Stefanie Heinzmann

Ich sehe Fernsehen jetzt ganz anders.

Sängerin Stefanie Heinzmann über Castingshows und das Musikerleben nach dem Hype

Stefanie Heinzmann

© Universal Music

Stefanie, du bist gerade auf Festivaltour durch Deutschland und die Schweiz. Wie erlebst du diese Tour?
Heinzmann: Es ist spannend, weil kein Festival so wie das andere ist. Manchmal regnet’s, manchmal scheint die Sonne, manchmal sind alle total besoffen und manchmal freuen sich die Leute einfach nur über die Musik.
Und ich selbst habe die Chance, mir Konzerte von anderen Künstlern anzusehen.

Nach der Tour erscheint im September dein neues Album – mit welchen Gefühlen gehst du da ran?
Heinzmann: Ich mache mir viele Gedanken darüber und bin doch ein wenig bange…

Inwieweit? Ist der Druck größer?
Heinzmann: Ja, auf jeden Fall. Vor allem ist der Hype der Castingshow jetzt nicht mehr da.

Du bist durch einen Song Contest von Stefan Raab ins Musikgeschäft eingestiegen. Schaust du dir heute noch Castingshows an?
Heinzmann: Ja, fast jede. Momentan habe ich leider wenig Zeit dafür, aber sonst gucke ich mir das immer mit meinen besten Freundinnen an. Immer, immer, immer! Ob Topmodels oder Popstars – alles!

Und mit welchen Augen siehst du als Ex-Teilnehmerin diese Shows?
Heinzmann: Für mich ist das reine Unterhaltung. Es gibt dort Leute, die Potential haben, aber es ist ja nun mal so, dass diese Sendungen total auf Unterhaltung angelegt sind.

Gibt es denn große Unterschiede zwischen der Castingshow von Stefan Raab und DSDS?
Heinzmann: Ja, auf jeden Fall gibt’s da Unterschiede. Bei Raab habe ich jeden Song selber ausgesucht, genauso wie die Klamotten. Ich habe auch entschieden, wie ich mich auf der Bühne bewege.
Bei DSDS gibt’s dagegen diese Mottoshows. Zuerst muss man einen Popsong singen, dann Balladen und am nächsten Abend Rock. Da wird man in Genres reingezwängt, die man vielleicht gar nicht singen kann.

Aber gehört es für einen Künstler nicht dazu, dass man viele Genres beherrscht?
Heinzmann: Als Künstler muss man nicht jedes Genre beherrschen. Ein Rocksänger braucht keine Balladen zu singen oder Musicals. Das ist überhaupt gar keine Pflicht.

Zitiert

Als Künstler muss man nicht jedes Genre beherrschen. Ein Rocksänger braucht keine Balladen zu singen oder Musicals.

Stefanie Heinzmann

Castingshows sind vor allem auf den kurzfristigen Erfolg der Interpreten angelegt. Was muss man als Gewinner tun, um auch langfristig Erfolg zu haben?
Heinzmann: Das weiß ich leider auch noch nicht. Das werde ich dir in fünf Jahren vielleicht sagen können (lacht).

Was hat sich für dich – nach der Casting-Karriere – als größte Illusion herausgestellt?
Heinzmann: Ich glaube allgemein das Fernsehen. Ich sehe Fernsehen jetzt ganz anders, vor allem diese Reality-Shows, die den ganzen Nachmittag laufen. Da ist mir jetzt bewusst, dass alles geplant und 15mal gedreht ist.
Ich habe ja auch oft Kamerateams dabei, dann werden Situationen geplant und wenn ich mich verspreche wird das Ganze noch mal gedreht. Es ist alles gestellt – darüber macht man sich vorher halt überhaupt keine Gedanken.

Und was hat sich konkret an deinem Leben geändert?
Heinzmann: Als ich noch zur Schule gegangen bin, hatte ich einen klaren Rhythmus. Ich bin jeden morgen zur selben Zeit aufgestanden, dann zur Schule, Hausaufgaben und so weiter. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das jetzt für mich überhaupt nicht mehr existiert. Jeder Tag ist anders, jede Woche verläuft anders. Man muss sich halt drauf einstellen. Auf der einen Seite ist es unfassbar anstrengend, andererseits macht es aber sehr viel Spaß.

In der Presse wirst du als sehr schüchtern dargestellt. Passt deiner Meinung nach dieses Image zu dir?
Heinzmann: Ich habe dieses Image ja nicht selber gemacht, sondern ich habe mich auf die Bühne gestellt und die Leute meinten dann: „Ey, die ist schüchtern“. Aber ich würde sagen, es passt schon: wenn ich auf der Bühne stehe oder vor großen Menschenmassen, dann bin ich schon sehr schüchtern.

Direkt nach deinem Sieg bei Raabs Castingshow hat dein Bruder dein Management übernommen. War es von Beginn an klar, dass er dein Manager wird?
Heinzmann: Ja, das war von Anfang an klar. Es war ja seine Idee, dass ich da hingehe. Er war von der ersten Sendung an mit dabei und es war für uns von Anfang an klar, obwohl wir das nie so richtig besprochen haben.

Inwieweit ist denn für euch problematisch, die Bereiche Familie und Beruf zu trennen?
Heinzmann: Ich habe meine Familie immer dabei, das ist mir auch total wichtig. Ohne meinen Bruder Claudio würde ich das alles wahrscheinlich auch gar nicht machen. Er kennt mich von Anfang an und weiß genau wie ich bin – das ist für ein Management schon eine sehr gute Voraussetzung.

Ihr leitet gemeinsam das Unternehmen Heinzmann – wäre es da für dich nicht der nächste logische Schritt, in Zukunft auch eigene Lieder zu schreiben?
Heinzmann: Das auf jeden Fall, das ist auch meine Meinung. Aber ich bin erst vor eineinhalb Jahren in dieses Geschäft reingeworfen worden und ich will die Leute jetzt nicht mit irgendwelchen Nonsenstexten vollstopfen. Ich möchte erstmal etwas Erfahrung sammeln und in diese Welt noch mehr reinwachsen. Ich kenne mich selber noch zu wenig dafür. 

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