Ralf Husmann

Ich war nie die Rampensau, die sich täglich auf die Bühne stellen muss, um die Leute zu unterhalten.

Comedy-Autor und TV-Produzent Ralf Husmann über die neue Pro7- Serie „Der kleine Mann“, den großen Reiz der Durchschnittlichkeit, Konkurrenz aus Amerika, Sehnsucht nach Popularität und wie Humor bei der Partnersuche helfen kann

Ralf Husmann

© Brainpool

Herr Husmann, wie oft werden Sie von Leuten auf der Straße erkannt?
Husmann: Das kommt ab und zu mal vor, aber es hält sich noch in einem sehr erträglichen Rahmen. Meistens sagen die Menschen auch nette Dinge. Es hat mich noch keiner angepöbelt. (lacht)

Die Zeitung „Die Welt“ nannte Sie einst einen „Don Corleone, der im Hintergrund alles zusammenhält, ohne selbst ins Licht der Öffentlichkeit zu drängen.“ Sehen Sie sich selbst auch so?
Husmann: Ja, absolut! Natürlich! Ich arbeite auch viel mit abgeschnittenen Pferdeköpfen und brutaler Gewalt! (lacht) Aber ich glaube, gemeint war eher die verwobene Zusammenarbeit mit Menschen, die vor der Kamera lustig sind. Das Wort „Pate“ hat ja immer so leicht anrüchige Konnotationen, als würde es nicht mit rechten Dingen zugehen. Aber ich muss leider sagen, dass ich weder Ähnlichkeit mit Marlon Brando habe, und auch nicht den Leuten die Fresse poliere, wenn sie etwas Falsches über mich sagen. Das ist alles viel banaler und einfacher, aber ich habe das mal als Kompliment genommen und mich gefreut.

In den 80er Jahren standen Sie ja mit dem Kabarett-Duo „Burghardt & Husmann“ selbst viele Jahre auf der Bühne. Heute sind Sie als Produzent und Autor tätig. Vermissen Sie das Rampenlicht manchmal?
Husmann: Ich war ja im letzten Jahr mit meinem Buch „Nicht mein Tag“ auf Lesereise und das war schon ganz nett, mal wieder auf der Bühne zu stehen. Aber ich war nie die Rampensau, die sich täglich auf die Bühne stellen muss, um die Leute zu unterhalten und ohne Applaus und Publikum nicht leben kann. Deshalb fiel es mir damals auch nicht so schwer, die Kabarett-Arbeit aufzugeben. Es gibt einfach Leute, die das, was ich aufschreibe, besser vortragen können als ich selbst, und mit dieser Erkenntnis kann man dann auch gut leben. Ich bin ganz zufrieden wie es im Moment ist.

Wie gehen Sie mit der großen Anerkennung um, die Ihnen durch die „Stromberg“-Serie zuteil wurde?
Husmann: Das hängt ganz davon ab, wie die Leute aussehen – wenn das jetzt gut aussehende junge Frauen sind, bin ich da immer sehr begeistert. (lacht) Nein, also das relativiert sich ja immer schon dadurch, dass Formate wie „Stromberg“ oder „Dr. Psycho“ ja quotenmäßig nie ein besonders großer Erfolg waren, und da besteht dann auch nicht so die große Gefahr zum Abheben. Es geht ja auch jedes Mal immer wieder darum, ob eine weitere Staffel produziert werden darf. Ich freue mich natürlich über Preise, aber ich habe nie das Gefühl, dass ich jetzt der kleine König bin und alle warten nur auf meine neuen Projekte. Es gibt Kollegen, die sind deutlich erfolgreicher als ich und wenn man vor dem leeren Monitor sitzt, muss man die Seiten füllen und das nächste Buch schreiben. Da helfen einem dann auch keine Preise, die im Regal stehen. Da muss man dann wieder ran und kann sich nicht auf alten Lorbeeren ausruhen.

Woran liegt es eigentlich, dass fast jeder Formate wie „Stromberg“ und „Dr. Psycho“ kennt und darüber spricht, aber die Quote trotzdem so gering ist?
Husmann: Ich kenne etliche Fans von „Stromberg“, die das noch nie im Fernsehen gesehen haben, sondern sich das dann über „Youtube“ oder auf selbst gebrannten DVDs angesehen haben – woran wir dann natürlich keinen Pfennig verdienen. Das Problem ist ja auch, dass wir Staffeln mit nur acht Folgen produzieren, und das hat meistens nicht die Länge, dass man wirklich darauf aufmerksam wird. Zumindest oft nicht gleich bei der ersten Staffel. Die amerikanischen Formate, die mit 20 oder 25 Folgen ins Rennen gehen, haben natürlich eine viel größere Chance wahrgenommen zu werden. Heute braucht es eben immer eine gewisse Zeit, bis die Leute merken, dass es da eine neue Serie gibt, die vielleicht auch gar nicht so schlecht ist. Und dann dauert es bei uns wieder ein Jahr, bis die neue Staffel draußen ist und du quasi wieder von Null anfangen musst.

Also sehen Sie die amerikanischen Formate auch als große Konkurrenz für den deutschen Markt, die den heimischen Formaten die Zuschauer wegnehmen?
Husmann: Das ist in manchen Fällen sicher so. Aber das ist ja auch eine berechtigte Konkurrenz, weil die oft einfach einen sehr guten Job machen. Im Falle von „Dr. Psycho“ liefen wir eben in direkter Konkurrenz zu „Monk“, was auch noch ein ähnlich gelagertes Format ist und da hatten die Zuschauer eben schon zwei große Staffeln verfolgen können und dann kamen wir mit acht Folgen „Dr. Psycho“ um die Ecke. Und das auf einem Sender wie Pro7, der ja relativ wenig Fiction macht. Da sind dann eben viele Leute bei RTL und „Monk“ geblieben. Wir haben das ja auch alle bei der amerikanischen Serie „CSI“ gemerkt, die auf dem kleinen Sender Vox anfing, da hat es eben gedauert, bis sich die Serie durchgesetzt hat. Heute ist sie ein großer Erfolg und läuft auf RTL.

Aber die Frage ist ja, ob neue Formate heute überhaupt noch die Chance bekommen sich zu etablieren. RTL hat die Serie „Die Anwälte“ mit Kai Wiesinger im vergangenen Jahr bereits nach einer Folge abgesetzt.
Husmann: Das ist ja nicht nur in Deutschland so. In Amerika oder England verschwinden ja auch einige Formate nach zwei oder drei Folgen, nur dass wir das eben nicht so mitkriegen. Es ist ja nicht alles super, was dort produziert wird. Hier in Deutschland kriegen wir ja nur die besten und erfolgreichsten Formate zu sehen, die von drüben kommen. Ich kann es nachvollziehen, warum sich RTL da so verhalten hat, weil ein Format, das um 20.15 Uhr nur im einstelligen Marktanteil-Bereich läuft, natürlich auch einen großen wirtschaftlichen Verlust für einen Sender wie RTL bedeutet. So wie das mit „“CSI“ passiert ist, dieses Ausprobieren und ganz viel Geduld aufbringen, bis sich der Erfolg vielleicht irgendwann mal einstellt, das ist für deutsche Formate nahezu undenkbar. Man kann das auf späteren Sendeplätzen machen, aber auch das birgt immer ein finanzielles Risiko. Das ist natürlich traurig für die Macher einer solchen Serie, aber in diesem Falle wurde die Serie ja dann von der ARD aufgekauft und es wurden doch noch alle Folgen gezeigt. Aber das ist natürlich nicht der Regelfall.

In Ihrem neuen Comedy-Format „Der kleine Mann“ mit Bjarne Ingmar Mädel, dem Ernie aus „Stromberg“, geht es um den Elektro-Fachverkäufer Rüdiger Bunz, der über Nacht zum Werbestar avanciert. Wie ist dieses Format entstanden?
Husmann: Ich wollte auf jeden Fall was für Bjarne machen, weil ich ihn einen spannenden Schauspieler finde und er, außer bei „Stromberg“, noch gar nicht so groß im TV stattgefunden hat. Ich habe dem Sender Pro 7 dann drei Formate vorgeschlagen und wir haben uns schließlich auf „Der kleine Mann“ geeinigt. Ich bin mit der Entscheidung sehr zufrieden, weil ich in diesem Format auch die größten Chancen sehe.

Wie würden Sie die Hauptfigur Rüdiger Bunz beschreiben?
Husmann: Rüdiger ist der absolute Durchschnittstyp – so der „Heinz-Rühmann-2010“. Er ist eben „der kleine Mann von der Straße.“ Das statistische Bundesamt gibt ja immer so Zahlen heraus. Demnach ist der Durchschnitts-Deutsche mittlerweile 41 Jahre alt, leicht übergewichtig, wohnt auf 80 Quadratmetern zur Miete in einer Kleinstadt. Und das trifft eigentlich alles auf Rüdiger zu, nur dass der Durchschnitts-Deutsche noch 1,3 Kinder hat – da hängt Rüdiger noch ein bisschen hinterher. Ansonsten ging es mir einfach darum, das Phänomen von plötzlicher Berühmtheit, was man ja jetzt überall mitkriegt, zu beschreiben und was sich dadurch eben im Leben eines solchen Menschen verändert und ob das überhaupt alles so erstrebenswert ist.

In der Realität sehen wir dieses Phänomen an Figuren wie „Schäfer Heinrich“ aus dem RTL-Format „Bauer sucht Frau“. Wie erklären Sie sich, dass man durch das richtige Marketing heute jeden Menschen zum Star machen kann?
Husmann: Das hat ja nicht nur mit dem Fernsehen zu tun, sondern ist ein allgemeines gesellschaftliches Phänomen. Da spielt auch das Internet mit Portalen wie Youtube eine große Rolle. Ich komme ja noch aus der Generation, wo sich damals alle über das Projekt „Volkszählung“ aufgeregt haben und keiner wollte irgendwas preisgeben. Viele sahen schon den Untergang des Abendlandes kommen. Heute veröffentlichen die Leute freiwillig alle möglichen Daten im Internet und haben damit scheinbar kein Problem mehr. Es gibt eben immer mehr Menschen aus zerrütteten Verhältnissen, die vielleicht zu Hause nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen haben, und die sich diese dann eben auf anderem Wege holen möchten. Ich habe das Gefühl, dass dieser Wunsch nach Aufmerksamkeit auch so ein bisschen die Antwort auf die zunehmende Anonymität und Schnelllebigkeit unserer Welt ist. Die Menschen haben das Gefühl, sie würden im Alltag und in der Welt verloren gehen, und wollen eben auf diese Weise ihren Stempel in der Welt hinterlassen. Das ist ja auch so ein gegenseitiges Phänomen. Ich glaube, dass die Menschen, die sich bei „Deutschland sucht den Superstar“ bewerben auch den „Schäfer Heinrich“ toll finden, weil sie sich eben sagen: „Das ist einer von uns, und der hat es auch geschafft.“

Heute ist es ja so, dass die Hetze nach einem peinlichen Auftritt bei „Deutschland sucht den Superstar“ bei „Youtube“ weitergeht – nur eben durch das normale Volk. Inwiefern ist das den Menschen vorher bewusst?
Husmann: In der ganzen Tragweite ist das den meisten Menschen sicher nicht bewusst, aber auf der anderen Seite lernt eine Gesellschaft ja auch sehr schnell damit umzugehen. So erklärt sich dann auch, warum es manche Bewerber immer wieder bei „DSDS“ versuchen und auf diesem Wege dann auch irgendwie die gewünschte kleine Berühmtheit erlangen, und dann lässt man sich eben durch die Diskos schleifen, um dann da noch mal von allen niedergemacht zu werden. Offensichtlich finden diese Menschen das aber immer noch besser, als am Fließband zu stehen oder Hartz IV zu kassieren. So kriegen sie eben ihre Aufmerksamkeit – auch wenn die nur daraus besteht, ausgepfiffen zu werden. Ob nun virtuell durch Kommentare auf „Youtube“ oder live beim Auftritt. Viele Menschen haben die Formate mittlerweile durchschaut und wissen sie auch für sich zu nutzen, wenn auch oft auf zweifelhaftem Wege.

Zitiert

Es gibt einfach Leute, die das, was ich aufschreibe, besser vortragen können als ich selbst.

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Es ist ja schon erschreckend, dass sich Menschen für ein Stückchen Ruhm freiwillig dem Spott der Bevölkerung aussetzen…
Husmann: Ja, das stimmt! Aber ich wohne ja in Köln und da ist es Tradition, sich beim Karneval vor vielen Leuten zum Deppen zu machen. (lacht) Ich glaube, dieses Bedürfnis hat es immer schon gegeben, nur dass sich das heute eben mehr in der Öffentlichkeit abspielt. Viele Menschen haben sich früher auch in der Firma zum Deppen gemacht, wenn es um die Beförderung ging, heute ist das eben im Internet zu sehen.

In welche Richtung wird sich dieses Phänomen Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Husmann: Ich frage mich auch manchmal, wohin die Reise gehen wird, das ist schwierig zu sagen. Ich habe im Moment das Gefühl, dass das Ganze noch eine Weile so bleiben wird, aber jede Bewegung hat ja meistens auch eine Gegenbewegung, und vielleicht sehnen sich die Menschen bald auch wieder nach mehr Privatsphäre, nach Sicherheit und den klassischen Werten zurück. Ich war neulich bei der Echo-Verleihung und da haben Silbermond gesungen: „Gib mir ein bisschen Sicherheit, etwas woran ich mich festhalten kann.“ Vor zwanzig Jahren wäre so ein Text von einer jungen Band undenkbar gewesen, aber heute scheint das wieder zu funktionieren und die jungen Leute fühlen sich angesprochen.

Rüdiger Bunz aus „Der kleine Mann“ möchte ja eigentlich gar nicht berühmt werden, wird aber von der Werbeindustrie vereinnahmt und kann sich dagegen nur schwer wehren. Insofern ist er ja eher der Gegenpol zu den Leuten, die man sonst so beobachtet, oder?
Husmann: Ja, das stimmt! Da fällt mir ein Beispiel ein. Im WDR gab es viele Jahre „Die Fussbroichs“, ein Format, in dem es ursprünglich darum ging, eine deutsche Durchschnittsfamilie zu portraitieren. Das war dann so erfolgreich, dass die Familie über 20 Jahre immer mal wieder ein paar Wochen im Jahr von der Kamera begleitet wurde. Es war schon sehr interessant zu sehen, wie sich diese Familie mit der Zeit durch die Medienbeobachtung auch verändert hat. Die waren dann, zumindest im Einzugsgebiet des WDR, keine Durchschnittsfamilie mehr, sondern kleine Stars, und haben das irgendwie auch genossen. Rüdiger Bunz ist da ähnlich. Er genießt es auch, dass viele Leute auf einmal ganz anders mit ihm umgehen und sich Menschen für ihn interessieren, denen er vorher noch egal war. Doch er muss eben sehr schnell feststellen, dass das Leben als berühmte Werbefigur nicht nur Sonnenseiten hat.

Sie haben in der Vergangenheit sehr intensiv mit Medienmenschen wie Harald Schmidt, Anke Engelke oder auch Oliver Pocher zusammengearbeitet. Inwiefern sind diese Menschen „normal“ geblieben?
Husmann: Menschen wie Harald Schmidt oder Oliver Pocher haben ja ganz bewusst versucht, nach vorne zu kommen und sind eben auch gerne im Rampenlicht. Aber trotzdem muss man da unterscheiden. Harald Schmidt hat sich über Jahre hochgearbeitet, beim Kabarett angefangen, eine Schauspielausbildung absolviert und hat viele Jahre gebraucht, um seinen jetzigen Star-Status zu erreichen, ähnlich wie auch Anke Engelke. Oliver Pocher hingegen hat einen sehr rasanten Aufstieg in der Medienwelt geschafft. Und man sieht natürlich schon, dass dieses Leben die Menschen verändert. Gerade wenn du Comedian bist, ist es für die Leute noch viel einfacher, dich zu vereinnahmen und dir Fotohandys ins Gesicht zu halten. Die haben dann ihre Stars eben schon hunderte Male im Fernsehen gesehen und sind mit ihnen so vertraut, dass sie ihnen gleich um den Hals fallen, wenn sie auf sie treffen. Ich bin immer wieder überrascht, mit welcher Distanzlosigkeit manche Menschen an Prominente herantreten. Ich erinnere mich da an Situationen mit Harald Schmidt, in denen er krank war und Schmerzen hatte, aber die Arzthelferin erstmal erzählen musste, wie toll sie die Show findet. Das ist dann schon manchmal seltsam.

Menschen wie Harald Schmidt und Anke Engelke sind außerordentlich intelligent und schnell im Kopf. Wie viel hat Humor mit Intelligenz zu tun?
Husmann: Da gibt es natürlich feine Unterschiede. Es gibt natürlich den Humor, der ganz direkt funktioniert, wenn jemand zum Beispiel auf einer Bananenschale ausrutscht oder eine Tür ins Gesicht kriegt. Das findet man dann trotzdem lustig und kann sich da auch nicht gegen wehren. Diese physische Form von Humor hat nicht so viel mit Intelligenz zu tun, aber um dauerhaft einen anspruchsvolleren Humor zu produzieren, muss man natürlich eine gewisse Intelligenz mitbringen.

Ihre Comedy-Serie „Stromberg“ hat mittlerweile eine große Fangemeinde um sich versammelt und wurde 2006 unter anderem mit dem „Adolf Grimme Preis“ ausgezeichnet. Welche Elemente muss eine gute Comedy-Serie in Deutschland enthalten?
Husmann: Erfolgreiche Comedy-Serien wie „Ritas Welt“ oder „Nikola“ haben sicherlich anders funktioniert als „Stromberg“ oder „Dr. Psycho“. Für mich ist wichtig, dass eine Comedy-Serie immer eine gewisse Form von Wahrheit enthält. Das, was ich an den amerikanischen Sitcoms immer gut finde ist, dass sie so eine gewisse Spiegelung der gesellschaftlichen Situation darstellen. Eine Serie wie „Roseanne“ hat ja zum ersten Mal den White-Trash in der amerikanischen Bevölkerung dargestellt. Das war zu der Zeit ein so relevantes Thema, dass es eben in einer Sitcom verarbeitet wurde. Idealerweise sollte eine Comedy-Serie also immer eine gewisse gesellschaftliche Relevanz haben. Und natürlich steht und fällt eine Serie auch mit ihren Stars. Da hatten wir mit Christoph Maria Herbst als „Stromberg“ natürlich extremes Glück, dass das so gut zusammengepasst hat.

Gibt es hinsichtlich des Humors für Sie eine bestimmte Grenze? In „Stromberg“ wurden ja auch Behinderte und Ausländer nicht verschont…
Husmann: Ich persönliche sehe zwischen Humor und Ernsthaftigkeit gar keine so große Grenze. Für mich ist eine lustige Serie genau dasselbe wie eine ernste Serie, nur eben mit anderen Handwerkszeugen. Es gibt natürlich die klassische Grenze, wie zum Beispiel den Holocaust, über den man in so einer Serie keine Witze machen sollte, aber ansonsten sollte man alles, über das man ernst spricht, auch lustig verarbeiten können.

Viele sagen, dass gerade Humor harte Arbeit und das Schreiben von Gags eher ein Handwerk sei. Stimmt das?
Husmann: Es ist in erster Linie natürlich erstmal ein Handwerk und hat sehr wenig mit Kreativität zu tun. Das Handwerk kann man lernen und auch verfeinern. Der Begriff Kreativität ist in Deutschland in meinen Augen sehr überbewertet, und man hat immer das Gefühl, dass, wenn Leute so gerne über ihre Kreativität reden, da meistens sehr wenig zu holen ist. Das sind dann so Typen aus Werbeagenturen, die sich in drei Minuten einen Werbespruch überlegen und das dann kreativ nennen. Da habe ich so meine Probleme mit.

Wie lustig ist der Privatmensch Ralf Husmann?
Husmann: Och, ich bin schon lustig. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich erst zum Schreibtisch prügeln muss, um wieder was Lustiges zu schreiben. Ich mache das sehr gerne und lache dann auch gerne über das, was mir wieder so eingefallen ist.

Anke Engelke, für die Sie ebenfalls einige Jahre gearbeitet haben, hat mal gesagt, dass man sich Ihnen gegenüber oft nicht traue, einen Witz zu erzählen, da Sie eh schon alle Pointen kennen. Ist das wirklich so?
Husmann:  Ich kann ganz schlecht Witze erzählen, weil mir nie einer einfällt. Aber wenn mir andere Leute Witze erzählen, kommt es sehr selten vor, dass ich die Pointe noch nicht kenne oder zumindest nicht weiß, wo der Witz so hingeht. Ich mache das ja jetzt auch schon ein paar Jährchen. (lacht) Ich würde also keinem empfehlen, mich mit den Worten zu begrüßen: „Kennste den schon?“ Ich bin dann ganz schlecht im Vorheucheln, also nach dem Motto, ich hätte den Witz noch nicht gehört und so. (lacht) Wenn man das professionell macht, hat man da eine andere Sicht auf die Dinge. Ich saß mal in einer Hotelanlage in der Türkei und die Animateure haben die ganze Zeit versucht, unheimlich lustig zu sein, doch ich war der einzige in der Runde, der überhaupt nicht gelacht hat. Wenn die gewusst hätten, was ich beruflich mache, hätten die mich wahrscheinlich für verrückt erklärt. (lacht)

Waren Sie in der Schule früher eigentlich der Klassenclown?
Husmann: Ich hatte kürzlich 25-jähriges Abi-Nachtreffen und war überrascht, wie viele Leute mir versichert haben, ich sei ja damals schon total lustig gewesen. Ich habe mir durch meinen Humor so eine Strategie zurechtgelegt und mir gesagt: „Wenn du irgendwann noch mal Weiber kennen lernen willst, musst du lustig sein!“ (lacht) Es war ja so: Entweder man sah geil aus, war gut in Sport oder konnte ein Instrument gut spielen, und weil das alles drei auf mich nicht zutraf, blieb eben nur der Humor, um Mädchen kennen zu lernen. Zudem ist meine Mutter sehr früh gestorben. Insofern fielen viele Dinge wie erstes Mofa und große Partys bei mir dann teilweise auch aus. Deswegen war der Humor eher so ein Notwehr-Mechanismus, über den ich mir damals eine kleine Fan-Gemeinde erblödelt habe. (lacht)

Die dritte Staffel von „Stromberg“ liegt nun schon knapp zwei Jahre zurück. Wie wird es mit der Serie weitergehen?
Husmann: Wir drehen grade an neuen Folgen und ich denke mal im Herbst wird die vierte Staffel dann auch ausgestrahlt werden. Aber erstmal startet ja jetzt am 24.März „Der kleine Mann“ und da hoffen wir natürlich auch, dass wir eine zweite Staffel drehen können. Aber das liegt nicht in unserer Hand.

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