Mr. Diesel, warum haben Sie eigentlich diesen Film "Riddick – Chroniken eines Kriegers" gedreht? Sie hätten ja auch den zweiten Teil von "XXX" oder "The Fast and the Furios" drehen können.
Diesel: Ja, gute Frage. Ich habe diesen Film gemacht, weil ich die Rolle des Riddick im Film "Pitch Black" sehr gemocht habe. Und die wollte ich fortsetzen. Schon als wir "Pitch Black" gedreht haben, habe ich mir ausgemalt, wie es sein könnte, wenn wir Riddick folgen, weg von diesem einen Planeten, wie würde das Universum aussehen, in das er vorstoßen würde? Ich wollte diesen Film also schon seit fünf Jahren machen. Um im Gegensatz zu "XXX" oder "The Fast and the Furios" war "Riddick" ein Film, den ich das Studio gebeten habe, zu drehen. Und die Rolle des Riddick fand ich gut, der hat im Publikum Zuspruch gefunden. Er ist ja im Wesentlichen ein Anti-Held, ein widerwilliger Held. Er ist nicht perfekt und so was mag das Publikum.
Aber sind nicht viele der Helden, die Sie schon gespielt haben, Anti-Helden?
Diesel: Ich fühle mich auf jeden Fall angezogen von Anti-Helden. Das erlaubt dem Publikum etwas in den Film zu investieren. Wenn eine Figur schon von Anfang an der unverwundbare Superheld ist, dann ist da kein Raum für eine Entwicklung. Und ein Kinozuschauer weiß ja auch, dass er selbst nicht perfekt ist – wenn dann der Held auf der Leinwand ebenso nicht perfekt ist, dann kann er sich schon besser mit dem identifizieren.
Betrachten Sie Ihre Filme denn auch ein bisschen aus der Sicht des Publikums?
Diesel: Ja, ich denke auf jeden Fall auch so, als wäre ich ein Mitglied des Publikums und was für eine Erfahrung der Film für mich wäre.
Und dann identifizieren Sie sich mit so einem Anti-Helden?
Diesel: Ja, ich kann mich mit vielen dieser Unvollkommenheiten identifizieren. Riddick ist ja eine Figur, einer, der sich nicht scheut, zu sagen: es ist mir egal, was in der Welt passiert. Er kennt ja auch nicht seine eigenen Wurzeln nicht, er weiß nicht, wo er herkommt. Es gibt da diese gewisse Zweideutigkeit in seinem Wesen, die er verdeckt. Und er kann nur schwer erkennen, was falsch und was richtig ist, er versucht die Moral ständig neu zu ergründen, auf seine Art und Weise. Meine Mutter hat mir auch irgendwann erzählt, dass ich als kleiner Junge die Moral oft infrage gestellt habe. Und die Filme, die ich bisher gewählt habe, repräsentieren ein bisschen diese Suche nach der Moral, in "Saving Private Ryan", in "The Fast and the Furious" oder auch in "Boiler Room" – das waren für mich immer Rollen, die versuchten zu ergründen, was richtig und was falsch ist.
Das Ende von "Riddick" lässt eigentlich einen dritten Teil, eine Fortsetzung erwarten – wird es die geben?
Diesel: Also, als wir "Pitch Black" zu Ende gedreht hatten, schon bevor der Film in die Kinos kam, habe ich mir gesagt, dass ich die Figur des Riddick noch einmal aufleben lasse. Und es hat eben fünf Jahre gedauert, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Womit kann man sich schon sicher sein im Filmbusiness? Wir hatten eigentlich schon für zwei Riddick-Filme geplant, auch mit einem Ende, das viel gewagter gewesen wäre, als die Studios es normalerweise drehen würden. Ich weiß jedenfalls, wie ein nächster Film aussehen müsste – aber vielleicht bin ich da auch der Einzige.
Bald drehen Sie ja die Verfilmung von "Hannibal".
Diesel: Oh, wo Sie "Hannibal" erwähnen – das ist ein Film, darüber könnte ich jetzt stundenlang reden.
Sie spielen wieder einen Helden?
Diesel: Ich weiß nicht, Hannibal der Eroberer, würde man den einen Helden nennen? Ich arbeite jedenfalls schon jetzt jede Woche viele Stunden daran. Das wird ein riesiges Ding, ein Traum. Und genauso war auch "Riddick" ein Traum für mich zu drehen, über diese Mythologie, die zu einem Publikum spricht, dass so eine Mythologie eigentlich gar nicht kennt … sondern vielleicht viel lieber Eminem hört, oder so.
Aber all das, was Sie nun in Bezug auf Riddick erklärt haben – wird das das Publikum überhaupt erreichen?
Diesel: Also, du kannst einen Film immer nur so gut machen, wie du es halt kannst. Du versuchst immer, für den Zuschauer daraus ein Erlebnis zu machen. Das ist immer eine sehr schwierige Aufgabe – und bei "Riddick" hat mir das sehr viel abverlangt.