Frau Eichinger, sind Sie persönlich zufrieden mit den Kandidaten, die es in die Entscheidungsshows geschafft haben?
Eichinger: Auf jeden Fall. Auch wenn ich mir persönlich noch ein paar bessere Mädels gewünscht hätte. Ich würde gerne wieder mal einen weiblichen Superstar sehen – in diesem Jahr wird das allerdings sehr eng. Man kann es sich eben nicht aussuchen. Wer kommt, der kommt. Es ist jetzt noch eine richtige Kämpferin mit dabei, die sich wacker hält (die Kandidatin Kim Debkowski, d.R.).
Waren Sie von den Kandidaten, die Sie ausgewählt haben, denn auch musikalisch überzeugt?
Eichinger: Von manchen mehr, von manchen weniger. Das ist ja auch immer ein Kompromiss-Ding, da wird viel diskutiert: Beim Sprung von der Top 15 zur Top 10 haben wir dieses Jahr einfach die Publikumsentscheidung übernommen, anstatt uns in der Jury lange zu streiten – was in dem Fall aus meiner Sicht zu zwei überraschenden Entscheidungen geführt hat. Meistens gebe ich dem Publikum zwar recht und denke: Die wissen schon, was sie machen. Aber gerade auch die Publikumsentscheidung, bei der Nelson (Nelson Sangaré, d.R.) kürzlich ausgeschieden ist, fand ich sehr fragwürdig.
Sie haben in dem Moment überaus traurig drein geblickt.
Eichinger: Ja, ich war auch traurig. Für mich war Nelson absolut einer der besten, der mit da oben stand. Und ich dachte eigentlich, dass er einer von dreien sein würde, die sich zum Schluss battlen.
Haben Sie als Jurorin nicht genug für ihn gekämpft? Dieter Bohlen sorgt doch auch dafür, dass seine Lieblinge weiterkommen.
Eichinger: Das ist immer schwierig. Wenn man jemanden in den Himmel hoch lobt, kann es auch wieder passieren, dass ein Kandidat einen auf den Deckel kriegt, weil die Leute dann sagen: Wenn die Jury schon für den ist, rufe ich erst recht nicht an – quasi um einen auf Anti-Dieter zu machen. Es ist sehr, sehr schwer einzuschätzen, wie man die Zuschauer wirklich beeinflussen kann. Wie das geht, habe ich noch nicht so wirklich rausgefunden. Es kommt halt auch immer darauf an, wer am jeweiligen Abend zuschaut und wie die Leute drauf sind.
Können Sie sich denn gegen Ihre Jury-Kollegen Dieter Bohlen und Volker Neumüller durchsetzen, wenn Sie mal anderer Meinung sind?
Eichinger: Ja, ich habe kein Problem meine Meinung zu sagen. Ich finde, das funktioniert eigentlich ganz gut. Klar, wenn die beide gegen mich sind, zählt natürlich die Mehrheit. Aber es ist auch mal so, dass ich und Volker oder Dieter und ich den Dritten überstimmen – das wechselt sich ganz gut ab.
Würden Sie sagen, dass „DSDS“ für Sie Arbeit ist? Oder ist das Ganze eher ein Dauerurlaub im Fernsehstudio?
Eichinger: Jetzt die Motto-Shows machen mir sehr viel Spaß. Das, was man zu sehen bekommt, ist aufregend, es ist etwas Neues. Das gibt mir das Gefühl, dass es die Sache wert ist. Vorher die Castings sind wirklich Arbeit – das ist schon recht anstrengend.
Bestimmt auch, weil Sie all die Kandidaten ertragen müssen, die einzig und allein die Funktion haben, sich lächerlich zu machen.
Eichinger: Ja, obwohl man ehrlich sagen muss, dass die meisten Leute in so einer Mittelkategorie sind. Es kommen ganz viele Leute, die ganz nett ein kleines Lied trällern. Der Großteil vermischt sich in einen Einheitsbrei. Das ist eigentlich das Anstrengendste und Schwierigste für uns als Jury. Deswegen ja auch dieses Mantra: „Zeigt euch, seid anders!“ Trotzdem kommen die meisten in Jeans, Polohemd und Turnschuhen bzw. leichten Absätzen, einer sieht aus wie der andere. Man sieht wenige mit Visionen, kaum große Sänger.
Was würden Sie generell sagen, zu viel Prozent identifizieren Sie sich mit „Deutschland sucht den Superstar“?
Eichinger: Oh Gott, wie meinen Sie das denn jetzt?
Stehen Sie komplett hinter dem Konzept der Sendung oder gibt es Kritikpunkte, die auch Sie als solche ansehen?
Eichinger: Natürlich gibt es auch Kritikpunkte. Sicherlich.
Alle Kandidaten treten vor einer Vorjury auf, bevor Sie zu Ihnen geschickt werden. Dabei werden zahlreiche Kandidaten weiter gelassen, die sich nur blamieren können. Dennoch wird ihnen vermittelt, dass sie eine Chance hätten. Ist das ein angemessener, ein fairer Umgang mit den Jugendlichen, die sich teilweise mit großen Hoffnungen bei „DSDS“ bewerben?
Eichinger: Meiner Kenntnis nach wird niemandem gesagt, er sei supergut, wenn das nicht stimmt. Sagen wir es mal so: Die Vorjurys sind leider notwendig. Ich wusste am Anfang selbst nicht, dass es sie überhaupt gibt. Aber angesichts dessen, wie lange wir eh schon da sitzen: Wenn man 30.000 Leute durchgehen müsste, würde das zum Beispiel Dieter Bohlens Zeitplan in jeglicher Form komplett sprengen. Man müsste sich drei Monate lang jeden Tag Kandidaten anhören – das geht gar nicht. Dass eine Vorjury auch ein Schwachpunkt ist, ist klar, weil man sich fragt: Haben die jemanden nicht durchgelassen, der hätte weiterkommen sollen?
Es geht übrigens jeder Jury der Welt so, dass man manchmal einen schlechten Tag hat. Wenn man zehn schlechte Kandidaten hintereinander gesehen hat, ist man manchmal so negativ drauf, dass man den nächsten, der mittelmäßig ist, auch nicht weiter lässt, obwohl man es am Tag zuvor wahrscheinlich getan hätte. Wir sind nur Menschen. Dass da Fehler passieren, steht komplett außer Frage.
Es ist doch aber noch einmal etwas anderes, wenn gezielt Kandidaten herausgepickt werden, die partout nicht singen können und nur deshalb auf die Bühne geschickt werden, um sich zu blamieren und dem gemeinen RTL-Zuschauer etwas zum Lachen zu bieten.
Eichinger: Es ist aber auch so, dass ein Schnitt von den Leuten widergegeben werden soll, die da hinkommen. Das heißt nicht, dass sie nur die besten weiterlassen, sondern auch die Schlechtesten und die aus der Mitte. Damit wir das Ganze sehen und nicht nur einen Ausschnitt.
Wie empfinden Sie selbst Casting-Auftritte, bei denen sich Kandidaten komplett lächerlich machen?
Eichinger: Es kommt sehr auf die Person an. Ich muss ganz ehrlich sagen: Früher habe ich gedacht, dass da vieles inszeniert sei, dass ganz viel hingedreht wird. Inzwischen bin ich wirklich baff darüber, wer alles kommt. Ebenso über das Umfeld, das bestimmte Leute zu „DSDS“ schickt. Das ist ein Wahnsinn. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es das in Deutschland gibt. Es gibt ganz viele, gnadenlos hartnäckige Fälle, die sich komplett selbst verleugnen. Und es ist ja nicht so, dass da mal ein Armer kommt, sondern es kommen sehr, sehr viele. Bei manchen ist es wirklich so, dass es unangenehm wird und sie einem Leid tun. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass jemand kommt, wo wir wirklich sagen: Das geht gar nicht, Kamera weg, der wird auch nicht benutzt, weil es nicht fair wäre. Weil es manche Leute so gar nicht kapieren.
Woran liegt es, dass sich so viele nicht auf realistische Weise selbst einschätzen können?
Eichinger: Ich habe keine Ahnung. Ich finde das ganz, ganz traurig. Für mich offenbart es in gewisser Weise auch eine soziale Schwäche in unserer Gesellschaft, dass wir Leute hervorbringen, die sich überhaupt nicht selbst einschätzen können und anscheinend auch nicht um ihre Stärken wissen. Jemand, der nicht singen kann und sich zum Vollhorst macht, ist ja nicht automatisch ein schlechter Mensch. Ich glaube, jeder hat Talente und das muss man auch fördern. Aber dass es offensichtlich Menschen gibt, die komplett in die falsche Richtung geschoben werden, die auch niemanden in ihrem Umfeld haben, der sie so schätzt, um ihnen mal den richtigen Weg zu zeigen, finde ich eigentlich ziemlich erschreckend an unserer Gesellschaft.
„DSDS“ dient dann also als Wegweiser und es ist moralisch legitim, das Ganze in der Sendung darzustellen?
Eichinger: Keine Ahnung – ich glaube es gibt Schlimmeres und ich glaube, es gibt wesentlich Besseres. Klar kann man das kritisieren. Anderseits kommen sie ja aus freien Stücken. Es ist nicht so, dass sie gesucht werden und irgendwo in Deutschland aus den Dörfern herausgepickt werden, damit sie bei „DSDS“ vorgeführt werden können. Bei der ersten Staffel hätte ich zudem noch gesagt: Sie können ja gar nicht wissen, was sie erwartet. Inzwischen weiß doch aber jeder ganz genau, was auf ihn zukommt. Das sind zum Teil Leute, die die Sendung von Anfang an gesehen haben und anscheinend auch Bohlens Sprüche gut finden. Sich danach dann zu beschweren, so einen Spruch abbekommen zu haben, finde ich wiederum moralisch verkehrt. Wenn man die Sendung nicht mag, ist das vollkommen in Ordnung, das ist jedem selbst überlassen. Aber jede Woche zu gucken und sich zu amüsieren, gleichzeitig aber Kritik zu üben, ist in meinen Augen lächerlich. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich bin baff, wer die Sendung alles guckt. Die ganzen Leute, die schimpfen und einen auf intellektuell machen, gucken jeden Samstag „DSDS“.
Wenn Sie sagen, auf einen Spruch von Dieter Bohlen kann sich jeder einstellen, haben Sie sicher recht. Gibt es nicht aber nicht noch einen Unterschied zwischen einem derben Spruch, den man abbekommt, und der Art und Weise, wie die Auftritte bei der Postproduktion mittlerweile aufgearbeitet werden? Manche Kandidaten werden ganz genüsslich mit ihren konkreten Schwächen vorgeführt.
Eichinger: Man kann natürlich nie einschätzen, wie sehr das jemanden trifft. Das war bei mir auch schon so, dass ich dachte: Wieso haben sie das jetzt so hingedreht? Es gibt manche Situationen, die findet man prickelnder, manche findet man nicht so gut – das gebe ich zu.
Es ist ja nicht so, dass die Kandidaten irgendwo in Deutschland aus den Dörfern herausgepickt werden, damit sie bei 'DSDS' vorgeführt werden können.
Sie selbst sind von RTL ja teilweise als Sex-Objekt besonders peinlicher Kandidaten dargestellt worden.
Eichinger: Mein Gott, ich weiß, was für eine Art von Sendung es ist. Ich kenne „DSDS“ inzwischen. Mich jetzt hinzustellen und mich zu beschweren „Ahh, ihr habt mir Herzchen in die Augen gemalt“ fände ich auch eher lächerlich. Wie gesagt: Jeder, der da hingeht, weiß, worauf er sich einlässt. Meine Schmerzgrenze ist nicht übergangen worden. Man muss das Ganze auch mit einer Prise Humor sehen.
Ist „DSDS“ für Sie eher eine Casting-Show oder eine Doku-Soap?
Eichinger: Ich würde sagen, es ist eine Mischung. Es ist natürlich eine Casting-Show, aber ich glaube, die Show lebt auch davon, dass wir ein bisschen was sehen und dass es eben alles echt ist. Von den Reality-Shows weiß man hingegen, dass vieles getextet ist. Klar wird bei uns auch mal etwas anders zusammengeschnitten, das ist eben Fernsehen. Trotzdem ist es nicht so, dass die Kandidaten irgendetwas in den Mund gelegt bekommen.
Eine kriminelle Vergangenheit oder ein Herzfehler sind aber schon wichtig, um weit zu kommen?
Eichinger: Schauen Sie sich mal den „Checker“ an (Eichinger meint den 16-jährigen Kandidaten Thomas Karaoglan). Der hat keine kriminelle Vergangenheit, der hat keinen Herzfehler – und ist der Liebling der Sendung.
Zumindest hat er ein bestimmtes Image aufgedrückt bekommen, das ist auch immer hilfreich.
Eichinger: Er ist jemand, der eine richtig dicke Lippe hat. Bei den Castings dachte ich, ich bringe den Kerl um. Ich fand ihn wirklich schrecklich – inzwischen finde ich ihn lustig. Er ist mittlerweile ein kleiner Entertainer geworden. Ich gebe aber zu: Es ist schwierig, wenn man ständig auf dieses Tränendrüsending geht. Das ist generell ein Problem beim Fernsehen, dass die Sendungen immer mehr versuchen, in diese Richtung zu gehen, weil es eben ankommt. Jeder streichelt plötzlich ein Kaninchen, im italienischen Fernsehen steht eine vollbusige Blondine neben dem Nachrichtensprecher – ich finde diese Entwicklung auch nicht gut. In so einer Sendung wie „DSDS“, wo man versucht, eine Geschichte zu erzählen, um sich von der Masse abzuheben, führt das natürlich ganz schnell dazu, dass ein Kandidat einen Stempel aufgedrückt bekommt, nach dem Motto: „Das war doch der, der im Knast war“. Wenn jemand auch ohne krasse Geschichte interessant ist, gefällt es mir persönlich besser – und ich fände es schade, wenn es nur darauf reduziert werden würde. Ich glaube aber nicht, dass das bei uns der Fall ist.
Jedenfalls wird in jeder Sendung ein großer Nervenkitzel inszeniert, es gibt ein Auf und Ab der Emotionen. Peter Maffay äußerte sich kürzlich zu diesem Aspekt der Sendung, indem er meinte, es grenze an Sadismus, einem Kandidaten zunächst zum Weinen zu bringen, um ihn dann im letzten Moment doch noch in die nächste Runde zu winken.
Eichinger: Ich glaube schon, dass das eine nachvollziehbare Kritik ist. Der Druck ist enorm, die Kandidaten müssen in einer extrem kurzen Zeit wahnsinnig viel leisten. Wenn man sich allein anschaut, wie die zum ersten Mal vor uns standen und wie sie jetzt auf dieser Bühne stehen – das ist eine Riesenentwicklung, die sie durchmachen. Und sie haben eigentlich keine Zeit dafür. Diesem Druck muss man erstmal gewachsen sein. Und dieses Zittern bei den Entscheidungsshows – da geht’s mir teilweise genauso, dass ich gar nicht mehr zuhören will, weil es so lange dauert. Das ist psychisch eine ganz schöne Herausforderung. Da muss man schon stabil sein.
Könnten Sie die Gewinner der bisherigen Staffeln aufzählen?
Eichinger: Nee, ich glaube nicht. Ich habe „DSDS“ vorher nicht so intensiv verfolgt.
Und nachher hört man von ihnen ja auch nicht mehr allzu viel… Welche Karrierechancen wird denn der Gewinner dieser Staffel aus Ihrer Sicht haben?
Eichinger: Ich weiß es nicht – ich finde es allerdings erstaunlich, dass in England oder Amerika, wo die Herangehensweise dieselbe ist, der Gewinn dieser Sendung sehr viel mehr Anerkennung mit sich bringt. Bei uns in Deutschland ist das eine ganz komische Sache. Man hört nur „Castingshow“ oder eine Boyband wurde „gecastet“ – und schon rümpft jeder die Nase und sagt: „Um Gottes Willen, das kann ja nur scheiße sein.“ Erstaunlicherweise schaffen es Boybands, die gecastet worden sind, und auch Casting-Gewinner aus anderen Ländern bei uns dann doch, nachdem sie in England oder Amerika einen Mega-Hit hatten. Dann schaut jeder drüber weg und es ist plötzlich cool, weil es „American Idol“ heißt und nicht mehr „Deutschland sucht den Superstar“. Die Sendung hat hierlande einen sehr kritischen Standpunkt – und das macht es den Gewinnern nicht gerade leicht. Radiosender spielen die Songs von Castingshow-Teilnehmern nicht besonders gerne – was ich sehr schade finde. Denn ob jemand eine Castingshow gewinnt oder zu Hause Musiker ist – so oder so hat er bewiesen, dass er was mit Musik am Hut hat. Und es kann mir keiner erzählen, dass die letzten Gewinner von „DSDS“ keine guten Sänger waren. Deswegen würde ich mir wünschen, dass man ihnen auf anderen Levels in Deutschland diese Chance gibt.
Dass die „DSDS“-Gewinner im Regelfall schnell vergessen sind, ist also lediglich ein Akzeptanzproblem und hat mit musikalischen, künstlerischen Fähigkeiten nichts zu tun?
Eichinger: Wenn ich mir die letzten Gewinner anschaue, haben die alle eine Hammer-Stimme. Es kommt natürlich immer darauf an, wie sie sich weiterentwickeln. Viele haben ja auch ihre eigene Musik gemacht – die gehen dann ja gleich ganz unter, das wird noch mehr zerrissen. Jeder kritisiert: Bohlen schreibt Musik für die, obwohl das dann die ersten zwei Songs sind, die sich super verkaufen. Ich finde, man sollte ihnen ein bisschen mehr Respekt zollen. Sie haben natürlich jetzt gerade die große Chance, sich der Welt zu zeigen. Aber es ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits kennt sie jeder, anderseits haben sie diesen Casting-Stempel und der ist bei vielen respektierten Musiksendern eher ein Nachteil.
Dieter Bohlen wollte in der aktuellen Staffel eine deutsche Lady Gaga finden – man kann sagen, dass das misslungen ist, oder?
Eichinger: Wenn man eine weibliche will, wird’s schwer. Kim (Kim Debkowski, d.R.) legt sich wirklich ins Zeug mit ihren Kostümen, mit denen sie sich immer wieder selbst übertrifft. Das hätte ich dem Mädel nicht zugetraut. Das waren tolle Bühnenoutfits bei den ersten Mottoshows. Aber sie muss noch ein bisschen kämpfen, was den Rest angeht. Lady Gaga ist natürlich auch ein sehr, sehr hohes Ziel.
Wer ist denn von den verbleibenden Kandidaten Ihr Favorit?
Eichinger: So richtig festlegen auf einen, kann ich mich nicht. Ich kann nur sagen, dass ich dachte, Nelson würde absolut unter den Top Drei sein – deswegen finde ich es echt schade, dass er raus ist. Er hatte eine Hammer-Stimme, konnte tanzen, sah gut aus – er hatte eigentlich alles, was ein Superstar braucht.
Dieter Bohlen hat ja mal zugegeben, dass er sich seine Sprüche teilweise schon im Vorfeld zu Recht legt, um sie dann im passenden Augenblick parat zu haben – wie kann man sich andererseits Ihre Vorbereitung auf die Sendung vorstellen?
Eichinger: Ich finde Dieter diesbezüglich bewundernswert und habe ihn auch schon mal gefragt, wie er das überhaupt macht. Mir fällt gar nichts ein, wenn ich nicht von irgendetwas inspiriert werde. Immerhin bekommen wir immer Feedback, wie die Kandidaten die Woche über drauf waren. Haben sie viel geübt, haben sie nicht viel geübt? Waren sie pünktlich bei Terminen? Waren sie zufrieden mit der Songauswahl? Das schau ich mir immer genau und finde es ganz aufschlussreich, weil man so einiges von der Stimmung mitbekommt. Sehr viel mehr mache ich nicht. Letztes Jahr habe ich mir noch Notizen bei der Generalprobe gemacht, den Großteil aber wieder zerrissen – denn die Live-Show verläuft dann halt doch noch mal ganz anders.
Anders als die beiden anderen Juroren kommen Sie nicht aus der Musikindustrie.
Eichinger: Ich kenne mich aber in der Musikbranche ein wenig aus, habe bei MTV gearbeitet und bin jemand, der sehr viel Musik hört. Ich bin aber absolut kein Profi und kenne auch nicht alle Platten von einzelnen Künstlern. Ich war bei MTV auch eher die fürs Allgemeine, weil ich nie in diesen Spezialisierungen drin war. Deshalb soll ich bei "DSDS" auch eher die Allgemeinheit vorm Fernseher vertreten und viel aus dem Bauch heraus entscheiden.
Jetzt in den Mottoshows bräuchten Sie eigentlich gar keine Jury, da die Zuschauer entscheiden.
Eichinger: Ja, das stimmt. Im Entscheidungsprozess sind wir im Moment völlig überflüssig. Die Leute fühlen sich aber glaube ich wohler, wenn sie noch ein, zwei Meinungen hören.
Und „DSDS“ ohne Dieter Bohlen, das geht ja auch gar nicht.
Eichinger: Genau. Man gewöhnt sich daran, dass da eben drei Leute sitzen, die ihre Meinungen haben. Da kann man drüber lachen, man kann sich aufregen oder zustimmen – das ist doch das, worüber sich die Leute unterhalten. Ich glaube, das ist auch ganz wichtig bei einer solchen Sendung, dass man vorm Fernseher sitzen und sagen kann: „Sag mal, hat der Bohlen den Arsch offen“ oder „Die Nina redet so einen Schwachsinn“ – das ist so, wie wenn man sich eine Soap anschaut, wo man auch seine Darsteller hat. Mal mag man sie, mal mag man sie nicht.
Rufen Sie in denn Pausen selbst für den einen oder anderen Kandidaten an?
Eichinger: Ich hab es letztes Jahr ein paar Mal gemacht, dieses Jahr bisher nicht.
Warum nicht?
Eichinger: Ich hatte dieses Jahr größeres Vertrauen ins Publikum. Und ich denke mir: Meine vier Anrufe machen dann auch keinen Unterschied mehr – was wahrscheinlich total die falsche Denkweise ist.
Was hat Ihnen „DSDS“ bislang persönlich gebracht? Sie werden jede Woche von einem Millionenpublikum wahrgenommen.
Eichinger: Die Popularität und der Erkennungsfaktor nehmen natürlich wahnsinnig zu. Was es mir noch genau bringt, wird in der Zukunft sehen. Einerseits bin ich nun DSDS-gebranded, andererseits kann mir das schon weiterhelfen, weil die Leute mich inzwischen einfach kennen. Es hat mir beruflich bestimmt Chancen eröffnet.
Die Gänseblümchenfarm im Legoland, auf die Sie Dieter Bohlen schicken wollte, peilen Sie aber nicht an?
Eichinger: Nee, da will ich nicht hin.
Sondern? Was sind Ihre Ziele?
Eichinger: Ich würde einfach gerne mit der Moderation weitermachen. Ein Traumziel ist es sicherlich, eine eigene Sendung zu haben. Richtung Bildung fänd ich toll – oder Naturwissenschaft. Das ist ja eigentlich mein Steckenpferd, das habe ich studiert (Umweltwissenschaften, d.R.). In diese Richtung möchte ich vorwärts marschieren.
Jurymitglied bleiben Sie auch in der nächsten Staffel?
Eichinger: Schauen wir mal. Ich bin positiv überrascht, wie die Sache bis jetzt gelaufen ist.