Rosenstolz

Einfach nur ein Glücksgefühl

Anna R. und Peter Plate von Rosenstolz über rote Trainingsanzüge, kommerzielle Musikproduktion, Sternraketen und ihr Album "Macht Liebe"

Rosenstolz

© Polydor

Peter, du hast eine Minute Zeit zu beschreiben, was die Arbeit mit Anna so angenehm macht?
Anna: Huh, das ist aber enorm lang …
Peter: Erst mal kennen wir zwei uns natürlich mittlerweile sehr gut, Rosenstolz macht uns sehr großen Spaß. Wir wissen genau was wir wollen, wir verfolgen die gleichen Ziele. Ich liebe ihre Stimme, gerade beim Komponieren weiß ich einfach vorher schon wie gut es später klingen wird, und wie sie eine Komposition veredeln wird. Außerdem halten wir zusammen, wir sind ein Team.

Anna, was macht es manchmal so unglaublich schwer mit Peter zusammen zu arbeiten?
Anna: Hmm, … Da kann ich jetzt nur 10 Sekunden schweigen und 50 Sekunden lang nichts sagen. Es ist einfach nicht schwer.

Rosenstolz hat sich weiterentwickelt, mittlerweile gibt es die achte CD, die sich soundmäßig schon von den anderen unterscheidet. Wie würdet ihr euren Sound heute charakterisieren?
Peter: Naja, diesmal hatten wir richtig großen Spaß, und haben uns an gar keine Vorgaben halten müssen. Wir haben Lieder geschrieben, die uns Spaß gemacht haben. Und als wir im Studio angefangen haben die Songs zu produzieren, haben wir festgestellt, wie gerne wir gerade groovigere Songs mögen, wie "Sternraketen". Dann haben wir Remixer gefragt ob sie Lust hätten das zu mixen, damit wir auch mal in den Clubs gespielt werden. Dann wiederum wollten wir auch die Balladen nicht vernachlässigen, auch wenn wir sie ein wenig reduziert haben. Oder wir haben Songs wie "Ich verbrauche mich" mit einem leichten Beat unterlegt, so dass aus einer eigentlich typischen Rosenstolz-Ballade ein völlig anderer Song wurde. Wir haben nie gesagt, Rosenstolz muss jetzt cooler werden, denn das muss einfach von selbst passieren.

Du hast in unserem Gespräch vor eineinhalb Jahren gesagt "wenn wir immer auf das gehört hätten was aus der Industrie gekommen ist, dann wären wir nicht mehr wir selbst" und "unsere Stärke sind vor allem auch die Balladen." Sternraketen ist nun ein absolut dance-lastiger Song, der sogar in den Dancecharts steht. Hat da nicht doch so etwas wie eine Anpassung an den Kommerz stattgefunden? Immerhin ist dies auch das erste Album, was von Polydor so groß beworben wird.
Peter: Ich habe eigentlich gar keine Probleme mit dem Wort Kommerz. Madonna ist auch reiner Kommerz und trotzdem liebe ich sie. Es ist doch einfach auch eine Herausforderung, immer etwas zu machen, was die Fans nicht erwarten. Zum Beispiel Kate Bush, die ich auch sehr bewundere. Als sie damals "Running up that Hill" herausgebracht hat, waren die Fans mit Sicherheit auch alle geschockt, da sie das nicht erwartet hätten. Man musste sich das fünf Mal anhören, bevor man es mochte, aber es wurde ein großer Erfolg. Jeder Künstler möchte Erfolg haben, ich zumindest, und das gebe ich auch ehrlich zu. So lange wir immer noch hinter unserer Musik stehen können, ist Kommerz ja nichts negatives.

Du hattest dich damals auch darüber beklagt, dass eure Videos nie von den Musiksendern wie Viva und MTV gezeigt werden. Euer neues Video hat derjenige gedreht, der auch für die No Angels und Bro’Sis Videos gedreht hat. Ein Versuch der Annäherung an die Musiksender?
Peter: Stop, der hat ja auch Videos für andere Leute gedreht, wie z.B. für Rammstein. Ich war damals wie erschlagen von dem Video zu "Sonne" und wollte den unbedingt für unser Video gewinnen, habe also überall rumgefragt wer das gemacht hat, und irgendjemand meinte dann das wäre Jörn Heitmann gewesen – und der hatte uns kurz zuvor bei "Amo Vitam" abgelehnt. Trotzdem haben wir Sternraketen hingeschickt, und den Song fand er cool.

Und diese roten Trainingsanzüge, hatte da einer von euch zufällig …
Peter: … "The Royal Tenenbaums" gesehen? (lacht) Genau, gut beobachtet! Merkt man das denn?
Anna: Wir waren im Kino und fanden das so cool, dass wir das kurzerhand geklaut haben! Aber das macht doch nichts, oder?
Peter: Wir haben den Film geliebt, und das war so süß mit den Trainingsanzügen.
Anna: Das Video handelt davon, dass wir von einem fremden Planeten kommen und ausgesetzt wurden, nun aber wieder nach Hause gebracht werden.
Peter: Die Absicht war auch einfach ein lustiges Video zu drehen. Ein wenig wie Ed Wood, und eigentlich macht es glaube ich gar keinen Sinn. Es macht Spaß, und das reicht.

Im Text zu Sternraketen heißt es "Sternraketen haben alle unsere Wünsche wahrgemacht …". Was wünscht sich Rosenstolz?
Anna: Rosenstolz wünscht sich so lange wie möglich Spaß an der Musik zu haben und sie so weitermachen zu können.

Dann heißt es weiter "… alle bösen Monster sind jetzt tabu". Was sind eure bösen Monster?
Peter: Im Text heißt es "alle kleinen bösen Monster", was aber irgendwie alle Leute verdrehen. Der Regisseur sprach immer von "kleinen grünen Monstern", und wir wussten die ganze Zeit gar nicht, was er meinte. Fast hätten wir das als Gag dann noch eingebaut …
Anna: Aber ernsthaft, wer hat nicht nachts diese Monster, wenn er einen schlechten Tag hatte, oder sich nicht wohlfühlt, mit sich selbst unglücklich ist. Und die sind an einem solchen Tag, wie im Song, einfach nicht mehr da. Wie weggefegt.

Zitiert

Wir haben Lieder geschrieben, die uns Spaß gemacht haben.

Rosenstolz

Und was genau sind Sternraketen?
Anna: Sternraketen, das ist eigentlich einfach nur ein Glücksgefühl, so wie Feuerwerke, die in die Luft gehen, glühen und alle Leute ganz begeistern, weil die so schön sind.

Ihr hattet diverse Erfolge im Ausland, wie in Frankreich oder in Russland. Was ist da in nächster Zeit geplant?
Anna: In Russland haben wir mal auf einem sehr beeindruckenden Festival, das auf dem Unigelände in Nowosibirsk stattfand. Da waren damals 10000 Leute, und wir waren der Headliner! Es hat in Strömen gegossen, und trotzdem habe ich selten so ein feierwütiges, begeistertes Publikum gesehen. Die hatten sich vorher die Texte aus dem Internet gezogen, und konnten mitsingen. Seitdem haben wir in Russland nicht direkt mehr etwas gemacht. Es lässt sich dort aber auch einfach schlecht verfolgen, da die Russen, genau wie die Polen, oft eigene Mixe in den Diskos spielen. Und was Frankreich angeht, hatten wir zwar mäßige Erfolge, die waren aber nie wirklich groß …
Peter: … obwohl mich da im Urlaub jetzt ein Franzose erkannt hat. Fand ich lustig!
Anna: Außerdem spreche ich ja kein Wort Französisch. Es macht viel Spaß die Songs zu singen, aber ich habe da immer einen Texter dabei, der mir das alles erst einmal vorspricht und mir im Notfall auf die Finger klopft.

Euer größter Erfolg war "Ja, ich will", ein Song für die Homo-Ehe. Jetzt hat Peter mit recht viel Presserummel seinen Freund geheiratet, fühlt ihr euch da manchmal als Vorkämpfer oder Gallionsfiguren der Homobewegung?
Peter: Naja, das mit der Hochzeit war eigentlich nicht so geplant, auf einmal kamen unglaublich viele Anfragen, die uns schließlich auch mehr oder weniger erpresst haben, indem sie gesagt haben, "wir berichten ohnehin, also könnt ihr es auch öffentlich machen". Wir haben dann so einen Mittelweg gefunden und die Presse durfte eine Stunde dabei sein. Aber eigentlich will ich das nicht wieder erleben. Das war schon ein wenig viel. Und natürlich ist es irgendwie eine politische Sache, aber ich habe nicht aus politischen Gründen geheiratet, sondern aus Liebe.

Ihr distanziert euch sehr vom Schlager, trotzdem wird Rosenstolz oft als Schlager bezeichnet, wer ist denn für euch Schlager?
Peter: Eigentlich ist uns das mittlerweile ziemlich egal, da es die ganzen Schlagersendungen im Fernsehen sowieso nicht mehr gibt, kann uns keine Plattenfirma mehr zwingen da hinzugehen.

Wenn ihr euch die deutsche Musikszene anseht, wer wird eurer Meinung nach immer unterschätzt?
Peter: Es gibt da zum Beispiel die Band "Helden", die sind ganz neu, und ich hoffe die werden den Erfolg haben, der ihnen gebührt …
Anna: … genau, und wenn man sie dann kennt, werden sie nicht unterschätzt werden.

Was ist mit Sharon Adey? Die habt ihr immerhin produziert.
Peter: Oh ja, da muss man leider sagen, dass das ein ziemlicher Misserfolg war. Es tut mir so leid, da sie talentiert ist, und ich liebe das Lied. Wir sind irgendwie ein wenig ratlos. Sie ist zum Glück erst 18, so dass es nicht ganz so schlimm ist. Sie hat noch Zeit, aber muss sich einfach überlegen, ob sie das Durchhaltevermögen hat, wie wir damals.
Anna: Aber wir waren zu zweit, sie ist allein und das macht es viel schwerer.

War das für euch denn damals so hart?
Anna: Ja, auf jeden Fall, wir haben ja nie einen Deal gefunden …
Peter: … und haben damals selbst die Tapes hergestellt und in Echtzeit vor den Konzerten überspielt und geklebt!
Anna: Das war aber auch eine tolle Zeit. Und irgendwie bestimmt der beständigere Weg als Künstler.
Peter: Ich würde mir einfach wünschen, dass Sharon auch eine Band findet und sich die Menschen erspielt. Die Leute wussten auch gar nicht ob sie ein Kunstprodukt war oder wirklich echt.

Es drängt sich da ja auch der Vergleich mit "Glashaus" auf.
Peter: Ja genau, aber das hat mich ziemlich genervt.
Anna: Nur weil es ein bisschen ruhiger und dunkler ist und eine Frau, sprechen alle von einer Kopie.
Peter: Das war gar nicht beabsichtigt. Mein Fehler war vielleicht das Klavierintro, aber wenn Rosenstolz das gemacht hätte, hätte das niemand mit einer anderen Band verglichen. Ich war echt verblüfft als die Radiostationen dann gesagt haben, sie brauchen kein zweites "Glashaus".

Unsere letzte Frage lautet immer: Wenn das Leben ein Comic ist, welche Figuren seid ihr? Peter hat die Frage ja schon mal beantwortet.
Anna: Ich wäre Wonderwoman. Oder Catwoman, die ja nicht über besondere Fähigkeiten verfügt, sondern alles aus sich selbst herausholt.
Peter: Hmm, vielleicht Spiderman, den habe ich gerade im Kino gesehen. Aber eigentlich wohl doch nur Donald Duck.

7 Kommentare zu “Einfach nur ein Glücksgefühl”

  1. Anonymous |

    Hallo meine Lieben!

    Halo ich bin seid Jahren Fan von Rosenstolz ich finde eure Lieder sehr gut.Macht weiter so

    Viele Grüße
    Torsten aus Stralsund

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  2. katja |

    geil

    Rosenstolz ist sooooooooooo geeeeeeeeeeeeeeeeil .Wie du sagtest Steffi sie sind ganz normal das find ich ja so cool an den beiden.!!

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  3. Senna(Popstars) |

    Bushido Kumpel

    Hi Anna. Ich bin ein ziemlich guter Kumpel von Bushido. Ich wollte dir nur mitteilen, dass er total auf dich steht.

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  4. Ju 14 |

    Cooles Dresden Konzert und wait Schlager ?????????????????

    Tach, also das dresden konzert am äh, häh keine Ahnung irgendwann im Sommer war es. Naja jedenfalls war das Konzert total geil. Anna und Peter, wenn ihr ein gutes Gedächtniss habt, dann erinnert ihr euch an mich. ich stand in der zweiten reihe und hatte einen schwarzen Hut an. Wahrscheinlich habt ihr eher ein schlechtes Gedächtniss:-). Un häää? Schlager? wer sagt den so wad? das´ ja voll verfehlt, oda?

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  5. Steffi |

    Supi

    Rosenstolz ist einfach nur super!!!!! Die sind irgendwie ganz normal und zeigen es auch. Man merkt, dass sie ganz normale Leute sind.
    An Peter: Du bist Donald? Dann bin ich Daisy! :-)

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  6. Sina(11)&Laura(13) |

    Rosenstolz Konzert Köln und Interview

    Bei diesem Intervierw haben wir viele neuichkeiten über Rosenstolz herausgefunden.(das Konzert in Köln war SUPER!!!!Aber es tut uns leid,dass ihr von der Nachbarschaft so genervt wart.Und AnNa:Guck bitte beim nächsten mal auch mal zur rechten Seite).Wir kommen nächstes Jahr wieder zum Köln Konzert!!!Versprochen!!!Na dann, bis zum nächsten mal am:20.06.2007!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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  7. Julia |

    Toll

    Ich finde Rosenstolz klasse

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