Frau McElhone, geben Sie gerne Interviews?
McElhone: Also, ich schwöre, dass die Interviews der härteste Teil meines Berufs sind. Meine Eltern sind Journalisten. Meine Mutter geht auch nicht zu solchen Interviewtagen hin, weil sie es nicht mag, einen Menschen an dem Tag zu treffen, an dem er schon viele andere Interviews gegeben hat und schon gar nicht mehr er selbst ist. Für mich ist das sehr erschöpfend, viel mehr als vor der Kamera zu stehen. Auch wenn man ein Take 20 mal macht, man versucht immer noch, eine Geschichte zu erzählen, wobei man bei den Interviews auch dann noch so interessiert tun muss, wenn die Fragen immer die gleichen sind.
Viele Frauen könnten Sie beneiden, weil Sie in "Solaris" mit George Clooney im Bett liegen. Wie sehen Sie das?
McElhone: Also, ich muss dazu sagen, dass selbst diese Szene genauso gedreht und behandelt wurde wie der ganze Rest des Films, was auch mit der Art der Regie von Steven Soderbergh zu tun hat. Sie ist Teil der Geschichte über eine intime Beziehung . Und ohne eine solche Szene wäre das doch komisch gewesen. Für mich war die Szene daher nicht wichtiger als die anderen. Komisch, dass die meisten Leute das anders sehen, denn für mich war die Darstellung der Beziehung auch überhaupt nicht reißerisch Ich denke, das sind vor allem Redakteure, die meinen, ihren Artikel an der Bettszene von mir und George Clooney aufzuhängen. Das ist auch ok so, aber es beeinflusst nicht meine Arbeit mit George. Er ist ja auch nicht so einer, der sich selbst über sein Aussehen definiert, sondern viel mehr über seine Ideen und Gedanken. Und sein Verstand ist weitaus interessanter, als sein Körper. Er ist sehr intelligent, sehr gut informiert, auch sehr anders als viele Hollywood-Schauspieler.
Haben Sie für die Vorbereitung den alten "Solaris"-Film von Tarkowskij gesehen?
McElhone: Ja, den habe ich gesehen, kurz bevor wir mit den Dreharbeiten begonnen haben.
Haben Sie den verstanden?
McElhone: Ich weiß nicht, ob ich versucht habe, ihn zu verstehen. Ich würde sagen, dass es bei dem alten und auch beim neuen "Solaris" gar nicht so sehr um das Verstehen sondern viel mehr um das Interpretieren geht, um die Verwirrung oder die Inspiration, die diese Filme auslösen. Die Filme bieten dir Möglichkeiten, verschiedene Fragen zu stellen anstatt dass sie Antworten darauf zu geben. Der Tarkowskij-Film war für mich fast etwas Historisches, in Bezug auf seinen 70er-Jahre-Stil . Das hat mich interessiert, die Farben, die Art und Weise wie gedreht wurde und die Geschichte erzählt wurde. Der Film hat eine wunderbare Atmosphäre und ich habe später viel über den Film nachgedacht. Aber für unseren Film hatte das keine Bedeutung, weil ich wusste, dass Steven zwar von Tarkowskijs Film inspiriert war, aber kein Remake machen wollte.
Ich schwöre, dass die Interviews der härteste Teil meines Berufs sind.
Haben Sie eine eigene Weltraumtheorie?
McElhone: Ich habe keine eigene Weltraumtheorie, ich bin auch überhaupt kein Science-Fiction-Mensch. Was mich bei "Solaris" interessiert hat, waren vor allem die menschlichen Beziehungen. Natürlich war für mich auch die Frage interessant, was da draußen im All eigentlich passiert. Aber ich habe kaum das wissenschaftliche Know-How, um mir beispielsweise das Leben auf einem anderen Planeten vorstellen zu können. Mein Mann versucht zwar oft, mir das zu erklären, aber da reicht mein Verstand wahrscheinlich nicht aus.
Was ist für Sie der wesentliche Unterschied zwischen dem Filmemachen in Europa und in Hollywood?
McElhone: Den Unterschied habe ich bei "Solaris" kaum bemerkt, denn Steven Soderbergh ist für mich ein sehr europäischer Filmemacher. In Europa, so scheint es mir, konzentrieren sich die Regisseure viel mehr auf die menschlichen Aspekte eines Films, auf die Uneinigkeit oder die Harmonie zwischen den Charakteren, als auf das, was um die Figuren herum passiert. Da spielen Dinge wie Explosionen, Spezial-Effekte oder Bilder vom Weltraum nur im Hintergrund eine Rolle. Aber man sollte das jetzt nicht pauschalisieren, auch in Hollywood habe ich schon mit Regisseuren gearbeitet, die sehr an diesem Menschlichen interessiert sind, wie zum Beispiel Alan Pakula oder John Frankheimer, der ja eigentlich nur für seine Action-Spektakel bekannt ist.
Nun haben Sie auf der diesjährigen Berlinale "Solaris" in Berlin vorgestellt – mögen Sie rote Teppiche und den ganzen Rummel, der veranstaltet wird?
McElhone: Nein, das nimmt alles so viel Zeit in Anspruch. Sicher ist es ein notwendiger Teil der Arbeit, das gehört zum Geschäft. Aber ich fühle mich damit heute nicht besser, als ich mich zu Beginn meiner Karriere gefühlt habe. Mein erster Kinofilm war ja "Mein Mann Picasso", wo ich an der Seite von Anthony Hopkins gespielt habe. Ich erinnere mich noch, wie ich zur damaligen Premiere den Seiteneingang des Kinos benutzt habe. Alle waren ja da, um Anthony Hopkins zu sehen, mich kannte doch niemand. Ich konnte also mit dem roten Teppich nicht viel anfangen, das kann ich auch heute noch nicht.