Uschi Glas

Ich sehe überhaupt keine Erfüllung im Nichtstun

Uschi Glas über Medien und Musik, ihre Kosmetiklinie und die Bedeutung von Popularität für ihre Arbeit

Uschi Glas

© Edel Records

… Frau Glas, was lesen Sie normalerweise für Zeitungen und Zeitschriften?
Uschi Glas: Nun, man liest den Stern und sicherlich auch die Bunte, wobei man da manchmal auch nur durchblättert. Ich lese hauptsächlich Tageszeitungen, ich hab die Süddeutsche zu Hause und die lese ich quer, je nachdem wie viel Zeit ist. Man bekommt ja auch schon so viel Informationen über das Fernsehen, ob nun N-TV oder CNN und ich gucke generell viel Nachrichten.

Bekannt geworden sind sie als Schauspielerin, seit ein paar Jahren arbeiten Sie an Ihrer eigenen Kosmetiklinie und vor kurzem haben Sie eine zweite CD veröffentlicht, auf der Sie bekannte deutsche Lieder singen – wie wichtig ist generell bei Ihrer Arbeit der Faktor der Popularität?
Glas: Bei der Arbeit überhaupt nicht, das beeinträchtig meine Arbeit nicht. Popularität ist sicherlich für den Umsatz von Bedeutung. Wenn ein Sender oder Verleih einen Film mit mir macht ist denen natürlich auch meine Popularität wichtig, weil man den Film dann auch gut verkaufen kann. Ich persönlich spüre das aber nicht, Popularität ist ja nichts fassbares und für mich selber ehre unerheblich.

Filme, Kosmetik, Musik, nächstes Jahr wollen Sie auch ein Buch herausbringen, verspüren Sie einen Drang, mit diesen verschiedenen Dingen an die Öffentlichkeit zu gehen?
Glas: Ein Drang ist das nicht, ich empfinde das als Teil meiner Arbeit, genauso wie ich Filme mache, mache ich auch eine CD. Ich empfinde das nicht als Drang, mit etwas nach draußen zu gehen. Natürlich ist jeder Film, den du machst, in gewisser Weise als Drang in die Öffentlichkeit zu sehen, sonst würde man ja nur Heimkino produzieren. Jeder Schauspieler oder jeder Sänger möchte ja, dass ein Publikum da ist.

Und einmal ohne Publikum, ein Rückzug aus der Öffentlichkeit, wäre so etwas denkbar für Sie?
Glas: Nein überhaupt nicht, da denke ich gar nicht dran. Die Öffentlichkeit ist für mich aber auch nicht so präsent. Für mich ist mein Beruf präsent und ich habe überhaupt keinen Spaß daran, nicht zu arbeiten. Es gibt ja Menschen, die sagen, sie möchten ein Jahr lang mal überhaupt nichts tun – ich hingegen sehe überhaupt keine Erfüllung im Nichtstun. Wenn, dann würde ich viele Bücher lesen und vielleicht noch eine Sprache dazulernen. Aber mich interessiert das Nichtstun überhaupt nicht. Und meinen Beruf ausüben zu können bis ins hohe Alter das ist sowieso ein großer Traum von mir.

Wie erklären Sie sich den Autobiographien-Boom der letzten Monate, wo vor allem Personen aus der Klatsch-Presse wie Dieter Bohlen oder Stefan Effenberg in Bestsellerlisten landen?
Glas: Offenbar wollen die Leute das lesen. Und wenn einer wie Dieter Bohlen in den Bestsellerlisten steht muss man das anerkennen, irgendeiner wird sich das schon kaufen und scheinbar ist da Interesse vorhanden. Ich glaube aber auch, dass die Medien insgesamt das beeinflussen, vor allem das Fernsehen, wo immer noch näher an die Menschen herangegagen wird, wo man immer noch mehr wissen will. Dieses voyeuristische wird so weit getrieben, zum Teil ist das wirklich Kinderkram – aber wie gesagt, es interessiert offenbar.

Über den Niveauverlust im Fernsehen sprach ich vor kurzem mit dem politischen Liedermacher Konstantin Wecker, der beklagt, dass für ihn und seine Art Musik Fernsehen kein Platz mehr ist – dafür wird allerdings zwei, drei Mal pro Woche Volksmusik zur Primetime gesendet.
Glas: Na ja, da muss man aber auch einsehen – für den Konstantin Wecker tut mir das leid – dass die Volksmusik halt von sieben Millionen Menschen gesehen wird. Und die schalten ja alle freiwillig ein. Da die Nase zu rümpfen, fände ich einfach falsch. Das wäre ja auch ein Diktat, wenn man sagt, wir schaffen Volksmusik jetzt ab.
Allerdings finde ich, dass gerade die öffentlich-rechtlichen Sender, für die wir ja alle Gebühren zahlen, eigentlich jede Sparte bedienen müssten, also auch eine kleine Sparte wie zum Beispiel bei Konstantin Wecker – das ist deren Auftrag. Ich hoffe auch, dass die irgendwann zu ihrem Auftrag zurück kommen und nicht nur auf die Quote schielen. Schließlich kriegen die doch schon jeden Monat einen Berg von Geld von uns allen.

Sie haben sowohl für die öffentlich-rechtlichen Sender als auch für die privaten gearbeitet – hat das für Sie einen Unterschied gemacht?
Glas: Nein, in der Arbeit nicht, du drehst ja mit einem Team, einer Produktionsfirma, die den Auftrag bekommen hat. Einflussnahme gibt es hin und wieder, dass mal ein Redakteur eine Änderung durchsetzen will, aber letzten Endes ist die Arbeit ziemlich gleich. Für mich ist es halt immer ganz wichtig, dass ich das Drehbuch lese und dann sage: „Jawohl, das mache ich“ oder eben „Nee Leute, bei aller Liebe, aber das geht nun wirklich nicht.“

Wie ist da bei Ihnen das Verhältnis zwischen annehmen und ablehnen von Angeboten?
Glas: Also, bevor Sie einem Film zu guter letzt machen, lehnen sie vorher wahrscheinlich neun ab. Es ist meistens so viel Mist dabei. Für mich ist ganz wichtig, dass ich hinter der Arbeit stehe, das betrifft meine Filme, die CDs …

… die Kosmetik ….
Glas: Ja, wenn jetzt jemand kommt und mich fragt, warum ich denn jetzt Kosmetik mache, dann antworte ich, weil die ist so gut, wie sie nur sein kann und preislich sensationell ist.

Wie kreieren Sie eine Kosmetik-Linie?
Glas: Vor über drei Jahren habe ich damit angefangen, als ich verschiedene Angebote bekommen habe, irgendeine Kosmetik zu bewerben. Aber die waren mir alle von Produkt her einfach nicht gut genug. So etwas bewerben und dann aber zu Hause mit Estée Lauder schminken, das mag ich nicht. Es muss schon die Kosmetik sein, die ich jeden Tag selber nehme. Irgendwann hat man mich gefragt, ob ich nicht selber eine Kosmetiklinie machen würde und zu meinem ersten Meeting habe ich dann einfach eine Tasche voll mit meinen hochwertigsten Präperaten mitgenommen und gesagt, so soll sie sein, meine Linie. Zu guter letzt haben wir dann einen pharmazeutischen Betrieb in Deutschland gefunden und ich weiß, dass diese Produkte richtig gut sind.

Wie verkaufen die sich?
Glas: Super.

Was sind Ihrer Meinung die wesentlichen Gründe für den Erfolg?
Glas: Der Name zählt natürlich schon ein bisschen, aber ich glaube, der macht manche auch misstrauisch, weil viele Leute erst mal sagen „jetzt macht die Glas auch noch Kosmetik“. Aber es ist so, dass viele Leute die Produkte nachbestellen – und das würde niemand machen, wenn es ihm nicht gefallen hätte.

Sie sind nicht mehr im Kino-Bereich aktiv, dennoch vielleicht eine kurze Einschätzung zum deutschen Film im Moment?
Glas: Immer wieder hofft man, dass der deutsche Film mal zu einer Industrie heranwächst, aber das hofft man jetzt schon seit vielen Jahren und es ist scheinbar immer noch nicht soweit. Man hätte auch denken können, jetzt wo Europa mehr zusammenwächst, dass es einmal den europäischen Film gibt, aber ich glaube, dass kann man sich abschminken Ich glaube, es wird beispielsweise immer den deutschen und den französischen Film geben.

Haben wir gute Schauspielerinnen?
Glas: Ja, da gibt es einige, ich finde Hannelore Elsner nach wie vor richtig klasse, auch Iris Berben, Senta Berger oder Ursel Zech. Wir haben da ganz sicher ich einen großen Chor von tollen Frauen.

Sie haben Ihrer aktuellen CD auch eine Karaoke-CD zum mitsingen beigefügt – waren Sie jemals in einer Karaoke-Bar?
Glas: Nein, das hat sich bisher noch nie ergeben.

Hätten Sie Lust darauf?
Glas: Och, warum nicht, wenn man ganz gut drauf ist und es keiner sieht. Angenommen wir hätten eine Mords-Gaudi dann wäre das schon völlig in Ordnung.

Wie verbringen Sie sonst die Abende?
Glas: Also entweder mit Freunden zu Hause oder man geht halt weg, ins P1, wenn’s später ist, oder mal in’s Schumanns in München – da finden sich schon ein paar gute Ecken.

Wie lang sind Sie dann auf den Beinen?
Glas: Das kommt drauf an, wie lustig es ist. Zwanghaft mache ich gar nichts. Es kommt aber auch vor, dass man sich vornimmt um elf zu Hause zu sein und dann wird es plötzlich saulustig und du sitzt um drei Uhr noch in der Bar.

Was läuft bei Ihnen zu Hause für Musik?
Glas: Wenn ich alleine bin und alleine entscheiden darf, dann höre ich wirklich gerne Klassik. Ansonsten passe ich mich eigentlich an, wenn meine Julia irgendwas hört, ist mir das eigentlich egal und früher, wo meine beiden Söhne noch da waren musste ich auch das viele Gewummer mitanhören – da macht man dann aber schon mal die Tür zu.

Gehen Sie auch mal in die Oper?
Glas: Ja, in die Oper gehen wir, Gott sei dank ist meine Julia auch interessiert. Wir haben gerade eine wunderbare Inszenierung in München gesehen von Richard Strauss‘ „Elektra“. Das Bühnenbild war toll, so schlank, so ästhetisch aber auch so sparsam – ganz hervorragend. In Salzburg habe ich dann vor kurzem „Die Hochzeit des Figaro“ gesehen, wo ich aber nur dachte, da wird das Stück vergewaltigt, da gab es zu viel Selbständigkeit des Regisseurs. Der hätte sich vielleicht besser sein eigenes Libretto schreiben sollen mit einem anderen Komponisten, aber den Mozart so zu vergewaltigen, das hat mir nicht gefallen.

Sie wohnen und leben in München, geben dieses Interview in Berlin – wie sehr nehmen Sie die Unterschiede zwischen den beiden Städten war, in Bezug auf Menschen und Atmosphäre?
Glas: Dazu bin ich im Moment immer viel zu kurz in Berlin, immer nur für kleine Visiten. Früher, als ich hier noch Filme gedreht habe in Berlin, da habe ich natürlich nur West-Berlin gesehen – und West-Berlin habe ich heiß geliebt. Aber dieses große Berlin heute habe ich bisher zu wenig geschnuppert. Aber mein Sohn lebt ja seit anderthalb Jahren hier und der fährt total auf die Stadt ab, dem gefällt es unglaublich gut. Ich mag aber mein München gerne, das ist für mich überschaubar, ich kenne da jede Ecke, man kennt jeden Laden, wo man reingeht – das ist sozusagen wie mein Dorf und das liebe ich sehr.

Wie schon angesprochen, werden Sie 2004 ein Buch rausbringen, was können Sie schon darüber erzählen?
Glas: Ich bin fleißig am arbeiten. Ich habe einen Lektor, wie jeder andere Autor auch, schreiben tue ich aber im Moment alleine. Ich bemühe mich sehr, verzweifle auch manchmal dabei – aber mal gucken, wie sich das liest. Ich will ein bisschen meine Lebensgeschichte erzählen, von einem Mädchen, das auf dem Land groß wird und Träume hat.

Unsere Schlussfrage: Das Leben ist ein Comic – welche Figur sind Sie?
Glas: Comic weiß ich nicht. Ich würde sagen, ich bin der Kasperl, also in München meinen wir damit so eine Art Schelm, der einfach ab und zu einen Schmunzler übers Gesicht ziehen lässt. Ich denke, man sollte das Leben auch mit Humor nehmen und alle Dinge ein bisschen mit Ironie betrachten.

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