Selma, in der Comic-Verfilmung "Hellboy" spielst du die pyrokinetisch veranlagte Agentin Liz Sherman des streng geheimen "Bureau for Paranormal Research and Defense" und kämpfst zur Zeit des 2.Weltkrieges zusammen mit Hellboy gegen die Nazis, die das Leben auf der Erde auslöschen wollen. Was hat dich an der Verfilmung eines so extravaganten Comics gereizt?
Blair: Als die Produzenten Lawrence Gordon, Mike Richardson und der Regisseur Guillermo del Toro an mich herangetreten sind kannte ich Hellboy nur vom Hören, konnte mir aber noch nichts unter dieser Figur vorstellen. Dann las ich nacheinander alle Hellboy-Comics von Mike Mignola und war vollends begeistert von dieser unglaublichen Bilderkraft und Kreativität, die von diesen Comics ausgeht. Mittlerweile halte ich Mike Mignola für einen der besten Comic-Schöpfer aller Zeiten. Ich finde auch, dass Guillermo del Toro diesen beeindruckenden Comics definitiv gerecht wird und Hellboy durch seinen Film in gewisser Weise existent gemacht hat. Er hatte diese Idee zu Hellboy schon lange mit sich herumgetragen und dann endlich war der Moment gekommen und er konnte seine ganze Kreativität entfalten. Dadurch herrschte am Set eine außergewöhnliche Energie und Atmosphäre, die mich bis heute noch nachhaltig beeindruckt.
Was hat dir an der Rolle "Liz Sherman" gefallen?
Blair: Liz hat eine äußerst bewegte und tragische Biographie. Sie ist bereits als Kind mit supernatürlichen und telekinetischen Kräften ausgestattet und alle Kinder aus der Nachbarschaft verarschen sie ständig und ziehen sie damit auf. Diese innerliche Rage und zunehmende Traurigkeit führt schließlich dazu, dass große Aggressionen in ihr aufkommen und sie letztendlich gegen ihren Willen in Flammen aufgeht, ihre gesamte Stadt abfackelt und im Alter von 11 Jahren auch ihre gesamte Familie umbringt. Solche Geschehnisse machen sie zu einer hochtragischen Person. Doch trotz aller Schicksalsschläge ist Liz ein sehr starker und gutmütiger Mensch und kämpft als erwachsene Frau schließlich zusammen mit Hellboy gegen die größenwahnsinnigen Nazis.
…und weiß dabei oft nicht, wie sie ihre Kräfte einsetzen soll um bestmöglichst zum Ziel zu gelangen!
Blair: Ja, das ist in der Tat ein Problem! Liz ist zwar ein sehr starker und zäher Mensch, allerdings wird sie auch von vielen Versagensängsten geplagt und ist sich ihrer unglaublichen Kräfte oft nicht bewusst. Das war auch schauspielerisch eine große Herausforderung so jemanden zu verkörpern, aber ich nehme solche Herausforderungen gerne an!
Wie in dem Film "Eiskalte Engel", in dem du Sarah Michelle Gellar küssen musstet, gab es auch in Hellboy eine extravagante Kussszene, diesmal allerdings nicht mit einer schönen Frau, sondern mit dem gutartigen Dämon Hellboy persönlich. Ein beachtlicher Unterschied, oder?
Blair: Ja, auf jeden Fall! Während der Dreharbeiten habe ich mich in die Figur und den Charakter Hellboy verliebt, denn er hat trotz aller Härte und Körpermasse eine wahnsinnig süße Art und verhält sich manchmal wie ein Teenager. Wir haben die Kussszene am letzten Drehtag gespielt und das war einfach nur noch krass. Seine Lippen waren stark geschminkt und fühlten sich an wie Plastik, dann kamen noch diese riesigen Kunstzähne dazu und es war alles im Raum, nur keine Romantik …
Und wie war das damals bei der Kussszene für "Eiskalte Engel"? Immerhin wurdet ihr für den Kuss ja mit einem MTV Movie Award in der Kategorie "Best Kiss" bedacht. Wie ist das, vor laufender Kamera eine Frau wie Sarah Michelle Gellar zu küssen?
Blair: Es war ziemlich komisch, denn wir haben die Szene mehr als 15 mal gedreht und irgendwann wurde ich total hysterisch. Denn es ist ja nicht so, dass ich jetzt besondere Erfahrungen mit dem Küssen von Frauen habe und so war ich an diesem Drehtag innerlich sehr angespannt. Sarah Michelle und ich haben uns vor dem Drehen der Szene aber lange unterhalten und uns dann gegenseitig auch die Anspannung und Nervosität genommen und letztendlich ist es ja auch eine wunderschöne Szene geworden auf die ich sehr stolz bin.
Du bist, mit wenigen Ausnahmen, die einzige Frau im ganzen "Hellboy"-Cast und auch im Produktionsstab finden sich nur wenige weibliche Mitarbeiter. Wie bist du damit umgegangen?
Blair: Das war fantastisch! Ich habe es sehr genossen nahezu die einzige Frau zu sein, denn so musste ich die Aufmerksamkeit, die mir von Guillermo del Toro und dem ganzen Team entgegengebracht wurde nicht mit einer anderen Frau teilen, sondern konnte sie für mich allein beanspruchen. Da war allerdings noch der Schauspieler Rupert Evans, der ein guter Freund von mir geworden ist, und er ist manchmal auch ein bisschen wie ein Mädchen (lacht). Nein, Rupert ist einfach ein sehr süßer, britischer junger Mann und ich habe die Arbeit mit ihm sehr genossen.
Ich zog mich nackt aus, legte mich in die Badewanne und beschmierte mich mit Kunstblut.
In welchem Genre fühlst du dich mehr zu Hause – Horror, Comedy oder eher Drama?
Blair: Ich spiele sehr gerne in Dramen und "Hellboy" ist ja auch eine Art Drama und keine romantische Komödie! Es hängt aber auch immer vom Regisseur und der gesamten Konzeption ab, die einfach stimmen und mich letztendlich auch überzeugen muss!
Seit "Eiskalte Engel" und jetzt "Hellboy" wirst du in Hollywood nun als eine der großen Jungschauspielerinnen gehandelt. Inwiefern ist es hart sich in Hollywood neben den vielen anderen Konkurrentinnen zu behaupten?
Blair: Ich weiß es nicht, weil ich das noch nie aus so einem Blickwinkeln betrachtet habe. Ich will einfach interessante und spezielle Filme machen, die das Publikum begeistern, es war nie mein explizites Ziel in Hollywood zum Filmstar aufzusteigen. Das hat sich mit der Zeit ergeben und man selber kann das nur sehr schwer beeinflussen.
Aufgewachsen bist du im US-Bundesstaat Michigan, wo du an der "Universität of Michigan" angefangen hast Kunst und Englisch zu studieren. Und du wolltest dein Hobby, die Fotografie, ursprünglich auch zum Beruf machen. Was waren damals deine ersten Motive?
Blair: Ich war als Kind sehr beeindruckt von Standfotographien aus den verschiedensten Filmen und begann mich schon früh verstärkt für das Thema Fotografie zu interessieren. Die ersten Fotos habe ich dann mit 12 von mir selber gemacht. Ich erinnere mich da ein ganz bestimmtes Motiv: ich zog mich nackt aus, legte mich in die Badewanne und beschmierte mich mit reichlich Kunstblut. Ich wollte das Foto eines Mädchens simulieren, dass geschlagen und vergewaltigt wurde und fand das sehr spannend. Ich wollte die Grausamkeit der Menschen darstellen und denke, dass ich so die Dinge verarbeitet habe, die ich damals aus den Nachrichten mitbekommen habe. Ich habe aber auch schöne Fotos von Wäldern und Lichtungen im Sonnenlicht gemacht. Und dann irgendwann kam die Schauspielerei dazu, ich habe Unterrichtsstunden am "Stella Adler Conservatory" genommen und die Fotografie etwas vernachlässigt.
Aber vielleicht könntest du deine Fotografien von damals mal in einer Ausstellungen deinen Fans präsentieren?
Blair: Ja, das ist in der Tat eine Idee und ich hätte auch keine Angst davor, diese gewagten Fotos zu zeigen. Ich will da aber nichts überstürzen, sondern warte lieber noch ein bisschen ab, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um diese Fotografien einem Publikum zu zeigen. Sie werden sicherlich den einen oder anderen schocken, aber das wäre ja auch gar nicht verkehrt.
Hast du mittlerweile wieder mit dem Fotografieren begonnen?
Blair: Ja, ich habe bei den Dreharbeiten zu "Hellboy" in Prag eine Kamera gekauft und mache seitdem wahnsinnig viele Fotos von allen Orten wo ich mich aufhalte und wo mir die Umgebung gefällt. Auch hier in Berlin habe ich schon einige Filme verschossen.
Wie stehst du zu Kamerahandys?
Blair: Ich habe von solchen neumodernen Dingen keine Ahnung und habe auch noch nie so ein Gerät benutzt. Sicherlich sind diese Kamerahandys für viele Leute eine echte Bereicherung, aber ich schieße meine Fotos lieber mit einer echten Kamera und halte dann die Negative in der Hand.