Natalie Portman

Oscar im Keller

Schauspielerin Natalie Portman spricht im Interview über Klugsein und Schauspielerei, über starke Frauenrollen, Geld , die NSA-Affäre und ihren aktuellen Film "Thor – The Dark Kingdom".

Natalie Portman

© WDSMP/folioscope

Frau Portman, Sie haben einmal in einem Interview gesagt „Ich bin lieber klug als Filmstar.“ …
Natalie Portman: Ach, ich gebe einfach schon viel zu lange diese Interviews.

Ist es denn so schwierig eine kluge Schauspielerin zu sein?
Portman: Es ist durchaus möglich beides zu sein. Der Satz stammt aus einer Zeit, in der ich ständig gefragt wurde, warum ich zur Uni gehe. Mir war meine Ausbildung wichtig. Ich wollte nicht nur auf meine Karriere bauen.

Was würden Sie denn sagen, ist das Beste, was Ihnen die Schauspielerei bisher gegeben hat?
Portman: Ich liebe das Schauspielen, weil es mir die Möglichkeit gibt, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, sich in anderen Zeiten zu bewegen und mit ganz verschiedenen Persönlichkeiten zu arbeiten. Klavier zu spielen, zu tanzen, Leute treffen, Reisen, Menschen kennenlernen, all das sind positive Dinge. Die Kehrseite ist, wenn fremde Menschen in deine Privatsphäre eindringen. Aber es gibt deutlich Schlimmeres, womit Menschen im Leben klarkommen müssen, weshalb es mir schwer fällt, mich darüber zu beklagen.

Sie gelten als intellektuelle Schauspielerin. Ist für Sie die Rolle in dem gerade angelaufenen Fantasy-Film „Thor – The Dark Kingdom“ dann so etwas wie ein Gespräch mit Freundinnen über Schuhe?
Portman: Nein, das ist für mich pure Unterhaltung. Ich verbringe da einfach eine gute Zeit. Meine Rolle Jane hat einen starken Charakter, kümmert sich um ihren Kram und arbeitet als Wissenschaftlerin. Für einen solchen Blockbuster ist das ein tolles Profil und ein sehr starkes Bild von einer Frau.

Haben Sie das Gefühl, mit diesen starken Frauenrollen als Vorbild zu dienen?
Portman: Rollen wie Jane Foster, die viele Seiten zeigen darf, sehr ernst, aber gleichzeitig albern und verwundbar ist, brechen aus den üblichen Schubladen-Frauenrollen aus. Für junge Mädchen könnte sie tatsächlich als Vorbild taugen.

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Der Oscar war natürlich eine große Ehre, aber meine Karriere hat er nicht verändert.

Natalie Portman

Nach Padmé Amidala in „Star Wars“ ist Jane Foster eine weitere Figur, die sehr unter Fanbeobachtung steht. Sie scheinen diese Rollen zu sammeln…
Portman: Dieser Enthusiasmus und die Leidenschaft der Fans sind großartig! Auf ihre Weise erschaffen sie die Figuren mit und gestalten sie mit ihrer Begeisterung und Vorstellungskraft. Man nimmt eine besondere Stellung bei den Fans ein, gerade auch bei Kindern.

Aber hat so eine Rolle auch eine tiefere Bedeutung für Sie, verglichen zum Beispiel mit der Ballerina in „Black Swan“?
Portman: Verschiedene Rollen beeinflussen einen unterschiedlich. Eine Rolle mehr als einmal zu spielen wie in „Thor“, das ist ein sehr interessanter Prozess, weil ich so Jahre später, in denen ich älter wurde und sich mein Leben verändert hat, zu der Figur zurückkehre.

Hat „Black Swan“ Ihre Karriere verändert?
Portman: Der Oscar war natürlich eine große Ehre, aber meine Karriere hat er nicht verändert.

Wo steht Ihr Oscar?
Portman: Im Keller. (schmunzelt)

In Sachen Liebe ist Jane recht einfach gestrickt. Sie wartet auf ihren Traumprinzen…
Portman: Naja, ihr Leben steht nicht still. Sie forscht weiter und geht mit ihren Freundinnen aus. Aber natürlich nimmt die Liebe zu diesem Gott eine wichtige Rolle in ihrem Leben ein. Liebe ist für uns alle wichtig, sie betrifft jeden. Von daher ist es in Ordnung, dass sie an Thor hängt.

Plakat ThorSie haben ja Psychologie studiert. Können Sie mir sagen, was mit Thors Bruder Loki nicht stimmt?
Portman: Ich glaube er wurde anders als Thor erzogen. Das ist das Problem. Wenn Kinder im gleichen Haushalt unterschiedlich erzogen werden, verursacht das Spannungen. Das wäre meine Amateur-Diagnose.

Sie gelten als Gegnerin von gewalttätigen Filmen. Wie gehen Sie mit Gewalt in Ihren Filmen um?
Portman: Ich bin definitiv gegen Gewaltexzesse, spiele aber auch in recht gewalttätigen Filmen mit. In der Fantasywelt von „Thor“, in der diese Idee des Retters gibt, der uns vor dem Bösen beschützt, fällt mir das aber deutlich leichter.

Wie fühlt es sich an, zwischen all den Superhelden den Menschen zu spielen?
Portman: Gut. Schließlich kann ich auch ohne Superkräfte die Welt retten. Es ist inspirierend zu wissen, dass man nicht Fliegen können muss, um dem Licht im Kampf gegen das Dunkel zu dienen.

Angenommen Sie hätten Superkräfte. Welche Dinge würden Sie auf der Welt verändern?
Portman: Das ist eine „Miss America“-Frage. Keine Gewalt, kein Hass, der Weltfrieden… das klingt nach einem Witz, wäre aber wahrscheinlich mein Plan.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Filmrollen aus?
Portman: Das ist immer unterschiedlich. Ich bin sehr impulsiv und mir geht es immer darum, was ich zu der Zeit gerade brauche. Manchmal bekomme ich ein tolles Projekt angeboten, kann es aber zeitlich nicht einrichten und manchmal habe ich einfach Lust, zu arbeiten und mache etwas, was ich sonst eher nicht gemacht hätte. Manchmal geht es um Freude und manchmal will ich Traurigkeit ausdrücken. Der Auswahlprozess ist nie gleich.

Wann haben Sie zuletzt einen Film des Geldes wegen gedreht?
Portman: Für Geld?! Noch nie! Das wäre zynisch. Wer anfängt, Kunst nur wegen des Geldes zu produzieren, steckt in Schwierigkeiten. Ich bin in der glücklichen Lage, das noch nie gemacht zu haben. Wahrscheinlich würde ich es tun, wenn ich gezwungen wäre so meine Familie zu ernähren, das würde ich auch nie verurteilen. Wer aber in der Lage ist, zu wählen, sollte nichts wegen Geld machen.

Wovon lassen Sie sich abseits von Filmen inspirieren?
Portman: Die bildenden Künste, Gemälde und Fotografien, inspirieren mich. Gerade Schiele und Anselm Kiefer. Im Louvre könnte ich mein Leben verbringen.

Es ist bekannt, dass Sie die US-Demokraten unterstützen. Präsident Obama hat wegen der Abhöraffäre derzeit einen schweren Stand in Europa. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Portman: Ich glaube er ist in vielerlei Hinsicht ein wirklich sehr kluger Anführer. Es wird viele Dinge geben, die wir heute noch nicht wertschätzen, deren Bedeutung aber im Rückblick wichtig sein wird. Die NSA-Affäre beunruhigt uns alle, die wir uns um unsere Privatsphäre sorgen. Doch zu glauben, dass Regierungen nicht in unsere Privatsphäre eindringen, finde ich naiv, um ehrlich zu sein. Das macht diese Aktionen nicht richtiger, doch der Umgang damit ist vielleicht ein bisschen zynisch. Ich glaube sogar, dass dieses Vorgehen unter allen westlichen Nationen Usus ist. Vorher hat nur niemand darüber gesprochen.

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