Hi Marusha, ich habe dich bisher zwei Mal Live erlebt. Einmal vor vier Jahren im russischen St. Petersburg, wo du noch als die "alte" Marusha abgefeiert wurdest und dann letztes Jahr auf einer Breakbeat-Party in Berlin, wo mir dein Auftritt schon viel natürlicher vorkam, ohne den ganzen Hype. Hast du über die Jahre eine gewisse Distanz aufgebaut zu den Zeiten von "Somewhere over the Rainbow"?
Marusha: Nein, überhaupt nicht. Ich würde auch alles, was ich bisher gemacht habe, niemals in Frage stellen. Das ist mein Leben, das gehört zu meinem Dasein und zu meiner Entwicklung. Wenn ich das ganze Leben noch mal leben dürfte, ich würde nichts anders machen. Ich würde es ganz genauso wieder machen, denn das Leben hat mich auch erzogen und mich selbst erkennen lassen. Ich habe das Musik-Business kennen gelernt, und gelernt mich darin wohl zu fühlen. Wenn du von heute auf morgen berühmt wirst, dann wirst du ja in eine Welt geschubst, die du überhaupt nicht kennst und auch nicht kennen kannst. Du machst ganz viele Fehler im Privatleben, aber auch in der Öffentlichkeit – ich bin auf so etwas ja nicht hintrainiert worden. Heute habe ich natürlich eine ganz andere Sicht auf das Ganze. Ich habe gelernt, dass es sehr wichtig ist, Ruhe zu bewahren, um kreativ arbeiten zu können. Früher fiel es mir sehr schwer, mit all dem klar zu kommen – aber ich würde diese Zeit niemals missen wollen, auf gar keinen Fall.
Ist deine Auswahl der Veranstaltungen, auf denen du spielst, heute kritischer als früher?
Marusha: Nein, gar nicht. Früher war das ganze Technogeschehen natürlich auf einer ganz anderen Ebene, das kann man mit heute nicht vergleichen. Es gab eine kleine Techno-Szene, die über ganz Deutschland verteilt war. Insgesamt gab es also nicht so sehr viele Partys, auf den man spielen konnte. Ab und an fand ein großer Rave statt, wo man natürlich auf jeden Fall dabei war, aber sonst war es früher viel schwieriger, mit DJing Geld zu verdienen als heute. Heute bin ich ja auch über die Grenzen hinaus bekannt. Finanziell gesehen lebe ich ja nicht nur vom deutschen Markt, da ich ja auch im Ausland auflegen kann. Wenn ich mich früher mal entschieden habe, auf einer bestimmten Partys nicht zu spielen, dann lag das daran, dass das eine Techno-Party war, ich aber ein Breakbeat-DJ. Wiederum habe ich das ganze anders gesehen, wenn es um einen Rave ging, und ich eine Stunde spielen sollte. Da habe ich kein Problem damit gehabt, eine Stunde Breakbeat zu stylen, das habe ich damals auch eher als Erziehungsmaßnahme gesehen, den Leuten etwas näher zu bringen, was sie sonst nie hören. Ich habe dann ja erst später zum Techno gefunden.
Love-Parade 2002 – du bist dabei, oder?
Marusha: Ja, aber nur abends auf den Partys.
Hast du inzwischen also eine gewisse Ablehnung bezüglich der Parade?
Marusha: Bei mir war es tatsächlich so gewesen, dass ich die Party an der Siegessäule immer sehr gerne mitgemacht habe. Aber ich persönlich bin für Fortschritte und Bewegung – wenn immer die gleichen Leute am gleichen Platz spielen, hat niemand anders sonst die Möglichkeit dazu. Es sind immer die gleichen Leute, die das Bild an der Siegessäule bestimmen, immer die gleiche "Super-DJ-Liga" und niemals jemand, der schon seit Jahren rumkrebst aber nicht die Chance bekommt, auch mal an dieser Stelle aufzulegen. Und dann hatte ich auch keine Lust auf diese Termin-Probleme, "es findet statt, es findet nicht statt". Ich habe das auch immer als ein Politikum gesehen, dass die Stadt Berlin das Geld bringt. Heute ist die Love Parade ganz klar eine total kommerzielle Veranstaltung geworden. Ich bin seit 1991 auf jeder Love-Parade dabei gewesen, als Raver auf den Wagen, und ich habe das zelebriert. Das hat heute einen totalen Turn bekommen. Es sind zwar noch Leute von damals dabei, aber es hat sich auch ein Generationswechsel vollzogen und aus der kleinen Parade ist ein sehr groß angelegtes Event geworden. Das hat sich mit der Zeit in eine Richtung entwickelt, wo mir das zu groß geworden ist. Nicht, dass ich etwas gegen Kommerzialisierung hätte, nein, überhaupt nicht. Ich war immer dafür, möglichst viele Leute zu erreichen. Aber für mich persönlich ist natürlich auch die Qualität wichtig und die messe ich daran, wie lange ich spielen kann, wie anstrengend und stressig mir alles vorkommt und wie wohl ich mich dabei fühle. Ich habe da drei mal an der Siegessäule gespielt und ich fand das okay – alle guten Dinge sind drei. Ich habe dann letztes Jahr beschlossen, meinen Platz für jemand neuen zu räumen – was ja auch geklappt hat.
Wieso ist das DJ-tum heute eigentlich immer noch so dominiert von Männern?
(Franka aus Berlin)
Marusha: Ich glaube, weil es einfach viel mehr Jungs gibt, die Bock darauf haben, aufzulegen.
Hattest du als DJane jemals Anerkennungsprobleme?
Marusha: Nein. Dadurch, dass ich sehr früh mit dem Auflegen angefangen habe, bin ich vielen Männern natürlich gewachsen und werde respektiert. Früher waren es ja auch nicht so viele Partys und man hat sich sowieso überall getroffen, wodurch sich natürlich viele Bekanntschaften entwickelt haben. Darüber hinaus hatte ich in den 10 Jahren aber auch mal Fälle, wo ich mit Kollegen aufgelegt habe, die gedacht haben, sie müssten mir gegenüber besonders männlich daherkommen. Aber das konnte ich ziemlich schnell knacken, indem ich mich gar nicht darauf eingelassen habe, sondern sehr sachlich geblieben bin und einfach meinen Job gemacht habe. Ich habe mich nicht verunsichern lassen. Ich glaube, es ist Unsicherheit, wenn Menschen dir so begegnen. Das hat nichts damit zu tun, dass du jetzt der schlechte DJ bist oder dass du eine Frau bist. Bei mir hat das auch mit einer Anschauungsweise zu tun, einem Menschen gegenüber, der bereits viel durch die Presse gegangen und bekannt ist. Viele Menschen haben mit so etwas Probleme, was ich selbst nicht nachvollziehen kann, weil ich noch nie so veranlagt war, dass ich mir zum Beispiel von jemandem ein Autogramm geholt habe. Oder, dass ich Menschen für mich auf ein Podium gestellt habe, um sie von unten her zu betrachten. Für mich sind alle Menschen generell erst mal gleich. Und dann gibt es Menschen, die künstlerisch besonders attraktiv für mich sind, die ich für ihre Einzigartigkeit in ihrem Fach bewundere. Aber ich würde mich in gleicher Hinsicht niemals in Frage stellen, was jetzt an dem so toll ist und an mir nicht.
Gibt es bestimmte Entwicklungen in der Techno-Geschichte, die du gerne anders gehabt hättest?
(Markus aus Köln)
Marusha: Für mich hat sich das so entwickelt, wie ich es immer haben wollte. Und da wir in einer Demokratie leben, ist es vermessen zu sagen, es hätte sich in eine bestimmte Richtung entwickeln sollen, das würde nicht gehen und wäre auch sehr langweilig. Es gibt kein Maß für eine Entwicklung, die so groß geworden ist über die letzten 10 Jahre, so etwas kann man nicht ansetzen, sonst wäre man nicht demokratisch unterwegs. Eine Richtung kann ja auch niemals eine ganze Generation repräsentieren und deswegen finde ich das eigentlich sehr gut, dass es verschiedene Zweige gibt. Da sind natürlich auch Zweige dabei, die ich persönlich total horrormäßig finde, aber die müssen mir ja auch nicht gefallen. Ich nehme das, was mir gefällt und man hat eine Auswahl, wie im Supermarkt. Ich finde das gut so.
Aber gerade die kommerziellen Entwicklungen, wäre dir die Love-Parade nicht lieber, wenn man auf diverse Sponsoren-Wagen verzichten würde?
Marusha: Mir wäre es immer willkommen gewesen, die Love-Parade auf dem Level von 1992–1994 beizubehalten. Das wäre für mich sehr attraktiv gewesen, weil das damals natürlich auch repräsentiert hat, was hier in dieser Stadt passiert und was den Leuten auch aus dem Clubberherz gesprochen hat. Das kann man aber nicht einzäunen – etwas, was sich den Weg sucht, wird auch einen Weg finden. Man kann Menschen, die anders drauf sind, nicht verbieten, an der Parade teilzunehmen, das fände ich auch nicht der Szene entsprechend. Da gibt es eben Menschen, die eine ganz andere Auffassung von Techno haben, diese auf Platte bringen und damit in einer kommerziellen Richtung erfolgreich sind – das, was man unter "Viva-Techno" versteht, eine Musik, die mir überhaupt nicht gefällt. Aber sie gefällt einer anderen Generation und wenn die glücklich damit sind – für mich hat jede Musik eine Berechtigung, solange sie Fans hat.
Ein Thema, was mit Techno immer mehr oder weniger eng verbunden ist, sind die Drogen. Hattest du in letzter Zeit vielleicht Partys, wo du etwas mitbekommen hast von zugedröhnten, leeren Gesichtern auf der Tanzfläche?
Marusha: Also, wenn ich auflege kommt es sehr selten vor, dass auf der Tanzfläche nichts geht. Einmal, in L.A., da waren alle Partygäste auf einem komischen Extasy-Gemisch, was sie alle total slow und müde gemacht hat. Erst waren die Leute ganz hyper, aber dann lagen sie einfach nur noch alle rum – tausend Leute auf dem Boden. Ich hatte das Gefühl, als wäre da einer mit einem Maschinengewehr durchgegangen. So extrem habe ich das in Europa aber noch nie erlebt. Allerdings glaube ich, dass diese Drogen, die einen langsam machen, gerade erst nach Berlin rüberschwappen; die ganzen Betäubungsmittel aus der Veterinärmedizin, was ich sehr gefährlich finde. Ich würde den Leuten nur raten, die Finger davon zu lassen.
Wenn ich das ganze Leben noch mal leben dürfte, ich würde nichts anders machen.
Heutzutage gibt es auf Technoveranstaltungen immer wieder Tote. Glaubst du, das könnte daran liegen, dass heute auch Leute auf Techno-Partys gehen, die eigentlich kaum etwas vom Techno wissen, und das nur so mal am Wochenende zelebrieren?
(Torsten aus Zerbst)
Marusha: Nein, ich glaube nicht, dass man das so sagen kann. Ich glaube eher, dass die Aufklärung in Deutschland sehr schlecht ist, was Drogen anbelangt. Man muss die Leute aktiv vor Ort ansprechen, auf einer sehr neutralen Ebene und nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Das passiert aber in Deutschland kaum, ich kenne das nur von Holland oder England, wo es vor Ort Organisationen und Psychologen gibt, die sich die Leute auch einmal zur Brust nehmen und aufklären. Bei dieser Frage spielt es keine Rolle, ob da jemand, der auf eine Techno-Party geht, zur Techno-Szene gehört oder nicht. Ich denke, dass es viele Leute gibt – gerade in Ost-Deutschland merke ich das sehr oft – die sehr verzweifelt sind und zu Drogen greifen, um sich irgendetwas zu verschaffen, von dem sie glauben, dass es ihnen weiterhilft zu überleben. Das sehe ich natürlich als Trugschluss, denn die Realität holt dich schneller ein, als du denkst. Hier geht es auch weniger um ein Drogenproblem als um ein politisches Problem. Da wird zu wenig für die Jugend getan, obwohl schon seit Jahren versprochen wird, dass industrietechnisch etwas passiert. Aber es passiert nichts, die Jugendlichen haben zu Hause arbeitslose Eltern, sind selbst arbeitslos und bekommen auch noch Geld dafür, dass sie ihre Heimat, ihren Wohnort verlassen. Dass man da depressiv wird kann ich mir vorstellen. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, dass man sich mit Drogen wegballert. Das ist einfach reine Zeitverschwendung. Die Leute rauben sich mit den Drogen sehr wichtige Zeit in wichtigen Jahren.
Vor kurzem fand wieder eine größere Polizei-Razzia statt, im Frankfurter U60311. Was hältst du allgemein von dem polizeilichen Eingreifen?
(Boris aus Berlin)
Marusha: Also ganz ehrlich: wenn es dem Staat wirklich darum ginge, das Land drogenfrei zu machen, dann müsste man ganz anders durchgreifen. So etwas wie in Frankfurt ist für mich nur für die Statistik, da greifen die sich Läden, wo sie schon vorher hundertprozentig sagen können, dass sie fündig werden. Was ich davon halte? Ich denke, wenn man so auf Technopartys vorgeht, dann müsste man auch in dem Maße bei Video-Drehs auflaufen, bei Schickimicki-Partys und bei Kunst-Ausstellungen. Die Gesellschaft – ich weiß in welcher Zeit wir leben –- ist doch nicht mehr drogenfrei. Und da der eine mit dem anderen sowieso unter einer Decke steckt, wählt man sich wahrscheinlich nur einige Lager aus. Das hat auch nichts mit einem konkreten Club zu tun, den man dicht machen will, denn die Leute suchen sich sowieso eine neue Location. Dadurch bekämpft man das Problem nicht. Und die Leute, welche die Großversorger an die Kleindealer weiterverchecken, die heben sie ja eh nicht hoch. Ich habe durch meine Radiosendung viele Kontakte in den Knast zu ehemaligen Ravern, die gedealt haben, die auch konsumiert haben. Die haben zwei oder drei Jahre bekommen und sitzen jetzt ihre Zeit ab. Sie haben einen tristen Alltag, sie wissen auch warum und jammern nicht. Wenn sie wieder draußen sind kann man nur zu Gott beten, dass sie nicht wieder mit dem Kram anfangen. Aber die eigentlichen Täter im Hintergrund, die kriegt man ja sowieso nicht.
Kommen wir mal zu "Marusha-Nonstop", deiner ersten Mix-CD, die kürzlich erschienen ist. Willst du im Moment mehr auf die DJane Marusha aufmerksam machen, als auf Marusha, die Producerin?
Marusha: Ich denke, dass die meisten Leute mich immer als DJane gesehen haben, weil das auch tatsächlich das ist, womit ich am meisten unterwegs bin. Die Mix-CD habe ich deshalb gemacht, weil ich sehr oft auf Partys von Kids gefragt werde, ob sie mitschneiden dürfen. Wenn die ein Tape dabei haben, dann schmeiße ich das rein, aber oft sind es zu viele. Ich hatte schon mal vor ein paar Jahren daran gedacht, eine Mix-CD zu machen. Jetzt weiß ich, was damit für Arbeit verbunden ist. Man muss die Sachen ja erst lizenzieren, um sie für eine CD mixen zu dürfen. Und die Platten, die ich spiele, sind nicht so einfach zu lizenzieren. Ich habe auch alle möglichen Nationalitäten auf der CD und einige Labels, die nicht so bekannt sind. Die Leute an den Start zu kriegen – das ist echt eine harte Nummer und da hatte vor zwei Jahren niemand wirklich Lust drauf. Außerdem gab es zu der Zeit eine Flut von Mix-CDs. Da habe ich mir gedacht, ich hebe mir das für später auf, und jetzt hat sich das eigentlich angeboten, auch weil ich gerade meine Plattenfirma verlassen hatte und wo anders etwas neues machen wollte.
Dann gibt es da ja noch "Maru" …
Marusha: … ja, mein Breakbeat-Projekt. Der Name kam zustande, als ich für ein Album Sachen produziert habe, meine Plattenfirma sie aber nicht veröffentlichen wollte, weil sie damit nichts anfangen konnte. Unter dem Namen "Marusha" konnte ich die Musik also nicht rausbringen, weshalb ich mir dafür einen anderen Namen gegeben habe. "Maru", so nennen mich auch viele Freunde und ich dachte, dass der Name ganz gut zu der Breakbeat-Geschichte passt. Ich habe die Tracks dann an Dangerous Drums gegeben, einem kleinen Berliner Breakbeat-Label. Die waren total begeistert und haben auch schon drei Tracks rausgebracht. Für mich ist es total wichtig, Bandbreite zu zeigen. Und ich habe mich immer sehr dagegen gewehrt, nur in eine Richtung zu gehen, einfach, weil ich so nicht bin. Ich habe schon immer Breakbeat-Stücke produziert oder Drum’n’Bass-Remixe für andere Künstler. Aber ich habe da nie besonders Wind drum gemacht, ich bin ja auch nicht jemand, der immer die Öffentlichkeit sucht. Ich könnte viel mehr in der Glotze unterwegs sein, als ich es tue. Aber ich lege keinen Wert darauf, wenn es keinen Sinn macht und mich als Person nicht weiterbringt. Es muss außerdem einige Bereiche geben, die die Öffentlichkeit nicht kennt und mit der man sie immer noch überraschen kann. Zum Beispiel letztes Wochenende, da habe ich in Bremen aufgelegt. Das ist dort eine neue Generation von Leuten, für die ich seit vier Jahren ein oder zwei mal jährlich spiele. Die kennen mich nur als Oldskool-Breakbeat-DJ und fragen mich ganz oft: "Kommst du aus Deutschland?"
Du trägst ein Kreuz um den Hals. Hast du es immer um?
Marusha: Ja, eigentlich immer. Ausnahmen sind vielleicht irgendwelche Foto-Shootings, wo es nicht zu den Klamotten passt. Ich trage aber sonst keinen Schmuck, keine Uhren, keine Ringe – das Kreuz ist mein einziges Schmuckstück.
Mit tieferer Bedeutung?
Marusha: Ja, ich bin griechisch-orthodox getauft und sehr spirituell erzogen. Ich bin ein sehr spiritueller Mensch, in jedem Fall.
Wie siehst du den Aspekt der Religion gerade heute?
Marusha: Ich finde Religion sehr wichtig. Es ist immer etwas sehr subjektives, was dir Halt gibt, das ist für jeden Menschen verschieden. Es gibt Menschen, für die ist die Religion einfach das Universum. Ich sehe das auch sehr universell und eigentlich sehr buddhistisch, obwohl ich kein Buddhist bin. Aber viele Aspekte meiner Weltanschauung beruhen auf dieser menschennahen Religion und weniger auf einer, an den Haaren herbeigezogenen, vergangenen, veralteten Form von Religion, die mit der heutigen Zeit und mit dem heutigen Zusammenleben von Menschen kaum noch etwas zu tun hat. Ich bin nicht katholisch und kann so etwas wie den Papst überhaupt nicht nachvollziehen. Klar gibt es Menschen, den gibt dieser Papst sehr viel. Für mich ist das ein Fremder, ein alter Mann ist, der physisch sehr krank ist und den man endlich in die Rente schicken sollte. Da gibt es andere Menschen, die für mich sehr spirituell sind, die ich sehr bewundernswert finde. Zum Beispiel Mutter Theresa habe ich immer sehr bewundert, ein Mensch, der sein Leben aufgegeben hat für andere Menschen. Oder ich denke da an Frauen, die in der Nähe von Tschernobyl in Krankenhäusern tag täglich Opfer der Katastrophe pflegen, 250.000 missgebildete Kinder. Solche Frauen sind für mich die wahren Helden, das sind für mich Menschen, die spirituell unterwegs sind, die auch wirklich etwas tun.
Das sind jetzt viele Stichworte, Mutter Theresa, der Papst, Tschernobyl, Buddhismus – ganz allgemein, wie machst du dir dein Bild von der Welt?
Marusha: Ich reise sehr viel und erfahre überall sehr viel, auch zwangsläufig durch die Menschen, mit denen ich vor Ort unterwegs bin. Ich werde dieses Jahr im Oktober für einen Monat nach Kuba gehen, weil ich spanisch lernen will und weil ich das tatsächlich mal erleben möchte, wie Menschen unter einer kommunistischen Regierung leben. Man kann die Welt nur verstehen in dem man sich ihr annähert und nicht in dem man nur theoretisiert. Das ist der Schwachpunkt der heutigen Politik finde ich, dass viele Menschen, die in führenden Positionen der Politik sitzen, gar nicht wissen, worüber sie reden – das ist alles nur Theorie. Unser Bundeskanzler redet über den Osten und kennt den Osten aber gar nicht, er kennt nicht Bischofswerda oder Luckenau. Er kennt nicht die Nester, wo 300 Leute wohnen, und deren Problematik. Er bekommt nur einen Schrieb mit den Arbeitslosenzahlen und dann fängt er an mit seiner Mannschaft rumzutheoretisieren und die anderen Parteien gleich mit. Die kriegen ja ihre Kohle jeden Monat, und sie kriegen nicht wenig. Für mich ist das alles Show und Gepose. Mit der wahren Politik hat das für mich nichts zu tun. Die Politik sind wir alle und nicht diejenigen Leute, die ernannt sind, ein Land zu führen. Wir alle sind Politik und wir alle bestimmen die Politik. Deswegen finde ich es auch sehr wichtig, wählen zu gehen. Jeder Einzelne muss wählen gehen, denn wenn du nicht wählen gehst, dann entsagst du deiner eigenen Gesellschaft, deiner Heimat. Und wenn man gerne hier lebt, hier Steuern zahlt, dann hat man ein Mitspracherecht – vom dem sollte man Gebrauch machen. Man sollte sowieso tagtäglich mitdenken, auch auf dem Weg zum Bäcker, dass man sich bewusst ist, wie man mit anderen Menschen umgeht. Da fängt Sozialpolitik ja schon an. Ich finde es auch sehr wichtig, dass die Leute heute hier in Berlin demonstriert haben (Anm. d. Red.: am 21.05. fand in Berlin eine Demonstration gegen den Besuch von George W. Bush statt). Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass ich anti-amerikanisch eingestellt bin, sondern es hat etwas mit der Demokratie zu tun, dass Menschen auf die Strasse gehen. Und es ist wichtig, dass sie das tun und sagen, was sie stört. Es ist wichtig, dass die Leute gegen den Preisanstieg durch den Euro auf die Strasse gehen …
Leider sind auch viele Clubs teurer geworden.
Marusha: Ja, alles. Aber keiner beschwert sich, die Leute beschweren sich alle nur hinter ihren vier Wänden, wenn sie nach einem halben Monat merken, dass sie keine Kohle mehr auf der Tasche haben. Das sind Dinge, wenn das Volk da nicht aufmuckt, dann passiert gar nichts. Da wären andere Leute in anderen Ländern schon lange auf die Strasse gegangen.
Hast du denn Zuversicht, dass sich die Dinge hierzulande ändern?
Marusha: Natürlich habe ich Zuversicht. Es ändert sich dann etwas, wenn Bewegung reinkommt, wenn sich die Leute wirklich dazu berufen fühlen, etwas laut zu sagen und sich nicht einschüchtern lassen. Wir können Entscheidungen, die uns betreffen nicht irgendwelchen Leuten überlassen. Aber ich sehe auch die Tendenz, dass sich die Menschen von keiner Partei angesprochen fühlen und deshalb nicht wählen gehen. Nur, das ist für mich kein Weg. Jede einzelne Stimme ist superwichtig in unserer Heimat, für das Resultat am Ende des Tages. Ich liebe Deutschland und bin auch froh, dass ich aus Deutschland komme. Das kann ich sagen, weil ich viel gesehen habe von der Welt. Hier kann sich erst mal keiner beschweren. Hier haben die Leute ein Dach über dem Kopf, damit sind sie schon mal glücklicher als 70 Prozent der Weltbevölkerung. Du hast hier ein soziales Auffangnetz und bist an allen Enden und Ecken abgesichert. Dadurch allerdings, dass es den Leuten hier einfach zu sicher ist, haben sie keine natürlichen Ängste mehr und kämpfen auch nicht mehr wirklich für ihre Rechte – das ist keine gute Entwicklung. Die Leute müssten mal woanders hinreisen, nicht nur nach Deutsch-Mallorca, wo sie sowieso ihr Schnitzel serviert bekommen. Die Leute sollen sich über ihre Situation mal Gedanken machen, sie sollen mitdenken. Das finde ich ganz wichtig, wenn es hier weitergehen soll.
Das Leben ist ein Comic, welche Figur bist du?
Marusha: Ich mag die kleine Ente bei Pinocchio: Gina. Die würde ich sein, die ist superschlau hat aber hat immer ein bisschen Schiss. Enten fand ich sowieso schon immer gut.
DEIN GRÖßTER FAN
DAS STIMMT—DER AUFTRITT WAR MEGA– ?:O )
UND..DAS BESTE….ICH BEKAM NOCH EIN AUTOGRAMM UND EIN FOTO MIT IHR–!!!!!
DAS WAR DAS BESTE WAS MIR IN MEINE LEBEN PASSIERT IS ?:O)))))
BIN FAST IN OHNMACHT GEFALLEN;DA ICH SEID IHRER ANFANGSZEIT ;DER GLAUB ICH GRÖßTE FAN BIN UND SONST NOCH NIE SO EINE GELEGENHEIT BEKOMMEN HAB:::FREU FREU FREU
pl hannover
wann hast du dein nächsten auftritt und wo…?
pl hannover
der auftritt bei der awd arena am 19.08.2006 war der knaller.