Marcus, in deinem Videoclip zu „Keep on Dancing“ geht es ums Boxen. Würdest du sagen, du musstest dich anfangs mit deiner Musik auch „durchboxen“?
Marcus Füreder: Ja, durchaus. Es ist glaube ich in der Kunst allgemein nicht immer einfach und da musst du schon Steherqualitäten beweisen und ein paar in die Fresse kriegen, um diesen Ring weiterhin betreten zu können.
Was gab es für Rückschläge?
Füreder: In meinen Anfängen habe ich an die 50 Labels angeschrieben und ihnen meine Songs angeboten. Ich bekam so viele Absagen, dass ich damit mein ganzes Klo tapezieren konnte.
Hast du das gemacht?
Füreder: Natürlich.
Stand da was Besonderes drin?
Füreder: Nein, die haben eigentlich alle das gleiche Schreiben. „…aber wir halten Sie gerne in Evidenz.“ (lacht) Allerdings, wenn ich mir heute meine Sachen von damals anhöre, würde ich wahrscheinlich gar nichts zurück schreiben. Aber man ist natürlich in dem Moment überzeugt von dem, was man tut und dann ist es natürlich hart, wenn man nur auf Ablehnung stößt. Da entscheidet sich eben, ob man weiter tanzen möchte oder ob man liegen bleibt.
Die Musikindustrie wurde früher als eine Art Haifischbecken bezeichnet. Heute sei es eher ein „Goldfischglas“, in dem sich alle lieb haben, sagte uns DJ Ötzi dieses Jahr in einem Interview.
Füreder: (lacht) Der kommt aber auch aus einem Bereich, wo das wichtig ist, oder? Keine Ahnung in welchem Pool DJ Ötzi da seine Schwimmübungen macht.
Ich würde es nicht als Haifischbecken bezeichnen, wo ich mich bewege. Es ist ganz einfach ein hartes Business, wie überall anders auch, wo Qualität sich am Ende durchsetzen wird oder kann. Die Konkurrenz schläft nicht und es gibt verdammt gute Musiker da draußen.
Die Labels haben dich abgelehnt, wie war es damals mit den Clubs, oder auch mit deinem Freundeskreis? War es schwer, die Leute von dem zu überzeugen, was du musikalisch vorhast?
Füreder: Ja, natürlich. Ich kam von der bildenden Kunst und plötzlich machte ich Musik. Die haben das natürlich auch so ein bisschen belächelt. Ich habe denen nach zwei Wochen schon meine ersten Stücke präsentiert. Und die haben gesagt: „Joa…“ (lacht) Da muss man durch, das gehört auch zu so einem Wachstumsprozess dazu.
Hast du auch oft vor leeren Clubs spielen müssen?
Füreder: Nein, da bin ich Gott sei Dank ziemlich verschont geblieben. Ich hatte nur einmal das Pech, bei einem Festival in München vor fünf, sechs Jahren. Das war ausgelegt für 10 000 Leute, doch niemand hat davon gewusst. Am Ende sind 29 Leute dagewesen, das war schon sehr skurril.
Der Klang der 30er Jahre ist eigentlich nicht mehr reproduzierbar.
In „Keep on Dancing“ hören wir die Stimme von Marvin Gaye. Hat sich das Sample-Feld, aus dem du schöpfst, erweitert auf die 60er und 70er?
Füreder: Ich verfolge diese Zeitperiode eigentlich schon länger. Es gibt auf dem Album „Coco“ schon Soul-Anleihen, auch auf „The Princess“ sind sehr viele soulige Sachen drauf. Es geht mir einfach darum, gewisse Dinge zu verbinden, das muss nicht immer Swing oder Jazz sein. Ich würde auch ganz gerne mal Pop-Stücke sampeln, nur wird es da irgendwann sehr schwierig mit dem Sample-Clearing.
Was wird da schwierig?
Füreder: Wenn du Pop sampelst, geht es ja nicht nur den Anschlag von einem Synthie, den habe ich ja sowieso auch selbst. Sondern du willst dann schon Dinge nehmen, die vielleicht auch hookig oder catchig sind, zum Beispiel eine Vocal-Line, bei der man auch ganz genau hört, was das ist. Ich versuche – mit Ausnahme der Marvin Gaye-Nummer – auch so zu sampeln, dass ich das Original nicht in den Vordergrund stelle, sondern vielleicht nur kleine Fitzelchen davon nehme und mit anderen zu etwas Neuem verbinde.
Schwierig ist ja auch oft das Clearing.
Füreder: Wenn ich von den Pet Shop Boys einfach das „It’s a sin“ verwenden würde, dann würde das sicher einen längeren Prozess nach sich ziehen. Mit den 30er Jahre-Samples versuche ich so etwas teilweise zu umgehen. Da geht es mir aber auch nicht um eine Vocal Phrase oder eine Hookline, sondern eher um die Art der Aufnahme – dieser Klang ist ja eigentlich nicht mehr reproduzierbar.
Es gibt auch einen bekannten Song von dir, wo du eine Jazz-Sängerin aus den 30er Jahren samplest. War das schwer zu clearen?
Füreder: Wir haben es versucht. Wir versuchen es seit Jahren und es fühlt sich niemand mehr dafür verantwortlich. Wir haben zwei Anwaltsbüros eingeschaltet, die darauf spezialisiert sind, die das klären wollten. Aber es ging einfach nicht, weil jeder gesagt hat: „Bei uns nicht.“ Es hat sich niemand zuständig gefühlt.
Ein Künstler, mit dem ich sprach, samplete Marvin Gaye, bat mich aber, das bei der Veröffentlichung des Interviews nicht zu erwähnen. Ist das tatsächlich so ein heißes Thema bei Anwälten?
Füreder: Nicht, solange du damit nicht erfolgreich bist. Es gibt sehr viele, die dafür kämpfen, weil sie sagen: „Sampling ist ein Stück Kulturgut, das ist eine Herangehensweise, das ist im HipHop entstanden und das sollte man respektieren.“
Natürlich gibt es auch dreiste Sampler, die einfach nur einen Beat unter das Sample legen und dann haben sie ihren Hit fertig. Das ist dann diese Grauzone. Und da muss man sich als Künstler fragen: „Inwieweit bin ich kredibel? Mache ich wirklich etwas Neues draus oder klaue ich einfach nur und setzte mich auf den Erfolg von diesem Ding drauf?“
Du hast neuerdings den Partner Universal Music. Braucht man auch einen großen Partner, um so einen Song wie den von Marvin Gaye lizensieren zu können?
Füreder: Es ist nicht von Nachteil. Das ist eine schöne Symbiose und es ist das Beste, was dir passieren kann, wenn plötzlich Türen geöffnet werden können, wo du vorher gegen Windmühlen angekämpft hast. Wenn sich solche Kreativsymbiosen ergeben können, dann musst du natürlich zuschlagen.
Dein Album heißt „The Art of Sampling“ – siehst du die Kultur des Samplings in irgendeiner Form bedroht?
Füreder: Wenn ich mir die Charts so durchhöre, nein.
Du meinst, viele Chartsongs benutzen Samples?
Füreder: Es müssen nicht die aktuellen Charts sein. Aber teilweise wissen die Leute im Endeffekt gar nicht, dass gesampelt wurde. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir selbst entgangen ist, dass zum Beispiel die ganzen Daft Punk-Alben – bis auf das letzte – im Endeffekt komplettes Sampling sind.
Wenn man mal auf die Seite „WhoSampled.com“ geht, sieht man, wer eigentlich wo gesampelt hat. Dieses Thema spielt eine viel größere Rolle, als die meisten Leute glauben.
Hast du schon Anfragen erhalten, von Leuten, die Parov Stelar samplen wollten?
Füreder: Ja. Ich habe aber noch nie den Fall gehabt, dass ich jemandem etwas freigeben musste, weil die Sachen mir zum Teil nicht gefallen haben. Da bin ich einfach ehrlich, wenn ich das gut finde, dann würde ich sagen: „Ja, super, macht das.“
Doch bisher war noch nie etwas Gutes dabei?
Füreder: Nein.
Dich zu überzeugen dürfte auch schwierig sein, weil du bei deinen Sounds und Produktionen ein ziemlicher Perfektionist bist.
Füreder: Beim Sound-Kreieren auf jeden Fall. Mir wäre es zu wenig, wenn ich einfach eine Sampling-Phrase nehme und dann einen Beat drunter lege. Ich möchte da schon komplexer arbeiten. Da kommt es vor, dass es am Ende des Tages 200, 300 Spuren stattfinden, mit kleinsten Schnipseln, die ein neues Gesamtes ergeben. Das macht es für mich spannend, dass wirklich etwas Neues entsteht.
Ich habe mich 2013 mit Paul Kuhn über Elektroswing unterhalten, für den Swing noch etwas ganz Anderes war und der Elektroswing als etwas Maschinelles sah. Man stellt ja tatsächlich bei vielen Elektroswing-Produktionen fest: Eigentlich swingen die gar nicht. Oder?
Füreder: Nein. Aber, was war Swing? Das ist einerseits die technische Bezeichnung, auf der anderen Seite war Swing damals viel mehr, ein Lebensgefühl, eine Lebensfreude. Ich glaube, dass dieser Aspekt viel mehr in den Vordergrund kommen sollte. Ob das jetzt wirklich dieser Swing in der Musik ist… Es heißt ja auch nicht „Swing“, sondern eben „Elektroswing“. Und das hat seine eigene Daseinsberechtigung.
Könnte man dieses Swing-Rhythmusgefühl einbauen in die Musik? Oder versuchst du das sogar?
Füreder: Nicht bewusst. Mir ist der Swing weniger wichtig als der Groove. Es muss grooven. Und wenn es das tut, vielleicht swingt der Groove dann auch.
Mir kommt es aber weniger auf die Musikrichtung an sich an, sondern auf die alten Aufnahmen. Dieses Feeling, die Mikrofonierung und wie diese Leute teilweise gespielt haben: Du kannst das nicht reproduzieren. Wir könnten es auch „Elektromuseum“ nennen. Das wäre das Gleiche.
Die Electroswing-Szene ist bekannt dafür, dass sich die Partygänger fein in Schale werfen…
Füreder: Ich bekomme das gar nicht so mit, weil wir diese Elektroswing-Partys ausgelassen haben, wir sind da so gut wie gar nicht vertreten.
Hattet ihr nicht in England mal einen Auftritt bei einem Electroswing-Event?
Füreder: Da haben wir im HMV-Forum gespielt. Ja, da kommen die Leute auch teilweise in diesem Look, was eine willkommene Abwechslung ist, das mischt die Crowd sehr bunt auf, das ist eigentlich auch schön. Ich habe aber noch nie das Gefühl gehabt, dass ich auf einer Motto-Party spiele.
Das heißt, wenn du dir Electroswing-Partys betrachtest, hast du den Eindruck einer Mottoparty?
Füreder: Ja, teilweise sieht es so aus. Für mich persönlich wäre das zu wenig, ich kann das Grammophon jetzt schon nicht mehr sehen, muss ich gestehen. Da ist mir der Synthesizer doch lieber. Aber es kann beides nicht ohne einander.
Heißt das auch, dass du für dich persönlich mehr eine Entwicklung Richtung Pop siehst?
Füreder: Das war für mich schon immer wichtig. Ich wollte nie nur eine Richtung verfolgen.
Hast du eine Definition von Pop?
Füreder: Es ist Popular-Musik, für mich ist es Musik, die alltagstauglich ist, ohne dass ich mich hinsetzen und diese Musik lesen muss. Diese Musik kann ich auch neben einer anderen Tätigkeit konsumieren, ohne dass sie dabei qualitativ wertlos sein muss.
Wenn man andere Musiker fragt, antworten sie zum Beispiel, dass Pop eine Art Wegwerf-Eigenschaft hat…
Füreder: Das finde ich überhaupt nicht. Was ist in den 80ern passiert? Die 80er waren ja die Pop-Zeit schlechthin. Da gibt es so viele tolle Nummern, die wir nach wie vor alle gerne hören, oder?. „Take on me“ von A-ha ist für mich reinster Pop und ich höre es immer noch gerne. Also, da kann man nicht davon sprechen, dass es Wegwerf-Musik ist.
Du hast einmal erklärt, dass du an einen Song möglichst zwei Tage am Stück arbeitest, weil du sonst nicht mehr weißt, wo die ganzen Samples gespeichert sind. Hast du eigentlich auch schonmal einen großen Crash gehabt?
Füreder: Ja, laufend. Dadurch sind auch schon einige Riesenhits verloren gegangen. (lacht)
Natürlich passiert so etwas, das ist bitter, plötzlich war der Bildschirm schwarz und er ist schwarz geblieben.
Aber man lernt ja auch dazu. Ich habe in meinem Studio jetzt sieben Festplatten stehen. Wenn ich das Gefühl habe, aus dem Song könnte etwas werden, dann gibt es auch ständig Sicherungsschritte.
Erschöpft sich das Sampling auch irgendwann einmal? Es gibt ja Musiker, die mit Sampling beginnen und sich später sagen: „Ich möchte jetzt alles selbst kreieren.“
Füreder: Das wäre das Gleiche, wie ein Pianist, der irgendwann sagt: „Ich höre mit dem Klavier auf und spiele ab jetzt Trompete.“ Sampling ist ein Instrument. Du hast einen unvorstellbaren Schatz an Material, das du verwenden und zu neuen Dingen transformieren kannst. Ich spiele Computer, das ist mein Instrument. Deshalb stellt sich diese Frage für mich nicht.
Eigene Melodien erfindest du ja auch so…
Füreder: Ja klar, das Sampling ist bei mir nicht Hauptbestandteil, ich arbeite nicht wie Fatboy Slim, der wirklich nur Samples gehabt hat. Ich muss schon einen eigenen Song schreiben und die Basslinie, die Melodien, die Synthies, die Drums programmieren… Das Samplen ist sozusagen nur der Hut, der dann auf dem Lied sitzt.
Wie ist eigentlich die Bezeichnung für deine jetzige Zusammenarbeit mit Universal Music?
Füreder: Wir haben einen Bandübernahmevertrag. Das heißt, wir bleiben trotzdem autonom und haben sozusagen eine kreativmusikalische Partnerschaft.
Das heißt?
Füreder: Wir bleiben frei in dem, was wir tun, weil Universal uns vertraut. Wir sind jetzt 15 Jahre lang gewachsen, es wäre ja Blödsinn, wenn jetzt jemand zu uns kommt und sagt: „Wir haben ein komplett neues Konzept, wir sagen euch jetzt wie das geht.“ Universal vertraut uns in Kreativbereichen soweit, dass sie sagen: „Eure Entscheidungen respektieren wir und geben euch unsere Beratung noch mit auf den Weg. Ihr könnt damit machen, was ihr wollt. Und ihr vertraut uns, dass wir unseren Wissensweg gehen.“ Beides zusammen in einen Pott geworfen ergibt eigentlich eine ganz gute Synergie.
Bei unserem letzten Gespräch sagtest du über Major-Plattenfirmen, „die Leute, die dort sitzen, sind in erster Linie mehr Banker als Musiker.“
Füreder: Das ist ja auch teilweise so. Aber im Endeffekt, wenn du ein Unternehmen aufbauen willst… Parov Stelar ist ja zu einem Unternehmen geworden. Ich kann nicht auf Tour gehen, ohne einen Tourmanager mitzunehmen, ohne dass jemand die Drums aufbaut. Das heißt, irgendwann bist du bei 25 Mitarbeitern angekommen.
Ich habe bei mir zu Hause in der Küche alleine angefangen, Beats zu basteln, was ja auch lustig ist, ich würde das auch nach wie vor gerne tun. Doch das Ding ist gewachsen und du brauchst 25 Leute, um das zu realisieren. Wenn du so einen Betrieb führen willst, musst du irgendwo auch einen Banker dazwischen, der das durchrechnet. Der abseits der Party steht und sagt: „Es wäre ganz gut, wenn wir ein paar Entscheidungen treffen.“
Was uns natürlich auch wichtig ist: Gewisse Freiheiten müssen erhalten bleiben. Man kann ein Major-Label in der Hinsicht auch nicht so pauschalisieren, es kommt immer ganz darauf an, welchen Deal man macht. Nicht jede Ehe, die geschlossen wird, bleibt glücklich. Ich kenne aber auch viele, die glücklich verheiratet sind.
Aber es gibt ja jetzt eine große Plattenfirma, die dir bestimmte Businesssachen abnimmt. Kannst du dich jetzt wieder mehr auf das Musikalische konzentrieren?
Füreder: Das wäre eher der Fall, wenn ich einen Künstlervertrag eingegangen wäre. Bei dem, den wir jetzt haben, läuft das schon anders. Wir bleiben Etage Noir.
Was sind die Pläne mit deinem Label Etage Noir?
Füreder: Wir möchten nicht auf Zwang wachsen müssen, sondern wir setzen weiterhin auf Qualität und wollen eine kleine Familie bleiben. Und die Leute, die da sind, die möchten wir gut betreuen.
Inzwischen seid ihr auch auf dem Booking-Feld aktiv und vermittelt Künstler wie Yossi Swing oder Umami.
Füreder: Ja, wir haben 2012 glaube ich 3800 Anfragen für Parov Stelar gehabt. Wir hätten jeden Tag zehn Mal spielen können. Weil wir das nicht abdecken können, ist es dann schön, wenn du diesen Leuten sagen kannst: „Parov kann nicht kommen, aber wir könnten euch etwas für euer Budget Adäquates anbieten.“ Daraus ist das eigentlich entstanden, es gab jetzt nicht die Intention, dass wir gesagt haben: „Wir machen jetzt eine Booking-Agentur.“
Aber ihr könnt so vermutlich ein bisschen ‚abschöpfen‘, bei dem nach wie vor großen Interesse an Electroswing…
Füreder: Um ganz ehrlich zu sein, nicht viel. Da hast du wahrscheinlich mehr Personalkosten, als diese Booking-Gebühr dir bringt. Also wenn du nicht eine Portion Idealismus mitbringst, dann wird dieses Projekt zum Scheitern verurteilt sein.
In dem eingangs erwähnten Video zu „Keep on Dancing“ geht es auch um Werbung. In Deutschland wurde zuletzt beispielsweise darüber diskutiert, dass sich ein paar Musiker und Schauspieler sehr breit für McDonalds haben plakatieren lassen. Wie ist da dein Standpunkt? Kann deine Musik in der Werbung verwendet werden?
Füreder: Super, perfekt. Warum nicht? Welches Argument spricht dagegen, dass Künstler und Musiker werben dürfen? Ich finde es immer sehr anstandslos von den Leuten, sich darüber aufzuregen. Auf der einen Seite wird den Musikern die Musik geklaut, die wird einfach gratis aus dem Netz gezogen. Und wenn Musiker dann irgendwie versuchen zu überleben und vielleicht irgendwo eine Werbung kriegen und neue Wege gehen, dann sind sie wieder uncool. Also, was darf man als Künstler dann?
Als ich einmal Moby auf seine Musik in der Werbung ansprach, nahm er einfach die Zeitschrift in die Hand, für die ich das Interview führte, und meinte, dass man ihm nichts vorwerfen könne, wenn man selbst für ein durch Anzeigen finanziertes Magazin arbeitet.
Füreder: Die Scheinheiligkeit hört dann allerdinsg ab zehn Millionen auf dem Konto auf. Wenn ich meine zehn Millionen habe, dann brauche ich auch keine Werbung mehr machen. Aber wir reden hier über einen Großteil von Künstlern, die auch versuchen, zu überleben. Die sozusagen die coole Musik machen und dann machen sie plötzlich für irgendetwas Werbung. Natürlich muss das Produkt auch passen. Ich mache nicht für alles Werbung. Ich sage: „Ok, entweder tut es mir nicht weh oder es entspricht nicht meiner Ideologie.“
Gäbe es da irgendein tolles österreichisches Produkt…
Füreder: …für das ich Werbung machen würde?
Ja, oder eines, das du jetzt nochmal ins Gespräch bringen möchtest, weil es noch viel zu unbekannt ist in Deutschland.
Füreder: Dann würde ich jetzt Werbung machen und nichts dafür bezahlt bekommen. (lacht) Das ist nicht der Grundgedanke von Werbung.
Auf welches österreichische Produkt bist du denn stolz?
Füreder: Die Linzer Torte. Oder die Erfolgsstory von Red Bull, das ist einfach beeindruckend, was dieser Mann geschafft hat. Oder Arnold Schwarzenegger, das ist auch ein österreichisches Produkt.