Das folgende Interview entstand am 13.06.2009 im Rahmen der "Jugendmedientage 2009" in Hannover und wurde von Teilnehmern des Planet Interview Workshops geführt.
Steven, bei dir hört man im Hintergrund die Vögel zwitschern – sitzt du gerade draußen und grillst?
Cherundolo: Ich sitze draußen, grille noch nicht, habe das aber später noch vor.
Hast du ein Lieblingsrezept?
Cherundolo: Gute Frage… ich würde sagen, BBQ-Ribs.
Als Profisportler muss man sich sehr gesund ernähren. Ist es für dich schwierig, sich jeden Tag daran zu halten?
Cherundolo: Nein, es ist eine Gewöhnungssache. Meistens schmecken die gesünderen Sachen sowieso besser, zumal frische Produkte für den Körper auch am besten sind.
Und wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat und sich die Mühe macht, in einen Rhythmus hineinzukommen, dann denkt man gar nicht mehr so sehr drüber nach.
Du kommst aus den USA, der Heimat des Fast-Food. Ist es in Deutschland leichter, sich gesund zu ernähren?
Cherundolo: Nein, das ist das Gleiche. Es gibt hier dieselben Möglichkeiten, so gut einzukaufen wie in Kalifornien.
Aber zumindest was Fußball anbelangt, gibt ja es einige Unterschiede, in Deutschland ist es der Volkssport Nr.1, in den USA wird dagegen mehr American Football und Basketball gespielt. Wie bist du damals in Kalifornien zum Fußball gekommen?
Cherundolo: Fußball ist in Amerika nicht so verbreitet wie in Deutschland. Die meisten Kinder spielen zwar Fußball, wenn sie noch sehr jung sind. Aber irgendwann hören sie damit auf, mit neun oder zehn Jahren, weil es keine Förderung gibt.
Als ich klein war, gab es noch keine Profiliga und somit keine Zukunft für amerikanische Fußballer. Das ist jetzt anders, die Kinder spielen weiter, die Begeisterung für den Sport wächst und die Fans werden immer mehr.
Natürlich ist es noch nicht so wie hier in Deutschland, aber Deutschland hat ja auch 70, 80 Jahre Vorsprung, da haben wir noch ein bisschen Zeit.“
Im Vergleich zu den USA hat Deutschland im Fußball 70, 80 Jahre Vorsprung.
Warum bist du als kleiner Junge damals trotz der schwierigen Bedingungen in den USA trotzdem beim Fußball geblieben?
Cherundolo: Ich habe ganz normal wie die anderen Kinder gespielt, wurde dann in eine Mannschaft hineingeworfen, in der ich mich irgendwie entwickelt habe.
Eigentlich war es immer mein Traum, Baseball-Spieler zu werden. Das ist mir zwar nicht gelungen – aber Fußball-Profi ist auch nicht so schlecht.
Neben dem Fußball engagierst du dich für den Verein Kinderherz Hannover e.V. -kannst du uns mehr darüber erzählen?
Cherundolo: Ja, das ist ein Verein, in dessen Vorstand auch ein paar Freunde von mir sind. Wir sind zusammengekommen, weil es Kinder gibt, die Hilfe einfach nötig haben. Der Verein ist mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verknüpft, insbesondere mit dem Kinderherzchirurgen Dr. Thomas Breymann. Der Kinderherzchirurgie des MHH fehlt es an jeder Ecke an Geld und da hat er uns gefragt, ob wir für die Kinder etwas machen könnten. So sind wir vor vier Jahren auf die Idee der Vereinsgründung gekommen. Seit dem suchen wir ständig nach Spendern und ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg. Wir sind auch stolz auf die Arbeit, die wir schon geleistet haben, mittlerweile haben wir in der MHH alle Zimmer für die betroffenen Familien und Kinder umgebaut und neu möbliert. Außerdem sind weitere Projekte in Planung, die aber noch nicht spruchreif sind.
War es Zufall, dass der Verein sich vor allem um herzkranke Kinder kümmert?
Cherundolo: Ja, es war mehr Zufall, weil wir den Chefarzt dort kennen gelernt hatten.
Mir geht’s gut, uns geht’s gut. Wir haben ein bisschen Freizeit übrig, die man meiner Meinung nach auch für Menschen einsetzen sollte, denen es nicht so gut geht. Jetzt haben wir ein Projekt gefunden, für das wir uns stark machen können, was uns freut.
Hat dieses Engagement auch etwas mit deiner katholisch-religiösen Einstellung zu tun?
Cherundolo: Ja, das spielt schon eine Rolle, ich bin ja in diesem Sinn erzogen worden. Nichtsdestotrotz muss man so etwas nicht über die Erziehung erfahren. Man braucht nur einmal etwas Gutes tun, und schon merkt man, was man für ein gutes Gefühl danach hat. Dann macht man das eben noch mal, mich macht das irgendwie süchtig – und wir sind mit unserer Hilfe noch lange nicht fertig.
Kannst du dir für die Zukunft denn noch andere Aktivitäten in diesem Bereich vorstellen?
Cherundolo: Ich engagiere mich auch noch für die Organspender in Hannover, da ich selber Organspender bin. Im Moment ist da aber nicht viel zu tun.
Wie oft trainierst du denn in der spielfreien Zeit?
Cherundolo: Ich trainiere gerade jeden Tag, da ich lange Zeit wegen einer Verletzung und der darauffolgenden Operation aussetzen musste.
Zum Schluss: Wie würdest du deinen Freunden Hannover in drei Worten beschreiben?
Cherundolo: Hmmmm…. ich weiß nicht, ob das ein Wort ist, aber auf jeden Fall „96“! Das nächste Stichwort, auch wenn es zwei sind, ist „zweite Heimat“. Und das dritte ist „Europa“. Auch wenn ich hier lebe, ist es für mich als Amerikaner wichtig, ganz Europa zu sehen, zum Beispiel am Wochenende, wenn wir frei haben. Ich mache gerne Städtereisen und habe dadurch schon vieles in Europa sehen können.