Michael Wollny

Es geht nicht um Karriere, sondern um den Drang, Musik zu machen.

Michael Wollny gehört zu den umtriebigsten Jazz-Pianisten in Deutschland, in Leipzig hat der 40-Jährige eine Professur an der Hochschule für Musik. Im Interview spricht Wollny über Studium und Karriere, Handyklingeln im Konzert, eine Improvisation mit Helge Schneider und den Sinn der Preisverleihung Echo Jazz.

Michael Wollny

© Claudia Araujo

Herr Wollny, als Journalist mache ich während des Interviews mein Handy aus. Aber wie reagieren Sie, wenn in Ihren Konzerten eines klingelt?
Wollny: Es ist natürlich nicht schön, wenn man durch so etwas unterbrochen wird, man wünscht sich das nicht. Andererseits versuche ich, solche Dinge, die während des Konzerts passieren, nicht auf mich zu beziehen, sondern bei mir zu bleiben. Wobei es auch schwache Tage gibt, an denen ich jedes Geräusch im Saal genauso sensibel wahrnehme wie die Musik. Wenn dann jemand im falschen Moment rausgeht oder ein Telefon klingelt, ist das schon eine Unterbrechung.

Keith Jarrett beispielsweise reagiert oft verärgert, wenn jemand hustet oder fotografiert.
Wollny: Ich kann das nachvollziehen. Vor allem, weil er als Künstler ständig unter Beobachtung ist, alles wird mit der Lupe betrachtet, aufgenommen und dann auf Youtube hochgeladen.
Pat Metheny hat einmal gesagt, dass das Youtube-Zeitalter seine musikalische Risikobereitschaft minimiert hat. Weil die Handy-Beobachtung so eine Ewigkeitsachse aufmacht, diese Aufnahmen sind dann einfach da.

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Jazz ist längst global geworden.

Michael Wollny

Sie veröffentlichen in letzter Zeit Ensemble-Alben, zuletzt die beiden Trio-Alben „Wartburg“ und „Oslo“. Ihre letzte Solo-Klavier-CD dagegen ist vor zehn Jahren erschienen. Warum?
Wollny: Im Strom der vielen Veröffentlichungen hat man ja eigentlich nur einmal im Jahr einen ‚Slot‘, den man mit einem neuen Album füllt. Sprich, man kann nicht unzählbar viele Projekte gleichzeitig veröffentlichen. Und für mich war in den letzten Jahren das Trio der Hauptkanal, der konstant geblieben ist, der sich weiterentwickelt hat.

Sie improvisieren auch mit anderen Pianisten, zum Beispiel mit Leszek Możdżer. Wie läuft das ab?
Wollny: Ich vergleiche das manchmal mit einer Beziehung: Bei meiner ersten Begegnung kannte ich Leszek und sein Spiel noch nicht so gut. Da hat die erste musikalische Begegnung einen gewissen Zauber, ist spannungsgeladen, man lernt sich kennen, widerspricht sich auch mal, und gelangt in einen Dialog. Dann kommt, nach mehreren gemeinsamen Konzerten, eine Phase, wo man davon zehrt, wo man auch an dem Dialog arbeiten muss – so wie man an einer Beziehung arbeitet. Und dann gibt es die Langzeitbeziehungen, man schwingt ähnlich, man entwickelt Vertrauen.

Możdżer und Sie vertrauen sich inzwischen sogar ‚blind‘ – Sie sitzen auf der Bühne Rücken an Rücken.
Wollny: Ja, da hat die Improvisation etwas von Ballett, von Kontakt-Improvisation: Man spürt sich gegenseitig, geht in Gegenposition, man spielt auf dem Platz der Tastatur, der gerade frei wird. Man hört einen Freiraum, oder man merkt, dass der andere sich auf dem Stuhl in die eine oder andere Richtung bewegt, man fühlt eine Energie und reagiert dann entsprechend.

Einmal haben Sie mit Helge Schneider an zwei Klavieren improvisiert. War das eine besondere Herausforderung?
Wollny: Sicher. Es braucht schon Mut, mit ihm auf so eine große Open Air-Bühne zu gehen, zumal der Auftritt komplett spontan war, ohne Probe. Da hat man im Grunde nur die Ohren, um aufeinander einzusteigen. Bei Helge kommt außerdem hinzu, dass ein Teil des Publikums in den Dingen, die er spielt, immer die Pointe sucht. Auch wenn es vielleicht gar nicht humorvoll gemeint ist.

© Claudia Araujo

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Stichwort Humor: Für den ist Jazz heutzutage nicht unbedingt bekannt. Ist Jazz-Musik heute zu ernst?
Wollny: Nein, das kann man dem Jazz nicht vorwerfen, denke ich. Der Begriff steht heute für so eine große Bandbreite, von traditionell bis progressiv, von elektrisch bis akustisch, Pop und Avantgarde – das sind alles Genres und Spielformen, die im Rahmen von Jazz stattfinden können. Dazu zählen auch Experimente, wo die Musik dann ein wenig an Forschung erinnert. Das ist dann in der Tat eine ernsthafte Angelegenheit und da ist eine gewisse Strenge auch wichtig.
Dass der Jazz als ernst empfunden wird, kommt vielleicht daher, dass es generell einen gewissen Respekt vor dieser Musik gibt, insbesondere bei Hörern, die sich damit noch nicht richtig beschäftigt haben. Die denken, man muss eingeweiht sein, um ein Jazz-Konzert zu genießen.

Mir scheint zumindest, dass manche Jazz-Musiker sehr ernst darauf achten, keine Unterhaltungsmusik zu spielen.
Wollny: Mir persönlich ist wichtig, dass ich die Musik irgendwohin adressiere, vor allem im Konzert. Das ist nicht nur etwas für uns Musiker, sondern auch für die Zuhörer. Und dieser Austausch zwischen uns und dem Publikum ist spürbar, das Publikum sitzt als großer Mitspieler mit im Raum.
Gleichzeitig halte ich die künstlerische Position, die sagt ‚ich bin nur am Gegenstand, mir ist egal, was um mich herum passiert‘, für genauso berechtigt und wichtig. Die vielfältigen Möglichkeiten mit Klang und Improvisation umzugehen, ist das, was Jazz heute kennzeichnet.

Gibt es eine bestimmte Jazz-Tradition, an die Sie anknüpfen? An das Schaffen bestimmter Pianisten?
Wollny: Ja. Zum Jazz gekommen bin ich über Keith Jarrett. Im Studium habe ich mich dann mit Pianisten wie Oscar Peterson oder Bud Powell beschäftigt. Klassische Musik war aber genauso eine wichtige Quelle für mich, als Teenager habe ich zum Beispiel Chatschaturjan, Hindemith und Skrjabin gespielt. Auch Schubert und Schumann, romantische Literatur, die ich vor allem durch mein Elternhaus mitbekam.

Empfehlen Sie heute als Lehrer Ihren Jazz-Studenten, auch klassische Musik zu spielen?
Wollny: Ja. Ich denke, wenn man Klavier studiert, sollte man auch in etwa wissen, was es in der westlichen Musiktradition alles gibt, von Couperin über die Goldberg-Variationen, Schubert bis hin zu Ligeti. Von diesen Werken kann man sich inspirieren lassen.
Der größte Unterschied ist natürlich, dass die klassische Konzertmusik den Umweg über die Notation geht, Jazz hingegen funktioniert vor allem über das Hören und Imitieren. Insofern ist ein wichtiger Bestandteil der Lehre, dass die Studenten viel miteinander spielen und sich auch viele Sachen anhören.
Was ich also ebenfalls empfehle – und auch selbst praktiziere: Jazz-Aufnahmen anhören und dazu spielen. Dinge nachmachen, sich dem Sound, der Atmosphäre und dem Zeitgefühl nähern. Und dann forschen, analysieren und verstehen.

Wenn nun ein Hörer, der Sie noch nicht kennt, die ersten Takte von „Wartburg“ hört, könnte der zum Ergebnis kommen, es handele sich um zeitgenössische klassische Musik. Oder?
Wollny: Nein, ich denke, aufgrund der Trio-Formation Klavier, Bass und Schlagzeug kann man schon auf Jazz schließen. Genauso wie man ein Streichquartett zuerst mit Klassik in Verbindung bringt. Und später kommt bei uns auch noch ein Saxofon hinzu.
Sicher, man könnte es auch „zeitgenössische Kammermusik“ nennen. Aber dann gibt es bei uns Elemente, die für mich eher aus der Jazz-Tradition kommen, wie ein bestimmtes Bass-Solo. Oder wenn es eine Zeit lang groovt. Ein Gefühl von Swing, etwas Bauchiges, Erdiges, ‚Hingerotztes‘ – das ist dem Ausdruck von klassischer Musik nicht so nah.

wartburg_teaser_550xDer Jazz-Pianist Paul Kuhn hat einmal gesagt, die Geschichte dess Jazz sei mittlerweile abgeschlossen. Und Till Brönner meint, es gibt im Jazz heute keine Gesetzesbrecher mehr. Wie sehen Sie das? Gibt es im Jazz noch eine Möglichkeit, Gesetze zu brechen oder ist alles erzählt, in alle Richtungen?
Wollny: Es gibt schon noch Neues, denke ich.
Zum Beispiel das „Diminished Augmented System“ von Joachim Kühn. Sein Gedanke war, nur noch übermäßig bzw. vermindert zu spielen. Das war im Grunde eine einfache Idee, die zu einer völlig neuen Klangwelt geführt hat.
Ich denke aber auch, dass das ein persönlicher Prozess ist. Dinge, die mir neu sind, die mich mit Energie füllen, müssen nicht zwingend das Rad neu erfinden. Es kann mein ganz persönlicher Weg sein, bestimmte Dinge neu zu entdecken, zum ersten Mal zu machen, die mich dann energetisieren.

Können Sie eigentlich, im Hinblick auf Berufsalltag und Karrierechancen, ein Jazz-Studium empfehlen?
Wollny: Ja, denn es ist der Mutterboden für ganz viele verschiedene Spielformen der populären, modernen Musik. Sich mit Jazz zu beschäftigen heißt ja nicht zwangsläufig, dass man
ausschließlich da bleiben muss. Meine ehemaligen Kommilitonen sind heute teilweise an ganz verschiedenen Orten aktiv, einer ist Studiomusiker, der andere auf der Theaterbühne, einer komponiert fürs Fernsehen… Einer meiner Studenten hat sich gerade mit elektronischer Musik und großem Ensemble beschäftigt. Das hatte mit Jazz nichts mehr zu tun, aber die Beschäftigung mit Jazz hat ihm glaube ich sehr viele Türen geöffnet.

Fühlten Sie sich durch Ihr Studium gut vorbereitet auf das Leben als Jazz-Musiker?
Wollny: Bei meinem Lehrer Chris Beier gab es nie Seminare zu Berufseinstieg oder Selbst-Management. Aber er war sehr gut vernetzt und hat selbst zum Beispiel Theatermusik gemacht. Manchmal hat er
uns Studenten dann Jobs weitergegeben und dadurch beim Einstieg ins Berufsleben geholfen. Ich selbst hatte außerdem das Glück, dass ich bereits während der Studienzeit Leute getroffen habe, die mich immer unterstützt haben in dem, was ich tue: Mitmusiker, Veranstalter, bis hin zu Siggi Loch (Gründer des Jazzlabels ACT, Anm. d. Red.).

Wie ist die Situation für die Studenten heute?
Wollny: Der Unterschied zu heute ist glaube ich nicht sehr groß. Es gibt jetzt mehr Angebote zu Themen wie Bühnenpräsenz oder Management. Aber vor allem sind die Studenten Teil einer Szene. In Leipzig gibt es einmal in der Woche eine Stage-Night, wo Studenten mit ihren Ensembles vor Publikum spielen. Sie nehmen schon während des Studiums teil am Jazz-Leben, lernen andere Musiker kennen, das Publikum lernt sie kennen…
Man muss aber dazu sagen: Leute, die sich für einen Jazz-Studienplatz bewerben, machen das nicht, weil sie auf eine Karriere aus sind, sondern es geht um den Drang, Musik zu machen. Und dann ist es ein langer Prozess, an dessen Ende jeder seinen Platz findet, auf der Bühne, im Studio, als Lehrer….

Siggi Loch sagte mal in einem Interview: „Die Frage, vor der junge Jazzmusiker heute stehen, ist die, wie sie ihre eigene Generation für ihre Musik gewinnen können.“
Wollny: Da ist sicher etwas dran. Grundsätzlich muss man sich immer wieder neu erfinden. Für sich selbst, damit man die Energie behält – aber auch für den Zuhörer, damit die Distanz zu ihm nicht zu groß wird.
Ich mache mir da aber keine Sorgen
, gerade hier in Leipzig ist das Publikum bei Jazzkonzerten nicht viel älter als die Musiker. Kommt aber natürlich auch auf den Laden und die Eintrittspreise an…

Wenn man sich anschaut, wer heute in Deutschland Jazz unterrichtet, könnte man zugespitzt formulieren: Jazz an deutschen Hochschulen ist eine weiße Musik. Sehen Sie das kritisch oder ist das völlig legitim?
Wollny: Ich würde da gerne versöhnend den Gedanken der mündlichen Tradition einbringen wollen: Jemand spielt, hat einen Schüler, der spielt nach, lernt etwas und gibt es weiter an den nächsten Schüler. Bei dieser Form der Weitergabe spielen Dinge wie Hautfarbe, Nationalität, Ländergrenzen oder nationale Szenen gottseidank immer weniger einer Rolle. Das mischt sich ja alles.

Wenn ich mir die Dozenten-Listen der Jazz-Unis ansehe, habe ich erstmal nicht den Eindruck, dass sich da etwas mischt.
Wollny: Doch, denn viele der Dozenten haben ja selbst eine Zeitlang woanders studiert oder gespielt, mit Leuten aus der ganzen Welt zusammengearbeitet. Der Gedanke des Jazz geht über Kategorien wie Hautfarbe oder Nationalität hinaus.
Der Saxophonist Heinz Sauer zum Beispiel sagt von sich, dass er nie in Wettbewerb treten könnte mit jemandem, der den Blues mit der Muttermilch aufgesogen hat. Trotzdem hat er mit Bluesharp-Spielern zusammengearbeitet, oder mit Archie Shepp. Dadurch hat er einen Spirit empfangen, den er heute in seiner Musik weiterträgt.
Klar, es ist etwas Anderes, ob man Jazz in den USA auf der Straße lernt, oder in Leipzig oder Köln studiert. Aber das begründet ja am Ende eine Vielseitigkeit, die wichtig ist. Jazz ist längst global geworden.

Und die Kategorie Hautfarbe gibt es nicht mehr.
Wollny: Für mich nicht.

Und für die Industrie?
Wollny: Schwere Frage. Ich hoffe, dass das alles immer weniger eine Rolle spielt. Das sage ich auch voll Respekt dafür, dass diese Musik in den USA entstanden ist. Das ist der Ursprung. Aber die Infektion mit dem Jazz-Gedanken, die ist heute universal.

Sind Sie mit der Medienpräsenz des Jazz eigentlich zufrieden, oder könnte es mehr sein?
Wollny: Ich persönlich kann mich überhaupt nicht beklagen. Aber was das Genre generell betrifft: Ja, das könnte mehr sein.

An wen geht die Forderung?
Wollny: An alle Medien, die einen Auftrag haben. Ich sehe es als deren Aufgabe, zu zeigen, welche Nischen es gegenüber dem Mainstream gibt und diese zu beleuchten.
Andererseits bin ich auch Realist genug und verstehe, wenn ein Redakteur sagt: ‚Ich muss genau überlegen, wie oft ich Experimente platziere, damit überhaupt noch jemand zuhört.‘ Das ist eine Mischkalkulation, von allen Seiten, weshalb dann am Ende radikale Ideen meistens nicht durchsetzungsfähig sind, auch wenn man sich die noch so sehr wünscht.

Stichwort Mainstream: Welches Ihrer Alben würden Sie als das am wenigsten Mainstream-kompatible bezeichnen? Oder anders formuliert: Welches ist das experimentellste?
Wollny: „Wunderkammer“. Das ist in der Konzeption und von seiner Klangwelt her radikal.

Ihr Label Act hat Ihnen den Freiraum für diese Radikalität offenbar gelassen. Oder gab es Einwände von Seiten Ihres Produzenten?
Wollny: Die gab es, wir haben lange darüber diskutiert. Es ist auch die Aufgabe des Produzenten, dass er seine Bedenken äußert. Er muss seine Position haben und auf das Ergebnis reagieren.
Siggi Lochs Reaktion war: „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“ Diese Position hat bei mir in dem Moment dafür gesorgt, dass ich noch mehr von meiner Sache überzeugt war, und sagte: „Nein, ich will das so, es geht nicht anders.“ Diese Auseinandersetzung hat es gegeben und die Reaktion des Labels hat am Ende sehr viel Vertrauen gestiftet. Denn sie haben das Projekt komplett durchgezogen, ohne Wenn und Aber: Das ist, was Wollny machen will, ohne Edits, ohne Reinreden.

Wir sprachen ja über Medienpräsenz. Einer der wenigen Anlässe, wo Jazz im TV gezeigt wurde, war die Verleihung des Echo Jazz. Sie bekamen den Jazz-Echo immerhin acht Mal. Nun könnte man böswillig sagen: Ihr Produzent Siggi Loch saß ja auch in der Jury. Wie hängt das zusammen?
Wollny: Dass man einen Preis bekommt liegt daran, dass
man vorgeschlagen wird. In dem Fall des Jazz-Echos lief der Vorschlag über die Labels und die Auswahl über die Jury. Die Jury bestand aus den Heads der verschieden Labels, die einreichen, plus Journalisten und Veranstalter.

Aber macht das in Ihren Augen Sinn, dass der Produzent Ihrer CD in jener Jury sitzt, die über diese CD urteilen soll?
Wollny:
Soweit ich weiß, hat kein Juror jemals seine Stimme für die von ihm selbst vorgeschlagenen Projekte gegeben. Grundsätzlich waren wie gesagt alle einreichenden Firmen und Vertreter der Presse, des Radios und Veranstalter am Tisch, und es ging um Mehrheitsentscheidungen bei der Wahl der Gewinner. Inwieweit dieses Prozedere nun sinnvoll oder sinnlos war, um einen Preis der Musikindustrie zu ermitteln, möchte ich im Rückblick nicht bewerten.

Die Jazz-Sängerin Lucia Cadotsch sagte einmal über den Jazz-Echo: „Eine Veranstaltung wo Jazz als anspruchsvoller Schlager auf einer Gala verkauft wird, eine spießige Musik, die mit Jazz nichts zu tun hat.“
Wollny: Dass der Jazz-Echo von Anfang an verbesserungswürdig war, steht außer Frage. Nur, eine richtig gute Idee, mit der man all den verschiedenen Interessen gerecht wird – von den Labels, dem Bundesverband Musikindustrie, den Künstlern – diese Idee steht bis heute noch aus. Dazu gehört auch die Frage, wie man diese Musik im Medium Fernsehen transportiert.

Was wünschen Sie sich vom Nachfolger des Echo Jazz?
Wollny: Ich wünsche mir zunächst mal, dass es überhaupt einen Nachfolger geben wird. Und wenn es den dann mal gibt – vielleicht sollte man sich nicht so sehr den Kopf darüber zerbrechen, wie man den Jazz als Fernsehgala inszeniert, sondern einfach die Musik zeigen, wie und wo sie tatsächlich stattfindet.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk zeigt im Fernsehen ja fast ausschließlich Schlager, also Mitklatschmusik. Ist es auf Ihren Konzerten schon mal passiert, dass die Leute mitgeklatscht haben?
Wollny: Nein.

Wenn es passiert: Wäre das ein Missverständnis Ihrer Musik?
Wollny: Sagen wir so: Es wäre eine Überraschung. Mitklatschen heißt ja auch, dass es eine Form von repetitivem Groove geben muss. Bei uns ist es dagegen oft so, dass es sich wieder bricht, dass es nicht zu diesem durchgängigen Rhythmus kommt, zu dem man mitklatschen könnte.
Aber sollte es tatsächlich mal passieren: Ich würde deshalb nicht depressiv werden.

Tourdaten:
18.09. Frankfurt – Alte Oper
19.09. Helmbrechts – Kulturwelten
21.09. Braunschweig – KulturImZelt
22.09. Freiburg – Jazzfestival
23.09. Schweinfurt – Nachsommer
03.10. Köln – Philharmonie
13.10. Leipzig – Leipziger Jazztage
20.10. Brilon – Jazznacht

 

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