Frau Laudehr, genießen Sie das momentan sehr große Interesse an Frauenfußball, der Nationalmannschaft und Ihnen persönlich?
Laudehr: Ja, es ist schön, beachtet zu werden, Respekt zu bekommen. Da bekommt man schon das Gefühl, dass unsere Leistungen gewürdigt werden, dass man sich auf die WM freut, dass man uns beim Kampf um den Titel unterstützen wird.
Ein weiterer WM-Titel – gerade im eigenen Land – würde dem deutschen Frauenfußball noch mehr Aufmerksamkeit einbringen. Haben Sie manchmal Angst, dass es am Ende nicht für den Turniersieg reicht, den man geradezu von Ihnen erwartet?
Laudehr: Nee, Angst ist nicht das richtige Wort. Ich würde sagen, die Erwartungen sind hoch und man fühlt auch ein bisschen den Druck, dass wir das packen müssen, um am Ende nicht mit leeren Händen dazustehen. Aber mich motiviert das auch, ich konzentriere mich noch gezielter und intensiver auf eine gute Vorbereitung. Wenn man so will, mach ich mir auch selbst Druck, um bei der WM alles zeigen zu können, was ich drauf habe.
Arbeitet die Frauennationalmannschaft auf den derzeitigen Lehrgängen auch an der mentalen Stärke der Spielerinnen?
Laudehr: Nun, wir werden natürlich auch im Kopf darauf vorbereitet, was uns im Turnier erwartet. So hat unsere Trainerin die Losung ausgegeben, das wir alles gelassen und konzentriert angehen sollen, Schritt für Schritt und von Spiel zu Spiel denken sollen, ohne uns kirre zu machen. Teamgeist, Stimmung in der Mannschaft, „einer für alle, alle für einen“, das sind die Dinge, die uns mental stark machen werden.
Außerdem haben wir ja bekanntermaßen einen Psychologen dabei. Mit dem kann man sehr hilfreiche Gespräche führen, wenn’s mal zwickt, wenn mal Unsicherheit oder Zweifel aufkommen.
Vor der WM 2007 sagten Sie in einem „kicker“-Interview: „Ich will nicht als junge, neue Spielerin, der große Macker sein.“ Inwieweit hat sich Ihre Einstellungen nach den Erfolgen der letzten Jahre verändert?
Laudehr: Ich glaube, an meinen grundsätzlichen Einstellungen hat sich nichts geändert. Ich möchte schon ein Maß an Demut und Bescheidenheit beibehalten. Auf der anderen Seite bin ich jetzt seit vier Jahren Stammspielerin, habe an Erfahrung dazugewonnen, ich bin nicht mehr die kleine Neue, die stolz sein muss, überhaupt dabei zu sein. Ich will schon eine tragende Stütze in der Mannschaft sein und Verantwortung übernehmen. Aber den großen Macker, den will ich nicht spielen. Das ist nicht mein Ding und passt auch nicht in meine Vorstellung von Teamwork.
Ich bin nicht mehr die kleine Neue, die stolz sein muss, überhaupt dabei zu sein.
Aber welche Art von Hierarchie gibt es in der Frauennationalmannschaft?
Laudehr: Sagen wir mal so: Es gibt schon ein paar gestandene Spielerinnen mit großen Verdiensten, deren Wort zählt, die Birgit oder die Natze zum Bespiel (Birgit Prinz und Nadine Angerer, d. Red.). Ich glaube aber, dass das bei Frauen anders als bei den Männern ist: Diese typische Hackordnung ist doch irgendwie etwas typisch männliches. Bei uns gibt es dieses Platzhirschgehabe nicht. Und das finde ich auch gut so.
Welche Qualitäten – außer den fußballerischen – muss eine Spielerin mitbringen, um eine Führungsrolle im derzeitigen DFB-Team einnehmen zu können?
Laudehr: Sie muss über ihre sportlichen Fähigkeiten hinaus Souveränität, Ruhe und mannschaftsdienlichen Ehrgeiz haben und loyal sein. Einer Führungsspielerin muss man vertrauen können, sie muss motivieren und unterstützen, auch wenn man mal einen Fehler macht oder einen Hänger hat. Sie muss glaubhaft und überzeugend sein, und man muss mit ihr auf Augenhöhe kommunizieren können. So sehe ich das zumindest.
Und welche Rolle erhoffen Sie sich bei der WM 2011 zu spielen?
Laudehr: Eine gute und erfolgreiche, ist doch klar. Ich hoffe, dass ich alle meine Fähigkeiten einbringen kann, andere mitziehe, der Mannschaft helfe. Vielleicht war’s dann am Ende auch eine tragende Rolle. Das würde mich sehr stolz und glücklich machen.