Am 23.03. fand in Mainz wieder eine ZDF-Pressekonferenz statt, es war die erste in diesem Jahr. Hier gibt es die Video-Aufzeichnung.
Auf dem Podium standen ZDF-Intendant Thomas Bellut und ZDF-Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme. Die ersten 15 Minuten informierten diese ihrerseits (siehe im Detail auf zdf.de), anschließend konnten die Journalisten Fragen stellen. Anwesend waren nur zwei Journalisten: Werner Lange, freier Medienjournalist und ich. Alle Fragen konnten gestellt werden.
- Erwähnenswert:
– Daran, dass das Programm von ZDFneo größtenteils aus Wiederholungen besteht (genaue Zahlen folgen), kann Marlehn Thieme „nichts Verwerfliches“ finden. Thomas Bellut fordert dafür sogar ein Lob ein: „Sie sollten uns eigentlich loben dafür, wie geschickt wir die Programmvorräte der ZDF-Gruppe nutzen um sie dort bei Neo nochmal anzuwenden.“
Eine weitere Äußerung von Frau Thieme lässt den Schluss zu, dass sie das Wiederholungsaufkommen in ZDFneo (gemeint ist der TV-Sender, NICHT die Mediathek) als Angebot an Menschen sieht, die Sendungen zu einem anderen Zeitpunkt sehen möchten. „Das ist doch die Entwicklung, die wir nehmen, dass Menschen zeitversetzt die Dinge sehen. Lineares Fernsehen hat seine ganz große Berechtigung.“
– „Bares für Rares“ ist laut Thomas Bellut „eines der jüngsten Programme“ im ZDF.
– Thomas Bellut begründet das hohe Krimi-Aufkommen im ZDF u.a. damit, dass Krimis „hoch-wiederholbar sind“.
– Wenn Rentnern ohne TV- oder Radiogerät die Rente für den Runfunkbeitrag gepfändet wird, ist dies nach Ansicht von Thomas Bellut „rechtens“. Zitat: „Es gibt klare Regeln, beim Erheben und Einziehen des Beitrags, das ist auch rechtstaatlich mehrfach überprüft worden. Es gibt auch Ausnahme-Regelungen für Bedürftige, die freigestellt werden können von den Beiträgen. So gesehen gibt es Regeln um soziale Härten zu vermeiden.“
– Thomas Bellut verspricht, ab Herbst die Diskussion um den Rundfunkbeitrag „auch auf dem Sender“ zu führen.
– Thomas Bellut begründet die Absetzung der Serie „Das Pubertier“ nach nur sechs Folgen mit den Worten: „Es ist doch die Frage, ob man so etwas unendlich perpetuieren kann.“
– Update 03.04. Da es eine Uneinigkeit gab bzgl. des Neo-Anteils im Programm von ZDFneo habe ich das Programm in KW12 vollständig ausgewertet.
+++ Im Folgenden die PK im kompletten Wortlaut.+++
Herr Bellut, laut Eigenbeschreibung ist ZDFneo ein „Innovationsmotor für die Programmfamilie“ wo „neuartige Erzählweisen“ getestet werden, wo „überraschende Formate“, „mutige Fiction“ präsentiert werden und wo „junge Fernsehtalente weiterentwickelt“ werden. In dieser Woche (KW 12) findet man dort im Programm drei Stunden pro Tag „Bares für Rares“, am heutigen Freitag sogar vier einhalb Stunden, jeden Tag laufen alte Columbo-Folgen, die heutige ist von 1974, es laufen jeden Tag zur Primetime Krimi-Wiederholungen, außerdem Wiederholungen von Dokus, Kochshows usw. Genau 2 Formate sind originär ZDFneo, wovon eins (Neo Magazin Royale) auch im ZDF-Hauptprogramm zu sehen ist.
Meine Frage: Warum erhalten Sie, auf Kosten der Gebührenzahler, ZDFneo als Wiederholungsplattform? Könnte man nicht den Sender schließen und die verbliebene Quizshow mit Nelson Müller woanders senden, zum Beispiel auf 3sat?
Bellut: Es sind nicht zwei Formate die originär ZDFneo sind, gestern Abend hatten wir einige Formate… – ich kann das jetzt nicht durchzählen. Ich habe nochmal gesagt, daran erkennen Sie, wie sparsam wir agieren. Wir bieten natürlich Programme wieder an, die schon im Hauptprogramm gelaufen sind, können Sie aber dort auf ein jüngeres Publikum zuschneiden. Wir beginnen nach und nach auch Serien zu produzieren, es laufen schon einige. Ihre Zahl ist eindeutig falsch, wir können das verifizieren. Wir haben mehr Eigenproduktionen für Neo.*** Aber da gibt es irgendwann auch eine Budget-Begrenzung.
Das heißt, diese Mischung aus Wiederholung und Neuprogramm hat Neo in der Tat schon ein eigenes Gesicht gegeben und der Erfolg spricht für sich. Das müssen Sie auch berücksichtigen, Neo liegt im Augenblick bei 3,1 Prozent, bei jüngeren bei 2,6 – ich glaube, diese Erfolgsspur spricht für sich. Sie sollten uns eigentlich loben dafür, wie geschickt wir die Programmvorräte der ZDF-Gruppe nutzen um sie dort bei Neo nochmal anzuwenden. Und je stärker der Kanal ist, desto mehr kann man dann überlegen, ob man Erstausstrahlungskapazitäten vom Hauptprogramm auch auf Neo verschiebt. Wir arbeiten dran. Das ist Handwerk. Aber das kann man nur dann beurteilen, wenn man dieses Geschäft schon länger macht. Man kann nicht auf einen Schlag 100 Millionen auf dieses Programm setzen, das Geld ist nicht da. Wir haben aber den Etat für Eigenproduktionen langsam erhöht. Und wir haben Plattform-Redaktionen, wenn das kleine Fernsehspiel produziert, denkt es auch gleich immer an Neo. (***Update 03.04. Thomas Bellut hat Recht, siehe auch hier.)
Viereinhalb Stunden „Bares für Rares“ – wie verbinden Sie das mit „junger, moderner Unterhaltung“?
Bellut: „Bares für Rares“ ist eines der jüngsten Programme bei uns, mit einem Marktanteil von über zehn Prozent. Ich habe immer wieder gesagt: Man kann nicht auf jeder Programmfläche eines Senders, einer Sendergruppe, erhaben sein. „Bares für Rares“ ist sehr erfolgreich, erreicht jüngere Leute, trifft offenkundig den Nerv der Zeit und wird dort nochmal wiederholt.
Was stört Sie an „Bares für Rares“?
Mich stört an der Sendung gar nichts. Aber Sie senden diese Sendung auf ZDFneo zum Teil vier bis fünf Stunden am Tag. Stefan Niggemeier ausgerechnet, dass Sie 2017 „fünf Wochen, vier Tage und 15 Stunden lang „Bares für Rares“ ausgestrahlt“ haben.
Bellut: Das zeigt, wie erfolgreich dieses Programm ist. Es ist auswertbar. Irgendwann wird es wieder einen anderen Trend geben, jetzt ist es dieser Trend. Ich sehe da nichts Verwerfliches dran. Wir haben andere Sender, wie ZDFinfo, die ununterbrochen Dokumentationen zeigen. ZDFneo versucht einen Mix aus den Bestandteilen des etablierten ZDF-Programms mit neuen Elementen. Ich nehme Ihre Meinung gerne zu Kenntnis, ich sehe es anders.
Sie haben zu Beginn der Pressekonferenz (und auch im Interview mit „Die Zeit“) stolz auf die zahlreichen Preise für ZDF-Sendungen verwiesen. Auch „Schulz & Böhmermann“ hatte einen Preis bekommen (der Deutschen Akademie für Fernsehen in der Kategorie Unterhaltung), die Sendung haben Sie aber trotzdem aus dem Programm genommen. Was spielt denn nun eine Rolle, die Preise oder die Quote?
Bellut: Alles spielt eine Rolle, auch die Bewertung der Redaktion, oder des Hauses, ob ein Format noch die Kraft hat eine längere Zeit zu bestehen. Oder ob ein Format auch mal zu Ende erzählt ist. Das ist das Geschäft der Redaktionen, zu überlegen: Was machen wir neu, und was nicht?
Böhmermann ist nach wie vor dabei, und er macht auch andere Formate für uns in Zukunft – insofern wechselt das immer wieder, das ist völlig normal. Das war eine Entscheidung der Redaktion in Absprache mit den beiden Moderatoren.
Frau Thieme, wird im ZDF-Fernsehrat auch über ZDFneo gesprochen und läuft da niemand Sturm, dass dort sehr viel nur wiederholt wird und ganz wenig originär selbst produziertes, junges Programm läuft?
Thieme: Angesichts der Budget-Restriktionen sind wir eigentlich dankbar, dass wir mit dem Programmvermögen so viel neue Zuschauer, und eine so hohe Zuschauer-Akzeptanz generiert wird. Das ist ja einmal bezahltes Programmvermögen. Und wenn sich dann zu anderen Zeiten, und auf anderen Kanälen, in anderen Zusammenhängen die Menschen dafür interessieren, dann ist das doch genau das, was wir mit dem Geld öffentlich-rechtlicher Beiträge tatsächlich anstreben sollten.
Mit Wiederholungen? Die Erstsendungen gibt es doch auch in den anderen Sendern.
Thieme: Ja natürlich. Wie leben wir heute? Das ist doch die Entwicklung, die wir nehmen, dass Menschen zeitversetzt die Dinge sehen. Lineares Fernsehen hat seine ganz große Berechtigung. Wir sehen auch da noch immer größere Akzeptanzen, und längere Verweildauern. Aber wir sehen auch, dass die unterschiedlichen Lebensweisen und Interessen der Menschen auch unterschiedliche Ausspielwege und Zeiten nutzen, um tatsächlich das, was einmal erstellt ist, sich anzuschauen. Daran kann ich nichts Verwerfliches erkennen.
Bei den olympischen Spielen in Korea haben Sie ausprobiert, wie man zusammenarbeitet in Leipzig mit einem Sende-Zentrum. Sie wollen nun ein gemeinsames Zentrum für solche Programm-Events aufbauen wollen im Rhein-Main-Raum. Werden Sie das schon zur Fußball-WM machen?
Bellut: Es ist schon verabredet mit dem SWR, diesmal ist der unser Partner. Davor haben wir super zusammengearbeitet mit dem MDR. Unsere Idee ist einfach nur, zu verstetigen, dass es nicht immer ein Wanderzirkus ist, sondern an einem Ort das produziert wird. Das ist der Ansatz. Ich kann mir natürlich im Zusammenhang mit der ARD in jedem Bereich was vorstellen. Hier böte sich an, mit dem SWR oder dem hessischen Rundfunk, die ja auch ihre Sendegebiete hier angrenzend haben – das ist eine Idee, die wir mit der ARD diskutieren werden.
Es ist nur ein Beispiel für mögliche Projekte, wo wir tatsächlich noch mehr Synergien herstellen können. Das zahlt sich dann in den Jahrzehnten danach aus.
Die Politik verhandelt im Moment mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten, aber man kommt nicht so richtig weiter. Wie ist die Diskussion mit den Vertretern im ZDF-Fernsehrat?
Thieme: Wir hatten eine sehr konstruktive Diskussion, auch gerade mit den Vertretern der Staatskanzleien oder der Länderregierungen, die tatsächlich auch die Tonalität, auch das sehr Sachliche, auch das wenig Schuldzuweisungen beinhaltende Vorgehen des Fernsehrates auf das ZDF bezogen, als sehr konstruktiv empfunden. Insofern kann ich mir schon vorstellen, dass das Eingang in die weiteren Diskussionen der Länder finden wird.
Bellut: Ich bin da gnadenlos vernunftgesteuert, in diesen Diskussionen. Der ZDF-Staatsvertrag muss von allen Landesparlamenten genehmigt werden, der neue, der dann zu Veränderungen welcher Art auch immer ab 2021 führen könnte. Da ist es doch vernünftig, einmal alles zu tun, um zu sparen, die Anspruchshaltung erstmal zurückzustellen, sondern gucken: Wie stehen wir eigentlich, wie sieht der Bedarf aus? – Und dann viele Diskussionen führen, nicht nur im Fernsehrat. Der spiegelt natürlich die Länder wieder, jedes Bundesland ist mit mehreren Personen vertreten, so dass wir da auch ein breites Echo haben, wie das in der Gesellschaft gesehen wird.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk braucht auch die Akzeptanz in der gesamten Gesellschaft, für die Zukunft. Daran sollten wir hart arbeiten.
Wir sind gut ausgestattet, das gibt mir die Zuversicht, dass der Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für die Gesellschaft gesehen wird. Gerade in diesen unruhigen Zeiten. Denn wo finden Sie sonst die Information zum Beispiel aus der Politik, wenn nicht in den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Das gibt mir die Zuversicht, dass das mehrheitlich so gesehen wird. Es ist ein fließender Prozess, man sollte mit großer Vorsicht, Sensibilität und Bescheidenheit in solche Gespräche gehen.
Die Rundfunkstaatsverträge sind meistens abgeschlossen mit 16 Bundesländern.
Bellut: Ich erinnere nochmal an das Verfahren: Die Länder haben die Kompetenz beim Auftrag. Die Anstalten melden Bedarf an, das ist unsere Entscheidung, wo wir den sehen, was auch immer da für Faktoren einfließen. Dann beurteilt die KEF das, was wir angemeldet haben – ist das realistisch, übertrieben? Dann geben sie den Ländern ein Feedback, und dann müssen die Länder darüber befinden.
Wir sind ein intakter Rechtsstaat. Lasst uns dieses Verfahren, dass auch ein Schutz in schweren Zeiten bietet, nicht demontieren, im Gegenteil, lasst uns dazu stehen. Das verlangt von den Anstalten auch eine Einstellung, die sagt: Wir stellen uns der Diskussion.
Der SWR und die ARD haben Gegner und Kritiker des Rundfunkbeitrags in eigene Sendungen eingeladen. Warum macht das ZDF das nicht?
Bellut: Da verfügen Sie über ein geringeres Erinnerungsvermögen. Ich habe mich nach der Umstellung auf den Rundfunkbeitrag in mehreren Sendungen, auch bei Maybrit Illner, dieser Diskussion gestellt. Ich bin natürlich bereit dazu. Ab Herbst, bis zu den Entscheidungen der Parlamente, werden wir öffentliche Diskussionen in jeder Form führen, auch auf dem Sender. Ich habe die nicht die geringste Scheu davor. Es gab in den letzten Monaten auch andere Themen in Deutschland, zum Beispiel die Regierungsbildung. Und ich glaube, wir haben noch ausreichend Zeit uns unserem Publikum zu stellen. Wir werden auch im Programm Akzente setzen, wo wir uns klar programmlich gerade den Regionen zuwenden werden, die den Eindruck haben, nicht genug beachtet zu werden. Es wird gerade an einem Konzept gearbeitet. Es wird eine offene Diskussion, auch im ZDF darüber geben.
Die Ostsee-Zeitung berichtete Ende 2017, dass in Wismar einer 77-jährigen Frau die Rente gepfändet wurde, für den Rundfunkbeitrag. Ihre Rente wird um monatlich 95 Euro verringert, sie hatte sich abgemeldet und verfügt über keine Empfangsgeräte. Halten Sie als das Pfänden von Renten für für Ihr Programm, oder auch für Ihre Rente – halten Sie das Pfänden von Renten dafür für richtig?
Bellut: Ich kann darauf nichts sagen, weil ich den Einzelfall nicht kenne. Es gibt klare Regeln, beim Erheben und Einziehen des Beitrags, das ist auch rechtstaatlich mehrfach überprüft worden. Es gibt auch Ausnahme-Regelungen für Bedürftige, die freigestellt werden können von den Beiträgen. So gesehen gibt es Regeln um soziale Härten zu vermeiden.
Es gibt tatsächlich sehr viele Einzelfälle, auch wo Menschen das Auto gepfändet wurde. In diesem Fall hat es eine seriöse Quelle berichtet, die Autorin des Artikels hat mir den Sachverhalt auch bestätigt. Möchten Sie es nicht doch kommentieren? Wurde da vielleicht eine Grenze überschritten, wenn man alten Menschen, die kein Gerät haben, die Rente pfändet für Ihr Programm oder für die Renten der ZDF-Angestellten?
Bellut: Es ist per Staatsvertrag ein Verfahren entschieden worden, das ist mehrfach von den Gerichten überprüft worden, ob es rechtens ist. Es ist rechtens. Ich kann den Einzelfall nicht beurteilen, aber wenn man Regeln hat, versucht man sie schon einzuhalten. Ansonsten wird das System über kurz oder lang kollabieren.
Transparenz. Ich versuche schon seit Längerem rauszukriegen, was eigentlich die Sendung von Jan Böhmermann kostet. Bei Kosten von einzelnen Comedy-Sendungen liest man dann auf der ZDF-Website zwischen 10.000 Euro bis 315.000 Euro. Verstehen Sie darunter Transparenz?
Bellut: Wissen Sie, wenn ich alle Marktpreise offenlege, ist das eine wunderbare Vorlage für alle Produktionsfirmen, um sich zu vergleichen. Dann kann der Programmdirektor keine Arbeit mehr machen, weil alle, die unterm Schnitt sind, sich darüber beschweren. Das ist schon ziemlich naiv. Wir sind so transparent wie keine andere Anstalt. Diese ‚von … bis‘ Regelung, Sie können bei Böhmermann ja nachfragen. Ich glaube es ist ihm nicht recht, in den Verträgen steht nichts von Veröffentlichung. Aber das zeigt doch einen klaren Rahmen. Und wer das (Comedy-)Geschäft kennt, weiß: je nach Anteilen, ist da viel Fiction oder Reanactment drin, wird es teurer, wenn es wortgeprägt ist, wird es günstiger, wenn eine höhere Schlagzahl da ist, wird es auch günstiger. Da sind wir nun wirklich transparent, auch gegenüber der KEF und den Gremien, die Kosten werden vom Verwaltungsrat detailliert begutachtet.
Aber ich werde nicht Einzel-Produktionen von Sendung X… Es gibt ein paar Beispiele, Fiction zum Beispiel, 90minütiger Film kostet 1,3 bis 1,4 Millionen. So haben wir für Comedy, die sehr unterschiedlich ist, diese Bandbreite.
Ich erinnere mich, dass Sie „Maybritt Illner“ oder „Berlin direkt“ sehr genau beziffert haben.(Korrektur: stimmt nur in Bezug auf „Berlin direkt“, Kosten: rund 52.000 Euro, vgl. zdf.de)
Bellut: Das können wir nicht bei Comedy, weil es so unterschiedlich ist. Nochmal: Wenn ich die einzelnen Summen offenlege kommt es zu Preisvergleichen, und das möchte ich nicht. Das ist ja ein komplexer Prozess wie diese Preise ermittelt werden. Das ist eine Verhandlung zwischen der Firma und uns.
Jüngst wurde veröffentlicht, wie viel Bettina Schausten verdient. Die Zahlen der Kollegin Maybrit Illner sind dagegen geheim. Können Sie diese Transparenz nicht bei allen Mitarbeitern durchsetzen.
Bellut: Da gibt es eine klare gesetzliche Regelung, dass die festangestellten, über Tarif bezahlten Beschäftigten veröffentlicht werden, nach der entsprechenden Verwaltungsratssitzung. Und ich kämpfe dafür, dass die Gehälter derer, die frei beschäftigt sind, nicht offen gelegt werden. Bei dieser Einstellung bleibe ich. Um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, vor Diskussionen die Sie hier führen möchten. Wenn wir dort nicht einen gewissen Ermessensspielraum haben – das ist ja auch mehrfach durch Gutachten schon begleitet worden, worden, wenn wir den nicht haben, wird die Wettbewerbsfähigkeit des ZDF und der Persönlichkeitsschutz der Moderatorinnen und Moderatoren eingeschränkt und das mache ich nicht.
Sie sagten bei der ZDF-PK im Dezember 2017 die Zahl der Krimis solle nicht weiter steigen. Nun klagen selbst Schauspieler und Regisseure über ein zu viel an Krimis, Roland Suso Richter spricht von „Krimi-Inflation“, Friedemann Fromm nennt eine konkrete Zahl: „30% weniger Krimis“ wäre gut (Interview in Kürze auf PI). Welche Meinung haben Sie dazu?
Bellut: Das ist ein interessanter Hinweis, Fromm ist ein super Regisseur. Aber das gehört zur Programmautonomie. Natürlich stelle ich mich den Diskussionen, auch im Fernsehrat. Eine Vermehrung der Krimizahl will ich nicht, auch um eine Monokultur… – das ist sie ja nicht, wir haben die gleiche Anzahl von Nicht-Krimi-Formaten, also um da eine Übersättigung des Marktes zu verhindern. Warum es so viele Krimis gibt, da kann man lange philosophieren, das ist wie im skandinavischen Raum: Krimis sind hoch-wiederholbar. Sie sind sehr gut gefragt beim Publikum. Wir treffen dort also ein Bedürfnis.
Mir fällt eine Folge aus der Reihe „Spreewaldkrimi“ ein, die alle Preise bekommen hat, die es in Deuschland gibt (gemeint ist womöglich „Mörderische Hitze“). Das war kein Krimi, hatte ein Krimi-Gefäß, war aber im Grunde ein Drama. Das gehört zur gestalterischen Freiheit einer Anstalt. Aber Ihre Freiheit ist natürlich auch, uns dafür zu kritisieren.
Der Regisseur Uwe Janson hat beklagt, dass seine Serie „Das Pubertier“ – kein Krimi – nach nur einer Staffel abgesetzt wurde. Warum? 3,4 Mio Zuschauer ist doch auch für Ihre Maßstäbe eine Zahl, wo offenbar etwas beim Zuschauer angekommen ist. Warum gibt man der Serie keine Chance?
Bellut: Ich habe die Serie geschätzt, aber es ist doch die Frage, ob man so etwas unendlich perpetuieren kann. Pubertät ist ein interessantes Thema, aber selbst Eltern und Kinder im entsprechenden Alter halten es nicht unbegrenzt aus, es war irgendwann das Gefühl, es ist zu Ende erzählt. Das war keine reine Quoten-Entscheidung, das würde ich eindeutig in Abrede stellen. Ich fand sie gelungen, aber eine nicht endenwollende Serie war auch gar nicht geplant.
Das ZDF hat Beteiligungen an Produktionsfirmen wie Gruppe 5 und Doclights, die auch gelegentlich für Privatsender produzieren. Welchen Sinn macht es, wenn mit der vom Gebührenzahler finanzierten Infrastruktur, Formate von Privatsendern produziert werden?
Bellut: Das müssen sie sogar, wenn eine Firma gegründet wird, die einen Bezug zum ZDF hat, muss sie am Markt agieren, das wird auch regelmäßig überprüft, ob sie marktkonform agiert, und nicht etwa subventioniert wird, durch Aufträge, das muss so sein. Ich begrüße das sehr, wenn eine Firma, an der wir beteiligt sind, auch für Privatsender arbeitet. Das ist der Sinn von Firmen. Das ‚Imperium‘ des ZDF ist im Vergleich mit der ARD klein, ich habe nicht die Absicht, das auszubauen, wir sind da in einem vernünftigen Rahmen.
Man hat das übrigens gemacht, damit wir auch den Kontakt zum Markt haben, wir genau fühlen, was passiert dort eigentlich. Wir haben dadurch auch eine Transparenz in Preisgestaltung, wir haben sehr viel gelernt. Ich glaube aber, dass man es als Sender nicht übertreiben soll mit der Gründung von Firmen. Wir haben ein gutes Bouquet. Wir haben uns ein bisschen verbessert im Bereich Internet, weil das ein völlig neues Feld ist, aber ansonsten im Bereich Fiction sind keine Ausdehnungen geplant, bis auf Spezialbereiche, die internationale Kooproduktiosnfirma, wo wir auch europäische Partner haben.
Das ZDF veröffentlicht teilweise Angaben zu Kosten bestimmter Sendungen, doch zum Jugendkanal Funk gibt es keinerlei Transparenz. Warum?
Bellut: Das ist der SWR federführend, wir sind mit einem Drittel beteiligt. Ich nehme das zur Kenntnis, ich wusste nicht, dass es da keine Transparenz gibt. Es gibt da gar nichts zu verheimlichen. Die 15 Millionen, etwas weniger, die wir jedes Jahr reinstecken, werden weitgehend in Produktionen gesteckt. Ich habe keinen Geheimhaltungsbedarf. Wir haben in dem Bereich nichts zu verbergen. Aber Bilanzpressekonferenz oder der Online-Auftritt über die Etatmittel ist Sache des SWR. Was wir dort machen, mit unserem Geld, was wir zuliefern, das kenne ich einigermaßen, da weiß ich auch, wie ich das feststellen kann. Aber wir mauern da nicht, aber für das gesamte Angebot weiß ich das nicht.