Seit 2014 sammelt Michael Bohmeyer mit Mein Grundeinkommen e.V. Spenden, die als bedingungsloses Grundeinkommen verlost werden – die GewinnerInnen erhalten 12 Monatsraten à 1000 Euro. Bisher wurden über 650 Grundeinkommen verlost, der Erfahrungsbericht zu diesem laufenden Experiment wurde unter dem Titel „Was würdest Du tun?“ (Econ Verlag) zum Bestseller.
Nun hat Bohmeyer gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ein Pilotprojekt gestartet, das über drei Jahre die Effekte eines bedingungsloses Grundeinkommens wissenschaftlich untersucht.
Michael Bohmeyer, was unterscheidet Ihr Pilotprojekt Grundeinkommen von bisherigen Studien zu diesem Thema?
Michael Bohmeyer: Tatsächlich wurde das Grundeinkommen in den letzten Jahrzehnten schon vielfach getestet, auf der ganzen Welt. Die Frage ist: Was versteht man unter einem Grundeinkommen? Unser Grundeinkommen von 1.200 Euro ist existenzsichernd. Das Experiment, das es zuletzt in Finnland gab, hat sich mit einer Grundsicherung von 560 Euro beschäftigt, die nur an Erwerbslose ausgezahlt wurde. Das war also eine Art Hartz IV, das bedingungslos war und nicht gekürzt werden konnte.
Die Tagesschau nannte die Bilanz der finnischen Studie aufgrund mangelnder Effekte auf den Arbeitsmarkt „ernüchternd“. Ihr Verein zog das positive Fazit: „Mehr Vertrauen, weniger Stress und niemand wurde faul.“ Zudem kritisierte er, dass die Studie unter politischen Zwängen zurechtgestutzt worden sei.
Bohmeyer: Wir sind in der extrem privilegierten Lage, dass wir zivilgesellschaftlich organisiert sind und nicht an irgendwelchen Regierungen hängen. Letzteres war eben in Finnland der Fall, wo die Studie nach einem Regierungswechsel nicht, wie ursprünglich geplant, verlängert und ausgeweitet wurde. In Kanada gab es in den 1970er Jahren ein Experiment, wo eine negative Einkommenssteuer, also ein richtiges Finanzierungsmodell eines Grundeinkommens, getestet wurde. Nach einem Regierungswechsel war kein Geld mehr da und die Studie wurde vierzig Jahre lang nicht ausgewertet. Uns ist wichtig: Grundeinkommen ist für alle. Es ist keine Sozialleistung für Erwerbslose, sondern eine Investition in die gesamte Gesellschaft.
Am Anfang galt das Grundeinkommen eher als ein versponnenes Thema für Träumer aus der Rubrik „Sonstiges“. Jetzt rutscht es in die Mitte der Gesellschaft.
Beim Pilotprojekt mit dem DIW sollen mindestens 120 TeilnehmerInnen zwei Jahre lang jeden Monat 1.200 Euro bekommen. Sie wollen damit auch herausfinden, ob so ein Grundeinkommen die Gesellschaft „widerstandsfähiger gegen Krisen“ macht. Wäre dieses Projekt auch ohne Corona-Krise jetzt schon möglich gewesen?
Bohmeyer: Ohne die Corona-Krise hätten wir schon früher mit der Auszahlung begonnen. Dann wäre das Projekt nämlich bereits im Mai losgegangen. Wir denken seit über zwei Jahren über dieses Projekt nach. Erstmal klingt das ja ganz leicht: Man zahlt ein paar Menschen Geld aus und dann schickt man denen ein paar Fragebögen. Aber es stellte sich heraus, dass es allein juristisch extrem komplex ist, dieses Ding zu organisieren. In unserer Welt ist es eben nicht vorgesehen, dass Menschen bedingungslos Geld erhalten. Ein Beispiel: Das Geld der 140.000 Menschen, die diese Grundeinkommen mit ihren Spenden finanzieren, sind direkte, über unseren Verein vermittelte Schenkungen an die Beziehenden der Grundeinkommen. Weil die einzelnen Spenden sehr gering sind, kamen wir in die glückliche Lage, dass die Grundeinkommen tatsächlich steuerfrei sind. Und man kann soviel Geld dazu verdienen, wie man will. Allein das herauszufinden, hat lange gebraucht.
In den ersten Monaten der Corona-Pandemie sammelten Petitionen, die bedingungslose Grundeinkommen fordern, in Deutschland etwa 900.000 Unterschriften. Wie deuten Sie das?
Bohmeyer: Am Anfang galt das Grundeinkommen eher als ein versponnenes Thema für Träumer aus der Rubrik „Sonstiges“. Jetzt rutscht es in die Mitte der Gesellschaft, was sich auch darin äußert, dass jemand wie die SPD-Vorsitzende Saskia Esken dafür ist, und eigentlich auch Robert Habeck. Peu à peu sickert durch, dass hinter dem Konzept mehr steckt, als eine ganz schön radikale Idee.
Wird dieses Konzept jetzt nicht vor allem populärer, weil die Corona-Krise viele Menschen in ihrer Existenz bedroht?
Bohmeyer: Zum Teil ist das sicherlich so. Aber wie gesagt, bei dem bedingungslosen Grundeinkommen geht es ja nicht nur darum, den Menschen ihr Existenzminimum zu sichern. Es geht um ein anderes Verhältnis der Gesellschaft zur Erwerbsarbeit und Ökonomie. Schon seit einiger Zeit scheint sich mehr und mehr eine Denkweise durchzusetzen, die nicht mehr von einer Bestrafungslogik ausgeht, sondern davon, dass Menschen zunehmend einander vertrauen. Ein guter Chef arbeitet heutzutage nicht mehr mit Zuckerbrot und Peitsche. Er schafft ein komfortables Setting, in dem die Leute aus sich selbst heraus motiviert sind. Das deckt sich mit allen Erkenntnissen der Ökonomie und der Verhaltensökonomie. Auch so gesehen rutscht das Thema in die Mitte der Gesellschaft.
Ihr Verein verlost bereits seit 2014 regelmäßig einjährige Grundeinkommen, allerdings ohne wissenschaftliche Begleitung. Welche konkreten Effekte konnten Sie feststellen?
Bohmeyer: Auf die Leben der Menschen in der Unterschicht hatte der Gewinn eine fast erwartbare Folge. Sie haben sich ein bisschen mehr gekauft, ein bisschen mehr gesellschaftliche Teilhabe gespürt, auch einen gewissen Stolz. Erst hieß es da oft: „Jetzt gönn‘ ich mir mal was“, aber dann war auch wichtig, „auf dem Boden zu bleiben und zu sparen“. Das Überraschende war: Gerade in der Mittelschicht, bei den Leuten, die Symbolbearbeitungsjobs haben…
Symbolbearbeitungsjobs?
Bohmeyer: Also zum Beispiel Grafikdesigner und Steuerberater, bei denen hat sich krass etwas verändert. Auf jene, die eigentlich ein ausreichendes Einkommen hatten und „aus gutem Hause“ kommen, hat das Grundeinkommen oft eine fast therapeutische Wirkung gehabt. Sie hatten zuvor oft gar nicht gemerkt, wie viel Existenzangst sie in sich tragen – und zwar eine völlig irrationale Angst, die unter anderem auch für Burnout sorgt.
Worin sehen Sie den Grund für diese irrationale Angst?
Bohmeyer: Wenn man als Kind in einer bürgerlichen Leistungsgesellschaft aufwächst, profitiert man einerseits stark davon, andererseits weiß man von Anfang an: Du profitierst nur, wenn du leistest, wenn du funktionierst, wenn du besser bist, als die anderen. Viele Menschen haben diesen Gedanken so krass verinnerlicht, dass sie glauben, eigentlich nicht gut genug zu sein. Ich würde mal behaupten, die meisten Menschen haben so richtige Bedingungslosigkeit noch nie erfahren. Die haben vielleicht immer auf Ressourcen zurückgreifen können, aber auch da war immer irgendeine Bedingung dran gebunden.
Welche Bedingungen?
Bohmeyer: Man muss dankbar sein und beweisen, dass man das Geld auch verdient hat, dass man damit richtig umgehen kann. Wenn du aber Geld bedingungslos bekommst, noch dazu von einer anonymen Masse von Menschen, die dir einfach etwas gibt, dann ist das eine andere Art von Geld. Das wirft Fragen auf, das ist Geld, für das ich mal nicht schwitzen und schuften musste. Dann beginnt so ein Reflexionsprozess: Was will ich, was kann ich, was mach ich gerne? Wie will ich leben, wer will ich sein ? Dann kommt plötzlich so ein Gefühl der Entspannung auf, die Menschen erkennen zum ersten Mal das Hamsterrad, in dem sie stecken.
Sie verstehen das Grundeinkommen tatsächlich als therapeutischen Ansatz?
Bohmeyer: Ich würde es eher einen Potentialentfaltungsbeschleuniger nennen. Oft stehen wir uns selbst im Weg, weil wir uns nicht trauen, eine erlernte Hilflosigkeit haben, weil wir Verantwortung nicht gern übernehmen und mit dem Finger gern auf andere zeigen. Das alles wird mit dem Grundeinkommen sichtbar. Das heißt nicht, dass dann alle Probleme gelöst wären und wir nur noch glücklich durch die Gegend laufen. Aber man wird so ein bisschen erwachsener damit. Ich glaube, das täte der Gesellschaft ganz gut.
Kritiker argwöhnen, dass die Menschen mit einem Grundeinkommen kaum noch arbeiten gehen würden. Ist da was dran?
Bohmeyer: Von denen, die bei uns ein Grundeinkommen gewonnen haben, denken viele erstmal darüber nach, ihren Job zu kündigen und überlegen es sich dann anders. Viele Frauen, die ein Grundeinkommen gewinnen, wollen sich von ihren Männern trennen – und machen es dann doch nicht. Das ist ein ganz wichtiges Phänomen. Plötzlich haben sie die Freiheit, „Nein“ zu sagen und können dann auch besser „Ja“ sagen. Wenn man freiwillig in der eigenen Situation ist, fühlt man sich eher wirksam, stolz und nicht so ohnmächtig. Dann kann man plötzlich seine Beziehungen neu gestalten, auch die Beziehung zum Chef oder zu seiner Arbeit. Man wird weniger passiv. Das führt zur Entspannung, die Leute schlafen besser. Chronisch Kranke haben uns erzählt, dass sie keine Schübe mehr hatten und zum Teil ihre Medikamente absetzen konnten.
Als Sie mit Jens Spahn Ende 2018 in der Talkshow Anne Will debattierten, blockte der Gesundheitsminister auch solche gesundheitsbezogenen Aspekte ab, mit dem Argument, das Grundeinkommen sei nicht finanzierbar.
Bohmeyer: Wie wohl die meisten, bin auch ich zunächst sehr technisch und rational an dieses Thema herangegangen. Das ist ja auch kein Wunder, weil wir in unserem Politikverständnis sehr im Industriezeitalter verhaftet sind. Man steckt eine bestimmte Politik in die Menschmaschine hinein, es rattert und dann kommt ein Stück Gesellschaft dabei raus. So ist es aber eigentlich gar nicht. Menschen sind mehr als Maschinen oder Anreizverwalter. Welche große Rolle dabei die Psychologische spielt, musste auch ich erst lernen.
Sie haben als Jungunternehmer einige Webshops mit aufgebaut und sind dann aus ihren Firmen ausgestiegen. Seither lassen Sie sich Ihre Anteile monatlich, sozusagen als Grundeinkommen, auszahlen und müssten eigentlich nicht mehr arbeiten. Hatten Sie damals das Gefühl „es geschafft“ zu haben oder wurden Sie eher zum Außenseiter?
Bohmeyer: Ich war immer schon selbstständig, seit meinem 17. Lebensjahr. Ich habe mich immer ein bisschen als Außenseiter gefühlt. Als ich dann nicht mehr arbeiten musste, war ich nervös, getrieben und ungeduldig. Ich wollte irgendwas tun und habe mich gefragt: Was mache ich hier mit meiner Zeit? Als junger Vater hatte ich schon das Gefühl, gebraucht zu werden. Aber ich hatte auch große Lust etwas beizutragen, hatte meine Kraft gespürt und wusste nicht wohin damit. Es ging mir nicht so sehr um Anerkennung, ich hatte einfach Bock, etwas zu machen.
Sie haben dann das Thema Grundeinkommen für sich entdeckt, über das schon seit Jahrhunderten philosophiert wird und es mit Ihrem Verein von der Theorie in die Praxis überführt. Sie werden in Talkshows eingeladen, das Buch über Ihr Experiment wurde zum Bestseller und für das neue Pilotprojekt haben sich über zwei Millionen Menschen beworben. Können Sie diesen Erfolg auch einfach mal genießen?
Bohmeyer: Anerkennung ist mir nicht unangenehm, aber das ist auch genau der Grund, warum ich ihr misstraue. Ich verstehe schon den Mechanismus: Erfolg, Reichweite und Interviews zu geben signalisiert einem: Es muss etwas Wichtiges sein, was du da zu sagen hast. Das wirkt natürlich auch einlullend, wie eine Inklusionsstrategie der gesellschaftlichen Mitte, die auch dazu führen kann, dass man mundtot wird. Grundeinkommen wird immer realistischer, und ich glaube, es wird auch immer notwendiger. Aber es bleibt halt eine fundamental neue Art, Gesellschaft zu organisieren. Das wird uns vor ganz große Fragen und Konflikte stellen, die wir heute alle unter den Teppich kehren.
Würde es in der Praxis denn für alle funktionieren?
Bohmeyer: Ich weiß nicht, wie Grundeinkommen für alle tatsächlich wirken würde. In unserem kleinen Versuch zeigte sich in den letzten Jahren, dass es für die Leute ein Sprungbrett in ein neues Leben ist. Das macht was mit den Leuten. Einer wollte sogar sein Grundeinkommen zurückgeben, weil er diese neue Freiheit ganz schwer zu ertragen fand. Plötzlich fielen die Ausreden weg. Aber ob das jetzt für die ganze Gesellschaft auch so wäre, weiß ich nicht. Das ist ja das, was wir herausfinden wollen: Ist das Grundeinkommen einfach die nettere Art, Sozialleistungen auszuzahlen, oder hilft es der Gesellschaft, die Probleme der Zeit anzugehen? Wenn es das nicht tut, würde ich sagen, dann braucht es das Grundeinkommen nicht. Ich sehe aber auch gerade nicht so viele bessere Ideen.
Welche Argumente gegen das Grundeinkommen halten Sie für berechtigt?
Bohmeyer: Ein gutes Argument dagegen ist die Befürchtung, dass der Sozialstaat durch das Grundeinkommen abgeschafft werden könnte, dass es in diesen unsicheren Zeiten den Menschen viel zu viel Verantwortung überbordet, statt mehr Sicherheit zu geben. Das ist nicht die Idee, man braucht einen starken Sozialstaat. Das andere Gegenargument ist: Wenn es das Grundeinkommen als zentrale Leistung des Staates gäbe, dann gäbe es für die jeweils regierenden Parteien auch einen zentralen Regler, an dem man drehen könnte, um das Leben von 80 Millionen Menschen zu beeinflussen. Von daher wäre der Staat gar nicht die richtige Institution, um das Grundeinkommen zur verteilen, sondern möglicherweise eine in Bürgerhand befindliche, öffentlich-rechtliche Organisation.
Sie beschreiben das Grundeinkommen auch als adäquate Reaktion auf die Digitalisierung und die postindustrielle Arbeitswelt. Klingt das nicht nach dem Luxusprojekt einer Gesellschaft, die große Teile ihrer Industrie in Niedriglohnländer ausgelagert hat?
Bohmeyer: Ich glaube eher, dass jedes Land mit einem Grundeinkommen einen krassen Wettbewerbsvorteil hätte, weil die Lohnnebenkostenanteile an den eigenen Produkten geringer wären. Es ist allerdings kein Wunder, dass es in den letzten Jahren vor allem in den reichen Industrienationen diskutiert wurde. Hier wäre es eben kein aus dem Mangel entstandenes Notprogramm, sondern ein ganzheitlicher, neuer Ansatz, andere Probleme zu lösen. Es ist eine Art psychische Befreiung in einer Ökonomie, die sich von der Industrie schon zum großen Teil losgesagt hat. Es ist sozusagen ein Entwicklungsprogramm für die Erste Welt. Das ist gerade für die Mittelschicht interessant, in der oft nach oben geschielt und nach unten getreten wird. Das machen die Menschen ja nicht, weil sie böse sind, sondern weil sie ein Gefühl von drohendem Abrutschen und Mangel haben. Mit so einem Grundeinkommen würde die Mittelschicht wieder rasant wachsen. Durch die Umverteilung, die für die Finanzierung sicherlich notwendig wäre, würden aus der Oberschicht einige in die Mittelschicht abrutschen und von unten würden mehr in die Mittelschicht aufsteigen. Das wäre aber etwas Gutes. Denn wir wissen aus sämtlicher Forschung, dass solche Gesellschaften glücklicher, effizienter und gesünder sind.
Die Wissenschaftsjournalistin Ulrike Herrmann hat in der taz vorgerechnet, dass das bedingungslose Grundeinkommen für alle nicht finanzierbar sei. Sie kritisiert, dass gerade viel „politische Energie“ für diesen „Traum vom Schlaraffenland verschwendet wird“. Haben Sie sich verrechnet, oder Frau Herrmann?
Bohmeyer: Ich glaube wir rechnen beide richtig aber haben unterschiedliche Ideen davon, was „Grundeinkommen“ bedeutet. Natürlich ist es kein „zusätzliches Geld für alle“, sondern ein grundsätzliches. Zwar erhalten alle Bürger am Monatsanfang 1.200 € als Vertrauensvorschuss, um davon leben, leisten und wirtschaften zu können. Aber natürlich müssen auch alle mehr Steuern bezahlen als heute. Man muss also das Mehr an Steuern mit dem Mehr an Grundeinkommen verrechnen. Für die meisten Menschen ändert sich wenig, die unteren 1.200 € ihres ohnehin existierenden Einkommens werden einfach nur bedingungslos und unkürzbar. Jetzt könnte man sagen: Das bringt doch dann nix! Wir vermuten: Doch! Denn die lebenslange Sicherheit und der Vertrauensvorschuss könnten wie eine selbsterfüllende Prophezeiung wirken und zu mehr Eigenverantwortung, mehr Zufriedenheit und mutigeren Entscheidungen führen. Wenn das wahr ist – und das finden wir jetzt heraus – würde das Grundeinkommen kaum Geld kosten, sondern nur ein Umdenken.
Wenn Sie sich anschauen, mit wie viel Milliarden die Regierung im Moment versucht, den Bürgern durch die Corona-Krise zu helfen – hätte die Regierung es, bei bereits realisiertem Grundeinkommen, billiger haben können? Hätte ein Grundeinkommen eine Wirtschaftskrise vielleicht sogar verhindert?
Bohmeyer: Hätte Hätte Fahrradkette. Ich glaube die Bundesregierung hat sehr viel in sehr kurzer Zeit getan. In Krisenzeiten braucht man Krisenlösungen. Das Grundeinkommen aber ist kein Notfallprogramm, sondern eine Investition in die Zukunft über die man in Ruhe nachdenken sollte.
Das DWI wird im nächsten Jahr einen Zwischenbericht des Pilotprojektes Grundeinkommen vorgelegen, allerdings erst nach der Bundestagswahl. In welcher Form wird das Grundeinkommen in den Wahlkämpfen der nächsten Monate eine Rolle spielen?
Bohmeyer: Das ganze ist relativ frei von der Alltagspolitik gedacht. Noch steht das Grundeinkommen bei keiner großen Partei im Wahlprogramm. Bis dahin ist sicherlich noch ein langer Weg und das ist ja auch total okay. So eine Idee muss halt reifen und wir wissen ja auch noch relativ wenig darüber. Es wird viel darüber diskutiert, wir werden viel eingeladen und wir hoffen, dass die Gesellschaft auch jetzt anhand dieses Pilotprojektes viel darüber debattiert. Wie sich die Politik dann dazu verhält, ist nicht unser Business. Wir haben eine große Ungeduld. Wir würden uns wünschen, dass es auch staatliche Pilotprojekte gäbe, die dann natürlich auch größer sein könnten, die dann beispielsweise auch Finanzierungsmodelle testen könnten. Aber soweit ist es noch nicht und wir machen erstmal den ersten Schritt.
Übrigens läuft aktuell eine Europäische Bürgerinitiative für Bedingungslose Grundeinkommen in Europa, bitte mitzeichnen und weitersagen: http://ebi-grundeinkommen.de/