Marlon, am 9. Februar findet in Wetzlar der zweite von Stefan Raab ausgerichtete Bundesvision Song Contest statt. Du gehst für Niedersachsen mit deinem neuen Song „Was immer du willst!“ ins Rennen. Welche Bedeutung hat dieser Contest für dich?
Marlon: Ich bin sehr stolz darauf, an diesem Contest teilnehmen zu dürfen. Ich habe in der letzten Zeit alles verfolgt was Stefan Raab so gemacht hat und war auch begeistert vom letzten „Bundesvision Song Contest“ im letzten Jahr. Gut, Mousse T konnte für uns Niedersachsen nur den vierten Platz raushauen, aber das war schon okay; geht aber besser! (lacht) Dafür bin ich ja jetzt am Start und ich kann schon mal sagen: Ich werde auf der Bühne auf jeden Fall alles geben! Meine Band und ich sind gut eingespielt und wir werden für Niedersachsen den Sieg nach Hause holen!
Bist du denn insgeheim auch froh, dass Tokio Hotel nicht an den Start gehen werden?
Marlon: Ach, ich hab’ gar nichts gegen die Jungs; ich denke nur, dass es einfach fairer für die anderen Künstler ist, wenn Tokio Hotel nicht dabei sind. Stefan Raab ist ja selber sehr erfolgreich als Musiker und Produzent und ich glaube er hat schon sehr genau darauf geachtet, dass im Teilnehmerfeld ein gewisses Gleichgewicht herrscht. Außerdem können sich die Jungs von Tokio Hotel ja auch wirklich nicht über mangelnde Auszeichnungen beklagen!
Besteht denn ein Konkurrenzverhältnis zwischen dir und Tokio Hotel?
Marlon: Nee, ich bin das komplette Gegenteil und gehe in eine völlig andere Richtung! Mein neues Album ist schon sehr klassischer Rock-Pop mit einer Prise Soul durch meine Stimme, aber Live ist es auch sehr rockig und geht ziemlich nach vorne. Ich glaube man kann uns musikalisch nicht vergleichen, aber Künstler sollten sich auch nicht gegenseitig kopieren, sondern jeder sollte jeden sein eigenes Ding machen lassen. Das finde ich sehr wichtig, denn sonst kann ja auch keine richtige Vielfalt entstehen!
Für die anderen Bundesländer treten bekannte Künstler wie Massive Töne (Baden-Württemberg) oder Seeed (Berlin) an. Wie schätzt du deine Konkurrenten ein?
Marlon: Ich glaube, bei diesem Contest herrscht gar nicht so ’ne große Konkurrenzsituation und viele Sprüche, die man während des „Wahlkampfes“ so macht, sind ja auch bloß Show! (lacht) Wir werden einfach alle zusammen gute Musik machen, uns untereinander kennen lernen und austauschen. Das finde ich viel besser, als da so einen verbissenen Kampf draus zu machen!
Momentan sind jede Woche in den Jugendzeitungen „Bravo“ und „Yam“ Reportagen und Interviews mit dir zu finden. Hast du dadurch nicht auch einen großen Vorteil gegenüber den Künstlern, die aufgrund ihrer Musikrichtung nicht in diesen Zeitungen zu finden sind?
Marlon: Das ist schon so, klar! Wenn du jede Woche in diesen Magazinen stehst und die Leser dann auch für dich anrufen hast du natürlich einen Vorteil gegenüber den Künstlern, die nicht in diesen Jugendmagazinen auftauchen. Das wird aber auch wieder dadurch ausgeglichen, dass jeder Künstler die Chance bekommt, bei „TV Total“ sein Bundesland und seinen Song vorzustellen.
Schauen wir einmal zurück: 2002 hattest du deinen ersten großen Erfolg mit der Single „Lieber Gott“ und du hast mit Musikern wie Nena, Udo Lindenberg und Peter Maffay über 500.000 Euro für die Opfer der Oderflut gesammelt. Du warst damals erst 14 – wie fühlte es sich für dich an, so früh im Musikbusiness zu arbeiten?
Marlon: Also, ich war schon ziemlich jung und das kam auch alles ziemlich schnell auf mich zu. Aber mein Manager Rolf Brendel (Ex-Schlagzeuger von Nena) hat sich schon damals sehr gut um mich gekümmert und mir auch immer wieder klar gemacht, dass das Musikbusiness sehr hart ist, aber dass wir das zusammen schon schaffen würden. Es war auch eine große Ehre für mich, schon so früh mit solch großen Künstlern wie Nena und Udo Lindenberg zusammen zu arbeiten, und die haben mich auf diesen ersten Schritten auch begleitet und mir viele Tipps gegeben.
Es war schon manchmal ziemlich stressig, wenn neben der täglichen Schule auch noch Auftritte, Interview- Termine und Foto-Shootings anstanden.
Zwischen den Jahren 2002 und 2006 wurde es dann ziemlich ruhig um dich. Du warst nicht mehr im Fernsehen zu sehen und es wurden keine neuen Songs veröffentlicht. Was war der Grund?
Marlon: Ich musste erstmal alles verarbeiten was passiert war, das geht ja nicht von heute auf morgen. Außerdem wollte ich mich auf die Schule konzentrieren und an neuen Songs arbeiten. Ich habe während der gesamten Kreativpause aber nie aufgehört Musik zu machen. Ich habe neue Instrumente gelernt und mich musikalisch und menschlich weiter entwickelt. Ich brauchte diese Pause, das war sehr wichtig für mich.
Würdest du denn im Nachhinein sagen, dass dieser Schritt an die Öffentlichkeit damals möglicherweise zu früh war, du einen Teil deiner Kindheit nicht ausleben konntest?
Marlon: Na ja, das würde ich so nicht sagen! Es war schon manchmal ziemlich stressig, wenn neben der täglichen Schule auch noch Auftritte, Interview- Termine und Foto-Shootings anstanden, aber ich hatte trotz allem eine schöne Kindheit mit meinen Freunden und meiner Familie. Ich bereue diese Zeit auch gar nicht und würde es sicherlich im Nachhinein auch wieder so machen. Ohne diese Anfangszeit würde es meine jetzige Musik ja auch in dieser Form gar nicht geben, weil ich erstmal von Null anfangen müsste. Jetzt kann ich sagen, ich habe schon viele wichtige Erfahrungen in diesem Business gesammelt, die mir jetzt auch in Zukunft helfen werden. Ich kann heute einiges viel lockerer sehen, weil mir viele Abläufe einfach schon vertraut sind.
Inwiefern hast du denn die Öffentlichkeit während dieser langen Pause vermisst?
Marlon: Ich war schon froh ein bisschen Ruhe zu haben, aber natürlich gab es auch Momente, wo du dann im Zimmer sitzt und den Applaus vermisst und das ganze hektische Treiben um dich herum. Du gewöhnst dich ja auch wahnsinnig schnell an dieses Leben in der Öffentlichkeit. Ich wusste aber, dass ich diese Pause konsequent durchhalten muss. Ich halte nichts davon, wenn man Künstler dazu treibt, immer ständig präsent zu sein und neue Sachen zu veröffentlichen. Manchmal muss man einfach innehalten, sonst geht es irgendwann überhaupt nicht mehr vorwärts.
Mitte Februar erscheint nun dein Album „Herzschlag!“ – wie würdest du den Entstehungsprozess beschreiben?
Marlon: Rolf Brendel und ich waren dafür im Planetroc-Studio in Berlin, das ist das größte Tonstudio Deutschlands und stammt noch aus DDR-Zeiten. In Hannover habe ich außerdem Finn Martin kennen gelernt, der auch eine eigene Band hat, und dann haben wir uns wochenlang ins Studio eingeschlossen, Songs komponiert, aufgenommen und wirklich intensiv an dem neuen Album gearbeitet. Ich habe diese Zeit sehr genossen. Ich liebe es, konzentriert an einer Sache zu arbeiten. Du merkst dann irgendwann wie sich die Songs langsam wie ein Puzzle zusammensetzen und wie verschiedene Ideen einen Song auch verändern können. Bei meinem ersten Album hatte ich ja nicht viel Mitspracherecht, aber bei „Herzschlag“ konnte ich selber kreativ werden und meine eigenen Vorstellungen realisieren. Das war einfach cool! Ich würde mal sagen: „Herzschlag“ ist erst der Anfang und da wird noch sehr viel kommen!
Wovon lässt du dich bei der Entstehung neuer Songs inspirieren?
Marlon: Ich verarbeite in den Songs Momente aus meinem Leben, die mich geprägt haben, ob nun traurige oder auch schöne Augenblicke. Wenn du zum Beispiel Liebeskummer hast und dann deine Gefühle in einem Song verarbeiten kannst, hilft dir das ja auch um weiter zu machen und auch wieder lachen zu können. Ich schreibe aber auch oft Texte und Melodien, die mir einfach so einfallen. Ich kann das gar nicht so beschreiben, das ist einfach so ein Gefühl. Manchmal ist da plötzlich ’ne Idee und dann setze ich mich hin und schreibe alles auf.
Unsere Schlussfrage: Das Leben ist ein Comic- Welche Figur bist du?
Marlon: Ich bin Spiderman– Der ist auch so’n Dünner, hat aber auch ziemlich viel Kraft und ist sehr flexibel! So wie ich!