Mr. Burton, „Planet der Affen“ ist keine brandneue Geschichte, was fasziniert Sie an diesem Stoff?
Tim Burton: Die Faszination für mich war, dass man sich ein Bild machen kann von der animalischen Seite eines Menschen und die trifft in „Planet der Affen“ auf die menschliche Seite. Mich fasziniert auch, dass Menschen Affen spielen. Ich war zehn Jahre alt als ich das Original gesehen habe und ich wusste, der Film lebt davon, das Menschen Affen spielen. Das gibt dem ganzen eine erstaunliche Qualität.
Mr. Roth, Sie mussten für Ihre Rolle des General Thade in „Planet der Affen“ zu einem Affen-Training. Was kann man darunter verstehen?
Tim Roth: Wir haben das Affenschule genannt, wo man die Grundbewegungen und das Grundverhalten eines Affen erlernt. Es war ein bisschen, als würde man für den Film eine neue Spezies erfinden, eine Mixtur aus Mensch und Affe. Mein Stunt-Double musste allerdings mehr in die Affenschule als ich und hat jeden Tag viele Stunden an den Bewegungen gearbeitet. Für mich war das als Schauspieler eine der außergewöhnlichsten Erfahrungen die ich bisher gemacht habe. Es hat mir mehr Spaß gemacht als einen Menschen zu spielen und es war sexy.
So mancher Schauspieler ist eitel – Tim Roth, was ist das für ein Gefühl, wenn die Leute Sie auf der Leinwand gar nicht als Tim Roth wahrnehmen?
Roth: Ich sehe mich sowieso ungern auf der Leinwand oder im Fernsehen und ich habe mein Aussehen ein wenig satt. Aber „Planet der Affen“ habe ich gerne geguckt, ich habe mir gerne den Charakter General Thade angeguckt, der ist so weit von mir entfernt. Das, was das Make-up aus dem Schauspieler macht, steckt dich in eine zweite Haut. Ich habe mich selber nicht wiedererkannt, dass war eine ganz andere Person, nur meine Frau hat mich wiedererkannt.
Herr Burton, welchen Anteil von menschlichem Verhalten haben die Affen für Sie im Film?
Burton: In der Gesellschaft der Affen gibt es zwei Arten, die einen sind mehr menschlich. Die anderen, wie General Thade, sind fast reine Affen. Er ist der aggressive Mann und der Anteil vom Affen ist bei ihm größer als bei den anderen Rollen. Tim Roth hat so viel Affe gespielt wie er nur konnte und ich mochte es, ihm dabei zuzusehen. Da zeigt sich viel von der Persönlichkeit eines Schauspielers, und wie Tim im Film aufbraust das war verblüffend.
Tim Roth, Sie haben jeden Morgen viel Zeit beim Make-up verbracht. Wie lange war das genau?
Roth: Ich hatte eigentlich ein bisschen Glück, es war ein Superteam. Bei den Tests hat es noch etwa fünf Stunden gedauert, während der Dreharbeiten waren es dann nur noch zweieinhalb Stunden. Die habe ich aber meistens geschlafen.
War es für Sie leichter oder schwerer als sonst hinter so einer Maske zu spielen?
Roth: Das war einfacher als sonst. Das was die Maske geleistet hat war schon außergewöhnlich. Meine Maske war sehr flexibel, man konnte sich bewegen wie man wollte und ich habe so viel rumgespielt wie ich nur konnte. Ich war glücklich, so maskiert zu sein. Ich hatte als Schauspieler lange nicht so viel Spaß, das war sehr befreiend.
Tim Roth sah manchmal so aus, als würde er mich im nächsten Moment umbringen wollen.
War es heiß in dem Kostüm?
Roth: Ja, im Scheinwerferlicht haben wir sehr geschwitzt, aber wenn es draußen kalt war und die anderen Menschen-Darsteller gefroren haben, dann war uns warm.
Was war das neue an diesem Affen-Make-up?
Burton: Das Make-up war nicht dafür gedacht, alles andere in den Schatten zu stellen, vielmehr sollten sich die Darsteller frei bewegen können als im Original und das Make-up sollte auch einen gewissen Charakter durchkommen lassen, da haben wir eine gute Balance gefunden. Tim Roth hat das wunderbar gemacht, er hat zwar keine Kontaktlinsen getragen, aber er hatte so ein Funkeln in den Augen, so tierisch, das war unglaublich. Er sah manchmal so aus, als würde er mich im nächsten Moment umbringen wollen.
Roth: Thade ist ein Schimpanse und wir haben uns am Anfang gefragt, was man am Verhalten von Schimpansen ablesen kann. Manchmal gucken sie dich ganz lieb an, dabei kann es sein, sie gucken dich so an, weil sie etwas zu essen haben wollen – deinen Kopf. Die Beschäftigung mit Schimpansen war sehr wichtig für den Film.
Burton: Da reicht es nicht, sich einen Dokumentarfilm anzugucken oder in den Zoo zu gehen, du musst sehen wie stark sie sind, wie sie dich angucken, das kann einen in seiner Intensität und Energie richtig verstören.
Mr.Burton, Glauben Sie, der Mensch stammt vom Affen ab?
Burton: Ich habe da keine richtige Antwort, ich denke das ist durchaus möglich aber ich halte auch die Schöpfungsgeschichte für möglich. Ich will mich da nicht festlegen und für verschiedene Versionen offen sein.
Mr.Burton, würden Sie einen Unterschied machen zwischen Filmen von großen Studios wie „Planet der Affen“ und anderen, mehr persönlichen Filmen wie „Edward mit den Scherenhänden“ und „Ed Wood“?
Burton: Für mich ist jede Arbeit an einem Film etwas Persönliches. Ganz egal was für ein Film, ich muss mich nur darin wiederfinden. Und ich versuche mit jedem Schauspieler mitzufühlen.
Sie haben dem Film eine eher humorvolle Comic-Atmosphäre verliehen, anders als das Original von 1968. Wo liegen die Gründe?
Burton: Das Original war vor allem ein Produkt seiner Zeit, im Ton der ausgehenden 60er. So eine Atmosphäre kann man nicht wiedererschaffen. Ich habe das Material mit den Mitteln von heute bearbeitet und so ist die Geschichte neu aufgelebt. Aber die Affen sprechen nach wie vor wie Menschen, das verleiht dem Film ohnehin ein stückweit Humor.