Rico, Andrim, Jeremy, Ruan und Yves – ihr seid heute die "Marilyn’s Boys", weil ihr vor geraumer Zeit bei einem Casting aus 1000 Männern ausgewählt worden seid. Was hat euch damals bewegt, zu dem Casting zu gehen?
Jeremy: Wir wollten alle irgendwie und irgendwo auf der Bühne landen, tanzen und Musik machen. Da hat es sich einfach für uns angeboten zu diesem Schwulen-Casting zu gehen. Ich zum Beispiel wollte es einfach nur mal probieren, eine Art Probe, ob ich es schaffen kann. Aber ich hätte niemals gedacht, dass ich es wirklich bis zum Finale in Hamburg schaffen würde.
Ruan: Ich war auch schon bei vielen Castings vorher gewesen, bin mehr oder weniger weit gekommen, und bei diesem hat es halt geklappt.
Kanntet ihr euch vorher schon?
Ruan: Ich kannte Rico vom sehen, über gemeinsame Bekannte, aber nicht genauer. Wir anderen kannten uns nicht, aber das ging dann auch sehr schnell.
Habt ihr als erste schwule Boygroup ein wenig Angst, immer auf diese Tatsache reduziert zu werden, und nie als Musikgruppe eigenständig zu werden?
Jeremy: Na klar, das ist ja auch oft das erste, was die Leute von uns hören, dass wir schwul sind. Aber wir versuchen uns durch die Qualität der Songs von anderen Bands abzusetzen. Wir sind nun mal schwul, aber bei "Take That" waren angeblich alle heterosexuell, das wurde auch nicht immer wieder geschrieben. Wir wollen richtig gute Musik machen und dann ist die sexuelle Ausrichtung irgendwann egal!
Ihr ward jetzt bereits mit Jeanette auf Tournee, wo ich mich frage Wer fällt da im Publikum eigentlich in Ohnmacht, die Mädels oder die Jungs?
Ruan: Beides ist schon passiert, aber die Fans von Jeanette sind ja meist Mädels, da sind eher selten Jungs. Aber wir haben mittlerweile auch schon fast so viele Fans, die auf uns warten. Einfach dadurch, dass wir uns hinterher die Zeit nehmen eine Autogrammstunde zu geben, was Jeanette aus Termingründen nicht kann.
Gibt’s da auch richtige Groupies? Mädels oder Jungs?
Jeremy: Da gibt es schon ein paar Mädchen, die uns auch gefolgt sind. Die waren auf drei bis vier Konzerten und wir haben Emailkontakt mit denen. Das ist sehr nett. Viele unsere Fans sind ja noch jung, zwischen acht und vierzehn Jahre alt, da spielt das mit dem Schwulsein sowieso noch nicht so eine große Rolle.
Hm, also immer nur Mädels? Was ist denn mit den Jungs? Werdet ihr in der Szene akzeptiert?
Rico: Jungs sind da eher weniger, da von den Schwulen bisher wenig positives Feedback kommt. Bei den Heteros kommen wir viel besser an. Was vielleicht daran liegt, dass es viele talentierte Schwule gibt, die so eine Chance wie wir nicht bekommen haben und die deshalb etwas neidisch sind und zickig reagieren. Bei Auftritten in Schwulenclubs schlägt uns oft sehr viel Missgunst entgegen. In Heterodiskos dagegen werden wir auch oft von Heterojungs angesprochen, die das was wir machen ganz toll finden. Von den Schwulen kommt da aber viel weniger.
Gibt es denn in den Heterodiskos manchmal Anfeindungen oder Buh-Rufe?
Rico: Nein, das gab’s noch nie. Das hat uns auch positiv überrascht. Negatives kommt eher von Schwulen, die sagen zwar nichts, aber sie stehen irgendwo und gucken zickig. Die klatschen nicht, sagen nichts sondern mustern uns nur – und genau die schreiben uns hinterher eMails. Die trauen sich einfach nicht innerhalb der Gruppe zu sagen, dass sie uns mögen. Da sind Heteros offener.
Ruan: Wir waren letztes Jahr auf Weihnachtstournee mit "Samajona" in einer Dresdener Heterodisko. Da wussten wir überhaupt nicht, wie wir ankommen würden, wir hatten schon ein wenig Sorge, da das Publikum recht hart war und wenig weltoffen wirkte. Letztendlich war aber genau das Gegenteil der Fall, und der Abend wurde total nett.
Seht ihr euch mit als Wegbereiter für die Akzeptanz von Schwulen in der Gesellschaft?
Jeremy: Nein, eigentlich nicht direkt, aber wir haben schon Briefe bekommen von Jungs, die durch uns den Mut gefunden haben sich zu outen – das freut uns natürlich ganz besonders.
Die Jungs von "Take That" mussten in ihren Verträgen unterschreiben, dass sie offiziell hetero sind – gab es bei euch im Plattenvertrag eine Klausel, dass ihr offiziell schwul und immer Single sein müsst?
Jeremy: Nein, so etwas gab es nicht. Das war von vorneherein klar. Und wenn sich da jemand eingeschlichen hätte, hätten wir es sowieso nicht ändern können. Wir hatten ja auch alle früher mal Freundinnen, und würden auch nicht ausschließen, dass es früher oder später mal wieder dazu kommt. Wir sind da eher offen.
Das klingt ja auch sehr diplomatisch … Seid ihr Singles?
Rico: Ja, wir haben einfach keine Zeit. Und das stimmt (lacht).
Andrim: Das Management lässt uns zwar viele Freiheiten, aber am Ende fehlt eben die Zeit.
Gibt es denn Liebeleien zwischen euch oder ist das ein völliges Tabu?
Ruan: Nein, das gibt es nicht. Es ist kein Tabu, aber wir haben uns dafür einfach auf einer falschen Ebene kennen gelernt. Wir haben uns in jeder Lebenslage schon gesehen, und es gibt nicht neues, nichts interessantes mehr.
Rico: Ja das stimmt, erotische Gefühle gibt es da nicht.
Das Video zu eurer ersten Single lief als "Schlüpfer der Woche" bei Viva. Was tragt ihr privat für Unterwäsche?
Andrim: Gemütliche!
Jeremy: Immer abwechselnd, aber das ist privat!
Rico: So spannend ist das aber auch nicht.
Eure aktuelle Single heißt "Hot Stuff", was findet ihr denn richtig heiß?
Jeremy: Natürlichkeit, einen schön geformten Körper, aber nicht zu viele Muskeln. Nicht so Schwarzenegger-mäßig, keine Frauen mit zu großem Busen. Einfach ästhetisch.
Ruan: Ein definierter, schöner Körper – wobei, ich hab nichts gegen Silikonbrüste! (lacht)
Yves: Ich mag Michelle Pfeiffer und Josh Hartnett. Brad Pitt. Ich mag auch Muskeln.
Ihr könnt nun alle singen, musizieren, und trotzdem ist der ganz große Erfolg noch ausgeblieben, musikalisch eher traurige Personen wie Daniel K. verkaufen Tausende CDs – wie erklärt ihr euch das?
Ruan: Das ist natürlich ein wenig traurig, aber wir finden es gar nicht so schlimm, dass wir nicht mit einem Knaller gestartet sind, denn so haben wir Zeit gehabt uns aufeinander einzustellen und Schritt für Schritt uns den Erfolg zu erkämpfen. Erfolg kommt ja nicht immer von heute auf morgen. Aber wir arbeiten sehr hart, und wenn wir es geschafft haben, können wir auf uns stolz sein, anders als die Superstars, bei denen das der reine Marketinghype ist, der sie groß gemacht hat.
Wo liegen eure musikalischen Vorbilder? Hört ihr privat auch Boygroups?
Andrim: Von der Ästhetik her auf jeden Fall Ricky Martin …
Jeremy: … und musikalisch gesehen Elton John und George Michael. Oder auch Ryan Philippe.
Rico: Justin Timberlake ist auch klasse und Gareth Gates!
Ruan: Craig David vielleicht auch, ich höre gerade die neuen Alben von Whitney Houston und Celine Dion, die mag ich auch total. Und Daniel Bedingfield ist auch super.
Nennt mir ein schwules Klischee, das ihr zu 100 Prozent erfüllt.
Ruan: Künstlerisch wertvoll.
Und eins was ihr nicht erfüllt …
Andrim: Dieses Schrille, Tuntenhafte.
Ok, unsere Schlussfrage: Das Leben ist ein Comic, welche Comicfiguren seid ihr?
Jeremy: Ich wäre gern Robin, der Partner von Batman.
Rico: Ein Schlumpf.
Andrim: Superman, dann könnte ich endlich fliegen.
Re: gibt esauch konzerte?
Hallo Tamara!
Die Gruppe hat sich aufgelöst – war nur ca. ein Jahr zusammen. Ich habe sie zweimal live gesehen und auch kennengelernt. Sie waren wirklich gut, aber das Management war eher halbherzig. Schade eigentlich. Jeremy hat nach den Marilyn’s Boys in der Band von Thomas Anders (Modern Talking) gespielt. Andrim wollte solo weitermachen.
gibt esauch konzerte?
was ich mal fragen wollte gibt es auch konzerte oder lebtihr nur im Internet??