Rowan Atkinson

Mr. Bean hat sich aus meinem Unterbewusstsein heraus entwickelt.

Rowan Atkinson über seinen Freund Mr. Bean, visuelle Comedy und den Ursprung seiner prominentesten Rolle

Rowan Atkinson

© Universal Pictures International

Mr. Atkinson, der neue Mr. Bean-Film wirkt ein bisschen altmodisch…
Atkinson: Ja, das ist er auch. Der gesamte Stil ist sehr traditionell gehalten und alles andere als hektisch, obwohl es natürlich auch hektische Szenen gibt. Wir haben uns oft Zeit genommen, um ganz einfache Bilder mit wenigen Schnitten zu drehen. Insgesamt ist der Film anspruchsvoller, filmischer und irgendwie europäischer als der erste Bean-Film.

Und am Ende gar besser?
Atkinson: Zumindest ist die Story einfacher und besser. Ich mag den Film.

Vielleicht auch, weil Mr. Bean gar nicht so unsympathisch wie sonst wirkt?
Atkinson: Ja, denn zum ersten Mal gibt es so etwas wie echte Freundschaft, zwischen ihm und diesem russischen Jungen.

Aber was ist denn mit seinem Teddy, der ist doch auch sein Freund?
Atkinson: OK, da haben Sie recht, aber das ist ja keine menschliche Freundschaft. Deshalb ist Teddy auch im Film nicht dabei, weil wir nicht wollten, dass Bean einen Freund hat. Er sollte allein in der französischen Landschaft sein. Teddy wäre nur ein Hindernis gewesen, die Freundschaft mit dem Jungen aufzubauen.

Apropos Freundschaft: Sie sind nach zehn Jahren wieder in die Rolle von Mr. Bean geschlüpft. War es für Sie, als hätten Sie einen alten Freund wiedergetroffen?
Atkinson: Ja. Ich bin sehr vertraut mit ihm und es macht mir Spaß, ihn zu spielen – obwohl ich ihn nicht mag. Ich glaube Mr. Bean ist nicht besonders liebenswert. Er ist ein sehr aggressives, egozentrisches und kindisches Individuum. Ich glaube zwar nicht, dass er ein böser Mensch ist, aber er kann sehr, sehr selbstsüchtig sein. Mr. Bean ist ein Erwachsener, der wie ein Kind handelt.

Warum haben Sie sich die Rolle überhaupt noch mal angetan? Hat nicht alles mal ein Ende?
Atkinson: Ich finde das Filmemachen überhaupt sehr stressig. Vielleicht war es ja wirklich das letzte Mal, dass ich Mr. Bean gespielt habe. Im Moment kann ich mir zumindest nicht vorstellen, es noch mal zu machen. Wissen Sie, man wird ja auch älter. Ich möchte nicht, dass Mr. Bean zu alt auf der Leinwand aussieht. Er ist eine zeitlose, alterslose Figur. In diesem Film konnte ich alle Bewegungen und Verrenkungen mitmachen, aber ich habe keine Ahnung, ob das in fünf oder zehn Jahren immer noch so sein wird. Es gibt eine natürliche Grenze für Mr. Bean und vielleicht habe ich sie erreicht. Aber: Sag niemals nie!

Aber Ihr Alter war nicht der einzige Grund?
Atkinson: Ich habe diesen Film auch gemacht, weil ich dachte, noch etwas erledigen zu müssen. Der erste Film war zwar ganz gut, hatte einige lustige Szenen, aber er war in seiner gesamten Art zu amerikanisch. Außerdem finde ich, dass Mr. Bean viel zu viel gesprochen hat. Ich bevorzuge Mr. Bean, wenn er wenig spricht. Es läuft mehr über die visuelle Ebene.

Müssen Sie die Szenen öfter drehen, damit sie gut werden?
Atkinson: Die ersten zehn Versuche sind meistens gut und ab Versuch Nummer zwanzig wird es dann wieder besser. In der Mitte hapert es. Generell gilt: Spontaneität ist gerade bei Mr. Bean gut. Deshalb sage ich den Regisseuren öfter, sie sollen bei den Proben die Kamera laufen lassen.

Wer entscheidet denn, ob eine Szene genommen wird, Sie oder der Regisseur?
Atkinson: Das ist eine Kombination aus beidem. Ich kenne den Charakter natürlich besser als jeder andere und weiß auch um sein Potenzial. Immer wieder kommt es aber zu Situationen, bei denen mir der Regisseur Dinge sagt, die mir gar nicht aufgefallen sind. Ich kann nicht auf jedes Detail achten, aber wenn es sich instinktiv gut anfühlt, dann ist es normalerweise auch gut. Zu hundert Prozent zufrieden bin ich aber nie. Wenn also jemand an dem Film etwas zu kritisieren hat, dann bin ich wahrscheinlich damit einverstanden.

Sind Sie ein Perfektionist?
Atkinson: Von Berufs wegen sage ich: Das Glas ist immer halbleer. Ich denke, diese Einstellung ist hilfreich, weil sie dich dazu zwingt, Fortschritte zu machen. Ein Perfektionist zu sein impliziert, dass alles, was man getan hat, perfekt ist. Ich denke aber, dass man es immer noch besser machen kann, dass man noch nicht alles erreicht hat.

Hat sich der Charakter von Mr. Bean in all den Jahren verändert?
Atkinson: Grundsätzlich nicht. Aber jedes Mal kommt eine neue Seite, kommen vielleicht auch Widersprüche hinzu. Der heutige Mr. Bean ist möglicherweise anders, als der Mr. Bean aus den ersten TV-Sendungen. Mr. Bean ist an seinen Situationen, in seinen Sketchen gewachsen. Wir haben nicht gesagt: „Das ist Mr. Bean. Er hat ein Tweed-Jacke, einen Mini, diese Wohnung, vier Freunde“ und so weiter. Er wurde nicht auf diese Weise konstruiert. Der Autor Richard Curtis und ich saßen damals in einem Proberaum mit nur zwei Stühlen und haben gesagt: Lass uns einen Sketch über einem Mann machen, der nicht wach bleiben kann und immer einschläft. Ich als Schauspieler habe dann um diese Vorgabe herum improvisiert. Die einzige Bedingung war: Keine Wörter. Mr. Bean entstand also aus der Idee, eine nonverbale Situation so witzig wie möglich, aber gleichzeitig sehr natürlich darzustellen.

Fühlen Sie manchmal einen Mr. Bean in sich, der heraus will?
Atkinson: Gute Frage. Wo kommt Mr. Bean eigentlich her? Ich bin nicht ganz sicher, ob er etwas von mir hat oder so ist, wie ich als Kind war. Ich denke, Mr. Bean hat sich aus meinem Unterbewusstsein heraus entwickelt. Aber ohne Zweifel besteht bei visueller Comedy immer eine Beziehung zwischen der Rolle und der Psyche des Schauspielers, der die Rolle darstellt. Das finde ich so interessant dabei. Jeder Schauspieler hat eigentlich nur eine einzige wirklich gute Figur. Charlie Chaplin hatte seinen „Tramp“, Jacques Tati seinen „Monsieur Hulot“, Benny Hill hatte diesen lustigen Brillenträger, der am Ende durch den Park gejagt wird. Sogar bei Peter Sellers, der ja unglaublich vielseitig war und nahezu jede Sprechrolle spielen konnte, war das so. Nimmt man bei ihm die Sprache weg, dann ist er irgendwie immer wie Inspektor Clouseau.

Können Sie sich vorstellen, etwas völlig anderes zu spielen, vielleicht einen Killer oder einen Verrückten?
Atkinson: Ich hätte nichts dagegen. Ich habe ja schon seriöse Rollen gespielt, aber ich habe keine Ambitionen, Hamlet zu spielen. Ich glaube nicht, dass ich seriöse Rollen spielen muss, um etwas zu beweisen. Ich bin zufrieden mit der Comedy-Welt. Immer wenn ich seriöse Rollen spiele, denke ich, das kann doch jemand anders bestimmt besser. (lacht)

Wie lange dauert der Wechsel von Rowan Atkinson zu Mr. Bean?
Atkinson: Ich muss nur mit den Fingern schnippen, schon bin ich Mr. Bean. Die gute Nachricht ist: Genauso schnell komme ich aus der Rolle auch wieder hinaus.

Wenn Sie Mr. Bean nicht mehr spielen, stirbt er dann auch in Ihnen?
Atkinson: (lacht) Das ist eine sehr morbide Vorstellung. Ich glaube nicht, dass er sterben kann, er ist ja keine reale Person.

Ein Kommentar zu “Mr. Bean hat sich aus meinem Unterbewusstsein heraus entwickelt.”

  1. unbekannt |

    lal

    rowan atkinson ist einfach der beste komiker auf der welt.. niemand kann mr bean ersetzen.

    Antworten

Kommentar schreiben

* Erforderliche Angaben. Emailadresse wird nicht veröffentlicht.