Das folgende Interview ist ein Transkript eines Video-Interviews mit Sara Nuru, welches wir im Rahmen eine Kooperation für SPIESSER geführt haben. Hier geht es zum Video-Interview.
Sara, hast du dir im Nachhinein eigentlich nochmal die Folgen von „Germany’s Next Topmodel“ angesehen? Oder denkt man da: „Bloß nicht!“?
Nuru: Ich habe mir schon ein paar Ausschnitte angeschaut, während meine Staffel lief. Aber ich habe eher versucht, das auf Distanz zu halten. Weil es mir immer so unangenehm war, wenn die ganze Familie am Fernseher sitzt und die Sendung verfolgt, man selbst nebenan sitzt – es wurde ja schon vorgedreht – und alle einen so angucken: Was passiert jetzt? Wie regiert sie? – Das war mir unangenehm.
Ich beobachte mich nicht gerne so im Fernsehen. Weil… ab und zu fange ich dann an mit meinen Händen zu reden, oder ich fange an zu stottern… Ich glaube, wenn ich mich selbst ständig sehen würde, dann ich versuchen, mich zu verstellen. Deswegen habe ich nicht alle Folgen gesehen. Was ich auch ganz gut finde. Weil die Erfahrungen, die ich live gemacht habe, möchte ich in Erinnerung behalten. Man weiß ja nie, wie es am Ende zusammengeschnitten wird. Außerdem kann man ja nicht die ganzen Erlebnisse innerhalb von einer Stunde und 45 Minuten widerspiegeln.
Castingshows wie „Germanys next Topmodel“ zeigen viel von dem, was hinter den Kulissen passiert. Wie wichtig war das für deine heutige Tätigkeit als Model?
Nuru: Ich finde generell, dass ich wahnsinnig viel Erfahrung mitgenommen habe. Zu sehen, wie es hinter den Kulissen abläuft, wie es mit dem Kamerateam ist – man war ja unter ständiger Beobachtung. Man lernte, wie man damit umgeht, wie man am besten in Extremsituationen agiert. Wir hatten ja Challenges, die teilweise sehr krass waren, mitten in der Straße ein Unterwäsche-Shooting – das war schon sehr aufregend.
Das war schon eine gute Schule, das macht mich härter. Und klar, die Leute lernen einen gerade durch so eine Sendung besser kennen, die Persönlichkeit und nicht nur das Model, das die Kleidung zeigt. Ich glaube, das beeinflusst es heute schon.
Was würdest du Mädchen mit auf dem Weg geben die auch Model werden wollen?
Nuru: Für alle, die gern als Model arbeiten wollen: Ich bin der Meinung, die sollten dran glauben und sehr diszipliniert sein. Es gibt ganz oft Niederlagen und es kann nicht gleich am Anfang so klappen, wie man sich das vorstellt. Aber man soll sich nicht entmutigen lassen und wenn man etwas wirklich will, muss man das auch versuchen durchzusetzen. Auch, wenn man dann mal Absagen bekommt oder nicht auf den ersten Eindruck hin akzeptiert wird.
Und körperlich: Wie hält man sich am besten in Form?
Nuru: Regelmäßig Sport treiben, gesunde Ernährung – das hört sich jetzt standardmäßig an, aber es ist wirklich so. Ich habe ja davor auch keinen Sport gemacht, habe auch Fastfood und alles gegessen. Aber mittlerweile muss ich schon drauf achten. Ich mache das aber gerne und bewusst und man fühlt sich auch dadurch viel besser. Ich versuche, viel Ingwer-Tee zu trinken, was sehr gut und gesund ist – und ich würde die Finger von Zigaretten lassen. Ich persönlich rauche nicht und das gibt eine schöne Haut.
Was isst du besonders gerne? Gehst du in deiner Freizeit auch zu McDonalds?
Nuru: Ich esse eigentlich alles wahnsinnig gerne. Ich gehöre zu den Menschen, die am liebsten Sachen probieren, die sie noch nicht kennen. Ich würde auch schon mal eine Heuschrecke essen. Nicht wie im Dschungelcamp, aber es gibt gerade in Thailand frittierte, ungewöhnliche Tiere – so was würde ich auch probieren. Ich esse alles. Es gibt nichts, was ich nichts esse.
Und klar gehe ich auch mal zu McDonalds, Pizza Hut oder was es noch alles gibt. Es wäre gelogen, wenn ich Nein sagen würde, auch ich kann da nicht widerstehen. Aber natürlich gehe ich nicht immer hin, so weiß man es dann auch doppelt zu schätzen.
Inwiefern hat sich durch „Germanys next Topmodel“ dein Leben verändert, auch was soziale Kontakte anbelangt?
Nuru: Mein Leben hat sich schon drastisch verändert, beruflich gesehen. Ich bin jetzt extrem viel unterwegs. Aber ich versuche privat so normal wie möglich zu leben. Ich versuche meine Freunde regelmäßig zu treffen, rufe auch ständig an, wie jeder andere normale Mensch auch.
Klar lernt man dann viel mehr Leute kennen, aber der Hauptkern der Freunde, die schon vor „Germanys next Topmodel“ da waren, die sind geblieben. Es sind nicht viele, aber es ist eine Handvoll – und die genügen mir.
Ich versuche, viel Ingwer-Tee zu trinken - und ich würde die Finger von Zigaretten lassen.
Glaubst du, du hättest auch ohne die Castingshow Erfolg als Model haben können?
Nuru: Das weiß ich nicht, ich habe es nicht ausprobiert. Die Show ist auf jeden Fall ein Sprungbrett. Ich hoffe, dass es auch andersherum geklappt hätte.
Hättest du es denn versucht?
Nuru: Ich glaube, wenn mir jemand einen Ratschlag gegeben hätte, wie ich es machen soll, dann hätte ich es vielleicht gemacht. Aber ich selbst, von alleine hätte ich mich glaube ich nicht getraut, weil man sich selbst immer anders sieht und man ja auch Angst hat vor einer Niederlage. Aber man soll sich nicht entmutigen lassen, egal was kommt.
Du sagst, du hättest dich nicht getraut – hattest du dich nicht als schön empfunden?
Nuru: Es ist nicht so, dass ich mich nicht schön gefunden hätte, aber man entblößt sich ja schon. Und man weiß ja nie, wie die Leute auf einen reagieren, ob sie einen gut finden oder nicht. Das kann ja auch nach hinten losgehen und peinlich sein. Gerade für junge Mädchen, die so etwas noch nie gemacht haben, kann das schon sehr gravierend sein.
Was denkst du darüber, wenn Models immer magerer werden? Es ist doch sexy, ein paar Kurven zu haben, oder?
Nuru: Ich stehe total für kurvige Models, ich finde das superschön. Es ist auch viel ästhetischer, und auch realistischer. Kein normaler Mensch hat Size Zero, deswegen finde ich kurvige Frauen super.
Aber der Trend geht in eine andere Richtung, oder?
Nuru: Ja, der Trend geht leider in eine andere Richtung. Aber es hängt immer auch vom Designer ab. Auf der Fashion Week in Berlin zum Beispiel ist Lena Hoschek, die mag kurvige Frauen, hat eine wunderbare Kollektion – mit so einem Beispiel sollten mehrere vorangehen.
Modeln ist kein Beruf, den man viele Jahre lang macht – weiß du, was du danach machen möchtest?
Nuru: Ich hoffe, dass ich den Beruf lange ausüben darf, aber natürlich braucht man ein zweites Standbein. Ich weiß es noch gar nicht.
Es ist ja so plötzlich passiert (der Sieg bei GNTM) und dann war ich mittendrin. Ich glaube, ich hätte sonst studiert, um mir dann Gedanken zu machen, was ich mache. Ich hoffe, dass ich noch ein bisschen Zeit habe, um mir Gedanken darüber zu machen. Jetzt wird erstmal das Abitur gemacht.
Käme irgendwann das „Dschungelcamp“ infrage?
Nuru: Nein. Ich glaube, dass das Dschungelcamp nichts für mich ist. Ich finde, ein bisschen Privatsphäre sollte man sich doch bewahren.