Das passiert bei der Bio-Baumwolle nicht, was wesentlich besser für die nachfolgende Fruchtfolge ist.

Für „Ethical Fashion“ spielen auch die Arbeitsbedingungen eine Rolle.
Magdalena Schaffrin: Ja, es muss sichergestellt werden, dass auf allen Produktionsstufen menschenwürdige Arbeitsbedingungen herrschen. Themen wie Kinderarbeit oder extreme Arbeitszeiten sind beim Anbau auf den Feldern genauso wichtig wie in der Produktion. Leider werden die Kernarbeitsnormen der ILO (International Labour Organization, Anm. der Redaktion) oft nicht eingehalten. Die sind von den Vereinten Nationen verabschiedet worden und beinhalten zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit, Löhne, die die Lebenshaltung decken, die Bezahlung von Überstunden, Gewerkschafts- und Versammlungsfreiheit, ein sicherer Arbeitsplatz, keine Diskriminierung von Frauen und Anderen, keine sexuellen Übergriffe, usw. Das sind die Grundrechte der Arbeiter, die gewahrt werden müssen.

In Bangladesh wurden im April 2013 beim Einsturz einer Textilfabrik über Tausend Arbeiter getötet. Wird dieses Ereignis in der Branche etwas verändern?
Magdalena Schaffrin: Ich hoffe das immer. Es ist ja leider nicht das einzige Unglück, solche Unfälle passieren eigentlich am laufenden Band. Dieses Mal ist es endlich auch hier in die Presse geraten und ich hoffe, dass dadurch die Menschen auch auf ethische oder eco-faire Mode aufmerksam werden. Denn letztlich führt unser Konsumverhalten dazu, dass sich die Arbeitsbedingungen und die Umweltverschmutzung so entwickelt haben. Dadurch, dass wir so einen großen Hunger nach immer günstigeren und immer mehr Textilien in immer kürzerer Zeit haben, ist die Preisspirale nach unten gegangen. Kleidung ist in den letzten 20 Jahren immer billiger geworden und dieser Preisdruck wird natürlich an die Zulieferer weitergegeben. Am Ende sind diejenigen die Ärmsten, die am Anfang der Produktionskette stehen.

Führt nun aber so ein Unglück zum Umdenken bei den großen Konzernen?
Magdalena Schaffrin: Es hat bewirkt, dass durch die Berichterstattung der Druck auf die Konzerne größer geworden ist und endlich das Brandschutzabkommen zustande gekommen ist, welches die Clean Clothes Campaign schon lange eingefordert hat. (Das Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz wurde durch 31 Firmen darunter C&A, KiK und H&M unterzeichnet, Anm. der Red.). Das ist natürlich eine positive Entwicklung – mal schauen wie lange sie anhält.

Gibt es neben ökologischer Produktion und Sozialstandards noch weitere Kriterien, die Aussteller bei der Ethical Fashion Show erfüllen müssen?
Magdalena Schaffrin: Ja, es gibt noch zwei Aspekte, die Themen Recycling und Transparenz. Soziale und ökologische Kriterien werden uns meist über Zertifikate, z.B. das GOTS-Zertifikat (Global Organic Textile Standard), das Bluesign-Zertifikat oder eine Mitgliedschaft bei der Fair Wear Foundation nachgewiesen. Wenn die Modelabels nicht zertifiziert sind, wollen wir von ihnen wissen, warum wir glauben sollen, dass sie z.B. wirklich faire Arbeitslöhne zahlen.

Gibt es Bewerber für Ihre Messe, die an den Kriterien scheitern?
Magdalena Schaffrin: Natürlich. Wir haben ja relativ gut definierte Kriterien und erwarten viel von den Labels, nämlich dass sie im sozialen und im ökologischen Bereich aktiv sind. Wenn Sie uns das eben nicht über Zertifizierung verständlich machen können, erwarten wir auch noch Transparenz.

Und wenn ein Aussteller der Ethical Fashion Show Berlin in China produziert, geht das zusammen mit dem Ansatz ‚fair, ökologisch und nachhaltig‘?
Magdalena Schaffrin: Ja, sehr gut sogar. Die Lösung ist meiner Meinung nach nicht, die Produktion nach Deutschland zurückzuholen, sondern es ist ganz wichtig, dass auch in den klassischen Produktionsländern – viele davon liegen ja in Asien – weiter produziert wird. Das sind dort große Wirtschaftszweige, wenn man jetzt die ganze Produktion zurück nach Europa holen würde, dann würde ganz vielen Menschen dort die Lebensgrundlage entzogen. Ich denke auch nicht, dass ein Arbeitsplatz in Deutschland mehr wert ist als ein Arbeitsplatz in Kambodscha oder China. So patriotisch bin ich einfach nicht.

Zitiert

Dadurch, dass wir so einen großen Hunger nach immer günstigeren und immer mehr Textilien haben, ist die Preisspirale nach unten gegangen.

Magdalena Schaffrin

Aber wenn dort die Rechte der Arbeiter weiterhin ausgehebelt werden?
Magdalena Schaffrin: Dann kann man in den Produktionsländern mit verschiedenen Organisationen zusammenzuarbeiten, wie zum Beispiel mit der Fair Wear Foundation, oder sich zertifizieren lassen oder Fairtrade-Baumwolle einkaufen. Sicher ist es in den dortigen politischen Systemen viel einfacher, die ILO-konformen Arbeitsbedingungen zu umgehen. Aber deswegen ist es ja besonders wichtig, dort vor Ort mit gutem Beispiel voranzugehen.

Dann kommen aber trotzdem auch noch die langen Transportwege dazu.
Magdalena Schaffrin: Ja, aber Baumwolle beispielsweise wächst auch nicht in Deutschland, die muss man ohnehin transportieren. Auch wenn manche Designer kommunizieren, dass sie völlig lokal arbeiten und deutsche Stoffe einkaufen, bedeutet das oft nur, dass die Stoffe in Deutschland gewebt und vielleicht auch noch gefärbt wurden, aber der Rohstoff kommt natürlich nicht aus Deutschland. An irgendeinem Punkt hat man also immer einen Transportweg und dann macht es genauso viel Sinn die Baumwolle, dort wo sie angebaut wird, auch weiterzuverarbeiten.

Die Stiftung Warentest bemängelte 2010, dass das Fairtrade-Siegel nur Teile der Produktionskette abdeckt. Wenn ich wirklich sicher gehen möchte, dass die Kleidung nachhaltig produziert wurde, nach welchem Siegel muss ich schauen?
Magdalena Schaffrin: Ganz sicher können Sie nie sein, ein gewisses Maß an Vertrauen ist unersetzlich. Viele der Labels, vor allem der kleineren, die kommunizieren, dass sie nachhaltig arbeiten, tun das auch und bei ihnen kann man guten Gewissens einkaufen gehen. Ein Siegel, das ich für wirklich gut halte ist das GOTS-Siegel, weil es eben die ganze Produktionskette abprüft, da kann man sicher sein, dass zumindest die ökologische Kette von vorne bis hinten stimmt. GOTS deckt auch Sozialstandards ab, es ist im Moment das einzige Siegel, das tatsächlich so umfassend funktioniert und auch noch sehr strenge Maßgaben hat. Es werden allerdings nur Naturtextilien zertifiziert, bei Outdoor-Kleidung sucht man vergebens nach einem GOTS-Siegel, weil man es da mit vielen Chemiefasern zu tun hat. Da kann man dann nach dem Bluesign-Zertifikat Ausschau halten.

Finde ich diese Siegel nur bei kleinen Designern oder gibt es auch große Modehäuser, die nach diesen Standards produzieren?
Magdalena Schaffrin: Es gibt ganz allgemein relativ wenig zertifizierte Kleidung im Einzelhandel. Insgesamt macht der Umsatzanteil der Textilien mit einem Öko-Siegel laut einer Studie der GfK 3,7% des Gesamttextilumsatzes in Deutschland aus. Dazu kommt, dass jedes Modehaus sein eigenes „Siegel“ entwerfen kann und mit eigenen Richtlinien versehen kann und es viele verschiedene Siegel auf dem Markt gibt, bei denen unterschiedliche Standards hinterlegt sind.

Was wäre in Ihren Augen ein realistischer Preis für ein Standard-Herrenhemd, das nachhaltig produziert wurde und ökologischen und sozialen Standards entspricht?
Magdalena Schaffrin: Der Preis macht sich vor allem an der Positionierung des Labels fest. Kaufe ich im Designbereich ein, gebe ich für nachhaltige Mode ähnlich viel Geld aus wie für konventionelle, weil man ja auch für die Marke und für die Qualität bezahlt. Herrenhemden sind außerdem ein spezielles Thema, weil es da noch wenig Anbieter gibt. Ich glaube, die Herrenhemden von Brainshirt kosten so 80 bis 90 Euro. Das ist ein Label, welches in Europa fertigt und die ökologischen Stoffe aus Europa bezieht.
Es gibt aber auch günstigere Anbieter von eco-fairen Hemden. Da kommt es dann auf den individuellen Qualitätsanspruch an.

Dennoch scheint es, als ob sich nicht jeder nachhaltige und fair produzierte Kleidung leisten kann.
Magdalena Schaffrin: Es gibt nachhaltige Mode auch für den kleinen Geldbeutel. Zum Beispiel hat C&A eine Linie, die aus Bio-Baumwolle hergestellt wird, auch der Otto-Versand hat immer wieder Teile, die nachhaltig hergestellt werden. Hess Natur ist auch nicht so wahnsinnig teuer. Es gibt schon ein paar Anbieter für nachhaltige Mode im unteren Preissegment, das muss nicht automatisch wahnsinnig teuer sein. Aber es wird sicherlich teurer als die günstigste Fast Fashion.

Kürzlich hat H&M in Deutschland seine Linie „Conscious“ beworben, bei der es ebenfalls um nachhaltige Mode geht. Doch dann sieht man den Preis für ein Kleid: 19,90 Euro. Kann das überhaupt sein?
Magdalena Schaffrin: Offensichtlich, das gibt es ja zu kaufen. (lacht) Das Schöne an der Kampagne fand ich eigentlich, dass sie eben nicht geschrieben haben „nachhaltige“ Mode, sondern „nachhaltigere“ Mode. Das war wenigstens ehrlich.

Klingt doch aber nach einer Mogelpackung.
Magdalena Schaffrin: Ich persönlich fand das ganz gut, weil das auch sagt: nachhaltige Mode ist eigentlich ein Oxymoron. Am nachhaltigsten wäre es, gar nichts mehr zu konsumieren, was natürlich nicht in unser aller Interesse ist. Trotzdem soll klar gesagt werden: Auch wenn große Konzerne wie H&M viel tun, in der Konsequenz setzen sie Nachhaltigkeit in der Mode – noch – nicht um. Hier lohnt es sich einen Blick auf die Aussteller der Ethical Fashion Show Berlin und des Greenshowrooms zu werfen, die vorbildlich arbeiten.

Wir sprachen über das Konsumverhalten: Beobachten Sie bei den Menschen inzwischen ein Umdenken im Bezug auf Kleidungskonsum, so wie es beim Nahrungsmittelkonsum mit der Bio-Welle stattgefunden hat?
Magdalena Schaffrin: Ich denke, dass das Interesse wächst. Leider gibt es, anders als beim Bio-Essen, keine wirklichen Zahlen über den Verkauf von nachhaltiger Mode. Das ist auch dem geschuldet, dass es noch keine richtige Definition davon gibt, was nachhaltige Mode eigentlich ist. Die Kriterien für unsere Messen haben wir erst kürzlich selbst entwickelt. Zum Anderen gibt es meiner Meinung nach, noch zu wenig eco-faire Kleidung im normalen Einzelhandel zu kaufen, anders als im Foodbereich, wo bald an jeder Ecke ein Bio-Supermarkt zu finden ist.

Wenn Sie keine Zahlen haben, woran machen Sie das wachsende Interesse fest?
Magdalena Schaffrin: Zum einen merken wir, dass es immer mehr Labels gibt, die sich neu gründen und die sich auf unseren Plattformen bewegen. Wir haben mit der Ethical Fashion Show Berlin ein ziemliches Wachstum hingelegt. Zum anderen sind auch immer mehr große Konzerne dabei, Nachhaltigkeit in die Firmenstrategie zu involvieren, zum Beispiel Puma mit ihrer „Cradle to Cradle“ Kollektion. (Das „Cradle to Cradle“-Konzept sieht vor, dass die Produkte so produziert werden, dass sie niemals zu Müll werden und alles wiederverwertet werden kann, Anm. der Red.).

Und das Interesse der Konsumenten wächst?
Magdalena Schaffrin: Es gibt Studien, die sagen, dass zwischen 70 und 90 Prozent der Konsumenten gerne grüne Mode kaufen würden, es aber nicht machen. Das liegt auch an der Verfügbarkeit, es gibt keine Einkaufsmeile, wo ein grüner Modeladen nach dem anderen liegt, sondern die muss man leider oft suchen. Dass der Zugang zu nachhaltiger Mode noch nicht so einfach ist, wie er eigentlich sein sollte, ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum noch diese Kluft besteht, zwischen der Einsicht, nachhaltig zu konsumieren und der Umsetzung.

Sie organisieren den Greenshowroom seit vier Jahren: Kann man sagen, dass die grüne Mode langsam den Exotenstatus verlässt und immer immer mehr im Mainstream ankommt?
Magdalena Schaffrin: Ja, ich denke schon, dass grüne Mode in den Mainstream geht. Für mich ist es auch völlig unverständlich, dass grüne Mode scheinbar noch ein Imageproblem hat. In Interviews kommt immer noch ganz oft die Frage, ob grüne Mode nach Sack und Unform aussieht. (lacht) Wir zeigen im Greenshowroom High-Fashion-Labels und auf der Ethical Fashion Show Berlin Casual- und Streetwearbrands, die überhaupt nichts mehr mit diesem Image zu tun haben, Mode wird vor allem erst einmal gekauft, weil sie gefällt, passt und der Preis stimmt. Das sind auch die Voraussetzungen für grüne Mode, damit sie funktioniert.

Ist Upcycling (Wiederverwertung von Kleidung oder Produktionsresten) bzw. Second-Hand eigentlich am nachhaltigsten?
Magdalena Schaffrin: Upcycling und Second-Hand gehören auch zum Thema Nachhaltigkeit. Ich denke, grundsätzlich geht es darum, weniger zu konsumieren, also zu überlegen, ob man kauft und wenn ja, wo.
Upcycling ist sehr nachhaltig, wenn man den Kreis zu Ende denkt, wenn man zum Beispiel auch Rücknahmesysteme für Kleidung anbietet. Dazu gehört auch, mit „gutem“, also ökologischem Material zu arbeiten, ein „schlechtes“ Material wird durch Upcycling nicht besser. Giftige Stoffe sind dann immer noch giftig, das gelangt auf unsere Haut, in unsere Waschmaschinen, in unsere Gewässer und schließlich in die Nahrungskette.
Auch Second-Hand zu konsumieren ist eine gute Alternative, oder einfach Kleidung zu tauschen oder auszuleihen, damit verlängert man das Leben des Kleidungsstücks.

Gehen Sie selbst in Second-Hand-Läden?
Magdalena Schaffrin: Natürlich. Allerdings bevorzuge ich hochwertige Naturtextilien, ich mag keine Chemiefasern auf der Haut. Und ökologische Naturtextilien sind second-hand sehr schwierig zu finden. Deswegen trage ich viele neue Sachen, die dann aber auch sehr lange. Ich bin wirklich ziemlich autistisch mit meinen Kleidern. (lacht)

Wie viel Paar Schuhe haben Sie?
Magdalena Schaffrin: Ich muss mal eben im Kopf nachzählen und mir überlegen, wie mein Schuhschrank aussieht… (lacht) Wahrscheinlich habe ich 20, 25 Paar Schuhe.
Man kann ja viele Paar Schuhe haben, und wenn man sie trägt, habe ich damit kein Problem. Problematisch finde ich nur, ständig viele neue Sachen zu kaufen und die dann auch schnell wieder wegzuschmeißen.

Wenn Sie jetzt irgendwo ein ganz tolles Designer-Kleidungsstück finden, was aber nicht ökologisch produziert wurde – kaufen Sie es dann trotzdem?
Magdalena Schaffrin: Also, diese Entscheidung musste ich ja irgendwann einmal treffen. Ich kann nicht als Sprecherin von grüner Mode auftreten und mich selber inkonsequent einkleiden. Es gibt durchaus unökologische Kleidungsstücke in meinem Kleiderschrank, aber die sind dann schon älter.

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