Wesley Snipes

Ich bekam alle Gefängnis-Drehbücher!

"The Expendables 3" ist für Wesley Snipes der erste Film, nachdem er eine Zeit lang im Gefängnis saß. Im Interview spricht er über muskelbepackte Action-Helden, abgelehnte Drehbücher, einen Tritt gegen Sylvester Stallone und sein Vorbild Tom Jones.

Wesley Snipes

© 20th Century Fox

Herr Snipes, bei so vielen Action-Helden am Set von „The Expendables 3“, gab es da eine gewisse Art von Wettstreit untereinander?
Snipes: Nein, nur einen gesunden Wettstreit, immer fit zu sein und sich nicht allzu sehr in einer Szene des Films zu verlieren.

Was war Ihre erste Reaktion, als Sie das Angebot bekamen, bei diesem Film mitzumachen?
Snipes: Yes, let’s go!

Ist dieser Film für Sie ein guter Einstieg als Comeback?
Snipes: Ich war ja nie weg! (lacht) Aber ernsthaft, es war tatsächlich eine perfekte Gelegenheit, um wieder ins Geschäft zu kommen, die Fähigkeiten wieder aufzufrischen und wieder in den Rhythmus des Filmgeschäfts zu gelangen. Und jetzt freue ich mich auch schon auf den nächsten Film, den ich machen werde: „Chronicles of the Mayan Tunnel“, eine Art Fantasy-Abenteuerfilm, bei dem es um die Erbauung der größten Stufenpyramide der Maya-Kultur in Peru geht. Meine Rolle hat alle Facetten der schauspielerischen Arbeit zu bieten, die ich liebe: Drama, Independent-Kino und auch ein bisschen Comedy.

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Ich bekam alle Gefängnis-Drehbücher! Und ich habe sie alle in den Müll geworfen!

Wesley Snipes

War es Ihre Idee, im Film einen kurzen, dezenten Gag über Ihre Steuerhinterziehung einzubauen, für die Sie bis 2013 zwei Jahre im Gefängnis gesessen haben?
Snipes: Nicht exakt, die Szene stand am Anfang auch noch etwas anders im Drehbuch. Aber als ich es las, dachte ich: Das ist cool, lass uns doch einen kurzen Spaß daraus machen, in der die fiktive und reale Doppeldeutigkeit der Aussage erkennbar wird.

Ohnehin gibt es direkt zu Beginn von „Expendables 3“ eine deutliche Anspielung auf Ihre jüngste Vergangenheit, weil Sie im Film spektakulär aus dem Gefängnis befreit werden. War das ein schwieriges Thema?
Snipes: Nein, das hat mich nicht belastet. Erst recht nicht im Vergleich zu den Filmangeboten, die mir im Laufe dieser Zeit zugesandt wurden! Ich glaube, ich habe jedes Drehbuch angeboten bekommen, in dem es eine Anspielung auf Gefängnisse gibt, oder in dem ein Typ ins Gefängnis muss. Mal war es ein Sänger, der im Gefängnis saß, mal einen Undercover-Polizist, der verdeckt als Gefangener ermittelt – sogar ein Priester in Gefangenschaft war dabei. Ich hatte sie alle! Und ich habe sie alle in den Müll geworfen!

Mel Gibson sagt, dass er sehr viel trainieren musste, um fit für die Dreharbeiten von „The Expendables“ zu sein. Haben Sie sich vorher auch ein hartes Trainingsprogramm auferlegt?
Snipes: Ich versuche mich grundsätzlich immer fit zu halten, aber ich habe natürlich auch meine Schlachten mit Chocolate-Chip-Cookies und Apfelkuchen zu schlagen, die ich leider regelmäßig führen muss und die ich ziemlich oft verliere (lacht). Grundsätzlich ist mein Lebensstil aber sehr darauf fixiert, fit zu bleiben. Ich mache beinahe täglich Kampfsport,dazu kommt Workout, alles von Yoga über Pilates bis hin zur Gymnastik.

Wie sind denn Ihre Fähigkeiten im Umgang mit dem Wurfmesser, mit dem Sie sich im Film den Bart abrasieren?
Snipes: Eigentlich recht gut! Ich hatte die Ehre, mich mit verschiedenen philippinischen und indonesischen Wurftechniken vertraut machen zu dürfen. Aber man sollte ohnehin niemals einen Mann unterschätzen, der auch nur über Wurfmesser spricht (lacht)!

© Wesley Snipes

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Ist Ihnen eine besonders aufregende Szene während des Drehs in Erinnerung geblieben?
Snipes: (Überlegt) Ich glaube, das war die Szene im Helikopter. Das war nämlich das erste Mal, bei dem fast alle von uns zur gleichen Zeit am Set waren. Ich hatte Harrison Ford vor mir, Arnold (Schwarzenegger) schaute mir über die Schulter, Antonio Banderas stand neben mir, die ganzen jungen Schauspieler saßen auf dem Boden des Hubschraubers und ich dachte mir nur: Wow! Ich hoffe bloß, dass dem Hubschrauber mitsamt den Insassen jetzt nichts passiert!

Sie sind ja bekannt dafür, ein guter Karate-Kämpfer zu sein. Gab es Momente während der Dreharbeiten, wo Sie sich gerne mal mit den Kollegen geprügelt hätten?
Snipes: (Lacht laut) In so mancher Nacht gab es die, aber ich habe niemals darüber geredet!

Stallone und Schwarzenegger verkörperten einst den muskelbepackten Helden. Ist das inzwischen eine aussterbende Spezies? Würde ein Film wie „Rambo“ heute noch so gut funktionieren?
Snipes: Stallone hat tatsächlich etwas davon erzählt, dass sie noch einen neuen „Rambo“-Teil drehen werden. Aber was die Leute manchmal vergessen ist ja auch, dass die Welt sich stetig weiter öffnet und die unterschiedlichsten Kulturen sich über den ganzen Planeten verbreiten. Dadurch gibt es auch Filmgenres, die für manche Regionen etwas völlig Neues sind. Und in manchen Teilen der Welt mag man diese Testosteron-gesteuerten, maskulinen Männerfilme eben sehr gerne, wohingegen sie in anderen Ländern verpönt sind. Ich persönlich mag dieses Körperliche, aber gleichzeitig auch die Romantik in Filmen – vielleicht liegt es daran, zu welcher Zeit und an welchen Orten ich aufgewachsen bin. Wenn Antonio Banderas Tango tanzt, ist das für mich wie Martial Arts, da stehe ich drauf!

Der draufgängerische Macho-Held ist im Film also kein endliches Phänomen?
Snipes: Ich glaube, dass hängt davon ab, von wo aus man es betrachtet. In Russland steht man total auf den Helden vom „Blade“-Typus (im gleichnamigen Film von Wesley Snipes gespielt, d. Red.), viel mehr als beispielsweise auf den Vampir-Typus von „Twilight“. Und auch Spiderman ist nicht die große Nummer in Russland. Dadurch aber habe zumindest ich mittlerweile eine große Fanbase in Kasachstan!

In „The Expendables“ geht es auch um die Rivalität zwischen alten und jungen Superhelden. Zu welcher Kategorie würden Sie sich zählen?
Snipes: Zu den jungen Superhelden natürlich!

War es ein besonderes Gefühl, 21 Jahre nach „Demolition Man“ wieder mit Stallone vor der Kamera zu stehen?
Snipes: Also, wir hatten immer mal wieder die Idee, einen Film im Stil von „Demolition Man“ gemeinsam zu machen. Vielleicht fühlt es sich deswegen nicht so an, als ob das schon 21 Jahre her ist. Das war wahrscheinlich mein erster großer Actionfilm und ich war noch ziemlich grün hinter den Ohren und total aufgeregt. Ich hatte auch noch keine Ahnung davon, wie man sich in einem Actionfilm verhält, mit dieser Theatervergangenheit, die ich mitbrachte.

Hatten Sie damals Angst vor Stallone?
Snipes: Nein, aber es kam es zu dieser Kampfszene zwischen mir und Stallone, wo ich seine Filmfigur Detective John Spartan mit einem Tritt gegen die Wand katapultieren sollte. Die ausgearbeitete Choreographie dafür hatte ich natürlich im Kopf, aber ich dachte: Sly ist Rocky! Sly ist Rambo! Also gab ich ihm einen Spinning-Back-Kick und trat ihn mit voller Kraft gegen die Wand. Stallone sagte dann zu mir: „Okay, sehr gut, Mr. Karateman! Aber du brauchst den Tritt in meine Richtung nur anzu deuten, ich schmeiße mich dann selbst gegen die Wand, du darfst mich dabei nicht physisch berühren!“ Ich dachte nur: Oh mein Gott, jetzt werde ich bestimmt gefeuert! Aber dann war alles nur halb so schlimm, glücklicherweise.

Wer hat in Ihrer Jugend Ihre Auffassung von Maskulinität geprägt?
(Überlegt lange) Also die coolsten Typen auf dem Planeten waren für mich Errol Flynn – das war ein großer Einfluss für mich – , James Brown und Tom Jones. Tom Jones war für mich der Inbegriff von Maskulinität! So wie der auf die Bühne trat, mit halboffenem Hemd und die Frauen reihenweise in Ohnmacht fielen oder anfingen zu kreischen – das war genau mein Ding!

Wesley Trent Snipes wurde im Juli 1962 in Orlando, Florida geboren und wuchs auf den Straßen der Bronx in New York auf. Nach Abschluss der High School in Orlando studierte Snipes an der University of New York at Purchase und spielte in kleinen mehr

Ein Kommentar zu “Ich bekam alle Gefängnis-Drehbücher!”

  1. Michael Grun |

    Wie geht es ihnen heute ich habe alle FILME von Ihnen gesehen warum haben sie sich geändert ich hoffe sie werden wider so wie sie einmal waren bitte auf Deutsch antworten Gruß Michael

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