Peter Georgi

Der menschliche Körper auf dieser riesigen Leinwand…

Regisseur Peter Georgi über über das Medium IMAX und den ersten Film, den er dafür drehte: "The Human Body - Die Welt des Körpers"

Mr. Georgi, unter Ihrer Regie ist der IMAX-Film "Die Welt des Körpers" entstanden, die Produktionszeit betrug drei Jahre – Sie haben Sich also die letzten drei Jahre allein auf diesen Film konzentriert?
Georgi: Ja, diese drei Jahre meines Lebens habe ich wirklich nichts anderes gemacht. Am Anfang bestand die Arbeit vor allem darin, den Film finanziert zu bekommen. Dann musste man sich mit diesem für mich neuen Medium IMAX befassen, was ja ein komplett anderes Medium als das Fernsehen darstellt, wofür ich bisher gearbeitet habe. Dann musste man einfach loslegen und produzieren. Viel Zeit hat auch die Post-Production gekostet, das ist bei einem IMAX-Film sehr schwierig, schwieriger als bei Fernseh- oder Kinofilmen, da hat man einige technische Hürden zu nehmen.

Wie hat vor drei Jahren eigentlich alles begonnen?
Georgi: Die Idee des Films kam von einer BBC-Reihe, "The Human Body". Und es bestand bereits guter Kontakt zum wissenschaftlichen Museum in London und da die gerade ein IMAX-Kino in ihr Museum bekamen fragte man sich, ob es nicht interessant wäre, einen Film über den menschlichen Körper zu machen. Da habe ich mich zum ersten Mal richtig verliebt in dieses Medium IMAX. Diese große Leinwand und auf ihr den menschlichen Körper in seinen Details zu zeigen, das wäre fantastisch. Meine Motivation zu diesem Projekt war riesengroß.

Wie würden Sie Ihre persönliche Intention beschreiben, die Sie mit diesem Film verfolgen?
Georgi: Ich wollte, vom Dokumentarfilm kommend, die biologischen, medizinischen Aspekte unseres Körpers zeigen, verbunden mit dem gewöhnlichen Tagesablauf eines Menschen wie du und ich. Man muss allerdings respektieren, dass IMAX-Filme immer ein ganz bestimmter Typ von Filmen sind, und dass dieses Medium auch nur auf bestimmte Weise funktioniert. Die Leinwand ist so riesig, man braucht als Zuschauer seine Zeit, um alles zu sehen. Man muss also zum Beispiel die Szenen länger und langsamer schneiden als beim TV-Film, sonst würde der Zuschauer kaum etwas mitbekommen.

Hat sich in diesen drei Jahren Arbeit Ihr Verhältnis zum eigenen Körper verändert?
Georgi: Ja, ich würde sagen, ich bin mir meines Körpers noch bewusster geworden, aber ich würde jetzt nicht sagen, dass sich mein Lebensstil grundlegend geändert hat. Die Idee des Film ist ja, die Menschen dazu zu bewegen, dass sie sich überlegen, dass ihr Körper etwas ganz besonderes ist und ihnen zu zeigen, was ihren Körper am Leben hält. Für mich persönlich war zum Beispiel sehr interessant, eine Schwangerschaft zu beobachten. Das ist so ein komplizierter Vorgang, man glaubt es kaum. Eigentlich ist das ja für viele die normalste Sache auf der Welt. Aber selbst für Wissenschaftler ist die Schwangerschaft noch ein äußerst kompliziertes Gebiet, auf dem noch viele Fragen offen sind. Normalerweise denkt man ja gar nicht so viel über den eigenen Körper und die verschiedenen Prozesse nach. Ich tue das jetzt auf jeden Fall.

Sie sind Vater?
Georgi: Mittlerweile schon, allerdings war ich es noch nicht, als ich den Film vor drei Jahren begonnen habe.

Der menschliche Körper wird im Film quasi bis in die letzte Zelle durchleuchtet, wir sehen unser Ohr von innen, die Lunge und sogar unseren Magen. Zeigt man da nicht auch mehr oder weniger unfreiwillig, wie verletzlich der menschliche Körper ist?
Georgi: Das schon, aber ich finde, wenn man sich beispielsweise die Herz-Sequenz im Film anschaut und begreift, dass dieses Herz innerhalb weniger Wochen heranwächst und beginnt zu schlagen und dann über eine so lange Zeit nicht wieder aufhört, dann sieht man, wie clever unser Körper konzipiert ist. Und der Mensch selber hat bisher nichts geschaffen, was annähernd der Maschine Mensch gleichkommen könnte.

Der Film zeigt Menschen an einem ganz gewöhnlichen Tag, beim Fahrradfahren, beim Rasieren, beim Essen usw. Geraucht wird allerdings nicht…
Georgi: …tatsächlich. Ja, wir haben uns am Anfang dazu entschieden, nicht die Momente zu zeigen, wo der Körper geschädigt oder krank wird. Es ging uns viel mehr darum, zu zeigen, was unseren Organismus erhält und wie er lebt. Wir zeigen die Milliarden von roten Blutkörperchen, oder wie das Haar wächst etc. Da gibt es so viele Dinge, die wir nicht sofort verstehen können, Prozesse, die so kompliziert ablaufen und einfach beeindruckend sind. Hätten wir die Vielzahl von Gefahren für unseren Körper mit hinein gepackt, dann wäre es sicher ein anderer Film geworden und der hätte in der Produktion nicht drei sondern sechs Jahre gebraucht. Allerdings wäre das für das Medium IMAX auch schwierig geworden, da es ja auch zu einem gewissen Teil um Entertainment geht. Die Zuschauer bezahlen für eine Vorstellung Geld und wollen dafür eben keine geteerte Lunge von innen sehen.

Für "Die Welt des Körpers" wurden diverse, neueste Filmtechniken angewandt – für welchen Teil des Films haben Sie am meisten Zeit benötigt?
Georgi: Das mag komisch klingen, aber die schwierigste Sequenz im Film war wohl die Eröffnungssequenz, die Kamerafahrt über den Körper. Das lag daran, dass man für IMAX die Kamera extrem ruhig fahren muss, ansonsten wird dem Zuschauer sehr schnell schlecht. Und generell, wenn du ganz nah dran gehst mit der Kamera, in einer Makro-Einstellung, da hat jede kleinste Bewegung ein Riesenausmaß. Für die Szene haben wir sehr lange gebraucht, was wir vorher alle nicht geglaubt hätten. Generell war es schwierig die mit teils medizinischen Geräten gefilmten Bilder für so eine große Leinwand aufzubereiten. Für das Fernsehen hat man so natürlich schon gearbeitet, aber für eine IMAX-Leinwand ist das eine Neuheit. Kameratechnisch würde ich sagen, haben wir die höchste Auflösung in der Welt erreicht.

Die von den Medien und der Politik meistbeachtetsten medizinischen Entwicklungen sind in den letzten Monaten die auf dem Gebiet des Klonens. Wäre es für Sie interessant, diesem Thema einen Film zu widmen?
Georgi: Sicher, ich finde die Gentechnik insgesamt äußerst interessant und die Frage, wo uns das hinführt. Für IMAX halte ich das, auch wegen des Entertainment-Charakters, eher ungeeignet, besser behandelt man dieses Thema im TV.

Haben Sie Dolly schon live gesehen?
Georgi: Nein, bisher noch nicht. Viel mehr als Dolly würde mich aber sowieso die transgene Kuh in Holland interessieren, die menschliche Muttermilch gegeben hat, das war etwa vor fünf Jahren. Das war Gentechnik in einem anderen Sinn, und hat kaum Aufsehen erregt.

Das Leben ist ein Comic, welche Comic-Figur sind Sie?
Georgi: Garfield, der hat immer eine Antwort für alles. Manchmal ist er ein bisschen zweifelhaft, aber letztlich versucht er immer, es allen Leuten recht zu machen und alle Probleme zu lösen.

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