Twenty One Pilots

Die Unsicherheit ist das Öl, das wir ins Feuer gießen.

Twenty One Pilots sind im Moment wohl die einzige Band, die es schafft, mit allein zwei Musikern auf der Bühne riesige Hallen rund um den Globus zu füllen. Im Interview sprechen Tyler Joseph und Josh Dun über Vor- und Nachteile der Zweier-Besetzung, die „good old days“, ihre geheimen Talente und wie sie Stress vermeiden.

Twenty One Pilots

© Warner Music

Tyler, Josh, es kommt selten vor, dass eine Rockband nur aus zwei Musikern besteht. Fühlt ihr euch auf den großen Bühnen manchmal etwas allein?

Tyler: Ja. (grinst)

Josh: Nein, ich nicht. Ich habe das Gefühl, es ist genau die richtige Größe.

Tyler: Manchmal kommt es mir sogar etwas zu voll auf der Bühne vor.

Josh: Das ist schon lustig: Bereits bei unseren ersten Konzerten, die in kleinen Hallen stattfanden, passten wir mit unserem ganzen Equipment gerade so auf die Bühne. Wir haben uns gefragt: Wie bitte sollen hier fünf Leute Platz finden? Und dazu noch die Instrumente, Verstärker usw. Insofern hat es uns geholfen, nur zu zweit zu sein. Ich weiß auch nicht, warum wir so viel Platz brauchen. Also, meine Antwort ist Nein. Tyler ist der beste Frontmann den es gibt. Wir brauchen niemanden anders.

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Wir sind berühmt?

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Was sind die Vor- und Nachteile so einer Zweier-Besetzung?

Josh: Ein Vorteil ist, dass es nicht viele Leute gibt, mit denen du Meinungsverschiedenheiten hast, sondern eben nur eine Person, mit der du diskutierst.

Tyler: Allerdings: Wenn du einen Streitpunkt hast, dann kannst du auch nicht wirklich abstimmen. Andere Bands können in so einer Situation eine demokratische Abstimmung machen.

Josh: Das wäre dann ein Nachteil.

Trotzdem gab es bei euch aber nie den Wunsch nach einer größeren Formation…

Tyler: Es ist sicher einfacher, ein Konzert zu spielen, wenn mehr Leute auf der Bühne sind. Zu zweit ist das schwer, weil du dich immer fragst: Reicht das aus? Ist unsere Show groß genug? Solche Gedanken können sich einschleichen.

Andererseits denke ich: Die besten Darbietungen sind doch die, wo die Künstler auf der Bühne versuchen, etwas zu bewältigen, wo sie kämpfen und versuchen, das Publikum zu gewinnen. Diese Unsicherheit bei jedem Konzert, ob es mit zwei Leuten gut genug ist, das ist sozusagen das Öl, das wir ins Feuer gießen, das hilft als Antrieb für unsere Shows.

Lasst uns über einen eurer bekanntesten Songs sprechen, „Stressed Out“, was so viel heißt wie „total gestresst“. Wie vermeidet ihr es, gestresst zu sein?

Tyler: Josh zündet Kerzen an.

Josh: Ja, dann bin ich entspannt. Ich denke allgemein, dass Stress und Ängste heute größer sind als noch vor ein paar Jahren. Zumindest fühlt es sich so an. Jeder ist sehr beschäftigt, jeder vergleicht sich ständig mit anderen. Ich glaube, wenn man ab und zu versucht, seine Online-Zeit etwas einzuschränken, kann das hilfreich sein, um dieses Stressgefühl zu vermeiden.

Tyler: Sich immer mit anderen Leuten vergleichen, das verletzt dich nur, du musst das nicht. Klar, wir neigen alle dazu, uns mit den Menschen in unserem Umfeld zu messen. Und wenn du online bist, erweitert das den Kreis von Personen, mit denen du dich vergleichst. Aber nicht nur im Netz, auch im Alltag allgemein gibt es bestimmte negative Dinge, von denen man sich lösen kann. Man muss einfach versuchen, an den Punkt zu gelangen, wo du zufrieden sein kannst mit deiner eigenen Persönlichkeit.

Ihr wünscht euch in „Stressed Out“, die Uhr zurückdrehen zu können. Wäre das möglich, an welchen Zeitpunkt eures Lebens würdet ihr zurückkehren?

Josh: Ich glaube, Tyler hat diese Frage im Song bereits beantwortet.

Tyler: Genau, zu den „good old days“ würden wir zurückkehren (beide lachen). Ich denke da an meine Kindheit, so im Alter zwischen neun und zwölf. Das war eine tolle Zeit, in einer guten Familie, einem Mittelklasse-Umfeld, jeden Tag war ich mit lustigen Freunden unterwegs – und es gab kein Internet.

Josh: Ich würde an jeden Zeitpunkt gerne zurückkehren, wobei ich mir vornehmen würde, den Moment zu genießen. Denn mein ganzes bisheriges Leben hatte ich eher das Bedürfnis, das nächste Ziel zu erreichen. Einerseits habe ich meine Kindheit und Jugend geliebt. Andererseits wollte ich zum Beispiel als Teenager immer schon Autofahren, das heißt ich habe mir immer gewünscht, schon 16 Jahre alt zu sein. Später war es der Gedanke: Ich will jetzt meine eigene Wohnung, ich will einen Abschluss machen. Also, ich würde vermutlich in das gleiche Alter wie Tyler zurückkehren.

Tyler: Aber dann auch nur für einen Moment. Anschließend würde ich wieder ins Heute reisen, denn ich will all das nicht nochmal machen müssen.

Im Song „Jumpsuit“ geht es um Druck, der auf einem lastet. Spürt ihr heute als populäre Musiker einen größeren Druck als zu Teenager-Zeiten?

Tyler: Ich denke, der Umfang des Drucks ist in etwa gleich, es sind aber verschiedene Arten von Druck. Als Kind machst du Dinge, die dir aus der Erwachsenen-Perspektive eher unbedeutend erscheinen. Doch damals war das für dich eine große Sache.

Heute entsteht der Druck dadurch, dass wir Musik für eine ganze Fanbase machen, für Menschen, denen unsere Arbeit wichtig ist. Und dieser Druck ist vielleicht ein bisschen gewachsen, weil es jetzt mehr Menschen sind, die sich dafür interessieren, was wir machen.

© Warner Music

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Wann habt ihr eigentlich zum ersten Mal realisiert, dass ihr berühmt seid?

Tyler: Wir sind berühmt? (grinst)

Josh: Ich erinnere mich, dass ich einmal mit Tyler irgendwo lang gelaufen bin, er sich zu mir umdrehte und meinte: Sag mal, glaubst du wir sind berühmt? – Ich glaube, dass war der Moment, wo wir uns dem tatsächlich bewusst geworden sind.

Tyler: Es war eigentlich keine besondere Situation, also dass uns jemand auf der Straße erkannt hätte. Sondern ganz plötzlich dämmerte uns das.

Josh: Ich weiß auch nicht mehr, wo und wann das war.

Tyler: Wahrscheinlich in irgendeinem Einkaufszentrum mitten in den USA. Das erste Mal, dass ich uns im Radio gehört habe, war im Autoradio. Ich war mit ein paar Freunden unterwegs und ich fand das sehr aufregend – aber meine Freunde hat es kaum interessiert.

Zum Schluss: Habt ihr abseits der Musik noch besondere, geheime Talente?

Josh: Ich kann diese Wasserflasche sehr schnell austrinken. (nimmt eine Wasserflasche und versucht sie in einem Schluck auszutrinken, wobei er vor Lachen mehrmals stoppen muss). Ups, ich glaube Tyler kann noch viel schneller trinken als ich.

Tyler: Ich bin insgeheim ein großartiger Filmkritiker. Ich gebe meine Meinung zwar nicht so oft preis, doch ich bin überzeugt davon, dass ich Filme hervorragend kritisieren kann.

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