Herr Wiedemann, Herr Berg, „Das Bild unseres Landes wird in aller erster Linie durch das bewegte Bild geprägt,“ so stand es Mitte Dezember in einer Erklärung der Allianz Deutscher Filmproduzenten. Liegt Ihre Motivation, einen ZDF-Dreiteiler, wie „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“ zu produzieren auch darin, dieses „Bild unseres Landes“ mit zu prägen?
Quirin Berg: Absolut. In unserer Wahrnehmung, in unserem Wissen und unserem Verständnis von Geschichte und Gesellschaft sind wir alle massiv von den Dingen geprägt, die wir im Fernsehen sehen. Ob sie nun in einem fiktionalen oder einem dokumentarischen Zusammenhang stehen, wir machen uns dadurch von vielem ein Bild. Also haben wir als Filmemacher die Chance und die Aufgabe, Bilder zu kreieren, die unsere eigene Geschichte lebendig halten. Deshalb waren wir sehr glücklich, als die Produzentin Gabriela Sperl mit „Tannbach“ zu uns kam.
Das heißt, History-Events sollen heute das schaffen, was jahrzehntelang „Wetten, dass..?“ zugeschrieben wurde – ein generationsübergreifendes TV-Erlebnis?
Berg: Ja, „Tannbach“ kann als großer Mehrteiler mehrere Generationen vor dem Fernseher versammeln. Gabriela Sperl hat Kinder, die in den Zwanzigern sind. Sie hat erzählt, dass für sie diese direkte Nachkriegszeit noch absolutes Neuland gewesen ist. Wir hoffen, dass wir dazu anregen, sich Gedanken über dieses bestimmte Stück deutscher Geschichte zu machen und darüber in der Familie zu sprechen. Und das ZDF möchte natürlich zum Jahresanfang etwas Besonderes liefern. Wir haben uns bemüht, mit „Tannbach“ genau das zu leisten.
Es fällt auf, dass sich „Tannbach“ um eine ausgeglichene Sichtweise auf die früheste Zeit der deutschen Teilung nach 1945 bemüht. Die sich zunehmend profilierenden Ideologien werden weniger gegeneinander ausgespielt, sondern durch individuelle Lebensläufe erzählt.
Max Wiedemann: Uns war es sehr wichtig, einen Film aus der Sicht der Menschen und ihres Wissensstandes von damals zu machen. Heute können wir anders über diese Zeit reflektieren, weil wir wissen, was später noch alles passiert ist. Aber man darf nicht vergessen, dass damals logischerweise aus dem Moment heraus gelebt und entschieden wurde. Viele Menschen sind mit großer Kraft und positiver Energie für neue Gesellschaftsformen und Lebensansätze eingetreten, auch um die Nazizeit und die Verbrechen ein für allemal hinter sich zu lassen.
Um den von Nico Hoffmann produzierten ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ gab es vor knapp zwei Jahren heftige Kontroversen. Er wurde als zum Teil tendenziös und historisch inkorrekt kritisiert. Hat das Ihre Produktion im Vorfeld beeinflusst?
Berg: Nein, wir haben uns da wirklich frei gemacht. Ich finde, „Unsere Mütter unsere Väter“ ist wirklich grandioses Fernsehen und natürlich ist man in seiner Wahrnehmung, in seinen Entscheidungen immer die Summe der Dinge, die man gesehen, erlebt und aufgenommen hat. Aber bewusst haben wir uns an keinem anderen Format orientiert.
Wiedemann: Unsere Co-Produzentin Gabriela Sperl ist ja auch Historikerin und dem „Tannbach“-Thema sehr verbunden. Bei allen historischen Stoffen, wie zuletzt bei „Die Spiegel Affäre“, ist es ihr und uns sehr wichtig, keine Tatsachen zu verfälschen. Natürlich muss man fiktionalisieren, verdichten, um zu emotionalisieren. Aber es ist auch wichtig, nicht der Dramaturgie zuliebe Dinge zu erzählen, die historisch falsch sind.
Hat die Auszeichnung für „Unsere Mütter, unsere Väter“ mit dem Emmy im November letzten Jahres der deutschen TV-Produzentenlandschaft Auftrieb gegeben?
Berg: Es erhöht wohl eher die Wahrscheinlichkeit, dass kein deutsches Format in den nächsten zwei Jahren bei diesem Preis berücksichtigt werden wird. (lacht) Nein, der Emmy ist natürlich eine motivierende, tolle Wertschätzung für große Qualitäten, die das deutsche Fernsehen hat.
Wiedemann: Es ist auch wichtig, sich immer wieder klar zu machen, was der Öffentlich Rechtliche Rundfunk in Deutschland uns ermöglicht. Gerade im Vergleich zu dem, was man aus dem Free-TV anderer Ländern kennt: Es ist ein großes Privileg, solche historischen und gesellschaftlich wichtigen Produktionen realisieren zu können. Bei aller Kritik, die das deutsche Fernsehen, manchmal zu Recht, manchmal aber auch zu Unrecht erfahren muss – ich finde, es ist besser als sein Ruf.
Aber wenn man die Qualität US-amerikanischer Serien sieht, die von privaten Sendern wie HBO produziert werden, muss man sich fragen, ob in der Entwicklung des finanziell abgesicherten deutschen Staatsfernsehens nicht Jahrzehnte verschenkt worden sind.
Wiedemann: Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Der Nachteil von einer privatwirtschaftlich getriebene Fernsehlandschaft ist eben, dass sie Qualität nicht mehr als höchstes Gut anstrebt, auch wenn das Beispiel HBO zeigt, dass Qualität und Wirtschaftlichkeit durchaus miteinander einhergehen können. Was da aus den USA an Serien im Pay-TV-Bereich und jetzt auch im Online-Serien-Bereich kommt, ist schon großartig. Der Öffentlich Rechtliche Rundfunk hat zwar den Vorteil eines öffentlichen Auftrags, der eigentlich nicht quotenabhängig sein sollte. Aber trotzdem braucht man auch dort eine gewisse Zuschauermasse, damit man die hohen Kosten, die mit so einem Programm verbunden sind, auch rechtfertigen kann.
Heißt das, der Druck, mit einem staatlichen TV-Programm vermeintlichen Sehbedürfnissen zu entsprechen, erzeugt in der Summe zwangsläufig Durchschnitt, während sich Qualität auf dem freien Markt durchaus rechnen kann?
Berg: Naja, man muss schon auch sagen, dass viele der großen gelobten HBO-Serien eigentlich ein Nischenprogramm sind. Aber weil der amerikanische und erst recht der englischsprachige Markt um ein vielfaches größer ist, rechnet sich diese Nische eben. Auch Top-Serien in den USA laufen zum Teil nur mit zwei bis vier Millionen Zuschauern. Wenn man das in Relation zu den Einwohnerzahlen setzt, entspricht das in Deutschland einer Zuschauerzahl zwischen einer halben und einer Million. Das wirkt sich natürlich auf die Finanzierbarkeit aus. Es schadet sicher nichts, wenn das deutsche Fernsehen mehr Mut entwickelt, auch die Nische möglich zu machen und Sachen zu produzieren, die nicht auf Quote zielen. Vielleicht begeistern die nur eine kleine Zielgruppe, hätten aber eine große Strahlkraft. Ich glaube, da sind alle Sender auch dran und hellwach. Alles was dazu beiträgt, dass die Sender ihre Entscheidungen jetzt rasch, konsequent und mutig treffen, ist ein Gewinn für die Zuschauer und die Produzentenlandschaft.
Wir haben die Aufgabe Bilder zu kreieren, die unsere eigene Geschichte lebendig halten.
Was halten Sie davon, dass jetzt „Babylon Berlin“ als Co-Produktion von X-Filme, des Pay-TV-Senders Sky und der ARD entsteht? Ist das nicht ein Fall von staatlicher Quersubventionierung eines rein kommerziellen Unternehmens?
Wiedemann: Das ist letztlich eine Win-win-Situation und ein spannender Weg, ein Programm zu ermöglichen, das allein auf der einen oder anderen Plattform nicht möglich gewesen wäre. Ich sehe hier auch die Möglichkeit, neue Allianzen zwischen den bekannten Verwertungspartnern zu finden. So eine Kooperation mit einem On-Demand- oder Pay-TV-Anbieter kann auch eine ganz andere Markenbildung schaffen und dadurch für alle, die das Produkt später auswerten, nur von Vorteil sein.
Berg: Man darf ja auch nicht vergessen: Wenn wir uns amerikanische oder internationale Serien und Filme anschauen, dann laufen die ja auch zuerst im Pay-TV. Ich finde es falsch, jetzt zu fragen: „Moment, wer finanziert da eigentlich wen?“ nur weil das eine deutsche Produktion ist. Es spricht alles dafür, zu sagen: Bevor wir noch eine internationale Serie kaufen, die dann erst im Pay-TV, später im Free-TV laufen würde, sind wir doch lieber maßgeblich dabei und machen ein deutschsprachiges Produkt, das international wettbewerbsfähig ist, dass in Deutschland begeistern kann und die Chance hat, ein Leuchtturm zu sein. Ich kann all die Skepsis da ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.
Sie haben schon vor zwei Jahren mit dem Pay-TV-Sender TNT-Serie zusammengearbeitet, allerdings ohne öffentlich-rechtliche Beteiligung.
Berg: Ja, bei unserer Serie „Add a Friend“. Das war der erste Schritt, eine wegweisende und mutige Bewegung von TNT. Sie wurde noch im kleinen Rahmen realisiert, fand aber ein großes Echo. Das hat eine Tür geöffnet, die jetzt eben immer weiter aufgeht, unter anderem durch so ein Projekt wie „Babylon Berlin“. Und ich bin sicher, dass da noch einiges folgen wird, auch wenn ich das Volumen deutscher Eigenproduktionen, dass fürs Pay-TV realistisch ist, erst mal nicht überschätzen würde.
Stichwort „Internationale Auswertung“: Ist die für Sie im TV-Bereich eher möglich, als im Kino? Ihr Thriller „Who am I – Kein System ist sicher“ wird in den USA wohl kaum im Kino laufen, soll aber dort ein englischsprachiges Remake bekommen.
Berg: Nicht-englischsprachiges Kino hat es in den USA grundsätzlich schwer. „Who am I“ haben wir für das deutsche Publikum gemacht und hier hatten wir im Kino eine Dreiviertelmillion Zuschauer, das hat uns sehr gefreut. Das ist für eine Nicht-Komödie, für eine Nicht-Literaturverfilmung eine tolle Zahl.
Wiedemann: Eine „Nicht-Komödie“ ist für uns eben auch ein interessantes, tolles Genre. (lacht)
Berg: Absolut. Und wir freuen uns sehr, dass auch die US-Studios ein großes Interesse an diesem Stoff hatten. Warner hat sich durchgesetzt und die Remake-Rechte von uns erworben. Aber ob es dann wirklich produziert wird, ist eine andere Frage. Da wird, wie bei uns und in jedem Studio, in jedem größeren Produktionshaus, sehr viel entwickelt, aber nicht alles umgesetzt. So oder so – die Nachricht an sich ist schon mal sehr erfreulich.
In den USA werden fremdsprachige Filme in englischer Synchronisation nicht angenommen. Aber englisch untertitelt hatten Filme wie „Lola rennt“ und auch Ihre Produktion „Das Leben der Anderen“ dort doch mindestens Achtungserfolge.
Berg: Dazu muss man sagen, dass wir mit „Who am I“ einen Film machen wollten, der wirklich ein größeres Publikum im besten Sinne unterhält. Wenn man die Unterscheidung zwischen Arthouse und Popcorn machen will, dann ist „Who am I“ sicher eher ein Popcorn-Film. Wenn aber so ein deutscher Film in den USA läuft, dann wird er allein aus dem Grund, dass er mit Untertiteln läuft, schon als Arthouse-Film wahrgenommen. Für die genannten Beispiele hat das sehr gut funktioniert. „Who am I“ wäre aber in das Arthouse-Segment gerutscht, obwohl er da eigentlich nicht hingehört.
Um noch einmal auf die zu Beginn zitierte Erklärung der Allianz Deutscher Filmproduzenten zurückzukommen: deren Anlass war die drohende Kürzung der Fördermittel des DFFF um 10 Millionen Euro. Warum wird angesichts der über 200 Millionen Euro, die jährlich in die Filmförderung fließen, so sehr um diese 10 Millionen gefeilscht?
Wiedemann: Weil diese Kürzung das falsche Signal wäre. Der DFFF ist ein absolutes Erfolgsmodell. Man muss sich nur anschauen, wie viel Geld da wieder zurückkommt, wie viele Produktionen der DFFF wirklich belebt hat. Das gilt für deutsche Produktionen, aber auch für internationale, die hier herkommen und das professionelle Niveau unserer Crews gesteigert haben. Eine Kürzung könnte die Planungssicherheit aus der Branche rausnehmen, die besonders spielentscheidend ist. Man muss ja auch mal überlegen, wo das ganze herkommt. Die Aufschwungbewegung des deutschen Films kam zu einer Zeit, in der Filmfonds eingeführt wurden. Auf einmal war es möglich, privat über steueroptimierte Modelle in Filmproduktionen zu investieren.
Sehr oft wurde das aber in Produktionen investiert, die qualitativ unzureichend waren. In Hollywood erfand man dafür das Wort vom „Stupid German Money“.
Wiedemann: Damals ist sehr viel in Schmarrn investiert worden, auch in den USA, keine Frage. Aber diese Fonds kamen eben auch sehr stark der deutschen Filmbranche zugute und so konnten höherwertige Produktionen realisiert werden, die dann auf einmal auch im Ausland erfolgreicher wurden. Das Modell wurde 2005 abgeschafft, zwei Jahre später sprang der DFFF in die Lücke. Wenn man den jetzt reduzieren würde und dadurch wichtige Finanzierungsbestandteile wegbrächen, hieße das, dass man eine Aufbauarbeit von über zehn Jahren am deutschen Film kaputtmachen würde.
Der Bundesrat hat nun am 19.12. eine Rücknahme der Kürzung empfohlen.
Berg: Das wird dann zum Teil eben auch eine parteipolitische Diskussion. Für uns ist es in der Sache wichtig, dass der deutsche Film weiter Unterstützung in der bisherigen Höhe bekommt. Wiedemann: Man kann dafür den wirtschaftlichen Nutzen des DFFF ins Feld führen, aber auch unter kulturellen Aspekten ist der DFFF besonders effizient und kommt zudem der breiten Masse zugute.
Sie haben eben auch die viel beschworene Professionalisierung des deutschen Films durch die Förderung internationaler Produktionen angeführt. Ist das Knowhow deutscher Beleuchter oder Aufnahmeleiter vor zehn Jahren so viel schlechter gewesen?
Berg: Was die handwerkliche Seite des Filmemachens angeht sind wir insgesamt sowieso auf einem sehr hohen Niveau in Deutschland. Aber trotzdem trägt jeder gut gemachte Film dazu bei, dass die Leute, die daran arbeiten, sich weiterentwickeln. Filmemachen ist ein ständiger Lernprozess.
Die Qualität der Drehbücher wird hingegen nach wie vor allgemein beklagt. Wie entwickeln Sie Ihre Drehbücher?
Wiedemann: Wir sind in der Firma relativ breit aufgestellt, weil uns sowohl das Fernseh-, als auch das Kinogeschäft gleichermaßen begeistern. Und diese breite Aufstellung gibt uns etwas mehr Freiraum, den einzelnen Projekten auch ausreichend Zeit in der Entwicklung zu ermöglichen. Es ist allerdings ein strukturelles Problem in Deutschland, dass es viele Produktionsfirmen gibt, die sehr klein sind, die oft nur von einem einzigen Projekt abhängen. Viele von denen realisieren nur einen Kinofilm pro Jahr und da fällt die Entscheidung schwer, ob dieser Film erst nächstes oder übernächstes Jahr realisiert wird, weil das Buch noch nicht fertig ist. Das muss dann möglichst bald produziert werden, aus einem rein existentiellen Grund.
Und weil deren Förderung oft auch einen Kinostart impliziert, drängen viele deutsche Filme auf den Markt, die dort rein qualitativ gar nicht bestehen können.
Wiedemann: Eine gewisse Anzahl an Produktionen ist sicher notwendig, denn letztlich kann niemand im Vorfeld sagen, welcher Film erfolgreich wird und welcher nicht. Das ist in den USA nicht anders. Aber wir müssen uns die Frage stellen, wie viel Masse der Markt braucht, um eine vielfältige Kinokultur von Arthouse bis Popcorn zu gewährleisten und ab wann es zu viele Filme im Markt gibt.
Was würde die Lage der Produzenten in Deutschland verbessern?
Wiedemann: Es ist ja nicht so, dass mit deutschem Kino kein Geld verdient würde. Aber die Erlöse werden meistens unter den Verwertungspartnern aufgeteilt und kommen nicht mehr beim Produzenten an, oft auch bei Filmen, die beispielsweise eine Million Besucher erreicht haben. Die werden in der Branche gemeinhin als Erfolg gefeiert, während sich die Produzenten mit den Deckungsbeiträgen zufrieden geben müssen, die durch die Herstellung erwirtschaftet werden. Wenn die Produzenten am Erfolg der eigenen Filme wieder mehr verdienen würden, wäre die Chance größer, dass man sich auch wieder mehr Zeit lässt, etwas weniger produziert, um dann wieder eine höhere Qualität im Fokus zu haben.
Die Eintrittspreise der Kinos sind seit 2007 etwa um ein Drittel gestiegen und liegen nun im Schnitt etwa 8 Euro. Wie viel davon landet zur Zeit real beim Produzenten?
Wiedermann: Das mag einem Normalbürger absurd vorkommen, aber wir versuchen gerade über die Produzenten-Allianz Regelungen zu finden, dass zumindest 50 Cent pro Kinokarte beim Produzenten landen. Das zeigt, wie weit die Schere da auseinander geht.
Berg: Und starke Produzenten sind eben nötig, um eine saubere und auch mal länger dauernde Entwicklung zu ermöglichen. Das ist der Schlüssel zu jedem guten Projekt.
Eine letzte Frage: Sie sind auch Mitglieder in der Europäischen und britischen Filmakademie. Worüber wird in diesen Kreisen diskutiert? Gibt es die Probleme der deutschen Filmbranche auch in anderen europäischen Ländern?
Berg: Dort, wo es aufgrund der Sprache nur um ein lokales Produkt geht, konzentriert sich natürlich die Diskussion auf die Bedingungen in dem jeweiligen Markt, denn alles, was den Weltvertrieb angeht, was an Erlösen im Ausland zu generieren ist, bleibt dort in der Regel überschaubar. Daher gibt es in all diesen Märkten ähnliche Tendenzen. Frankreich greift da sehr regulativ ein, Deutschland weniger. Aber der Druck ist in allen nicht-englischsprachigen Ländern ähnlich.
Wiedemann: Absolut. Wir sehen aber auch durch unsere Kollegen, wie hoch in anderen Territorien die Margen sind, was man pro Film im Fernsehen verdient, um als Produzent seine Firma, seine Entwicklung zu bezahlen. Und so neidvoll man im Ausland manchmal auf unser Fördersystem und den vergleichsweise gut finanzierten Öffentlich Rechtlichen und privaten Rundfunk blickt, so gering sind die Margen. Da begegnen einem ausländische Kollegen wirklich manchmal mit Unverständnis, wie man bei der Größe des Marktes so wenig verdienen kann. Der Kostendruck der Sender ist schon enorm und von alleine wird sich dieser aufgrund der oligopolhaften Strukturen nicht ändern. Hier besteht Regulierungsbedarf, damit in einer insgesamt gesunden und wachsenden Industrie nicht die Produzenten, die Kreativen und Teammitglieder auf der Strecke bleiben.